Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Clindamycin Sandoz 600 mg Filmtabletten
1. bezeichnung des arzneimittels
Clindamycin Sandoz® 600 mg Filmtabletten
2. qualitative und quantitative zusammensetzung
Jede Filmtablette enthält 651,5 mg Clindamycinhydrochlorid (entsprechend
600 mg Clindamycin).
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:
Jede Filmtablette enthält 76 mg Lactose (als Lactose-Monohydrat).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. darreichungsform
Filmtablette
weiße, ovale Filmtablette mit Bruchkerbe
Die Bruchkerbe dient nur zum Teilen der Tablette, um das Schlucken zu erleichtern, und nicht zum Teilen in gleiche Dosen.
4. klinische angaben
4.1 anwendungsgebiete
Clindamycin wird bei Infektionen angewendet, die durch Clindamycinempfindliche Bakterien verursacht werden (siehe Abschnitt 5.1), wie
Infektionen der oberen Atemwege, wie chronische oder rezidivierende Tonsillitis, Pharyngitis, Sinusitis, Mittelohrentzündung und Scharlach, wenn eine Behandlung mit primären Antibiotika erfolglos oder unmöglich ist.
Infektionen der unteren Atemwege wie akute bakterielle Exazerbation einerchronischen Bronchitis (adäquat diagnostiziert), Pneumonie, Empyem und Lungenabszess.
Schwer behandelbare Infektionen der Haut und Weichteile wie Akne, Furunkulose, Cellulitis, Impetigo, Abszesse, Wundinfektionen, Erysipel und Nagelfalzinfektionen.
Infektionen der Knochen und Gelenke wie Osteomyelitis und septischeArthritis.
Gynäkologische Infektionen wie Endometritis, Tuboovarialabszess, Salpingitis, Infektionen des Gebärmutterhalses und entzündliche Erkrankungen in der Beckenregion in Kombination mit einem Antibiotikum, das gegen Gram-negative aerobe Bakterien wirksam ist.
Bei durch Chlamydia trachomatis verursachter Zervizitis kann Clindamycin als Monotherapie gegeben werden.
Intraabdominale Infektionen wie Peritonitis und Abdominalabszesse inKombination mit einem Antibiotikum, das gegen Gram-negative aerobe Bakterien wirksam ist.
Infektionen im Zahnbereich wie Parodontalabszess und Parodontitis.Bei schweren Krankheitsbildern ist die intravenöse der oralen Therapie vorzuziehen.
Clindamycin ist bei vielen anaeroben Infektionen wirksam (siehe Abschnitt 5.1). Bei aeroben Infektionen ist Clindamycin eine Alternative wenn andere Antibiotika unwirksam oder kontraindiziert sind.
Die allgemein anerkannten Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Clindamycin Sandoz zu berücksichtigen.
4.2 dosierung und art der anwendung
Erwachsene, Jugendliche ab 14 Jahre sowie ältere Patienten
Je nach Schweregrad der Infektion 600–1800 mg Clindamycin täglich. Die tägliche Einnahmemenge wird auf 3 – 4 gleiche Einzeleinnahmen verteilt.
Für Dosierungen, die mit Clindamycin Sandoz 600 mg Filmtabletten nicht erreicht werden können, stehen andere niedriger dosierte Darreichungsformen zur Verfügung.
Kinder und Jugendliche jünger als 14 Jahre
Clindamycin Sandoz Filmtabletten sind nicht für Kinder geeignet, die diese nicht im Ganzen schlucken können. Clindamycin Sandoz Filmtabletten ermöglichen nicht die genauen mg/kg/KG-Dosierungen, so dass im Bedarfsfall auf eine geeignetere Darreichungsform ausgewichen werden sollte.
Für Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr sind Arzneimittel mit reduziertem Wirkstoffgehalt erhältlich.
Clindamycin sollte basierend auf dem Gesamtkörpergewicht dosiert werden, unabhängig von einem bestehenden Übergewicht.
Die maximale Tagesdosis sollte die von Erwachsenen nicht überschreiten.
Patienten mit Lebererkrankungen
Bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Lebererkrankungen verlängert sich die Eliminations-Halbwertszeit von Clindamycin.
Eine Dosisreduktion ist in der Regel nicht erforderlich, wenn Clindamycin Filmtabletten alle 8 Stunden gegeben werden. Es sollte aber bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz eine Überwachung der Plasmaspiegel von Clindamycin erfolgen. Entsprechend den Ergebnissen dieser Maßnahme kann eine Dosisverminderung notwendig werden oder eine Verlängerung des Dosierungsintervalls.
Patienten mit Nierenerkrankungen
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wurde eine verlängerte Eliminations-Halbwertszeit von Clindamycin beobachtet. Eine Dosisreduktion ist aber bei leichter bis mittelschwerer Einschränkung der Nierenfunktion nicht erforderlich.
Es sollte jedoch bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder Anurie eine Überwachung der Plasmaspiegel erfolgen. Entsprechend den Ergebnissen dieser Maßnahme kann eine Dosisverminderung oder alternativ ein verlängertes Dosierungsintervall von 8 oder sogar 12 Stunden erforderlich sein.
Dosierung bei Hämodialyse
Clindamycin ist nicht hämodialysierbar. Es ist daher vor und nach einer Dialyse keine zusätzliche Dosis erforderlich.
Zur Schonung der Speiseröhre sollten die Filmtabletten immer mit einem vollen Glas Wasser eingenommen werden!
Bei Infektionen, die durch beta-hämolysierende Streptokokken hervorgerufen wurden, sollte die Behandlung mindestens 10 Tage dauern.
4.3 gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Clindamycin oder Lincomycin oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
4.4 besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung
Bei Patienten, die mit Clindamycin behandelt wurden, wurde über schwere Überempfindlichkeitsreaktionen berichtet, einschließlich schwerer Hautreaktionen wie z. B. Medikamentenausschlag mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom), Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), toxische epidermale Nekro-lyse (TEN) und akut generalisierendes pustulöses Exanthem (AGEP). Beim Auftreten einer Überempfindlichkeit oder schwerer Hautreaktionen sollten die Behandlung mit Clindamycin abgebrochen und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden (siehe Abschnitte 4.3 und 4.8).
Bei Anwendung von nahezu allen Antibiotika, einschließlich Clindamycin, wurde über das Auftreten von Clostridioides-difficile -assoziierten Diarrhöen (CDAD) berichtet. Von der Ausprägung her reichten diese von leichtem Durchfall bis hin zu einer Kolitis mit letalem Ausgang. Eine Therapie mit Antibiotika verändert die
normale Darmflora, was zu einer Überwucherung mit C. difficile führen kann. C. difficile produziert die Toxine A und B, die zur Entwicklung von CDAD beitragen und eine Hauptursache für die „antibiotikaassoziierte Kolitis“ darstellen. Hypertoxinproduzierende Stämme von C. difficile sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert, da derartige Infektionen therapieresistent gegenüber einer antibiotischen Therapie sein können und eventuell eine Kolektomie notwendig machen. Eine CDAD ist bei allen Patienten mit Durchfall nach antibiotischer Behandlung in Betracht zu ziehen. Hierbei ist eine sorgfältige medikamentöse Anamnese durchzuführen, da eine CDAD bis zu 2 Monate nach Durchführung einer Antibiotikatherapie auftreten kann. Daraus kann sich eine Kolitis, einschließlich einer pseudomembranösen Kolitis entwickeln (siehe Abschnitt 4.8), deren Schweregrad von leicht bis tödlich reichen kann. Bei Verdacht auf antibiotikaassoziierte Diarrhö oder antibiotikaassoziierte Kolitis sowie bei bestätigter antibiotikaassoziierter Diarrhö oder antibiotikaassoziierter Kolitis sollten sofort die Behandlung mit Antibiotika, einschließlich Clindamycin, abgebrochen und geeignete therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden. In dieser Situation sind Peristaltikhemmer kontraindiziert.
Clindamycin darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit:
eingeschränkter Leberfunktion Störungen bei der neuromuskulären Übertragung (Myasthenia gravis, Morbus Parkinson; siehe auch Abschnitte 4.5 und 4.8) Magen-Darm-Erkrankungen in der Vorgeschichte (z.B. frühere Entzündungen des Dickdarms)
Atopie Allergien und AsthmaAnaphylaktische Reaktionen einschließlich Angioödem wurden für Clindamycin berichtet. Anaphylaktische Reaktionen können – auch nach Erstanwendung – bis zu einem lebensbedrohlichen Schock fortschreiten. In diesen Fällen muss Clindamycin sofort abgesetzt und eine geeignete Behandlung (z.B. Schockbehandlung) eingeleitet werden.
Clindamycin sollte nur mit Vorsicht Patienten verschrieben werden, bei denen gastrointestinale Erkrankungen in der Vorgeschichte auftraten – besonders wenn es sich um Kolitis handelte.
Da Clindamycin die Blut-Hirn-Schranke nicht in ausreichender Menge überschreitet, sollte es zur Behandlung einer Meningitis nicht eingesetzt werden.
Clindamycin sollte nicht bei akuten Infektionen der Atemwege angewendet werden, wenn diese durch Viren verursacht sind.
Bei der Anwendung von Clindamycin bei Atopikern ist Vorsicht geboten.
Die Anwendung von Clindamycin kann zu einer Superinfektion bzw. Kolonisation mit resistenten Keimen, besonders Sprosspilzen, führen.
Bei Langzeittherapie (Behandlung länger als 10 Tage) sollten in regelmäßigen Abständen Blutbild sowie Leber- und Nierenfunktion kontrolliert werden.
Fälle von akuter Nierenschädigung, einschließlich akuten Nierenversagens, wurden gelegentlich berichtet. Bei Patienten, die an vorbestehenden Nierenfunktionsstörungen leiden oder gleichzeitig nephrotoxische Arzneimittel anwenden, ist eine Überwachung der Nierenfunktion in Betracht zu ziehen (siehe Abschnitt 4.8).
Eine Clindamycin-Behandlung ist eine mögliche Behandlungsalternative bei Penicillin-Allergie. Eine Kreuzallergie zwischen Clindamycin und Penicillin ist nicht bekannt und aufgrund der Strukturunterschiede der Substanzen auch nicht zu erwarten. Es gibt jedoch in Einzelfällen Informationen über Anaphylaxie auch gegen Clindamycin bei Personen mit bereits bestehender Penicillin-Allergie. Dies sollte bei einer Clindamycin-Behandlung von Patienten mit Penicillin-Allergie beachtet werden.
Clindamycin sollte bei Patienten, die unter Allergien oder Asthma leiden, mit Vorsicht angewendet werden.
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem LactaseMangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
4.5 wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkun
gen
In vitro wurde ein antagonistischer Effekt zwischen Clindamycin und Erythromycin beobachtet, der klinisch signifikant sein könnte. Deshalb sollten diese beiden Wirkstoffe nicht gleichzeitig angewendet werden.
Es besteht eine Kreuzresistenz der Erreger gegenüber Clindamycin und Lincomy-cin.
Es wurde festgestellt, dass Clindamycin aufgrund seiner neuromuskulärblockierenden Eigenschaften die Wirkung anderer neuromuskulär-blockierender Substanzen (z.B. Ether, Tubocurarin, Pancuroniumhalogenid) verstärken kann. Daher sollte Clindamycin bei Patienten, die solche Medikamente erhalten, nur mit Vorsicht angewendet werden.
Während einer Operation können unerwartete lebensbedrohliche Reaktionen auftreten.
Bei Patienten, die Clindamycin zusammen mit Vitamin-K-Antagonisten (z. B. Warfarin, Acenocoumarol, Fluindion) erhielten, wurden erhöhte Blutgerinnungswerte (PT/INR) und/oder Blutungen berichtet.
Die Blutgerinnungswerte sollten daher bei Patienten, die mit Vitamin-KAntagonisten behandelt werden, engmaschig kontrolliert werden.
Clindamycin wird in erster Linie über Cytochrom CYP3A4 und zu einem geringen
Anteil über Cytochrom CYP3A5 zu dem Hauptmetaboliten Clindamycinsulfoxid und
dem Nebenmetaboliten N-Desmethylclindamycin metabolisiert. Deshalb können Inhibitoren von CYP3A4 und CYP3A5 die Clearance von Clindamycin reduzieren und Induktoren dieser Isoenzyme die Clearance von Clindamycin erhöhen. Bei gleichzeitiger Gabe starker CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin sollte eine Überwachung auf Verlust der Wirksamkeit erfolgen.
In-vitro- Studien weisen darauf hin, dass Clindamycin die Isoenzyme CYP1A2, CYP2C9, CYP2C19, CYP2E1 oder CYP2D6 nicht hemmt und CYP3A4 nur mäßig. Daher sind klinisch bedeutsame Interaktionen zwischen Clindamycin und gleichzeitig verabreichten Arzneistoffen, die durch diese Isoenzyme metabolisiert werden, unwahrscheinlich.
4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit
Eine Studie an schwangeren Frauen, in der etwa 650 Neugeborene untersucht wurden, die während des ersten Trimesters der Schwangerschaft mit Clindamycin behandelt wurden, ergab keine Zunahme von Fehlbildungen. Dennoch sind die verfügbaren Daten über die Sicherheit von Clindamycin während der Schwangerschaft unzureichend.
Tierexperimentelle Studien weisen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf die Schwangerschaft, die embryonale/fetale Entwicklung, die Geburt oder die postnatale Entwicklung hin (siehe Abschnitt 5.3).
Clindamycin passiert beim Menschen die Plazenta. Es wird davon ausgegangen, dass im Fötus eine therapeutisch wirksame Konzentration erreicht wird.
Bei der Anwendung während der Schwangerschaft müssen Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.
Clindamycin geht in die Muttermilch über. Es wurde berichtet, dass systemisch angewendetes Clindamycin Werte von < 0,5 bis 3,8 μg/ml in der menschlichen Muttermilch erreicht. Deshalb sind negative Auswirkungen auf die gastrointestinale Flora, wie Durchfälle oder Blut im Stuhl, Sensibilisierungen, Hautausschlag und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute beim gestillten Säugling nicht auszuschließen.
Wegen der Gefahr von schwerwiegenden Nebenwirkungen beim gestillten Säugling soll Clindamycin von stillenden Müttern nicht eingenommen werden.
Fertilitätsstudien an Ratten nach oraler Clindamycingabe ergaben keine Auswirkungen auf die Fertilität oder Gebärfähigkeit.
4.7 auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen
Clindamycin hat geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Einige Nebenwirkungen (z.B.
Schwindel, Schläfrigkeit, siehe Abschnitt 4.8) können die Konzentrations- und
Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen und die Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen einschränken.
4.8 Nebenwirkungen
In der nachfolgenden Tabelle sind die Nebenwirkungen nach Organklassen und Häufigkeiten aufgeführt, die in klinischen Studien und nach Markteinführung berichtet wurden. Die Häufigkeitsangaben basieren auf folgender Konvention:
Sehr häufig Häufig Gelegentlich Selten Sehr selten Nicht bekannt | (> 1/10) (> 1/100 bis < 1/10) (> 1/1000 bis < 1/100) (> 1/10000 bis < 1/1000) (< 1/10000) (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) |
Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach absteigendem Schweregrad aufgeführt.
Tabellarische Zusammenfassung der Nebenwirkungen
Sehr häufig | Häufig | Gelegentlich | Selten | Sehr selten | Nicht bekannt |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen | |||||
pseudomembranöse Kolitis*# | Clostridioides -difficile -Kolitis*, Vaginalinfektionen | ||||
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | |||||
Agranulozytose*, Neutropenie*, Thrombozytopenie*, Leukopenie*, Eosinophilie | |||||
Erkrankungen des Immunsystems | |||||
Arzneimittelfieber | anaphylaktische Reaktion* | anaphylaktischer Schock*, anaphylaktoide Reaktion*, Überempfindlichkeit* | |||
Erkrankungen des Nervensystems | |||||
Dysgeusie, neuromuskulär blockierende Wirkung | Schwindel, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen | ||||
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | |||||
Speiseröh-renreizun-gen, Öso- | Ösophagusulkus* |
phagitis*, Stomatitis, Durchfall, abdominale Schmerzen, Erbrechen, Übelkeit | |||||
Leber- und Gallenerkrankungen | |||||
vorübergehende Hepatitis mit cholestatischem Ikte rus | Ikterus* | ||||
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | |||||
makulopapulöses Exanthem, masernähnliches Exanthem*, Urtikaria | toxische epidermale Nekro-lyse (TEN), Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), Lyell-Syndrom, Quincke-/Angioödem*, exfoliative Dermatitis*, bullöse Dermatitis*, Erythema multiforme, Pruritus, Vaginitis | Ausschlag und Blasenbildung (Überempfind-lichkeitsreaktio-nen) | Medikamentenausschlag mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESSSyndrom), akut generalisierendes pustulöses Exanthem (AGEP) | ||
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen | |||||
Polyarthritis \ | |||||
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | |||||
Akute Nieren-schädigung# | |||||
Untersuchungen | |||||
Leberfunktionstest anomal |
* Nebenwirkungen, die im Gebrauch nach der Zulassung identifiziert wurden.
# siehe Abschnitt 4.4.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit.
Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko
Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Abt. Pharmakovigilanz
Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3
D-53175 Bonn
Website:
anzuzeigen.
4.9 überdosierung
Es gibt kein spezifisches Antidot zu Clindamycin. Bei einer Überdosierung ist eine symptomatische Behandlung durchzuführen.
Hämodialyse und Peritonealdialyse sind zur Entfernung von Clindamycin aus der Blutbahn nicht wirksam.
5. pharmakologische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Clindamycin ist ein halbsynthetisches Pyranosid. Pyranoside zeigen keine Verwandtschaft mit anderen bekannten Antibiotika.
ATC-Code: J01FF01
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Clindamycin beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese durch Bindung an die 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Hieraus resultiert zumeist eine bakteriostatische Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Clindamycin kann auf folgenden Mechanismen beruhen: Die Resistenz bei Staphylokokken und Streptokokken beruht zumeist auf einem vermehrten Einbau von Methylgruppen in die 23S rRNS (sog. konstitutive MLSB-Resistenz), wodurch sich die Bindungsaffinität von Clindamycin zum Ribosom stark vermindert.
Die Mehrzahl der Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) zeigen den konstitutiven MLSB-Phänotyp und sind daher Clindamycin-resistent. Infektionen durch Makrolidresistente Staphylokokken sollten auch bei nachgewiesener In-vitro-Empfindlichkeit nicht mit Clindamycin behandelt werden, da die Gefahr besteht, dass unter der Therapie Mutanten mit konstitutiver MLSB-Resistenz selektiert werden.
Bei Stämmen mit konstitutiver MLSB-Resistenz besteht eine vollständige Kreuzresistenz von Clindamycin mit Lincomycin, Makroliden (z. B. Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin, Roxithromycin, Spiramycin) sowie Streptogramin B.
Grenzwerte
Die Testung von Clindamycin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
Erreger | Sensibel | Resistent |
Staphylococcus spp. 1) | ≤ 0,25 mg/l | > 0,5 mg/l |
Streptococcus spp. (Gruppen A, B, C, G) 1), 2) | ≤ 0,5 mg/l | > 0,5 mg/l |
Streptococcus pneumoniae 1) | ≤ 0,5 mg/l | > 0,5 mg/l |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe1) | ≤ 0,5 mg/l | > 0,5 mg/l |
Gram-negative Anaerobier | ≤ 4 mg/l | > 4 mg/l |
Gram-positive Anaerobier | ≤ 4 mg/l | > 4 mg/l |
1) Der Nachweis der induzierbaren Clindamycin-Resistenz (MLSB-Resistenz) erfolgt über den Antagonismus von Clindamycin mit einem Makrolid-Antibiotikum. Wenn kein Antagonismus nachgewiesen wird, liegt Clindamycin-Empfindlichkeit vor. Wenn ein Antagonismus nachgewiesen wird, liegt eine ClindamycinResistenz vor.
2) Die Empfehlung des NAK bei nachgewiesener induzierbarer MLSB-Resistenz ist wie folgt:
1. Es erfolgt für Clindamycin keine Angabe eines Testergebnisses.
2. Es wird statt eines Ergebnisses folgender Kommentar angebracht:
Induzierbare MLSB-Resistenz nachgewiesen. Clindamycin ist zur Monotherapie nicht geeignet, kann aber in Kombination mit einem β-Laktam oder Glykopeptid weiterhin zur Therapie verwendet werden.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Clindamycin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Clindamycin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: Januar 2017):
Üblicherweise empfindliche Spezies Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Actinomyces israelii °
Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel)
Streptococcus pyogenes
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe ° ^
Anaerobe Mikroorganismen
Bacteroides spp. ° (außer B. fragilis )
Clostridium perfringens °
Fusobacterium spp. °
Peptoniphilus spp. °
Peptostreptococcus spp. °
Prevotella spp.°
Propionibacterium spp. °
Veillonella spp. °
Andere Mikroorganismen
Chlamydia trachomatis °
Chlamydophila pneumoniae °
Gardnerella vaginalis °
Mycoplasma hominis °
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Staphylococcus aureus
Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent) +
Staphylococcus epidermidis +
Staphylococcus haemolyticus
Staphylococcus hominis
Streptococcus agalactiae
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Moraxella catarrhalis $
Anaerobe Mikroorganismen
Bacteroides fragilis
Von Natur aus resistente Spezies
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Enterococcus spp.
Listeria monocytogenes
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Escherichia coli
Haemophilus influenzae
Klebsiella spp.
Pseudomonas aeruginosa
Anaerobe Mikroorganismen
Clostridioides difficile
Andere Mikroorganismen
Mycoplasma pneumoniae
Ureaplasma urealyticum
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
$ Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.
+ In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.
^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.
5.2
Pharmakokinetische Eigenschaften
Clindamycinhydrochlorid wird nach oraler Gabe schnell resorbiert.
Durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme wird die Resorption geringfügig verzögert. Maximale Serumkonzentrationen werden bei Nüchterngabe nach ca. 45 bis 60 Minuten, bei Einnahme nach einer Mahlzeit nach ca. 2 Stunden erreicht.
Bei einer normalen empfohlenen Dosis bleibt die Konzentration bei den meisten Gram-positiven Organismen mindestens sechs Stunden lang über der minimalen Hemmkonzentration (MIC). Die biologische Halbwertszeit beträgt 2,4 Stunden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion und mittlerer bis schwerer Leberinsuffizienz ist die Halbwertszeit verlängert.
Nach der Resorption wird Clindamycin rasch in Körperflüssigkeiten und Gewebe einschließlich Knochengewebe verteilt; es gelangt jedoch selbst bei entzündeten Meningen nicht in ausreichenden Konzentrationen in den Liquorraum.
Clindamycin passiert die Plazentaschranke und gelangt in die fetale Blutzirkulation. Es wurde in der Muttermilch nachgewiesen. Hohe Konzentrationen treten in der Galle auf. Es akkumuliert in den Leukozyten und Makrophagen.
Die Bindung von Clindamycin an Plasmaproteine ist konzentrationsabhängig und liegt im therapeutischen Bereich zwischen 60 und 94 %.
Das durchschnittliche Verteilungsvolumen beträgt 1,1 l/kg.
Der Großteil der Clindamycin-Dosis wird metabolisiert, weniger als 10% werden unverändert im Harn ausgeschieden. Die bekannten Metaboliten von Clindamycin sind N-Demethyl-Clindamycin, Clindamycin-Sulfoxid und N-Demethyl-Clindamycin-Sulfoxid, die hauptsächlich im Stuhl ausgeschieden werden.
Einige Metaboliten sind mikrobiologisch wirksam. Medikamente, die als Enzyminduktoren in der Leber wirken, verkürzen die mittlere Verweildauer von Clindamycin im Körper.
Clindamycin wird zu 2/3 im Stuhl und zu 1/3 im Harn ausgeschieden.
Übergewichtige pädiatrische Patienten im Alter von 2 bis unter 18 Jahren und übergewichtige Erwachsene im Alter von 18 bis 20 Jahren:
Die Analyse der pharmakokinetischen Daten bei adipösen pädiatrischen Patienten im Alter von 2 bis unter 18 Jahren und adipösen Erwachsenen im Alter von 18 bis 20 Jahren zeigte, dass die Clindamycin Clearance und das Verteilungsvolumen sich normalisiert hat zum Gesamtkörpergewicht, vergleichbar mit normalgewichtigen Probanden.
5.3 präklinische daten zur sicherheit
Es liegen keine Erkenntnisse aus Studien zur chronischen Toxizität vor, die den Verdacht begründen, dass bisher unbekannte unerwünschte Wirkungen beim Menschen auftreten könnten.
In-vitro – und In-vivo -Untersuchungen zur Mutagenität von Clindamycin ergaben
keine Hinweise auf ein mutagenes Potenzial. Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potenzial von Clindamycin wurden nicht durchgeführt.
Untersuchungen mit Clindamycin an Ratten und Mäusen ergaben keine Hinweise auf Fertilitätsstörungen oder embryofetotoxische Eigenschaften.
6. pharmazeutische angaben
6.1 liste der sonstigen bestandteile
Tablettenkern: Lactose-Monohydrat Mikrokristalline Cellulose
Crospovidon
Povidon K 28–32
Hochdisperses Siliciumdioxid Magnesiumstearat (Ph.Eur.)
Tablettenfilm: Hypromellose Lactose-Monohydrat Macrogol 4000 Titandioxid (E171)
6.2 inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 dauer der haltbarkeit
3 Jahre
6.4 besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 art und inhalt des behältnisses
Die Filmtabletten sind in PVC/Alu-Blisterpackung verpackt und in eine Faltschachtel eingelegt.
Packungsgrößen:
12, 14, 16, 28, 30, 42 Filmtabletten
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise
Keine speziellen Hinweise
7. inhaber der zulassung
Hexal AG
Industriestraße 25
83607 Holzkirchen
Telefon: (08024) 908–0
Telefax: (08024) 908–1290
E-Mail:
8. zulassungsnummer
58767.01.00
9. datum der erteilung der zulassung/verlängerung der
Datum der Erteilung der Zulassung: 04. März 2004
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung:
03. November 2011
10. stand der information
Juni 2022