Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Mutaflor Suspension
1. bezeichnung des arzneimittels
MUTAFLOR® Suspension
108 KBE/ml
2. qualitative und quantitative zusammensetzung
1 ml Suspension enthält als Wirkstoff:
Bakterienkultur mit Escherichia coli Stamm Nissle 1917 entsprechend 108 vermehrungsfähigen Zellen (KBE)
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. darreichungsform
Suspension zum Einnehmen
4. klinische angaben
4.1 anwendungsgebiete
– Kolonisationsprophylaxe bei Früh- und Reifgeborenen
– Steigerung der postnatalen Immunkompetenz bei Früh- und Reifgeborenen
– Diarrhö bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern
– Diarrhö bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern unter Sondenernährung
4.2 dosierung und art der anwendung
4.2 dosierung und art der anwendungKolonisationsprophylaxe:
Früh- und Reifgeborene: 1 × 1 ml pro Tag
Steigerung der postnatalen Immunkompetenz:
Früh- und Reifgeborene: 1. Lebenswoche 1 × 1 ml pro Tag; 2.-3. Woche jeweils
3× wöchentlich 1 ml/Tag
Diarrhö:
Säuglinge, Kleinkinder und Kinder: 1–3 × 1 ml pro Tag
Diarrhö unter Sondenernährung:
Säuglinge, Kleinkinder und Kinder: 1 × 1–5 ml pro Tag
Die Suspension kann direkt aus dem Behältnis in den Mund geträufelt werden, bei Säuglingen vor dem Trinken, bei Kleinkindern nach einer Mahlzeit.
Die Suspension kann auch über eine Magen-/Darm-Sonde verabreicht werden.
Dauer der Anwendung:
| Kolonisationsprophylaxe: | mindestens 5 Tage |
| Steigerung der postnatalen Immunkompetenz: | 1.-3. Lebenswoche |
| Diarrhö, akut: | bis 5 Tage |
| Diarrhö, protrahiert: | bis 15 Tage |
| Diarrhö unter Sondenernährung: | bis 5 Tage je Durchfallperiode Die Behandlung sollte noch einige Tage nach Einsetzen des Behandlungserfolges fortgesetzt werden. |
4.3 gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
4.4 besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung
Bei schweren Diarrhöen besteht stets die Gefahr einer Exsikkose. Deshalb sollte auch bei der Therapie mit MUTAFLOR® Suspension eine ausreichende Rehydrierung erfolgen.
4.5 wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen
Gegen gramnegative Bakterien gerichtete Antibiotika und Sulfonamide können die Wirksamkeit von MUTAFLOR® Suspension einschränken.
4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit
4.7 auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000), einschließlich Einzelfällen
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Gastrointestinale Nebenwirkungen:
In sehr seltenen Fällen wurden initial auftretende Blähungen beobachtet, die stets ein Zeichen zu hoher Dosierung sind. Sie verschwinden bei Reduzierung der Dosis. Weiter wurden sehr selten Durchfall, Erbrechen oder abdominale Schmerzen beobachtet.
Dermale Nebenwirkungen:
In sehr seltenen Fällen wurden Urtikaria oder allergische Reaktionen beobachtet.
Infektionen:
Bei sehr unreifen Frühgeborenen wurde vereinzelt das Auftreten einer Sepsis berichtet. Die Häufigkeit ist auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website:
anzuzeigen.
4.9 überdosierung
Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet.
5. pharmakologische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaftenWirkmechanismen
MUTAFLOR®- Suspension enthält einen definierten nicht pathogenen Stamm der Bakterienart Escherichia coli (E. coli Stamm Nissle 1917) in vermehrungsfähiger Form. Die Wirkungen von E. coli Stamm Nissle 1917 wurden in in-vitro -Experimenten und in in-vivo -Experimenten sowie in klinischen Studien nachgewiesen. Dabei wurden folgende Eigenschaften und Wirkprinzipien ermittelt:
Antagonismus gegen pathogene und potentiell pathogene Mikroorganismen und Stärkung der intestinalen Barriere:
– E. coli Stamm Nissle 1917 bildet antimikrobiell wirksame Substanzen, auf denen seine Hemmwirkung (Antagonismus) gegen pathogene Keime beruht.
– Mit Hilfe spezieller Haftorganellen (Fimbrien) kann sich der Stamm an der der Darmwand aufliegenden Mucinschicht anheften. Der Stamm besitzt Geisseln (Flagellen) als Fortbewegungsorganellen und ist dadurch gut beweglich, was einen Vorteil für die Besiedlung des Dickdarms darstellt.
– E. coli Nissle 1917 stimuliert in den Darmzellen die Bildung von induzierbaren antimikrobiell wirkenden Defensinen (HBD-2, HBD-3).
– E. coli Nissle 1917 erhöht im Tierexperiment den Calprotectin-Gehalt an der Darmwand und verhindert die direkte Adhäsion von Bakterien an Epithelzellen der Darmschleimhaut.
– E. coli Nissle 1917 hemmt die Invasion von enteroinvasiven Krankheitserregern in die Darmepithelzellen.
E. coli Stamm Nissle 1917 besitzt immunmodulierende Eigenschaften:
– In-vitro – und in-vivo -Untersuchungen haben gezeigt, dass die immunmodulierenden Fähigkeiten von E. coli Stamm Nissle 1917 sowohl die humorale als auch die zelluläre Ebene des Immunsystems ansprechen. Diese immunmodulierenden Wirkungen sind in vivo allerdings nur bei keimfreien Versuchstieren, bei Neugeborenen oder bei erkrankten Tieren und Menschen eindeutig nachweisbar. Bei gesunden Tieren und Menschen sind die immunmodulierenden Wirkungen nur sehr schwach ausgeprägt.
1. Wirkungen auf das spezifische Immunsystem
Früh- und Reifgeborene zeigen nach Kolonisierung mit dem E.-coli -Stamm Nissle 1917 eine frühzeitige Steigerung der Immunkompetenz, die sich über eine signifikante Erhöhung der IgA- und IgM-Spiegel in Stuhlfiltraten und im Serum zeigt. Ein IgG-Anstieg im Serum findet demgegenüber nicht statt. Aus Einzeluntersuchungen ergeben sich Hinweise für eine Erhöhung von IgA auch im Speichel. Bei Frühgeborenen wird auch eine Stimulierung der zellvermittelten Immunantwort durch die orale Verabreichung von E. coli Nissle 1917 festgestellt.
2. Wirkungen auf das unspezifische Immunsystem
In-vitro – und ex-vivo- Versuche ergaben eine signifikante Steigerung der sekretorischen und zytotoxischen Leistungen von Mausmakrophagen. Des Weiteren konnte ex vivo eine Steigerung der Zytotoxizität von Maus-Makrophagen gegenüber intrazellulären Parasiten und somit eine Verstärkung der Abwehr gegen intrazelluläre Keime gezeigt werden. In vivo wurde bei Mäusen eine infektionsprophylaktische Wirkung bei systemischen Infektionen gezeigt.
Bei Frühgeborenen wird auch eine Stimulierung der unspezifischen natürlichen Immunität durch die orale Verabreichung von E. coli Nissle 1917 beobachtet.
Weitere Eigenschaften:
– Der Stamm ist in der Lage, verschiedene Kohlenhydrate, Zuckeralkohole und andere Substrate unter Sauerstoffverbrauch abzubauen. Dadurch unterstützt er die Verdauung und erzeugt durch Sauerstoffzehrung ein anaerobes Milieu im Kolon.
– Der Stamm produziert kurzkettige Karbonsäuren, die für den Energiehaushalt der Kolonmukosa von Wichtigkeit sind, die Kolonmotilität und -durchblutung anregen und die Natrium- und Chloridresorption fördern.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
5.2 Pharmakokinetische EigenschaftenWie klinische Studien mit Neugeborenen gezeigt haben, hat der Wirkstoff E. coli Stamm Nissle 1917 die Fähigkeit, sich als physiologischer Keim im Darm anzusiedeln. Die Bakterien werden nicht resorbiert und unterliegen keiner Metabolisierung. Sie werden über die Fäzes ausgeschieden.
5.3 präklinische daten zur sicherheit
E. coli Stamm Nissle 1917 hat keine toxischen oder pathogenen Eigenschaften. Er bildet keine Enterotoxine und kein Hämolysin, ist nicht enteroinvasiv, zeigt keine pathogenen Adhäsionsmerkmale, ist nicht serumresistent, zeigt keine uropathogenen Eigenschaften, ist empfindlich gegenüber den üblichen auf gramnegative Bakterien gerichteten Antibiotika und zeigt keine Hinweise auf eine immuntoxische Wirkung.
6. pharmazeutische angaben
6.1 liste der sonstigen bestandteile
Gereinigtes Wasser, Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Magnesiumsulfat-Heptahydrat, Calciumchlorid-Dihydrat, Magnesiumchlorid-Hexahydrat, Natriumhydroxid-Lösung 32%
6.2 inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 dauer der haltbarkeit
Haltbarkeit im unversehrten Gefäß: 10 Monate
1-ml-Ampullen: 12 Monate
5-ml-Ampullen: 8 Monate
Haltbarkeit nach Anbruch des Gefäßes (5-ml-Ampullen): 5 Tage
Haltbarkeit der übrigen Ampullen nach Anbruch des Sachets:
1-ml-Ampullen: 3 Monate
5-ml-Ampullen: 1 Monat
6.4 besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung
Im Kühlschrank (2 °C – 8 °C) aufbewahren!
5-ml-Ampullen sind nach ihrem Anbruch ebenfalls bei 2 °C – 8 °C in ihrer Umverpackung zu lagern!
6.5 art und inhalt des behältnisses und spezielles zubehör für den gebrauch
Leicht beigefarbene, milchig-trübe, wässerige Flüssigkeit, verpackt in Polyethylen-Ampullen.
Jeweils 5 Polyethylen-Ampullen sind in Sachets verpackt.
Spezielles Zubehör
Den Packungen mit 5-ml-Ampullen liegt ein 1-ml-Dosierlöffel bei.
Packungsgrößen
Packung mit 5 × 1 ml Suspension
Packung mit 10 × 1 ml Suspension
Packung mit 25 × 1 ml Suspension
Packung mit 5 × 5 ml Suspension
Packung mit 25 × 5 ml Suspension
6.6 besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise für die handhabung
Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
Handhabung
Das Einzelbehältnis wird vom Block abgerissen. Vor Anwendung kräftig schütteln und danach den Verschluss durch Drehen entfernen.
Der 1-ml-Dosierlöffel für 5-ml-Ampullen ist bei der Bemessung der Dosis waagerecht zu halten und bis zum oberen Rand zu befüllen. Nach Gebrauch ist er mit warmem Wasser zu reinigen und mit einem sauberen Tuch abzutrocknen.
7. inhaber der zulassung
Ardeypharm GmbH
Loerfeldstrasse 20
58313 Herdecke
Telefon: (02330) 977 677
Telefax: (02330) 977 697
8. zulassungsnummer
6092019.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung /Verlängerung der Zulassung
9. Datum der Erteilung der Zulassung /Verlängerung der Zulassung16.12.2005
10. Stand der Information
Oktober 2020