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Brineura - Zusammengefasste Informationen

Enthält den aktiven Wirkstoff:

ATC-Gruppe:

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Brineura

1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Brineura 150 mg Infusionslösung

2. qualitative und quantitative zusammensetzung

Jede Durchstechflasche Brineura enthält 150 mg Cerliponase alfa* in 5 ml Lösung.

Jeder Milliliter der Infusionslösung enthält 30 mg Cerliponase alfa.

*Cerliponase alfa wird in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellt.

Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:

Jede Durchstechflasche enthält 17,4 mg Natrium in 5 ml Lösung.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3. darreichungsform

Infusionslösung.

Klare bis leicht opaleszente und farblose bis hellgelbe Lösung, die gelegentlich feine durchscheinende Fasern oder undurchsichtige Partikel enthalten kann.

4. klinische angaben4.1 anwendungsgebiete

Brineura ist angezeigt zur Behandlung der neuronalen Ceroid-Lipofuszinose (NCL) Typ 2, auch als Tripeptidyl-Peptidase 1 (TPP1)-Mangel bezeichnet.

4.2 dosierung und art der anwendung

Brineura darf ausschließlich in einem klinischen Umfeld von Ärzten, die über Erfahrung in der intracerebroven­trikulären Anwendung von Arzneimittelnver­fügen verabreicht werden.

Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt 300 mg Cerliponase alfa und wird jede zweite Woche einmal durch intracerebroven­trikuläre Infusion verabreicht.

Bei Patienten unter 2 Jahren wird eine geringere Dosierung empfohlen, siehe Abschnitt „Kinder und Jugendliche“.

30 bis 60 Minuten vor dem Beginn der Infusion wird eine Prämedikation der Patienten mit Antihistaminika mit oder ohne Antipyretika empfohlen.

Bei einer fortgesetzten Langzeit-Therapie sollten regelmäßig klinische Beurteilungen vorgenommen werden, um festzustellen, ob der Nutzen die potenziellen Risiken für den jeweiligen Patienten überwiegt.

Dosisanpassungen

Bei Patienten, die Unverträglichkeiten gegenüber der Infusion zeigen, kann eine Anpassung der Dosis erwogen werden. Die Dosis kann um 50 % reduziert und/oder die Infusionsrate kann verlangsamt werden.

Falls die Infusion aufgrund einer Überempfindlichke­itsreaktion unterbrochen wird, sollte sie mit einer Infusionsrate erneut gestartet werden, die etwa die Hälfte der anfänglichen Infusionsrate ausmacht, bei der die Überempfindlichke­itsreaktion aufgetreten ist.

Bei Patienten, die Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder eine reduzierte geistige Verfassung aufweisen, die nach Ansicht des behandelnden Arztes auf einen möglichen Anstieg des Hirndrucks zurückzuführen sein können, sollte die Infusion unterbrochen und/oder die Infusionsrate verlangsamt werden. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind bei Patienten unter 3 Jahren besonders wichtig.

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Brineura bei Kindern unter 3 Jahren ist bisher nicht erwiesen. Für Kinder im Alter von 2 Jahren liegen eingeschränkte Daten vor und für Kinder unter 2 Jahren liegen keine klinischen Daten vor (siehe Abschnitt 5.1). Die für Kinder unter 2 Jahren vorgeschlagene Dosierung folgt Schätzungen auf der Grundlage der Hirnmasse.

In klinischen Studien wurde die Behandlung mit Brineura bei Kindern von 2 bis 8 Jahren begonnen. Für Kinder über 8 Jahre liegen eingeschränkte Daten vor. Die Behandlung sollte auf der Grundlage des vom Arzt ermittelten Nutzens und der Risken für den individuellen Patienten erfolgen.

Die für Patienten gewählte Dosierung hängt vom Alter des Patienten zum Zeitpunkt der Behandlung ab und sollte dementsprechend angepasst werden (siehe Tabelle 1). Die empfohlene Dosis für Patienten unter 3 Jahren beruht auf der noch andauernden klinischen Studie 190–203, siehe Abschnitt 5.1.

Tabelle 1: Dosierungen und Volumina von Brineura

Altersgruppen

In jeder zweiten Woche verabreichte Gesamtdosis (mg)

Volumen der Brineura-Lösung (ml)

Geburt bis < 6 Monate

100

3,3

6 Monate bis < 1 Jahr

150

5

1 Jahr bis < 2 Jahre

200 (die ersten 4 Dosen) 300 (nachfolgende Dosen)

6,7 (die ersten 4 Dosen)

10 (nachfolgende Dosen)

2 Jahre und älter

300

10

Art der Anwendung

Zur intracerebroven­trikulären Anwendung.

Vorsichtsmaßnahmen vor der Handhabung / Anwendung des Arzneimittels

Die Vorbereitung und Verabreichung muss unter Anwendung einer strikt aseptischen Technik erfolgen.

Sowohl Brineura als auch die Spüllösung dürfen ausschließlich intracerebroven­trikulär verabreicht werden. Jede Durchstechflasche Brineura und Spüllösung ist nur zur einmaligen Anwendung vorgesehen.

Brineura wird per Infusion mittels eines chirurgisch implantierten Reservoirs und Katheters (intracerebro­ventrikuläre Zugangsvorrichtung) in die Cerebrospinal­flüssigkeit (CSF) appliziert. Die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung muss vor der ersten Infusion implantiert werden. Die implantierte intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung muss geeignet sein, den Zugang zu den Hirnventrikeln zur therapeutischen Verabreichung zu gewährleisten.

Nach der Brineura-Infusion muss eine berechnete Menge Spüllösung verwendet werden, um die Infusionskompo­nenten einschließlich der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung durchzuspülen, um Brineura vollständig zu verabreichen sowie die Durchgängigkeit der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung zu gewährleisten (siehe Abschnitt 6.6). Die Durchstechflaschen mit Brineura und Spüllösung müssen vor der Verabreichung aufgetaut werden. Die Infusionsrate für Brineura und die Spüllösung beträgt 2,5 ml/Stunde. Die gesamte Infusionsdauer von Brineura und der erforderlichen Menge der Spüllösung liegt bei etwa 2 bis 4,5 Stunden, je nachdem, welche Dosis und welches Volumen verabreicht wird.

Intracerebroven­trikuläre Infusion von Brineura

Brineura muss vor der Spüllösung verabreicht werden.

1. Beschriften Sie den Infusionsschlauch mit „Nur zur intracerebroven­trikulären Infusion“.

2. Schließen Sie die Spritze mit der Brineura-Lösung an den Verlängerungsschlau­ch an, wenn einer verwendet wird, oder schließen Sie die Spritze an das Infusionsbesteck an. Das Infusionsbesteck muss mit einem 0,2 |jm Inline-Filter ausgestattet sein. Siehe Abbildung 1.

3. Füllen Sie die Infusionskompo­nenten mit Brineura.

4. Nehmen Sie eine Sichtprüfung der Kopfhaut auf Anzeichen für Undichtigkeiten oder Defekte an der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung oder mögliche Infektionen vor. Wenden Sie Brineura nicht an, wenn Anzeichen und Symptome für eine Undichtigkeit der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung, ein Versagen der Vorrichtung oder eine vorrichtungsbe­dingte Infektion bestehen (siehe Abschnitte 4.3 und 4.4).

5. Bereiten Sie die Kopfhaut unter Anwendung einer aseptischen Technik gemäß dem Versorgungsstandard der Einrichtung für die intracerebroven­trikuläre Infusion vor.

6. Führen Sie die Portkanüle in die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtun­g ein.

7. Schließen Sie eine separate leere sterile Spritze (maximal 3 ml) an die Portkanüle an. Ziehen Sie 0,5 ml bis 1 ml CSF ab, um die Durchgängigkeit der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung zu überprüfen.

Applizieren Sie die CSF nicht zurück in die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung. CSF-Proben sollten routinemäßig zur Infektionsüber­wachung ins Labor geschickt werden (siehe Abschnitt 4.4).

8. Schließen Sie das Infusionsbesteck an die Portkanüle an (siehe Abbildung 1).

Befestigen Sie alle Komponenten gemäß dem Versorgungsstandard der Einrichtung.

9. Legen Sie die Spritze mit der Brineura-Lösung in die Spritzenpumpe ein und programmieren Sie die Pumpe zur Abgabe einer Infusionsrate von 2,5 ml pro Stunde.

Programmieren Sie den Pumpenalarm für Druck, Rate und Volumengrenzen auf die höchste Empfindlichke­itsstufe. Für Einzelheiten lesen Sie die Gebrauchsanweisung des Herstellers der Spritzenpumpe. Nicht als Bolus oder von Hand verabreichen.

10. Beginnen Sie die Infusion von Brineura mit einer Rate von 2,5 ml pro Stunde.

11. Überprüfen Sie das Infusionssystem während der Infusion regelmäßig auf Anzeichen von Undichtigkeiten oder ein Abgabeversagen.

12. Überprüfen Sie, dass die „Brineura“-Spritze in der Spritzenpumpe nach dem Ende der Infusion leer ist. Lösen Sie die leere Spritze aus der Pumpe, nehmen Sie sie heraus und trennen Sie sie von den Schläuchen. Entsorgen Sie die leere Spritze entsprechend den nationalen Anforderungen.

Abbildung 1: Montage des Infusionssystems

Intracerebroven­trikuläre Infusion der Spüllösung

Verabreichen Sie die bereitgestellte Spüllösung, nachdem die Brineura-Infusion abgeschlossen ist.

1. Schließen Sie die Spritze mit dem berechneten Volumen der Spüllösung an die Infusionskompo­nenten an (siehe Abschnitt 6.6).

2. Legen Sie die Spritze mit der Spüllösung in die Spritzenpumpe ein und programmieren Sie die Pumpe zur Abgabe einer Infusionsrate von 2,5 ml pro Stunde.

Programmieren Sie den Pumpenalarm für Druck, Rate und Volumengrenzen auf die höchste Empfindlichke­itsstufe. Für Einzelheiten lesen Sie die Gebrauchsanweisung des Herstellers der Spritzenpumpe. Nicht als Bolus oder von Hand verabreichen.

3. Beginnen Sie die Infusion der Spüllösung mit einer Rate von 2,5 ml pro Stunde.

4. Überprüfen Sie die Infusionskompo­nenten während der Infusion regelmäßig auf Anzeichen von Undichtigkeiten oder ein Abgabeversagen.

5. Überprüfen Sie, dass die Spritze mit der Spüllösung in der Spritzenpumpe nach dem Ende der Infusion leer ist. Lösen Sie die leere Spritze aus der Pumpe, nehmen Sie sie heraus und trennen Sie sie von den Schläuchen.

6. Entfernen Sie die Portkanüle. Verbinden Sie die Infusionsstelle unter leichtem Druck gemäß dem Versorgungsstandard der Einrichtung.

7. Entsorgen Sie alle Infusionskompo­nenten, Kanülen, nicht verwendete Lösungen und andere Abfallmaterialien entsprechend den nationalen Anforderungen.

Hinweise zur Vorbereitung von Brineura und der Spüllösung zur Anwendung, siehe Abschnitt 6.6.

4.3 gegenanzeigen

Lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktion gegenüber dem Wirkstoff oder einem der in Abschnitt

6.1 genannten sonstigen Bestandteile, wenn eine Rechallenge nicht erfolgreich war (siehe Abschnitt 4.4).

NCL2-Patienten mit ventrikulo-peritonealen Shunts.

Brineura darf nicht verabreicht werden, wenn es Anzeichen für eine akute Undichtigkeit der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung oder einen Defekt an der Vorrichtung gibt oder wenn eine vorrichtungsbe­dingte Infektion vorliegt (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4).

4.4 besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung

Komplikationen durch die Applikationsvo­rrichtung

Um das Infektionsrisiko zu senken, muss Brineura unter Anwendung einer aseptischen Technik verabreicht werden. Bei mit Brineura behandelten Patienten sind Infektionen beobachtet worden, die durch die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung verursacht wurden, einschließlich subklinische Infektionen und Meningitis. Meningitis kann sich durch folgende Symptome äußern: Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifheit, Lichtempfindlichke­it, Übelkeit, Erbrechen und veränderter Gemütszustand. CSF-Proben sollten routinemäßig für Untersuchungen eingeschickt werden, um subklinische Infektionen an der Vorrichtung aufzudecken. In klinischen Studien wurden Antibiotika verabreicht, die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung wurde ersetzt und die Behandlung mit Brineura fortgesetzt.

Vor jeder Infusion muss medizinisches Fachpersonal eine Sichtprüfung der Kopfhaut vornehmen, um sicherzustellen, dass die Haut intakt ist und die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung nicht beschädigt ist. Häufige Anzeichen für Undichtigkeiten der Vorrichtung und Defekt an der Vorrichtung sind u. a. Schwellungen, Erythem der Kopfhaut, Extravasation von Flüssigkeit oder eine Ausbeulung der Kopfhaut in der Umgebung oder über der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung. Diese Anzeichen können jedoch auch im Zusammenhang mit Infektionen auftreten, die durch die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung verursacht wurden.

Vor dem Beginn der Brineura-Infusion muss eine Sichtprüfung der Infusionsstelle und eine Prüfung der Durchgängigkeit vorgenommen werden, um eventuelle Undichtigkeiten und/oder Defekte an der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung festzustellen (siehe Abschnitte 4.2 und 4.3). Da die Anzeichen und Symptome einer durch die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung verursachten Infektion nicht ersichtlich sein können, sollten CSF-Proben routinemäßig für Untersuchungen eingeschickt werden, um subklinische Infektionen an der Vorrichtung aufzudecken. Um die Unversehrtheit der Vorrichtung zu bestätigen, ist eventuell die Konsultation eines Neurochirurgen erforderlich. Im Falle eines Defekts an der Vorrichtung muss die Brineura-Behandlung unterbrochen werden und gegebenenfalls ist vor der nächsten Infusion die Implantation einer neuen Applikationsvo­rrichtung erforderlich.

Nach Langzeitanwendung tritt Materialzersetzung der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung auf. Dies ergaben die vorausgehenden Ergebnisse von Laborversuchen und Beobachtungen in klinischen Studien nach etwa 4-jähriger Anwendung. In zwei klinischen Fällen zeigte die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung zum Zeitpunkt der Infusion keine Anzeichen eines Defekts; nach dem Entfernen war jedoch Materialzersetzung der Zugangsvorrichtung erkennbar, die mit den Daten aus Laborversuchen mit der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung übereinstimmte. Die Zugangsvorrichtun­gen wurden ausgetauscht und die Patienten nahmen die Behandlung mit Brineura wieder auf.

Ein Austausch der Zugangsvorrichtung sollte vor Ablauf von 4 Jahren einer regelmäßigen Verabreichung von Brineura erwogen werden. Es muss jedoch stets sichergestellt werden, dass die intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtung in Übereinstimmung mit den Vorschriften des jeweiligen Medizinprodukte-Herstellers verwendet wird.

Im Falle einer Komplikation aufgrund der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung lesen Sie bitte die Herstellerangaben für weitere Anweisungen.

Bei Patienten, die anfällig für Komplikationen durch die intracerebroven­trikuläre Verabreichung von Arzneimitteln sind, darunter Patienten mit einem obstruktiven Hydrocephalus, ist Vorsicht geboten.

Überwachung des klinischen Bilds und der Laborwerte

Die Vitalzeichen sollten vor dem Beginn der Infusion, regelmäßig während der Infusion und nach der Infusion in klinischer Umgebung überwacht werden. Nach dem Abschluss der Infusion ist eine klinische Beurteilung des Zustands des Patienten erforderlich und bei einer entsprechenden klinischen Indikation kann eine Überwachung über einen längeren Zeitraum notwendig sein, insbesondere bei Patienten unter 3 Jahren.

Bei Patienten mit Bradykardie, Reizleitungsstörun­gen oder strukturellen Herzerkrankungen in der Vorgeschichte sollte während der Infusion eine Überwachung mittels Elektrokardiogramm (EKG) erfolgen, da manche NCL2-Patienten Reizleitungsstörun­gen oder Herzerkrankungen entwickeln. Bei Patienten mit normaler Herzfunktion sollte alle 6 Monate ein 12-Kanal-EKG aufgezeichnet werden.

CSF-Proben sollten routinemäßig für Untersuchungen eingeschickt werden, um subklinische Infektionen an der Vorrichtung aufzudecken (siehe Abschnitt 4.2).

Kinder und Jugendliche

Bei der Einleitung der Behandlung in klinischen Studien gab es keine Patienten mit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf und für Kinder unter 2 Jahren sind keine klinischen Daten verfügbar. Bei Patienten mit fortgeschrittener NCL2 und bei Neugeborenen kann die Integrität der Blut-Hirn-Schranke herabgesetzt sein. Die Auswirkungen einer möglicherweise erhöhten Exposition der Peripherie gegenüber dem Arzneimittel sind nicht bekannt.

Anaphylaktische Reaktionen

Es wurde über anaphylaktische Reaktionen im Zusammenhang mit Brineura berichtet. Als Vorsichtsmaßnahme müssen bei der Verabreichung von Brineura die entsprechenden medizinischen Versorgungsmöglichke­iten bereitstehen. Wenn anaphylaktische Reaktionen auftreten, ist die Infusion unverzüglich abzubrechen und eine angemessene medizinische Behandlung einzuleiten. Die Patienten sind während und nach der Infusion engmaschig zu überwachen. Wenn eine Anaphylaxie auftritt, ist bei einer erneuten Verabreichung Vorsicht geboten.

Natriumgehalt

Dieses Arzneimittel enthält 17,4 mg Natrium pro Durchstechflasche Brineura und Spüllösung, entsprechend 0,87 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.

Dieses Arzneimittel enthält Kalium, jedoch weniger als 1 mmol (39 mg) Kalium pro Durchstechflasche, d.h. es ist nahezu „kaliumfrei“.

Rückverfolgbar­keit

Um die Rückverfolgbarkeit biologischer Arzneimittel zu verbessern, müssen die Bezeichnung des Arzneimittels und die Chargenbezeichnung des angewendeten Arzneimittels eindeutig dokumentiert werden.

4.5 wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen

Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt. Bei Cerliponase alfa handelt es sich um ein rekombinantes humanes Protein und eine systemische Exposition ist aufgrund der intracerebroven­trikulären Verabreichung begrenzt; deshalb ist das Auftreten von Wechselwirkungen zwischen Cerliponase alfa und Arzneimitteln, die durch Cytochrom-P450-Enzyme metabolisiert werden, unwahrscheinlich.

4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine Daten zur Anwendung von Brineura bei schwangeren Frauen vor. Es wurden mit Brineura keine Tierstudien zur Fortpflanzung durchgeführt. Es ist nicht bekannt, ob Brineura schädigende Auswirkungen auf einen Fötus haben kann, wenn es einer schwangeren Frau verabreicht wird, oder ob es Auswirkungen auf die Reproduktionska­pazität hat. Brineura sollte nur an eine schwangere Frau verabreicht werden, wenn dies eindeutig erforderlich ist.

Stillzeit

Es liegen keine Daten zum Übergang von Cerliponase alfa in die Muttermilch, zu Auswirkungen von Cerliponase alfa auf ein gestilltes Kind oder zu Auswirkungen auf die Milchproduktion vor. Das Stillen soll während der Behandlung mit Brineura unterbrochen werden.

Fertilität

Mit Cerliponase alfa wurden keine Fertilitätsstudien an Tieren oder Menschen durchgeführt.

4.7 auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen von Brineura auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.

4.8 nebenwirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Die in diesem Abschnitt beschriebenen unerwünschten Reaktionen wurden an 24 Patienten mit NCL2, die im Rahmen von klinischen Studien von bis zu 141 Wochen Länge mindestens eine Dosis Brineura erhalten haben, sowie anhand von Erfahrungen nach dem Inverkehrbringen bewertet. Die häufigsten (> 20 %) in klinischen Studien zu Brineura beobachteten Nebenwirkungen waren Fieber, verringertes CSF-Protein, EKG-Abweichungen, Erbrechen, Infektionen der oberen Atemwege und Überempfindlichke­itsreaktionen. Bei keinem Patienten musste die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen abgebrochen werden.

Tabellarische Auflistung der Nebenwirkungen

Die beobachteten Nebenwirkungen sind im Folgenden nach Systemorganklasse und Häufigkeit gemäß der MedDRA Häufigkeitskon­vention aufgeführt, definiert wie folgt: sehr häufig (> 1/10), häufig (> 1/100 bis < 1/10), gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100), selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000), sehr selten (< 1/10.000), nicht bekannt (auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar). Die Nebenwirkungen sind mit abnehmendem Schweregrad aufgeführt.

Tabelle 2: Häufigkeit von Nebenwirkungen mit Brineura

MedDRA

Systemorganklasse

MedDRA

Bevorzugter Begriff

Häufigkeit

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Infektionen der oberen Atemwege Konjunktivitis

Vorrichtungsbe­dingte Infektionena Meningitis

Sehr häufig Häufig Häufig

Nicht bekannt

Erkrankungen des Immunsystems

Überempfindlichke­itsreaktionen

Anaphylaktische Reaktionen

Sehr häufig Häufig

Psychiatrische Erkrankungen

Reizbarkeit

Sehr häufig

Herzerkrankungen

Bradykardie

Häufig

Erkrankungen des Nervensystems

Krampfanfälleb Kopfschmerzen CSF-Pleozytose Dropped-Head-Syndrom

Sehr häufig Sehr häufig Sehr häufig Häufig

MedDRA

Systemorganklasse

MedDRA

Bevorzugter Begriff

Häufigkeit

Erkrankungen des Gastrointesti­naltrakts

Erbrechen Bauchschmerzen Blasenbildung der Mundschleimhaut Blasenbildung der Zunge Erkrankungen des Gastrointe stinaltrakts

Sehr häufig Häufig Häufig

Häufig Häufig

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes

Hautausschlag Urtikaria

Häufig

Häufig

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Fieberc Nervosität Schmerzen

Sehr häufig Häufig Häufig

Untersuchungen

Erhöhtes CSF-Protein EKG-Abweichungen Vermindertes CSF-Protein

Sehr häufig Sehr häufig Sehr häufig

Produktbezogene Probleme

Problem mit der Vorrichtung: Undichtigkeit der Vorrichtung Okklusion der Vorrichtungd Dislokation der Vorrichtunge Problem mit der Kanülef

Häufig Häufig Nicht bekannt Sehr häufig

aPropionibacterium acnes, Staphylococcus epidermis

bAtonische Anfälle, klonische Krämpfe, Sturzanfälle, Epilepsie, generalisierte tonisch-klonische Anfälle, myoklonische Epilepsie, partielle Anfälle, Petit-mal-Epilepsie, Krampfanfälle, Cluster-Anfälle und Status epilepticus cFieber beinhaltet die kombinierten bevorzugten Begriffe „Fieber“ und „Erhöhte Körpertemperatur“ d Obstruktion des Katheterdurchflus­ses

eIn klinischen Studien trat keine Dislokation der Vorrichtung auf fVerrutschen der Infusionskanüle

Beschreibung von ausgewählten Nebenwirkungen

Krämpfe

Krampfanfälle sind eine häufige Manifestation der NCL2-Krankheit, ihr Auftreten ist bei dieser Population zu erwarten. Insgesamt trat bei 23 (96 %) Patienten, die Cerliponase alfa erhielten, ein Ereignis auf, das der standardisierten MedDRA-Abfrage für Krampfanfälle zugeordnet werden konnte. Die am häufigsten berichteten Krampfereignisse waren Krampfanfälle, Epilepsie und generalisierte tonisch-klonische Anfälle. Die Gesamtmenge von Krampfereignissen, die in einem temporären Zusammenhang mit der Gabe von Cerliponase alfa standen, betrug 17 % und war von leichter bis mittelschwerer Natur, Schweregrad 1 bis 2. Insgesamt wurde von 6 % der Krampfereignisse angenommen, dass sie mit Cerliponase alfa in Verbindung stehen, sie reichten von leicht bis schwer, CTCAE-Grad 1–4. Die Krampfanfälle gingen unter standardmäßigen Antiepileptika zurück und führten nicht zum Abbruch der Brineura-Behandlung.

Überempfindlichke­it

Überempfindlichke­itsreaktionen wurden bei 14 von 24 (58 %) der mit Brineura behandelten Patienten beobachtet. Bei drei Patienten traten schwere (Common Terminology Criteria for Adverse Events (CTCAE) Grad 3) Überempfindlichke­itsreaktionen auf und kein Patient brach die Behandlung ab. Die häufigsten Manifestationen waren Fieber mit Erbrechen, Pleozytose oder Reizbarkeit, was nicht mit den klassischen immunvermittelten Überempfindlichke­itsreaktionen übereinstimmt. Diese unerwünschten Reaktionen wurden während oder innerhalb von 24 Stunden nach der vollständigen Brineura-Infusion beobachtet und hatten keine Auswirkungen auf die Behandlung. Die Symptome gingen im Lauf der Zeit oder nach der Gabe von Antipyretika, Antihistaminika und/oder Glukokortikoiden zurück.

Immunogenität

Antikörper gegen das Arzneimittel (ADA) wurden sowohl im Serum als auch in der CSF bei 79 % bzw. 21 % der bis zu 107 Wochen lang mit Cerliponase alfa behandelten Patienten nachgewiesen. Arzneimittelspe­zifische neutralisierende Antikörper (NAb), die in der Lage wären, die rezeptorvermittelte zelluläre Aufnahme von Cerliponase alfa zu hemmen, wurden in der CSF nicht nachgewiesen. Es wurde keine Verbindung zwischen ADA-Titern im Serum oder in der CSF und der Inzidenz oder Schwere von Überempfindlichke­itsreaktionen festgestellt. Bei Patienten mit mittelschweren Überempfindlichke­itsreaktionen wurden Untersuchungen auf arzneimittelspe­zifische IgE vorgenommen, mit negativem Ergebnis. Es wurden keine Zusammenhänge zwischen erhöhten ADA-Titern und verminderten Wirksamkeitsmes­sungen festgestellt. Im Serum oder in der CSF vorhandene ADA hatten keine offensichtlichen Auswirkungen auf die Pharmakokinetik im Plasma bzw. in der CSF.

Kinder und Jugendliche

Eine noch andauernde Studie liefert Erfahrungen mit zwei Patienten im Alter von 2 Jahren, die in jeder zweiten Woche mit 300 mg Brineura behandelt werden (siehe Abschnitt 5.1). Beide Patienten haben 8 Infusionen erhalten und das allgemeine Sicherheitsprofil von Brineura bei diesen jüngeren Patienten erscheint stimmig mit dem Sicherheitsprofil, das auch bei älteren Kindern beobachtet wurde. Derzeit liegen keine klinischen Erfahrungen mit Brineura bei Kindern unter 2 Jahren vor.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung des Arzneimittels ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das inaufgeführte nationale Meldesystem anzuzeigen.

4.9 überdosierung

Es liegen keine Informationen vor.

5. pharmakologische eigenschaften5.1 pharmakodynamische eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: andere Mittel für das alimentäre System und den Stoffwechsel, Enzyme, ATC-Code: A16AB17.

Wirkmechanismus

Cerliponase alfa ist eine rekombinante Form der humanen Tripeptidyl-Peptidase-1 (rhTPP1). Cerliponase alfa ist ein im Lysosom aktiviertes proteolytisches inaktives Proenzym (Zymogen). Cerliponase alfa wird von den Zielzellen aufgenommen und über den Kationen-unabhängigen Mannose-6-phosphat-Rezeptor (CI-MPR, auch als M6P/IGF2-Rezeptor bekannt) in die Lysosome verlagert. Das Glykosylierun­gsprofil von Cerliponase alfa ergibt eine konsistente zelluläre Aufnahme und lysosomales Targeting zur Aktivierung.

Das aktivierte proteolytische Enzym (rhTPP1) spaltet Tripeptide ohne bekannte Substratspezifität vom N-Terminus des Zielproteins ab. Unzureichende TPP1-Spiegel verursachen NCL2, was zu Neurodegeneration, Verlust der neurologischen Funktion und Tod im Kindesalter führt.

Klinische Wirksamkeit und Sicherheit

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Brineura wurden in einer Open-Label-Dosiseskalati­onsstudie (190–201) sowie in einer noch andauernden langfristigen Verlängerungsstudie (190–202) an Patienten mit NCL2 untersucht und mit unbehandelten Patienten mit NCL2 aus einer Datenbank mit Informationen zum natürlichem Krankheitsverlauf verglichen (Kontrollgruppe mit natürlichem Krankheitsverlauf [Natural-History-Kontrollgruppe]). Zur Beurteilung der Krankheitspro­gression nutzen diese Studien die Summen der Domänen Motorik und Sprache einer krankheitsspe­zifischen klinischen Bewertungsskala (siehe Tabelle 3). Jede Domäne umfasst Werte von 3 (größtenteils normal) bis 0 (hochgradig beeinträchtigt) mit einem möglichen zu erreichenden Gesamtwert von 6. Die Abnahmen bei den einzelnen Punkten repräsentieren Meilensteine hinsichtlich des Verlusts von zuvor erlangten Funktionen der Gehfähigkeit und Sprache.

Tabelle 3: Klinische Bewertungsskala für NCL2

Domäne

Wert

Bewertung

Motorik

3

Größtenteils normaler Gang. Keine deutliche Ataxie, keine pathologischen Stürze.

2

Unabhängiges Gehen, definiert als Fähigkeit, ohne Unterstützung 10 Schritte zu gehen. Zeigt offensichtliche Instabilität und stürzt eventuell zeitweise.

1

Benötigt fremde Hilfe zum Gehen oder kann nur krabbeln.

0

Kann nicht mehr gehen oder krabbeln.

Sprache

3

Sichtlich normale Sprache. Verständlich und größtenteils altersentsprechend. Bislang keine Verschlechterung bemerkbar.

2

Sprache hat sich erkennbar verschlechtert: einige verständliche Worte, bildet eventuell kurze Sätze, um Gedanken, Wünsche oder Bedürfnisse zu äußern. Dieser Wert weist auf eine Verschlechterung von einem früheren Fähigkeitsniveau hin (vom individuellen Maximum, das das jeweilige Kind erreicht hat).

1

Kaum verständlich. Wenige verständliche Worte.

0

Keine verständlichen Worte oder Lautäußerungen.

Insgesamt wurden 24 Patienten im Alter von 3 bis 8 Jahren mit 300 mg Brineura in jeder zweiten Woche behandelt. In Studie 190–201 wurden 23 Patienten über 48 Wochen behandelt (1 Patient brach die Teilnahme nach Woche 1 ab, da er nicht in der Lage war, die Studienverfahren fortzusetzen). Der durchschnittliche NCL2-Wert bei Baseline lag bei 3,5 (Standardabweichung [SD] 1,20), in einem Bereich von 1 bis 6; es wurden keine Patienten mit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf untersucht (Einschlusskri­terien: leichtes bis mäßiges Fortschreiten der NCL2). Alle 23 Patienten schlossen die Studie 190–201 ab und setzten die Brineura-Behandlung mit 300 mg in jeder zweiten Woche im Rahmen der laufenden Verlängerungsstudie 190–202 bis maximal 124 Wochen fort.

Die Ergebnisse aus den Studien 190–201 und 190–202 wurden mit der Natural-History-Kontrollgruppe verglichen, die Patienten umfasste, die die Einschlusskriterien für die Studien 190–201 und 190–202 erfüllten. Die Ergebnisse der Natural-History-Kontrollgruppe demonstrieren, dass es sich bei NCL2 um eine rapide fortschreitende neurodegenerative Erkrankung handelt, mit einem vorhersehbaren Rückgang der motorischen und sprachlichen Fähigkeiten und einer durchschnittlichen Abnahme von schätzungsweise 2 Punkten in 48 Wochen auf der NCL2-Skala.

Der Behandlungseffekt bei den Patienten, die Brineura erhielten, wurde mittels der klinischen Bewertungsskala für NCL2 beurteilt und die Ergebnisse wurden mit dem vorhergesagten Ergebnis von 2 Punkten Verschlechterung in 48 Wochen in der Natural-History-Kontrollgruppe verglichen. In der Studie 190–201 hatten 20 von 23 (87 %) der Patienten, die Brineura über 48 Wochen erhielten, keine unumkehrbare 2-Punkte-Abnahme, wie sie in der unbehandelten Patientenpopulation beobachtet wurde (p = 0,0002; Binomialtest-Annahme p0 = 0,50). Insgesamt zeigten 15 von 23 (65 %) Patienten keine Gesamtverschlechte­rung auf der NCL2-Skala, unabhängig vom Baselinewert, und 2 dieser 15 Patienten verbesserten ihren Wert während der Behandlungsphase um einen Punkt. Fünf Patienten zeigten eine Abnahme von einem Punkt und 3 Patienten zeigten eine Abnahme um 2 Punkte.

In Studie 190–201 lag die durchschnittliche Verschlechterun­gsrate der Patienten, die mit Brineura 300 mg in jeder zweiten Woche behandelt wurden, bei 0,40 Punkten in 48 Wochen. Wenn man dies mit der erwarteten Verschlechterun­gsrate auf Basis des natürlichen Krankheitsverlaufs vergleicht, haben die Studienergebnisse statistische Signifikanz (p < 0,0001) (siehe Tabelle 4). Der beobachtete Behandlungseffekt wurde angesichts des natürlichen Krankheitsverlaufs bei unbehandelter NCL2 als klinisch relevant betrachtet.

Tabelle 4: 0 bis 6 Punkte-Skala der klinischen NCL2-Bewertungsskala für die Domänen Motorik-Sprache: Verschlechterun­gsrate über 48 Wochen (Intent-to-Treat-Gruppe)

V erschlechte­rungsrate (Punkte/48 Wochen) a

Insgesamt (n = 23)

p-Wertb

Mittelwert (SD)

0,40 (0,809) c

< 0,0001

Median

0,00

Min., Max.

–0,88; 2,02

95 % KI Grenzen

0,05; 0,75

a Patienten-Abnahmerate pro 48 Wochen: (NCL2-Wert bei Baseline – letzter NCL2-Wert) / (verstrichene Zeit in Einheiten von 48 Wochen)

b p-Wert basierend auf 1-Proben T-Test zum Vergleich der Abnahmerate mit dem Wert 2

cPositive Schätzungen weisen auf eine klinische Verschlechterung hin; negative Schätzungen weisen auf eine klinische Verbesserung hin

In der (am 03. Juni 2016) noch andauernden Studie 190–202 demonstriert die Verschlechterun­gsrate der Patienten unter Brineura gegenüber der Natural-History-Kontrollgruppe (N=42 Patienten) einen weiterhin andauernden Behandlungseffekt (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Durchschnittliche Veränderung des NCL2-Werts gegenüber Baseline (Natural-History-Kontrollgruppe vs. Patienten unter Brineura 300 mg in jeder zweiten Woche)

Senkrechte Balken zeigen den Standardfehler des Mittelwerts an Durchgezogene Linie: Die klinischen Studien 190–201 und 190–202 Gestrichelte Linie: 190–901 Natural-History-Kontrollgruppe

Visus- und Anfallswerte bleiben in Kombination mit dem NCL2-Wert (Motorik und Sprache) stabil. MRT-Volumetriemessungen zeigen eine abgeschwächte Verlustrate.

Kinder und Jugendliche

Obgleich in die Pivotalstudie keine Patienten unter 3 Jahren eingeschlossen waren, ist es von entscheidender Wichtigkeit, die Behandlung bei Kindern im frühsten Alter einzuleiten.

Die Studie 190–203 ist eine noch andauernde klinische Open-Label-Studie zur Beurteilung der Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten von der Geburt bis zu einem Alter von 18 Jahren. Die Dosierung basierte auf einer Analyse der Unterschiede der Hirnmassewerte bei Kindern unter 3 Jahren. Bislang erscheinen Sicherheitser­gebnisse stimmig mit dem Sicherheitsprofil, das bei älteren Kindern beobachtet wurde. Derzeit liegen keine klinischen Erfahrungen mit Brineura bei Kindern unter 2 Jahren vor (siehe Abschnitt 4.8).

Die Europäische Arzneimittelagentur hat für Brineura eine Zurückstellung von der Verpflichtung zur Vorlage von Ergebnissen zu Studien in einer oder mehreren pädiatrischen Altersklassen mit NCL2 gewährt (siehe Abschnitt 4.2 bzgl. Informationen zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen).

Dieses Arzneimittel wurde unter „Außergewöhnlichen Umständen“ zugelassen. Das bedeutet, dass es aufgrund der Seltenheit der Erkrankung nicht möglich war, vollständige Informationen zu diesem Arzneimittel zu erhalten.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur wird alle neuen Informationen, die verfügbar werden, jährlich bewerten, und falls erforderlich, wird die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels aktualisiert werden.

5.2 Pharmakoki­netische Eigenschaften

Die Pharmakokinetik von Cerliponase alfa wurde an NCL2-Patienten untersucht, die jede zweite Woche eine intracerebroven­trikuläre Infusion von 300 mg über etwa 4,5 Stunden erhalten hatten.

Alle pharmakokinetischen Parameter waren nach der erstmaligen Gabe an Tag 1 und den nachfolgenden Infusionen in Woche 5 und Woche 13 vergleichbar, was darauf hindeutet, dass bei einer Gabe von einmal in jeder zweiten Woche in einer Dosierung von 300 mg keine offensichtliche Akkumulierung oder zeitabhängige PK von Cerliponase alfa in der CSF oder im Plasma auftritt. Die pharmakokinetischen Parameter in der CSF wurden an 17 Patienten untersucht und sind in Tabelle 5 unten dargestellt. Die Pharmakokinetik von Cerliponase alfa im Plasma wurde an 13 Patienten untersucht und ergab eine mediane Tmax von 12,0 Stunden (ab Beginn der Infusion), eine mittlere Cmax von 1,39 gg/ml und eine mittlere AUCo-t von 24,1 gg-Stunde/ml. Im Serum oder in der CSF vorhandene ADA hatten keine offensichtlichen Auswirkungen auf die Pharmakokinetik im Plasma bzw. in der CSF.

Tabelle 5: Pharmakokinetische Eigenschaften nach der ersten intracerebroven­trikulären Infusion (von etwa 4 Stunden Dauer) von 300 mg Cerliponase alfa in der CSF

Parameter

CSF (N=17)

Mittelwert (SD)

Tmax*, Stunde

4,50 [4,25; 5,75]

Cmax, gg/ml

1490 (942)

AUCo-t, gg-Stunde/ml

9510 (4130)

Vz, ml

435 (412)

CL, ml/Stunde

38,7 (19,8)

ti/2, Stunde

7,35 (2,90)

*Tmax angegeben als Zeit vom Beginn der ca. 4-stündigen Infusion und präsentiert als Medianwert [Min., Max.], Auftreten bei

der ersten Probenahme nach der Infusion

Verteilung

Das geschätzte Verteilungsvolumen von Cerliponase alfa nach der intracerebroven­trikulären Infusion von 300 mg (Vz = 435 ml) übersteigt die normale CSF-Menge (100 ml), was eine Verteilung im Gewebe außerhalb der CSF vermuten lässt. Die großen Verhältnisse von CSF zu Plasma bei der Cmax und der AUC0-t (jeweils etwa 1000 und 400) legen nahe, dass der größte Teil des verabreichten Cerliponase alfa innerhalb der CSF verbleibt. Aufgrund der eingeschränkten Verbindung der CSF zu den betroffenen Netzhautzellen und der vorhandenen Blut-Retina-Schranke wird nicht davon ausgegangen, dass die intracerebroven­trikuläre Verabreichung von Cerliponase alfa zu therapeutischen Konzentrationen im Auge führt.

Elimination

Cerliponase alfa ist ein Protein und es wird davon ausgegangen, dass es durch Peptidhydrolyse im Stoffwechsel abgebaut wird. Folglich wird nicht davon ausgegangen, dass eine eingeschränkte Leberfunktion Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von Cerliponase alfa hat.

Die renale Eliminierung von Cerliponase alfa wird als untergeordneter Pfad für die Clearance angesehen.

5.3 präklinische daten zur sicherheit

Limitierte präklinische Daten zur Sicherheit von Cerliponase alfa stammen aus Toxizitätsstudien mit Einfachdosen an Affen sowie Mehrfachdosis-Studien an einem Hundemodell des Dackels mit klassischer spätinfantiler neuronaler Ceroid-Lipofuszinose vom Typ 2. Dieses Krankheitsmodell diente hauptsächlich dazu, die pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Eigenschaften von Cerliponase alfa zu untersuchen, es sollte aber auch die Toxizität der Substanz beurteilt werden.

Allerdings kann anhand der Ergebnisse dieser Studien an Dackeln keine zuverlässige Aussage zur Sicherheit beim Menschen gemacht werden, da die Cerliponase alfa-Infusionen nach einem anderen Schema verabreicht wurden und aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Verweilkatheter­system und prominenten Überempfindlichke­itsreaktionen selbst innerhalb der gleichen Studie große Unterschiede auftraten. Darüber hinaus untersuchten diese Studien nur eine sehr geringe Anzahl von Tieren und überwiegend Einzeldosisgruppen und es mangelte auch an entsprechenden Kontrollgruppen. Somit ist das nichtklinische Entwicklungspro­gramm in Bezug auf die klinische Sicherheit von Cerliponase alfa nicht schlüssig. Untersuchungen zur Genotoxizität, Karzinogenität und Reproduktionsto­xizität wurden nicht durchgeführt.

6. pharmazeutische angaben6.1 liste der sonstigen bestandteile

Brineura und Spüllösung

Dinatriumhydro­genphosphat 7 H2O

Natriumdihydro­genphosphat 1 H2O

Natriumchlorid

Kaliumchlorid

Magnesiumchlorid-Hexahydrat Calciumchlorid-Dihydrat

Wasser für Injektionszwecke

6.2 inkompatibilitäten

Da keine Kompatibilitätsstu­dien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

6.3 dauer der haltbarkeit

2 Jahre

Brineura und die Spüllösung müssen nach dem Auftauen sofortangewendet werden. Das Arzneimittel sollte erst unmittelbar vor der Anwendung aus den ungeöffneten Durchstechflaschen aufgezogen werden. Wenn eine sofortige Anwendung nicht möglich ist, sind nicht geöffnete Durchstechflaschen Brineura oder Spüllösung bei 2–8 °C aufzubewahren und innerhalb von 24 Stunden zu verwenden.

Die chemische und physikalische Stabilität nach Anbruch wurde für bis zu 12 Stunden bei Raumtemperatur (19–25 °C) nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht sollten angebrochene Durchstechflaschen oder in Spritzen aufgezogenes Arzneimittel sofort verwendet werden. Wenn das Arzneimittel nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.

6.4 besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung

Aufrechtstehend im Gefrierschrank lagern (-25 °C bis –15 °C).

Tiefgekühlt lagern und transportieren (-85 °C bis –15 °C).

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

6.5 art und inhalt des behältnisses

Durchstechflasche (Glas Typ I) mit einem Butyl-Gummistopfen mit einer Flip-Off-Kappe aus Polypropylen und einer gebördelten Versiegelung (Aluminium). Brineura hat eine grüne Flip-Off-Kappe und die Spüllösung eine gelbe Flip-Off-Kappe.

Packungen mit drei Durchstechflaschen: zwei 10-ml-Durchstechflaschen, die jeweils 150 mg Cerliponase alfa in 5 ml Lösung enthalten und eine 10-ml-Durchstechflasche, die 5 ml Spüllösung enthält.

6.6 besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise zur handhabung

Brineura muss mit Infusionskompo­nenten verabreicht werden, die sich als chemisch und physikalisch kompatibel mit Brineura und der Spüllösung erwiesen haben. Für die Verabreichung von Brineura müssen intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtun­gen mit CE-Kennzeichen und die im Folgenden aufgeführten oder gleichwertige Einweg-Komponenten verwendet werden.

Intracerebroven­trikuläre Zugangsvorrichtun­gen, die sich mit Brineura und der Spüllösung als kompatibel erwiesen haben und in klinischen Studien zu Brineura eingesetzt wurden, sind Codman HOLTER RICKHAM und HOLTER SALMON-RICKHAM Reservoirs, Codman Ventrikelkatheter und Medtronic CSF-Ventricular Reservoir (mit Katheter).

Brineura ist kompatibel mit Einweg-Infusionskompo­nenten aus PVC, PVC (nicht-DEHP) Polyethylen, Polyethersulfon (PES), Polypropylen (PP) und PTFE. Folgende Einweg-Infusionskompo­nenten mit CE-Kennzeichen wurden in klinischen Studien zu Brineura eingesetzt:

Spritze: Braun und BD Luer-Lok Verlängerungsset: Fresenius Injectomat Schlauch, Alaris CC Verlängerungsset, Vygon Lectro-Cath Verlängerungsschlau­ch Verlängerungsset mit 0,2 Micron Filter: Impromediform GmbH Portkanüle: Deltec GRIPPER Kanülen

Hinweise zur Vorbereitung von Brineura und der Spüllösung zur Anwendung

Die folgenden (nicht bereitgestellten) Komponenten sind für eine sachgemäße Verabreichung von

Brineura und der Spüllösung erforderlich (siehe Abbildung 1 in Abschnitt 4.2). Alle

Infusionskompo­nenten müssen steril sein. Brineura und die Spüllösung werden im gefrorenen Zustand geliefert und gelagert (siehe Abschnitt 6.4).

Eine programmierbare Spritzenpumpe, die über einen angemessenen Abgabebereich, präzise

Infusionsraten und Alarmmeldungen für Fehlinfusion oder Okklusion verfügt. Die Pumpe muss so programmierbar sein, dass das Arzneimittel mit einer gleichbleibenden Rate von 2,5 ml/Stunde abgegeben werden kann.

Zwei mit der Pumpenausstattung kompatible Einwegspritzen. Ein Spritzenvolumen von 10 bis

20 ml wird empfohlen.

Zwei hypoderme Einwegkanülen für Injektionsspritzen (21 G, 25,4 mm). Ein Einweg-Infusionsbesteck. Bei Bedarf kann ein Verlängerungsschlau­ch angeschlossen werden. Es wird eine Länge von 150 bis 206 cm (maximal 400 cm) und ein Innendurchmesser von 0,1 cm empfohlen. Ein 0,2 |jm Inline-Filter ist erforderlich. Der Inline-Filter kann bereits ein fester Bestandteil des Infusionsbestecks sein. Der Inline-Filter sollte so nah wie möglich an der Portkanüle platziert werden. Eine nichtstanzende Portkanüle von maximal 22 Gauge und einer empfohlenen Länge von

16 mm. Für Empfehlungen hinsichtlich der Portkanüle lesen Sie bitte die Gebrauchsanweisung des Herstellers der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung.

Eine leere sterile Einwegspritze (zum Abziehen der CSF, um die Durchgängigkeit zu prüfen).

Auftauen von Brineura und der Spüllösung

Lassen Sie die Durchstechflaschen mit Brineura und der Spüllösung etwa 60 Minuten lang bei Zimmertemperatur auftauen. Die Durchstechflaschen nicht auf andere Art und Weise auftauen oder erwärmen. Die Durchstechflaschen nicht schütteln. Während des Auftauens kommt es zu

Kondenswasser­bildung. Es wird empfohlen, die Durchstechflaschen zum Auftauen aus dem Umkarton zu nehmen.

Brineura und die Spüllösung müssen vollständig aufgetaut und sofort verwendet werden (siehe Abschnitt 6.3).

Die Durchstechflaschen oder Spritzen, die Brineura oder die Spüllösung enthalten, nicht erneut einfrieren.

Sichtprüfung der Durchstechflaschen mit dem aufgetauten Brineura und der Spüllösung

Nehmen Sie eine Sichtprüfung der Durchstechflaschen vor, um sicherzugehen, dass sie vollständig aufgetaut sind. Brineura sollte eine klare bis leicht opaleszente und farblose bis hellgelbe Färbung aufweisen. Die Durchstechflaschen mit Brineura können gelegentlich feine durchscheinende Fasern oder undurchsichtige Partikel enthalten. Bei diesen natürlich vorkommenden Partikeln handelt es sich um Cerliponase alfa. Diese Partikel werden mithilfe des 0,2 gm Inline-Filters entfernt und haben keine nachweisbare Auswirkung auf die Reinheit oder Stärke von Brineura.

Die Spüllösung kann Partikel enthalten, die sich auflösen, sobald die Lösung vollständig aufgetaut ist. Die Spüllösung sollte klar und farblos sein.

Nicht verwenden, wenn die Lösungen verfärbt sind oder andere Fremdkörper enthalten.

Aufziehen von Brineura

Beschriften Sie eine unbenutzte sterile Spritze mit „Brineura“ und stecken Sie eine Kanüle auf. Entfernen Sie die grünen Flip-Off-Kappen von beiden Durchstechflaschen, die Brineura enthalten. Ziehen Sie unter Anwendung aseptischer Technik mit der mit „Brineura“ beschrifteten sterilen Spritze das entsprechend der benötigten Dosis (siehe Tabelle 1 in Abschnitt 4.2) erforderliche Volumen Brineura-Lösung auf. Verdünnen Sie Brineura nicht. Mischen Sie Brineura nicht mit anderen Arzneimitteln. Entsorgen Sie die Kanüle und die leeren Durchstechflaschen entsprechend den nationalen Anforderungen.

Aufziehen der Spüllösung

Berechnen Sie die Menge der Spüllösung, die nötig ist, um eine vollständige Applikation von Brineura in die Hirnventrikel zu gewährleisten. Berechnen Sie die Spülmenge, indem Sie die Priming-Volumina aller Infusionskompo­nenten, einschließlich der intracerebroven­trikulären Zugangsvorrichtung, addieren.

Beschriften Sie eine unbenutzte sterile Spritze mit „Spüllösung“ und stecken Sie eine Kanüle auf. Entfernen Sie die gelbe Flip-Off-Kappe von der Durchstechflasche mit der Spüllösung. Ziehen Sie unter Anwendung aseptischer Technik mit der mit „Spüllösung“ beschrifteten neuen sterilen Spritze die erforderliche Menge Spüllösung aus der Durchstechflasche auf. Entsorgen Sie die Kanüle und die Durchstechflaschen mit der restlichen Lösung entsprechend den nationalen Anforderungen.

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.

7. inhaber der zulassung

BioMarin International Limited

Shanbally, Ringaskiddy

County Cork

Irland

8. zulassungsnummer(n)

EU/1/17/1192/001

9. datum der erteilung der zulassung/verlängerung der zulassung

Datum der Erteilung der Zulassung: 30. Mai 2017