Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Dipyridamol ASS beta 200 mg/25 mg Retardkapseln
Dipyridamol ASS beta 200 mg/25 mg Retardkapseln
2. qualitative und quantitative zusammensetzung
Jede Kapsel enthält 200 mg Dipyridamol und 25 mg Acetylsalicylsäure.
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Jede Kapsel enthält Lactose (29,2 mg), Methylhydroxybenzoat (E 218), Propylhydroxybenzoat (E 216), (3-sn-Phosphatidyl)cholin (Soja) (E 322), Ponceau 4R (E 124) und Gelborange S (E 110).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. darreichungsform
Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung.
Die Kapseln enthalten normalfreisetzende Acetylsalicylsäure (ASS) und verändert freisetzendes Dipyridamol.
Kapsel (Größe 0xEL) mit orangefarbener Kappe und weiß bis cremefarbenen Körper.
4. klinische angaben
4.1 anwendungsgebiete
Sekundärprävention von ischämischen Schlaganfällen und transitorischen ischämischen Attacken.
4.2 dosierung und art der anwendung
Dosierung
Erwachsene einschließlich ältere Patienten
Die empfohlene Dosis beträgt 2 × 1 Retardkapsel täglich, wobei im Allgemeinen die Einnahme jeweils morgens und abends erfolgen sollte, vorzugsweise mit den Mahlzeiten.
Kinder und Jugendliche
Dipyridamol ASS beta wird für die Anwendung bei Kindern aufgrund unzureichender Daten zur Sicherheit, Wirksamkeit und Dosierung nicht empfohlen.
Alternative Behandlungsweise bei unerträglichen Kopfschmerzen
Im Falle unerträglicher Kopfschmerzen zu Behandlungsbeginn, kann auf eine Kapsel vor dem ZuBett-Gehen und niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) am Morgen gewechselt werden. Weil es zu dieser Behandlungsweise keine Daten zum Rezidivrisiko gibt und die Kopfschmerzproblematik mit fortgesetzter Behandlung abnimmt, sollten die Patienten sobald wie möglich zur normalen Behandlungsweise zurückkehren, gewöhnlich innerhalb einer Woche.
Niereninsuffizienz
Aufgrund des Acetylsalicylsäure-Anteils ist Dipyridamol ASS beta bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3). Bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Niereninsuffizienz wird zur Vorsicht geraten (siehe Abschnitt 4.4).
Leberinsuffizienz
Aufgrund des Acetylsalicylsäure-Anteils ist Dipyridamol ASS beta bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3). Bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Leberinsuffizienz wird zur Vorsicht geraten (siehe Abschnitt 4.4).
Art der Anwendung
Zum Einnehmen.
Die Retardkapseln sollten unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden.
Dipyridamol ASS beta Kapseln sollten nicht gleichzeitig mit einem Alkohol-haltigen Getränk eingenommen werden (siehe Abschnitt 4.5).
4.3 gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe, Salicylate oder einen der in Abschnitt 6.1 genanntensonstigen Bestandteile
Erdnuss- oder Soja-Allergie Hämorrhagischer Schlaganfall in der Vorgeschichte Magenbeschwerden oder Patienten, die früher Magenschmerzen hatten, wenn sie diesesArzneimittel eingenommen haben
Aktive peptische Ulzera und/oder gastrointestinale Blutung (siehe Abschnitt 4.4) schwere Leber- oder Niereninsuffizienz Hämorrhagische Diathese oder Gerinnungsstörungen wie Hämophilie undHypoprothrombinämie
Methotrexat bei Anwendung in Dosen > 15 mg /Woche (siehe Abschnitt 4.5) In den letzten drei Monaten der Schwangerschaft4.4 besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung
Blutgerinnungsstörungen
Wie auch bei anderen Thrombozytenaggregationshemmern sollte Dipyridamol ASS beta aufgrund des Blutungsrisikos mit Vorsicht bei Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko eingesetzt werden. Die Patienten sollten sorgfältig auf Blutungszeichen, einschließlich Zeichen okkulter Blutungen, beobachtet werden (siehe Abschnitt 4.5).
Vorsicht und eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich, wenn Patienten zusätzlich Medikamente einnehmen, die das Blutungsrisiko erhöhen können, wie gerinnungshemmende Arzneimittel, Thrombozytenaggregationshemmer, selektive SerotoninWiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Anagrelid (siehe Abschnitt 4.5).
Ein Abbruch der Behandlung mit Dipyridamol ASS beta sollte vor chirurgischen Eingriffen, z.B. einer Zahnextraktion, bei denen ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht, erwogen werden. Die Behandlung sollte üblicherweise 7 Tage zuvor abgebrochen werden.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Aufgrund des Dipyridamol-Anteiles und dessen gefäßerweiternden Eigenschaften sollte Dipyridamol ASS beta vorsichtig angewendet werden bei schwerer koronarer Herzerkrankung (z. B. instabiler Angina Pectoris oder vor kurzem durchgemachten Myokardinfarkt), linksventrikulärer Ausflussbehinderung oder hämodynamischer Instabilität, z. B. bei dekompensierter Herzinsuffizienz.
Die in Dipyridamol ASS beta enthaltene ASS-Dosis wurde bisher nicht in klinischen Studien zur Sekundärprävention des Myokardinfarkts untersucht.
Myasthenia gravis
Bei Patienten mit Myasthenia gravis kann eine Neueinstellung der Therapie während der Behandlung mit Dipyridamol ASS beta erforderlich sein (siehe Abschnitt 4.5).
Gallenerkrankungen
In seltenen Fällen wurde unkonjugiertes Dipyridamol in unterschiedlichem Ausmaß in Gallensteinen nachgewiesen (bis zu 70 % des Trockengewichtes des Steines). Alle diese Patienten waren älter, es bestand der Verdacht auf eine aufsteigende Cholangitis, ferner waren sie bereits seit einigen Jahren mit Dipyridamol behandelt worden. Es gibt keine Hinweise, dass Dipyridamol bei diesen Patienten der auslösende Faktor für die Bildung von Gallensteinen war. Möglicherweise kommt als auslösender Mechanismus für das Vorhandensein von Dipyridamol in den Gallensteinen eine bakterielle Deglukuronidation von konjugiertem Dipyridamol in der Galle in Frage.
Kopfschmerzen oder migräneartige Kopfschmerzen
Kopfschmerzen oder migräneartige Kopfschmerzen, die insbesondere zu Therapiebeginn mit Dipyridamol ASS beta auftreten können, dürfen nicht mit analgetischen Dosierungen von ASS behandelt werden (siehe Abschnitt 4.2).
Überempfindlichkeit
Außerdem sollten Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen nichtsteroidale Antiphlogistika vorsichtig behandelt werden.
Warnhinweise aufgrund des Acetylsalicylsäure-Anteils
Aufgrund seines ASS-Anteiles sollte Dipyridamol ASS beta nur vorsichtig angewendet werden bei Asthma bronchiale, allergischer Rhinitis, Nasenpolypen, bei chronischen und wiederkehrenden Magen- oder Zwölffingerdarmbeschwerden, bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion (nicht anwenden bei schweren Fällen, siehe Abschnitt 5.2) oder bei Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel.
Kinder und Jugendliche
Dipyridamol ASS beta ist nicht für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen indiziert.
Es gibt eine mögliche Verbindung zwischen der Einnahme von ASS und dem Reye-Syndrom bei Kindern. Das Reye-Syndrom ist eine sehr seltene Erkrankung, die Gehirn und Leber befallen und tödlich verlaufen kann. Daher darf Dipyridamol ASS beta Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren nicht verabreicht werden außer es ist ausdrücklich indiziert (z.B. für die Kawasaki-Krankheit).
Belastungsuntersuchung mit intravenösem Dipyridamol
Patienten, die regelmäßig Dipyridamol ASS beta einnehmen, sollten nicht zusätzliche intravenöses Dipyridamol erhalten. Die klinische Erfahrung zeigt, dass Patienten, die Dipyridamol einnehmen und auch eine Belastungsuntersuchung mit intravenösem Dipyridamol benötigen, 24 Stunden vorher dipyridamol-haltige Arzneimittel absetzen sollten.
Hilfsstoffe
Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-GalactoseMalabsorption sollten Dipyridamol ASS beta nicht einnehmen.
Dipyridamol ASS beta enthält die Farbstoffe Ponceau 4R (E 124) und Gelborange S (E 110), die allergische Reaktionen hervorrufen können.
Dipyridamol ASS beta enthält auch Methylhydroxybenzoat (E 218) und Propylhydroxybenzoat (E 216), die allergische Reaktionen (möglicherweise verzögert) hervorrufen können.
4.5 wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen
NSAIDs/Kortikosteroide/Alkohol
Das Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen ist erhöht, wenn Acetylsalicylsäure zusammen mit nichtsteroidalen Antiphlogistika, Kortikosteroiden oder bei chronischem Alkohol-Konsum angewendet wird.
Es gibt experimentelle Hinweise, dass Ibuprofen die durch Acetylsalicylsäure induzierte Hemmung der Thrombozyten-Cyclooxygenase stört. Diese Wechselwirkung könnte die positive kardiovaskuläre Wirkung von Acetylsalicylsäure reduzieren, jedoch sind die Beweise hierfür nicht schlüssig. Ferner sollte in Anbetracht des bekanntermaßen erhöhten Risikos für gastrointestinale Toxizität bei einer CoMedikation von NSARs und Acetylsalicylsäure diese Kombination möglichst vermieden werden. Wenn eine solche Kombination notwendig ist, sollten gastrointestinale und kardiovaskuläre Risiken gegeneinander abgewogen werden.
Arzneimittel, die die Blutgerinnung beeinflussen
Wenn Dipyridamol zusammen mit Substanzen eingesetzt wird, die die Blutgerinnung beeinflussen (wie z.B. Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmer), muss das Sicherheitsprofil dieser Medikationen überwacht werden.
Die gleichzeitige Anwendung von ASS mit gerinnungshemmenden Arzneimitteln (z.B. Cumarinderivaten und Heparin), Thrombozytenaggregationshemmern (z.B. Clopidogrel, Ticlopidin), selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder Anagrelid führt zu einem erhöhten Blutungsrisiko. Die zusätzliche Gabe von Dipyridamol zu ASS erhöht das Blutungsrisiko nicht.
Bei kombinierter Anwendung von Dipyridamol zusammen mit Warfarin waren Anzahl und Schweregrad von Blutungen nicht größer als bei einer Monotherapie mit Warfarin.
Krampflösende Mittel
ASS kann die Wirkung von Valproinsäure und Phenytoin verstärken, was zu einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko führen kann.
Adenosin
Dipyridamol kann die Plasmaspiegel und damit die kardiovaskulären Wirkungen von Adenosin erhöhen. Gegebenenfalls ist eine Anpassung der Adenosindosis erforderlich, wenn die Anwendung von Dipyridamole nicht vermieden werden kann.
Antihypertensiva
Dipyridamol kann die hypotone Wirkung von Antihypertonika verstärken.
Cholinesteraseinhibitoren
Dipyridamol kann den Anticholinesterase-Effekt von Cholinesterasehemmern aufheben und dadurch möglicherweise eine Myasthenia gravis verstärken (siehe Abschnitt 4.4).
Antidiabetika/Methotrexat
Die gleichzeitige Anwendung von ASS kann die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika verstärken und die Toxizität von Methotrexat erhöhen. Die gemeinsame Anwendung von Methotrexat > 15 mg/Woche ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3). Bei niedrigeren Dosen sollten während der ersten Behandlungswochen wöchentliche Blutbilduntersuchungen durchgeführt werden. Bei gleichzeitigem Vorliegen von Niereninsuffizienz sowie bei älteren Patienten wird eine verstärkte Überwachung empfohlen.
Spironolacton/Urikosurika
ASS kann die natriuretische Wirkung von Spironolacton abschwächen und die Wirkung von Urikosurika (z.B. Probenecid, Sulfinpyrazon) hemmen.
4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit
Schwangerschaft
Es gibt keine hinreichende Evidenz für die Sicherheit von Dipyridamol und ASS in niedriger Dosierung in der Schwangerschaft. Es liegen keine ausreichenden tierexperimentellen Studien in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität vor (siehe Abschnitt 5.3).
Dipyridamol ASS beta sollte im 1. und 2. Trimenon nur gegeben werden, wenn der mögliche Nutzen für die Mutter die möglichen Risiken für den Foetus überwiegt.
Im 3. Trimenon ist Dipyridamol ASS beta kontraindiziert.
Stillzeit
Dipyridamol und Salicylate gehen in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 5.2). Daher sollte Dipyridamol ASS beta während der Stillzeit nur gegeben werden, wenn der mögliche Nutzen für die Mutter die möglichen Risiken für das Neugeborene überwiegt.
Fertilitä t
Es wurden keine Studien zum Einfluss von Dipyridamol ASS beta auf die Fertilität beim Menschen durchgeführt. Fertilitätsstudien wurden nur mit den einzelnen Komponenten durchgeführt. Es wurde keine Beeinträchtigung der Fertilität mit Dipyridamol beobachtet. Acetylsalicylsäure kann bei Ratten die Ovulation hemmen (siehe Abschnitt 5.3).
4.7 auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen durchgeführt. Die Patienten sollten jedoch darauf hingewiesen werden, dass Symptome wie Schwindel und Verwirrtheit in klinischen Studien berichtet wurden. Wenn Patienten solche Symptome bemerken, sollten sie potenziell gefährlicher Tätigkeiten wie Autofahren oder das Bedienen von Maschinen vermeiden.
4.8 nebenwirkungen
Zusammenfassung des Sicherheitsprofils
Für die Definition des Nebenwirkungsprofils wurden zwei umfangreiche klinische Studien (ESPS-2, PRoFESS) mit insgesamt 26.934 Patienten, wovon 11.831 Patienten der Dipyridamol-ASS-Behandlung zugeteilt wurden, herangezogen. Diese Daten werden durch umfassende Erfahrungen nach dem Inverkehrbringen von Dipyridamol-ASS ergänzt.
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Schwindel und gastrointestinale Ereignisse wie Dyspepsie, Diarrhö, Übelkeit und Bauchschmerzen. Die wichtigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Dipyridamol-ASS waren Blutungsereignisse.
Tabellarische Auflistung der Nebenwirkungen
Die in der folgenden Tabelle aufgelisteten Nebenwirkungen wurden während der Anwendung von Dipyridamol-ASS in den klinischen Studien ESPS-2 und PRoFESS berichtet sowie in Spontanberichten erfasst.
Die Nebenwirkungen von Dipyridamol-ASS werden nachfolgend nach System-Organ-Klassen zusammengefasst und nach Häufigkeit geordnet. Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt: sehr häufig (≥ 1/10); häufig (≥ 1/100 bis < 1/10); gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100); selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000); nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Systemorganklasse
Häufigkeit
Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems | Häufig | Anämie |
Selten | Thrombozytopenie, Eisenmangelanämie aufgrund okkulter gastrointestinaler Blutung | |
Nicht bekannt* | Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC)2, Blutgerinnungsstörung2 | |
Herzerkrankungen | Häufig | Verschlechterung der Symptome der koronaren Herzkrankheit, Synkope |
Gelegentlich | Tachykardie | |
Nicht bekannt* | Arrhythmie2 | |
Erkrankungen des Ohrs oder Labyrinths | Nicht bekannt* | Tinnitus2, Taubheit2 |
Augenerkrankungen | Gelegentlich | Blutungen am Auge |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Sehr häufig | Übelkeit, Diarrhö, Dyspepsie, Bauchschmerzen |
Häufig | Erbrechen, Magen-Darmblutungen | |
Gelegentlich | Magen- und Duodenalulzera | |
Selten | Erosive Gastritis | |
Nicht bekannt* | Perforation eines Magen – oder Duodenalulcus2, Meläna2, Hämatemesis2, Pankreatitis2, | |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Nicht bekannt* | Pyrexie2, Hypothermie2 |
Erkrankungen der Leber und der Galle | Nicht bekannt* | Nachweis von Dipyridamol in Gallensteinen1, Hepatits2, Reye-Syndrom2 |
Erkrankungen des Immunsystems | Häufig | Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag und Urtikaria, schwere Bronchospasmen und Angioödeme |
Nicht bekannt* | Anaphylaktische Reaktionen (insbesondere bei Patienten mit Asthma bronchiale)2 | |
Verletzungen, Vergiftungen und durch Eingriffe bedingte Komplikationen | Nicht bekannt* | Verstärkte Blutung nach Operationen oder sonstigen Eingriffen, verstärkte intraoperative Blutungen |
Untersuchungen | Nicht bekannt* | Verlängerung der Blutungszeit |
Nicht bekannt* | Abnormaler Leberfunktionstest2, Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut mit der möglichen Folge eines Gichtanfalls2, Verlängerung der Prothrombinzeit2 | |
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen | Nicht bekannt* | Hypoglykämie (insbesondere bei Kindern)2, Hyperglykämie2, Durstgefühl2, Dehydratation2, Hyperkaliämie2, metabolische Azidose2, respiratorische Alkalose2 |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen | Häufig | Muskelschmerzen |
Nicht bekannt* | Rhabdomyolyse2 | |
Erkrankungen des Nervensystems | Sehr häufig | Kopfschmerzen, Schwindel |
Häufig | Intrakranielle Blutungen, Migräne-artiger Kopfschmerz (insbesondere zu Therapiebeginn) | |
Nicht bekannt* | Agitation2, Hirnödem2, Lethargie2, Konvulsionen2 |
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen | Nicht bekannt* | Verlängerung der Schwangerschaft2, Geburtsverzögerung2, für Gestationsalter zu kleines Neugeborenes2, Totgeburt2, Blutung während der Schwangerschaft und postpartale Blutung2 |
Psychiatrische Erkrankungen | Nicht bekannt* | Verwirrtheit2 |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege | Nicht bekannt* | Nierenversagen2, interstitielle Nephritis2, Nierenpapillennekrose2, 2 Proteinurie |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | Häufig | Epistaxis |
Nicht bekannt* | Dyspnoe2, Zahnfleischbluten2, Larynxödem2, Hyperventilation2, Lungenödem2, Tachypnoe2 | |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Nicht bekannt* | Hautblutungen wie z. B. Hämatome oder Ecchymosen |
Nicht bekannt* | Erythema exsudativum multiforme2 | |
Gefäßerkrankungen | Gelegentlich | Hitzewallungen, Hypotonie |
1 Nebenwirkung bei Dipyridamol-Monotherapie
2 Nebenwirkung bei ASS-Monotherapie
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen
Die wichtigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Dipyridamol-ASS waren Blutungsereignisse. Die Daten der klinischen Studien ESPS-2 und PRoFESS wurden im Hinblick auf Blutungsereignisse (einschließlich schwerer Blutungen) ausgewertet.
Blutungen aufgeteilt in alle Blutungen, schwere Blutungen, intrakranielle und gastrointestinale Blutungen:
In der ESPS-2 Studie wurden im Dipyridamol-ASS-Arm 1.650 Patienten (100 %) behandelt und im Placeboarm 1.649 (100 %). Die mittlere Behandlungsdauer betrug 1,4 Jahre. Es wurden 8,7 % (Dipyridamol-ASS) bzw. 4,5 % (Placebo) Blutungen berichtet. Davon waren 1,6 % bzw. 0,4 % schwere Blutungen. Intrakranielle Blutungen sind zu 0,6 % bzw. 0,4 % aufgetreten. Gastrointestinale Blutungen traten zu 4,3 % bzw. 2.6 % auf.
In der PRoFESS-Studie wurden im Dipyridamol-ASS-Arm 10.055 Patienten (100 %) behandelt. Die mittlere Behandlungsdauer betrug 1,9 Jahre. Es wurden 5,3 % Blutungen berichtet. Davon waren 3,3 % schwere Blutungen. Intrakranielle Blutungen sind zu 1,2 % aufgetreten (darin sind 0,2 % intraokulare Blutungen enthalten). Gastrointestinale Blutungen traten zu 1,9 % auf.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Websitenzuzeigen.
4.9 überdosierung
Symptome
Aufgrund des Dosis-Verhältnisses von Dipyridamol zu ASS stehen bei einer Überdosierung wahrscheinlich die Zeichen und Symptomen einer Überdosierung mit Dipyridamol im Vordergrund.
Aufgrund der geringen Anzahl an Beobachtungen ist die Erfahrung einer Überdosierung mit Dipyridamol begrenzt.
Symptome wie Wärmegefühl, Gesichtsröte, Schweißausbruch, Pulsbeschleunigung, Unruhe, Schwäche- und Schwindelgefühl und pektanginöse Beschwerden können auftreten. Blutdruckabfall und Tachykardie können beobachtet werden.
Salizylat-Vergiftungen sind üblicherweise mit Plasmakonzentrationen > 350 mg/l (2,5 mmol/l) verbunden. Die meisten Todesfälle bei Erwachsenen traten bei Patienten auf, deren Konzentrationen 700 mg/l (5,1 mmol/l) überschritten. Einzeldosen unter 100 mg/kg verursachen wahrscheinlich keine schwerwiegenden Vergiftungen.
Symptome einer Salizylat-Überdosierung umfassen gewöhnlich Erbrechen, Dehydrierung, Tinnitus, Schwindel, Taubheit, Schwitzen, warme Extremitäten mit springendem Puls, erhöhter Atemfrequenz und Hyperventilation. Das Säure-Base-Gleichgewicht ist meist gestört.
Eine gemischte respiratorische Alkalose und metabolische Azidose mit normalem oder hohem arteriellen pH-Wert (normale oder reduzierte Hydrogen-Ionen-Konzentration) ist gewöhnlich bei Erwachsenen und Kindern über 4 Jahre. Bei Kindern im Alter von 4 Jahren oder jünger ist eine dominante metabolische Azidose mit einem geringem arteriellen pH-Wert (erhöhte Hydrogen-Ionen-Konzentration) häufig. Eine Azidose kann über den Weg der Blut-Gehirn-Schranke den Salizylat-Übertritt erhöhen.
Gelegentliche Anzeichen einer Salizylat-Vergiftung umfassen Hämatemesis, Hyperpyrexie, Hypoglykämie, Hypokaliämie, Thrombozytopenie, erhöhte INR/TPZ, intravaskuläre Koagulation, Niereninsuffizienz/Nierenversagen und nichtkardiales pulmonales Ödem. Zentralnervöse Anzeichen einschließlich Verwirrtheit, Desorientierung, Koma und Krämpfe sind bei Erwachsenen weniger häufig als bei Kindern.
Schwindel und Tinnitus können besonders bei älteren Patienten Symptome einer Überdosierung sein.
Therapie
Die Verabreichung von Xanthinderivaten (z.B. Aminophyllin) kann die hämodynamischen Effekte einer Dipyridamol-Überdosierung aufheben. Wegen der ausgeprägten Verteilung im Gewebe und der vorwiegend hepatischen Elimination sind Maßnahmen zur forcierten Elimination von Dipyridamol wenig geeignet.
Im Fall einer Salizylat-Vergiftung sollte Erwachsenen Aktivkohle verabreicht werden, welche innerhalb einer Stunde nach der Einnahme von mehr als 250 mg/kg Salizylat gegeben wird. Die Plasma-Salizylat-Konzentration sollte gemessen werden, auch wenn die Schwere der Vergiftung allein nicht bestimmt werden kann und die klinischen und biochemischen Eigenschaften berücksichtigt werden müssen. Die Elimination wird durch Harn-Alkalisierung, welche durch die Verabreichung von 1,26 %igen Natriumbikarbonat erzielt wird, erhöht. Der Urin-pH-Wert sollte überwacht werden. Eine metabolische Azidose ist mit intravenösem 8,4 %igen Natriumbikarbonat (zuerst Überprüfung des Serum-Kaliums) zu korrigieren. Eine forcierte Diurese sollte nicht angewendet werden, da dies nicht die Ausscheidung von Salizylat verstärkt und ein pulmonales Ödem hervorrufen kann.
Hämodialyse ist die Behandlung der Wahl bei schwerer Vergiftung und sollte bei Patienten mit einer Plasma-Salizylat-Konzentration > 700 mg/l (5,1 mmol/l) oder bei niedrigeren Konzentrationen, die mit einem klinisch oder metabolisch schwerwiegendem Krankheitsbild verbunden sind, erwogen werden. Patienten unter 10 oder über 70 Jahren haben ein erhöhtes Risiko einer Salizylat-Toxizität und dies kann eine Dialyse in einem früheren Stadium erforderlich machen.
5. pharmakologische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Kombination von Thrombozytenaggregationshemmern
ATC-Code(s): B01AC07 (Dipyridamol), B01AC06 (Acetylsalicylsäure)
Die antithrombotische Wirkung der Acetylsalicylsäure/Dipyridamol-Kombination basiert auf den verschiedenen involvierten biochemischen Mechanismen. Acetylsalicylsäure inaktiviert irreversibel das Enzym Cyclooxygenase in den Thrombozyten und verhindert so die Produktion von Thromboxan A2, einem leistungsfähigen Induktor der Plättchenaggregation und der Vasokonstriktion.
Dipyridamol hemmt in vitro und in vivo die Aufnahme von Adenosin in Erythrozyten, Thrombozyten und Endothelzellen. Die maximale Hemmung beträgt ungefähr 80 % und erfolgt im therapeutischen Konzentrationsbereich (0,5–2 µg/ml) dosisabhängig. Aufgrund der Hemmung kommt es lokal zu einem Anstieg der Adenosinkonzentration mit Auswirkungen auf den thrombozytären A2-Rezeptor; die thrombozytäre Adenylatcyclase wird stimuliert, und die cAMP-Spiegel in den Thrombozyten steigen an.
Auf diese Weise wird die durch unterschiedliche Stimuli wie Plättchen aktivierender Faktor (PAF), Kollagen und Adenosindiphosphat (ADP) ausgelöste Thrombozytenaggregation gehemmt. Durch die verminderte Thrombozytenaggregation wird der Thrombozytenverbrauch auf ein normales Niveau gesenkt. Darüber hinaus besitzt Adenosin eine vasodilatierende Wirkung. Dies ist einer der Mechanismen, durch den Dipyridamol zu einer Gefäßerweiterung führt.
Dipyridamol hat zudem bei Schlaganfallpatienten gezeigt, dass es sowohl die Dichte von prothrombotischen Proteinen auf der Plättchenoberfläche (PAR-1: Thrombinrezeptor) als auch die Blutspiegel vom C-reaktiven Protein (CRP) und des von Willebrand-Faktors (vWF) vermindert. In-vitro- Untersuchungen haben gezeigt, dass Dipyridamol die inflammatorischen Zytokine (MCP-1 und MMP-9), die durch eine ThrombozytenMonozyten-Interaktion entstehen, hemmt.
Dipyridamol führt in verschiedenen Geweben zu einer Hemmung der Phosphodiesterase (PDE). Während die Hemmung der cAMP-PDE nur schwach ausgeprägt ist, wird die cGMP-PDE in therapeutischen Konzentrationen von Dipyridamol deutlich gehemmt. Dadurch wird der Anstieg von cGMP, das durch EDFR (endothelialer relaxierender Faktor, identifiziert als Stickstoffmonoxid [NO]) produziert wird, verstärkt.
Dipyridamol erhöht die Freisetzung von Gewebeplasminaktivator (t-PA) aus mikrovaskulären Endothelzellen und verstärkt dosisabhängig die antithrombotischen Eigenschaften von Endothelzellen auf die Thrombusbildung an der benachbarten subendothelialen Matrix. Dipyridamol ist ein potenter Radikalfänger für Oxy- und Peroxyradikale.
Dipyridamol stimuliert zudem Biosynthese und Freisetzung von Prostacyclin durch das Endothel. Dipyridamol reduziert die Thrombogenität subendothelialer Strukturen durch Erhöhung der Konzentration des protektiven Mediators 13-HODE (13-Hydroxyoctadecadiensäure).
Während Acetylsalicylsäure nur die Thrombozytenaggregation hemmt, hemmt Dipyridamol zusätzlich die Thrombozyten-Aktivierung und Adhäsion. Deshalb ist ein zusätzlicher Vorteil von der Kombination beider Medikamente zu erwarten.
Klinische Studien
Dipyridamol/Acetylsalicylsäure wurde in einer doppelblinden, placebokontrollierten, 24-monatigen Studie untersucht (E uropean S troke P revention S tudy 2 , ESPS-2 ), in der 6.602 Patienten eingeschlossen wurden, die bis zu 3 Monate vor Studienbeginn einen ischämischen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) hatten. Patienten wurden auf 1 von 4 Behandlungsgruppen randomisiert: ASS 25 mg und Dipyridamol retard 200 mg; Dipyridamol retard 200 mg (ER-DP), ASS 25 mg oder Placebo. Die Patienten erhielten 2-mal täglich eine Kapsel (morgens und abends). Die Wirksamkeitsbeurteilungen schlossen Analysen tödlicher oder nichttödlicher Schlaganfälle und Todesfälle jeglicher Genese mit ein, die verblindet durch ein Komitee zur Beurteilung von Krankheits- und Todesfällen bestätigt wurden. In ESPS-2 verminderte
Dipyridamol/Acetylsalicylsäure das Schlaganfallrisiko im Vergleich zu ASS 50 mg/Tag um 23,1 % (p = 0,006) und um 24,7 % im Vergleich zu Dipyridamol retard 400 mg/Tag (p = 0,002).
Dipyridamol/Acetylsalicylsäure reduzierte das Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Placebo um 37 % (p < 0,001).
Die Ergebnisse von ESPS-2 werden gestützt durch die ESPRIT -Studie (E uropean/Australasian S troke P revention in R eversible I schaemia T rial) [112], in der eine Kombination von Dipyridamol 400 mg am Tag (83 % der Patienten wurden mit der retardierten Darreichungsform von Dipyridamol behandelt) und ASS 30325 mg am Tag geprüft wurde. Insgesamt wurden 2.739 Patienten nach ischämischem Schlaganfall arterieller Genese behandelt, davon 1.376 Patienten mit ASS und 1.363 Patienten mit einer Kombination von Dipyridamol und ASS. Das primäre Hauptereignis war ein kombinierter Endpunkt aus Todesfällen vaskulärer Genese, nichttödlichen Schlaganfällen und Herzinfarkten oder schweren Blutungskomplikationen. Patienten mit einer Kombination von Dipyridamol und ASS zeigten eine 20 %ige Risikoreduktion im primären Endpunkt (p < 0,05) im Vergleich zu denen mit einer ASS-Monotherapie (12,7 % vs. 15,7 %; Hazard Ratio 0,80; 95 % Konfidenzintervall 0,66–0,98).
Die PRoFESS-Studie (PR evention Regimen F or E ffectively avoiding S econd S trokes) war eine auf Parallelgruppen randomisierte, internationale, doppelblinde, Double-Dummy-Studie mit 2×2 faktoriellem Design. Es wurde die Verhinderung von Schlaganfällen unter Dipyridamol/Acetylsalicylsäure und
Clopidogrel sowie unter Telmisartan und entsprechendem Placebo bei Patienten verglichen, die zuvor einen ischämischen Schlaganfall nicht-kardioembolischer Ursache erlitten hatten. Insgesamt wurden 20.332 Patienten auf Dipyridamol/Acetylsalicylsäure (n = 10.181) oder Clopidogrel (n = 10.151) randomisiert. Beide Behandlungen wurden zusätzlich zu Standardbehandlungen gegeben. Der primäre Endpunkt war die Dauer bis zum Auftreten eines Schlaganfallrezidivs jeglicher Genese.
Die Häufigkeit des primären Endpunkts war vergleichbar in beiden Behandlungsgruppen (9,0 % für Dipyridamol/Acetylsalicylsäure vs. 8,8 % für Clopidogrel; HR 1,01, 95 % KI 0,92–1,11). Es wurden keine signifikanten Unterschiede für andere bedeutsame, vorher spezifizierte Endpunkte zwischen den Dipyridamol/Acetylsalicylsäure- und Clopidogrel-Behandlungen gefunden, einschließlich des kombinierten Endpunktes Schlaganfallrezidive, Myokardinfarkt oder Tod mit vaskulärer Ursache (13,1 % unter beiden Behandlungen; HR 0,99, 95 % KI 0,92–1,07), sowie des kombinierten Endpunktes aus Schlaganfallrezidiven oder bedeutsamen hämorrhagischen Ereignissen (11,7 % unter Dipyridamol/Acetylsalicylsäure vs. 11,4 % unter Clopidogrel; HR 1,03, 95 % KI 0,95–1,11).
Neurologische Behinderungen 3 Monate nach einem Schlaganfallrezidiv waren auf der modifizierten Rankin Skala (mRS) beurteilt worden. Es war kein bedeutsamer Unterschied in der Verteilung der mRS-Scores zwischen Dipyridamol/Acetylsalicylsäure und Clopidogrel festgestellt worden (p = 0,3073 im Cochran-Armitage Test auf lineare Trends).
Mehr Patienten, die ASA + ER-DP zugeteilt waren (4,1 %) als Clopidogrel (3,6 %), entwickelten bedeutsame Blutungsereignisse (HR = 1,15, 95 % KI 1,00, 1,32; p = 0,0571). Der Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen war vor allem auf die höhere Inzidenz von nicht lebensbedrohlichen größeren Blutungsereignissen in der ASA + ER-DP-Gruppe (2,9 %) als in der Clopidogrel-Gruppe (2,5 %) zurückzuführen, wohingegen die Inzidenz von lebensbedrohlichen Blutungsereignissen in beiden Gruppen ähnlich war (128 Patienten vs. 116 Patienten). Die insgesamte Inzidenz von intrakraniellen Blutungen war in der ASS + ER-DP-Gruppe (1,4 %) höher als in der Clopidogrel-Gruppe (1,0 %), was zu einer HR von 1,42 (95 % KI 1,11; 1,83) mit einem p-Wert von 0,0062 führte. Der Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen resultierte im Wesentlichen aus der höheren Inzidenz von hämorrhagischen Schlaganfällen in der ASA + ER-DP-Gruppe (0,9 % vs. Clopidogrel 0,5 %).
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Zwischen dem Dipyridamol in den Retardpellets und der ASS gibt es keine relevante pharmakokinetische Interaktion. Die Pharmakokinetik von Dipyridamol/ASS lässt sich deshalb durch die pharmakokinetischen Eigenschaften der beiden Bestandteile beschreiben.
(Die meisten pharmakokinetischen Daten beziehen sich auf gesunde Probanden.)
Die Dosislinearität der Kinetik ist für alle therapeutisch genutzten Dipyridamol-Dosen gegeben.
Für die Langzeitbehandlung wurden Kapseln mit Dipyridamol-Retardpellets entwickelt. Das Problem der pH-abhängigen Löslichkeit von Dipyridamol, auf Grund derer eine Auflösung in den unteren Abschnitten des Gastrointestinaltrakts (wo retardierte Darreichungsformen den Wirkstoff auch noch freisetzen müssen) nicht möglich ist, wurde durch die Kombination mit Weinsäure gelöst. Die retardierte Wirkstofffreigabe wird durch eine Diffusionsmembran erreicht, die auf die Pellets aufgesprüht wird.
In verschiedenen pharmakokinetischen Studien wurde unter Steady-State-Bedingungen gezeigt, dass alle zur Darstellung pharmakokinetischer Eigenschaften von Retardformen geeigneten Parameter entweder gleichwertig oder nach Gabe von retardiertem Dipyridamol 2-mal täglich etwas verbessert sind im Vergleich zu schnell freisetzenden Tabletten 3– oder 4-mal täglich: Die Bioverfügbarkeit ist etwas besser, die Spitzenspiegel im Plasma sind vergleichbar, die minimalen Plasmakonzentrationen sind erheblich höher und die Peak-Trough-Differenz ist geringer.
Resorption
Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt ca. 70 %. Da bei der ersten Leberpassage ungefähr ein Drittel der verabreichten Dosis entfernt wird, kann von einer nahezu vollständigen Resorption von Dipyridamol nach Gabe von Dipyridamol/ASS-Retardkapseln ausgegangen werden.
Bei einer Tagesdosis von 400 mg Dipyridamol in Dipyridamol/ASS (2-mal täglich 200 mg) werden Spitzenplasmakonzentrationen ungefähr 2 bis 3 Stunden nach Einnahme erreicht. Nahrung besitzt keinen relevanten Einfluss auf die Pharmakokinetik des retardierten Dipyridamols in Dipyridamol/ASS.
Verteilung
Auf Grund seiner ausgeprägten Lipophilie, log P 3,92 (n-Octanol/0,1 n, NaOH), gelangt Dipyridamol in zahlreiche Organe.
Bei Tieren erfolgt die Verteilung von Dipyridamol vorwiegend in die Leber, dann in die Lungen, die Nieren, die Milz und das Herz. Obwohl die bevorzugte Verteilung von Dipyridamol beim Menschen nicht bewiesen wurde, ist über das Vorhandensein nach oraler Verabreichung in der menschlichen Leber, Niere und Herz berichtet worden.
Das Verteilungsvolumen des zentralen Kompartiments (Vc) beträgt ca. 5 l (ein dem Plasmavolumen ähnlicher Wert). Als Ausdruck der Verteilung in verschiedene Kompartimente beträgt das Verteilungsvolumen (Vss) im Fließgleichgewicht ca. 100 l.
Es kommt zu keiner nennenswerten Passage des Arzneimittels durch die Blut-Hirn-Schranke.
Die Proteinbindung von Dipyridamol beträgt ungefähr 97 – 99 %; es wird vorwiegend an alpha1-saures Glykoprotein und Albumin gebunden.
Im Hinblick auf das Vorhandensein von BCPR, einem aktiven Aufnahme-Transporter für Arzneimittel in der menschlichen Plazenta, kann Dipyridamol in den Fötus transferiert werden.
Metabolismus
Der Dipyridamol-Metabolismus erfolgt in der Leber. Dipyridamol wird durch Konjugation mit Glukuronsäure vorwiegend zu Monoglukuronid und nur zu einem geringen Teil zu Diglukuronid verstoffwechselt. Im Plasma sind 80 % der Gesamtmenge als Muttersubstanz vorhanden und 20 % als Monoglukuronid. Die pharmakodynamische Wirkung der Dipyridamolglukuronide ist erheblich schwächer als die von Dipyridamol.
Elimination
Die dominierende Halbwertszeit nach oraler Anwendung beträgt ebenso wie nach intravenöser Applikation ungefähr 40 Minuten.
Die renale Ausscheidung der Muttersubstanz ist vernachlässigbar (<0,5 %). Die renale Ausscheidung des Glukuronidmetaboliten ist gering (5 %), die Metaboliten werden vorwiegend (ungefähr 95 %) über die Galle in die Fäzes ausgeschieden, wobei es Hinweise auf einen enterohepatischen Kreislauf gibt.
Die totale Clearance beträgt ungefähr 250 ml/min und die mittlere Körperverweildauer ca. 11 Stunden (sie resultiert aus einer intrinsischen Körperverweildauer von 6,4 Stunden und einer durchschnittlichen Resorptionsdauer von 4,6 Stunden).
Nach intravenöser und oraler Verabreichung wird eine verlängerte terminale Halbwertszeit von ca. 13 Stunden beobachtet.
Diese terminale Halbwertszeit entspricht nur einem kleinen Anteil der Fläche unter der Plasmakonzentrations-Zeit-Kurve (AUC) und ist somit von verhältnismäßig geringer Bedeutung, was auch durch die Tatsache belegt wird, dass bei einer Dosierung von täglich zwei Retardkapseln das Fließgleichgewicht (Steady State) in zwei Tagen erreicht wird. Die Mehrfachgabe von Dipyridamol/ASS führt zu keiner nennenswerten Akkumulation.
Kinetik bei älteren Patienten
Bei älteren Patienten (> 65 Jahre) lagen die Dipyridamol-Plasmakonzentrationen (ermittelt als AUC) nach Gabe von Tabletten um ungefähr 50 % und nach Gabe von Dipyridamol/ASS um ungefähr 30 % höher als bei jungen Patienten (< 55 Jahre). Der Unterschied ist hauptsächlich auf eine geringere Clearance zurückzuführen; die Resorption scheint vergleichbar zu sein.
In der ESPS2-Studie wurde bei älteren Patienten ein vergleichbarer Anstieg der Plasmakonzentrationen bei Dipyridamol/ASS und Dipyridamol retard (mono) beobachtet.
Kinetik bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion
Da nur ein sehr geringer Anteil renal ausgeschieden wird (5 %), ist im Falle einer Niereninsuffizienz keine Änderung der Pharmakokinetik zu erwarten. Bei den Patienten der ESPS2-Studie, die eine Kreatinin-Clearance im Bereich von 15 ml/min bis mehr als 100 ml/min aufwiesen, wurde für Dipyridamol und seine Glukuronid-Metaboliten eine einheitliche unveränderte Pharmakokinetik beobachtet, wenn die Daten um die Altersunterschiede bereinigt wurden.
Kinetik bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion
Bei Patienten mit Leberinsuffizienz ist keine Veränderung der Dipyridamol-Plasmakonzentrationen, jedoch ein Anstieg der (pharmakodynamisch schwach aktiven) Glukuronide zu beobachten. Es wird daher empfohlen, Dipyridamol in normaler Dosierung zu verabreichen, solange es keine klinischen Anzeichen eines Leberversagens gibt.
Resorption
Nach oraler Einnahme wird ASS schnell und vollständig im Magen und Darm resorbiert. Ungefähr 30 %der ASS-Dosis werden präsystemisch zu Salicylsäure hydrolisiert. Nach einer Tagesdosis von 50 mg ASS (2-mal täglich 25mg als Bestandteil von Dipyridamol/ASS) werden bei jeder Einnahme maximale Plasmakonzentrationen nach 30 Minuten erreicht. Bei der gleichen Dosierung betrug die Spitzenplasmakonzentration im Fließgleichgewicht (Steady State) annähernd 360 ng/ml für ASS.
Maximale Plasmakonzentrationen von Salicylsäure werden nach 60 – 90 Minuten erreicht und betragen circa 1.100 ng/ml. Nahrung hat keinen relevanten Einfluss auf die pharmakodynamische Wirkung des ASS-Anteils von Dipyridamol/ASS.
Verteilung
ASS wird zwar schnell in Salicylat umgewandelt, bleibt jedoch in den ersten 20 Minuten nach der oralen Einnahme der dominante Wirkstoff im Plasma.
Die Konzentrationen von ASS im Plasma fallen schnell mit einer Halbwertszeit von circa 15 Minuten ab. Sein Hauptmetabolit, die Salicylsäure, wird stark an Plasmaeiweiße gebunden. Die Bindung ist konzentrationsabhängig (nicht linear). Bei niedrigen Konzentrationen (< 100 μg/ml) werden ungefähr 90 % der Salicylsäure an Albumin gebunden. Die Salicylate gelangen in alle Gewebe und Flüssigkeiten des Körpers, einschließlich des zentralen Nervensystems, der Muttermilch und des fötalen Gewebes.
Metabolismus
ASS wird schnell durch unspezifische Esterasen zu Salicylsäure metabolisiert. Die Salicylsäure wird zu Salicylursäure, Salicylphenolglucuronid, Salicylacylglucuronid und in geringem Maße zu Gentisinsäure und Gentisursäure metabolisiert. Die Bildung der Hauptmetaboliten Salicylursäure und Salicylphenolglucuronid ist leicht sättigbar und folgt einer Michaelis-Menten-Kinetik. Die restlichen metabolischen Prozesse folgen einer Reaktionskinetik 1.Ordnung.
Elimination
ASS besitzt eine Plasmaeliminationshalbwertszeit von 15 – 20 Minuten. Der Hauptmetabolit Salicylsäure hat bei niedrigen Dosierungen (z. B. 325 mg) eine Eliminationshalbwertszeit von 2 – 3 Stunden, die in Folge nichtlinearer Metabolisierung und Plasmaeiweißbindung bei hohen Dosierungen auf 30 Stunden ansteigen kann.
Mehr als 90 % der ASS werden als Metaboliten über die Nieren ausgeschieden. Der Anteil der Salicylsäure, der unverändert im Urin ausgeschieden wird, nimmt mit steigenden Dosierungen zu. Die renale Clearance des Salicylats nimmt mit erhöhtem pH-Wert im Urin ebenfalls zu.
Kinetik bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion
Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (glomeruläre Filtrationsrate kleiner als 10 ml/min) darf ASS nicht angewandt werden. Über eine Zunahme der gesamten Plasmakonzentrationen und ungebundenen Anteile der Salicylsäure wurde berichtet.
Kinetik bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion
Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz darf ASS nicht angewandt werden. Über eine Zunahme der ungebundenen Anteile der Salicylsäure wurde berichtet.
5.3 präklinische daten zur sicherheit
Dipyridamol und ASS wurden getrennt und umfangreich in Tiermodellen untersucht, und es wurde keine klinisch signifikanten Ergebnisse bei Dosen, die äquivalent zu den therapeutischen Dosen beim Menschen waren, gewonnen. Toxikokinetische Bewertungen wurden in diese Studien nicht eingeschlossen.
Studien mit der Kombination Dipyridamol/ASS im Verhältnis 1:4, zeigten additive, aber keine sich potenzierenden toxischen Effekte. Eine Einzeldosis-Studie an Ratten, denen Dipyridamol/ASS in einer Ratio von 1:0,125 gegeben wurde, ergab vergleichbare Ergebnisse zu Studien mit der 1:4-Kombination.
Tierstudien mit der Arzneimittelkombination zeigten kein erhöhtes teratogenes Risiko im Vergleich zu den einzelnen Komponenten. Studien, die den peripostnatalen Zeitraum erfassen, wurden mit dieser Kombination nicht durchgeführt.
Studien zur Fertilität wurden nur mit den einzelnen Komponenten durchgeführt. Mit Dipyridamol wurde keine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit beobachtet. Acetylsalicylsäure kann den Eisprung bei Ratten hemmen.
6. pharmazeutische angaben
6.1 liste der sonstigen bestandteile
Dipyridamol-Pellets:
Weinsäure (Ph.Eur.)
Hypromellose
Arabisches Gummi
Talkum
Povidon K 30
Methacrylsäure-Methylmethacrylat-Copolymer (1:2) (Ph.Eur.)
Hypromellosephthalat
Dimeticon (350 cS)
Triacetin
Stearinsäure (Ph.Eur.)
Acetylsalicylsäure-Tablette:
mikrokristalline Cellulose
Lactose
vorverkleisterte Maisstärke
hochdisperses Siliciumdioxid
Stearinsäure (Ph.Eur.)
Poly(vinylalkohol)
Titandioxid (E 172)
Talkum
Chinolingelb (E 104)
(3-sn-Phosphatidyl)cholin (Soja) (E 322)
Xanthangummi (E 415)
Kapselhülle:
Gelatine
Methylhydroxybenzoat (E 218)
Propylhydroxybenzoat (E 216)
Ponceau 4R (E 124)
Patentblau V (E 131)
Chinolingelb (E 104)
Gelborange S (E 110)
Titandioxid (E 171)
6.2 inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 dauer der haltbarkeit
2 Jahre
30 Tage nach Öffnen der Flasche sind verbliebene Kapseln zu verwerfen.
6.4 besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen. Das Behältnis dicht verschlossen halten.
Für dieses Arzneimittel sind bezüglich der Temperatur keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 art und inhalt des behältnisses
Weiße HDPE-Flaschen mit kindersicherem Verschluss, welche ein Trockenmittel (Molekularsieb) enthalten.
Packungen mit 30, 50, 60 (2×30), 100 (2×50) Retardkapseln
Weiße HDPE-Flaschen mit kindersicherem Verschluss, welche ein Trockenmittel aus Silicagel enthalten.
Packungen mit 50 (1×50), 60 (1×60) Retardkapseln
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. inhaber der zulassung
betapharm Arzneimittel GmbH
Kobelweg 95
86156 Augsburg
Tel.: 0821/748810
Fax: 0821/74881420
E-Mail:
8. zulassungsnummer
83052.00.00
9. datum der erteilung der zulassung/verlängerung der
Datum der Erteilung der Zulassung: 05. Oktober 2012
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 27.03.2018
10. stand der information
März 2018