Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Indigocarmin Provingo 40 mg Injektionslösung
1. bezeichnung des arzneimittels
Indigocarmin Provingo 40 mg, Injektionslösung
2. qualitative und quantitative zusammensetzung
Jeder ml der Injektionslösung enthält 8mg Indigocarmin
Jede Ampulle enthält 5 ml mit 40 mg Indigocarmin
Indigocarmin
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. darreichungsform
Injektionslösung.
Blaue bis bläulich-violette Injektionslösung.
pH-Wert: 3,6 bis 6,5
Osmolarität: 0,025 – 0,030 Osmol/l
4. klinische angaben
4.1 anwendungsgebiete
Dieses Arzneimittel ist ein Diagnostikum.
Indigocarmin Provingo wird für die intraoperative Erkennung von vermuteten Harnleiterverletzungen während Bauch- und Beckenoperationen angewendet.
4.2 dosierung und art der anwendung
Dosierung
Dieses Arzneimittel ist zur intravenösen Injektion bestimmt. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 5 ml (1 Ampulle) für langsame intravenöse Injektion.
Bei Bedarf kann 20 bis 30 Minuten nach der ersten Injektion eine zweite Ampulle mit 5 ml injiziert werden.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Indigocarmin Provingo bei Kindern ist bisher noch nicht erwiesen.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Indigocarmin Provingo kann bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance ≥ 10 ml/min verabreicht werden.
Indigocarmin Provingo darf jedoch nicht bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance < 10 ml/min angewendet werden (siehe Abschnitt 4.4).
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Die Ausscheidung von Indigocarmin erfolgt vornehmlich über die Nieren. Es liegen keine Daten über Patienten mit Leberfunktionsstörungen vor, eine Dosisanpassung ist jedoch nicht erforderlich.
Ältere Menschen
Eine Dosianpassung ist nicht erforderlich.
Art der Anwendung
Langsame intravenöse Injektion unter Überwachung von arteriellem Blutdruck und Herzfrequenz.
Vorsichtsmaßnahmen vor der Verabreichung dieses Arzneimittels
Da Provingo Indigocarmin eine intensive blaue Farbe hat, wird die Verwendung eines Filters zum Zeitpunkt der intravenösen Verabreichung empfohlen (z. B. ein 0,45-μm-Filter mit einer Filtrationsfläche von mindestens 2,8 cm², in einer hydrophilen Polyethersulfon-Membran).
4.3 gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen einen der in Abschnitt 6.1 aufgeführten Bestandteile.
4.4 besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung
Indigocarmin kann einen vorübergehenden Blutdruckanstieg und eine Reflexbradykardie verursachen, insbesondere bei Patienten unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie. Es wurde auch über seltene idiosynkratische Reaktionen mit Bradykardie und Hypotonie berichtet. Daher müssen die Herzfrequenz und der Blutdruck während und einige Minuten nach der Injektion überwacht werden. Die intravenöse Injektion muss abgebrochen werden, wenn folgende Symptome auftreten: Bradykardie, Tachykardie, Hypotonie, Hypertonie, Hautausschlag oder Erythem, Atembeschwerden wie Atemnot oder Bronchospasmus.
Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance < 10 ml/min kann das Indigocarmin im Urin mit mehreren Minuten Verzögerung auftreten. Daher darf es bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance < 10 ml/min nicht angewendet werden.
Indigocarmin kann mit pulsoxymetrischen Methoden interferieren.
Nach Verabreichung von Indigocarmin kann eine Verfärbung des Urins beobachtet werden.
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Indigocarmin sollte mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden bei:
– gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die eine Bradykardie hervorrufen,
– Herzfrequenz und Erregungsleitungsstörungen,
– Bluthochdruck,
– niedriger Herzfrequenz,
– Koronarerkrankungen aufgrund der peripheren gefäßverengenden Wirkung.
Die Verwendung von Indigocarmin sollte bei Patienten vermieden werden mit:
– unkontrollierter Herzinsuffizienz,
– allergischen Reaktionen in der Vorgeschichte,
– hämodynamischer Instabilität.
4.5 wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen
Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt.
4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine oder nur wenige Daten aus der Anwendung von Indigocarmin bei schwangeren Frauen vor. Tierexperimentelle Studien sind hinsichtlich der Reproduktionstoxizität unzureichend (siehe Abschnitt 5.3).
Indigocarmin Provingo wird während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Verhütungsmittel anwenden, nicht empfohlen.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Indigocarmin oder seine Metaboliten in die menschliche Milch ausgeschieden werden. Eine Gefährdung des Neugeborenen/ Säuglings kann nicht ausgeschlossen werden.
Es muss eine Entscheidung getroffen werden, ob das Stillen unterbrochen oder auf die Therapie Verabreichung von mit Indigocarmin unterbrochen/beendet werden soll, wobei die Vorteile des Stillens für das Kind und der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen sind.
4.7 auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen von Indigocarmin stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit seiner alpha-adrenergen Aktivität und sind kardiovaskulären Ursprungs.
Andere idiosynkratische Reaktionen wie Veränderungen des Blutdrucks oder der Herzfrequenz oder anaphylaktische Reaktionen sind ebenfalls beschrieben worden. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind bei Indigocarmin sehr selten.
Die Nebenwirkungen sind nachstehend nach Systemorganklasse und Häufigkeit aufgeführt, wobei folgende Konvention gilt: sehr häufig (≥ 1/10); häufig (≥ 1/100 bis < 1/10); selten (≥ 1/1.000 bis < 1/100); selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000); nicht bekannt (kann anhand der verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden). Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad aufgeführt.
Systemorganklasse |
Häufigkeit
Herzbeschwerden
Bluthochdruck (vorübergehend)
Sehr häufig
Bradykardie
Sehr häufig
Tachykardie
Sehr selten
Hypotonie
Sehr selten
AV-Block
Sehr selten
Erkrankungen der Atemwege, des Brustkorbs und des Mediastinums
Atemnot
Sehr selten
Bronchiale Hyperreaktivität
Sehr selten
Erkrankungen der Haut und des
Unterhautzellgewebes
Ausschlag
Sehr selten
Erythem
Sehr selten
Hautverfärbung
Sehr selten
Erkrankungen des Immunsystems
Anaphylaktische Reaktion
Sehr selten
Meldung vermuteter Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfalls einer Nebenwirkung über das inaufgeführte nationale Meldesystem anzuzeigen.
4.9 überdosierung
In der Literatur ist kein Fall einer Überdosierung bei intravenös verabreichten Dosen von bis zu 80 mg Indigocarmin bekannt.
Symptome
Überdosierung kann zu einer hypertensiven Krise und schwerer Bradykardie führen.
Management
Bei Überdosierung kann eine periphere gefäßerweiternde Therapie in Betracht gezogen werden.
5. pharmakologische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaften
Indigocarmin ist ein Farbstoff, der für klinisch-diagnostische Zwecke verwendet wird. Wird es intravenös verabreicht, führt es innerhalb von 4–9 Minuten nach der Injektion zu einer dunkelblauen Verfärbung des Urins. Diese intensive Färbung ermöglicht die Erkennung von Läsionen der Harnwege.
Indigocarmin löst mit seinen alpha-adrenergen Eigenschaften eine Erhöhung des peripheren Gefäßwiderstandes aus, was zu einem moderaten und vorübergehenden Anstieg des Blutdrucks und einer wahrscheinlich reaktionsbedingten moderaten Senkung der Herzfrequenz führt.
Die diagnostische Leistung von Indigocarmin bei der Erkennung von Harnleiterläsionen in der Abdominal- und Beckenchirurgie wurde anhand einer Metaanalyse veröffentlichter Studien bewertet. Diese Metaanalyse hat aufgezeigt, dass die Sensitivität sowie die Spezifizität des Indigocarmintests hoch sind (89,2 % bzw. 99,7 %) und dass er sich positiv auf die Diagnose auswirkt (positiver prädiktiver Wert von 86,7 % und negativer prädiktiver Wert von 99,7 % in einer Population mit einer Inzidenz von Ureterläsionen von 2,3 %). Die ermittelte Likelihood Ratio bestätigt, dass der diagnostische Test mit Indigocarmin nützlich ist, um sowohl das Vorhandensein (positive Likelihood Ratio von 285) als auch das Nichtvorhandensein (negative Likelihood Ratio von 0,111) einer Harnleiterläsion in der Abdominal- und Beckenchirurgie zu bestätigen.
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Indigocarmin Provingo wurde auch in einer randomisierten, intraindividuellen, kontrollierten, dosisblinden, multizentrischen Studie an 118 erwachsenen Patienten geprüft, die sich urologischen oder gynäkologischen Eingriffen unterzogen.
Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten entweder 2,5 ml oder 5 ml Indigocarmin intravenös vor Abschluss des chirurgischen Eingriffs. Jeder Patient wurde zystoskopisch untersucht und erhielt eine Injektion von 5 ml Natriumchlorid (0,9 %), gefolgt von einer randomisierten Dosis Indigocarmin zur Sichtbarmachung des Urinflusses durch die Uretermündungen. Die 2,5-ml-Dosis ist nicht zugelassen (siehe Abschnitt 4.2).
Die Sichtbarkeit des Urinausflusses war nach Injektion von Indigocarmin (in einer Dosis von 5 ml bzw. 2,5 ml) signifikant besser als nach Injektion von Kochsalzlösung.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Indigocarmin wird nach intravenöser Injektion weitgehend reversibel an Proteinplasma gebunden. Er wird schnell aus dem Plasmakompartiment ausgeschieden und kann leicht und weitgehend über die Nieren eliminiert werden. Eine kleine Menge wird über die Galle ausgeschieden.
Das pharmakokinetische Profil von Indigocarmin wurde in einer pharmakokinetischen Studie an gesunden Freiwilligen untersucht, in der die Plasmahalbwertszeit von Indigocarmin 12 Minuten betrug.
Bei Nierenfunktionsstörungen kann sich die durchschnittliche Ausscheidungszeit um mehrere Minuten verlängern.
5.3 präklinische daten zur sicherheit
Daten zur akuten Toxizität von Indigocarmin liegen aus Studien an Ratten und Mäusen vor. Bei Ratten beträgt die LD50 (mediane tödliche Einzeldosis) 93 mg/kg bei intravenöser Verabreichung, während die LD50 bei Mäusen 405 mg/kg bei subkutaner Verabreichung beträgt.
Es wurde keine Karzinogenitätsstudie mit Indigotin (Indigocarmin) mit intravenösem Verabreichungsweg durchgeführt. Langzeitstudien an Ratten (oral) und Mäusen (subkutan) haben jedoch keine krebserregenden Wirkungen ergeben.
In Studien mit oraler Verabreichung an Ratten und Kaninchen haben Dosen von Indigocarmin bis zu 250 mg/kg/Tag keine teratogene Wirkung gezeigt. Die orale Verfügbarkeit liegt jedoch bei etwa 3 %, so dass das Risiko einer intravenösen Verabreichung von Indigocarmin während der Schwangerschaft anhand der vorliegenden Daten nicht bewertet werden kann.
6. pharmazeutische angaben
6.1 liste der sonstigen bestandteile
Wasser für Injektionszwecke 5 g
Citronensäure-Monohydrat (zur pH-Wert Einstellung) 0 – 2,6 mg
Natriumcitrat (zur pH-Wert Einstellung) 0 – 0,7 mg
6.2 inkompatibilitäten
Da keine Kompatibilitätsstudien vorliegen, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 dauer der haltbarkeit
3 Jahre
Nach dem Öffnen: Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Produkt sofort verwendet werden. Wenn es nicht sofort verwendet wird, liegt die Verantwortung für die Aufbewahrungsdauer und die Lagerbedingungen vor der Verwendung beim Benutzer.
6.4 besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung
6.5 art und inhalt des behältnisses
5ml-Braunglasampullen Typ I. Packung mit 5 Ampullen.
6.6 besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise zur handhabung
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. inhaber der zulassung
Provepharm SAS
22, Rue Marc Donadille
13013 Marseille
Frankreich
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG
<Datum der Erteilung der Zulassung: {TT. Monat JJJJ}>
<Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: {TT. Monat JJJJ}>