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Piretanid 3 - 1 A Pharma - Zusammengefasste Informationen

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Piretanid 3 - 1 A Pharma

1.    Bezeichnung der Arzneimittel

Piretanid 3 – 1 A Pharma®

Wirkstoff: Piretanid 3 mg pro Tablette

Piretanid 6 – 1 A Pharma®

Wirkstoff: Piretanid 6 mg pro Tablette

2.    qualitative und quantitative zusammensetzung

Piretanid 3 – 1 A Pharma

1 Tablette enthält 3 mg Piretanid.

Piretanid 6 – 1 A Pharma

1 Tablette enthält 6 mg Piretanid.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3.    darreichungsform

Tablette

Piretanid 3 – 1 A Pharma

Gelblich weiße, runde Tabletten

Piretanid 6 – 1 A Pharma

Gelblich weiße, runde Tabletten mit einseitiger Bruchkerbe.

Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.

4.     klinische angaben

Zur Ausscheidung von Ödemen, bei Herzinsuffizienz zur Herzentlastung, bei Ödemen infolge Erkrankung der Nieren oder der Leber Leichte bis mittelschwere Hypertonie; bei schwerer Hypertonie in Kombination mit anderen, nicht diuretisch wirkenden Antihypertonika

4.2    dosierung und art der anwendung

Die Dosierung sollte individuell – vor allem nach dem Behandlungserfolg – festgelegt werden.

Es gelten folgende Richtdosen für Erwachsene:

Piretanid 3 – 1 A Pharma

Ödeme

In der Anfangsphase erhalten Erwachsene im Allgemeinen 1-mal täglich 1–2 Tabletten Piretanid 3 – 1 A Pharma (entsprechend 3–6 mg Piretanid pro Tag). Die weitere Dosierung richtet sich nach dem Ansprechen des Patienten. Für die Dauerbehandlung älterer und empfindlicher Patienten reicht oft 1-mal täglich 1 Tablette Piretanid 3 – 1 A Pharma (entsprechend 3 mg Piretanid pro Tag) aus.

Bluthochdruck

Bei leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck empfiehlt es sich, die Behandlung mit 2-mal täglich 2 Tabletten Piretanid 3 – 1 A Pharma (entsprechend 12 mg Piretanid pro Tag) einzuleiten. Nach 2–4 Wochen sollte die Dosierung, je nach Ansprechen des Patienten, auf die Erhaltungsdosis, meist 1-mal täglich 2 Tabletten Piretanid 3 – 1 A Pharma (entsprechend 6 mg Piretanid pro Tag), erniedrigt werden.

Piretanid 6 – 1 A Pharma

Ödeme

In der Anfangsphase erhalten Erwachsene im Allgemeinen 1-mal täglich 1 Tablette Piretanid 6 – 1 A Pharma (entsprechend 6 mg Piretanid pro Tag). Die weitere Dosierung richtet sich nach dem Ansprechen des Patienten. Für die Dauerbehandlung älterer und empfindlicher Patienten reicht oft 1-mal täglich ½ Tablette Piretanid 6 – 1 A Pharma (entsprechend 3 mg Piretanid pro Tag) aus. Dafür stehen auch Tabletten mit der niedrigeren Wirkstoffstärke zur Verfügung.

Bluthochdruck

Bei leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck empfiehlt es sich, die Behandlung mit 2-mal täglich 1 Tablette Piretanid 6 – 1 A Pharma (entsprechend 12 mg Piretanid pro Tag) einzuleiten. Nach 2–4 Wochen sollte die Dosierung, je nach Ansprechen des Patienten, auf die Erhaltungsdosis, meist 1-mal täglich 1 Tablette Piretanid 6 – 1 A Pharma (entsprechend 6 mg Piretanid pro Tag), erniedrigt werden.

Ältere Patienten

Üblicherweise ist bei älteren Patienten keine Dosisanpassung erforderlich, jedoch ist auf eine mögliche Einschränkung der Nierenfunktion zu achten.

Kinder und Jugendliche

Da für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen, darf Piretanid bei dieser Patientengruppe nicht eingesetzt werden.

Art der Anwendung

Die Einnahme sollte vorzugsweise morgens nach dem Frühstück oder mittags nach der Mahlzeit unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit (z. B. ½-1 Glas Wasser) erfolgen.

Dauer der Anwendung

Die Dauer der Behandlung richtet sich nach der Anweisung des Arztes.

4.3    gegenanzeigen

Piretanid darf nicht angewendet werden bei:

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, gegen Sulfonamidderivate (mögliche Kreuzallergie mit Piretanid) oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile Nierenversagen mit Anurie Coma und Praecoma hepaticum schwerer Hypokaliämie schwerer Hyponatriämie Hypovolämie oder Dehydratation stillenden Frauen

Im ersten Trimenon einer Schwangerschaft darf Piretanid nicht angewendet werden (siehe auch Abschnitt 4.6).

Kinder und Jugendliche

Da für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen, darf Piretanid bei dieser Patientengruppe nicht eingesetzt werden.

4.4    besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung

Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung ist erforderlich bei:

– Hypotonie

– Patienten mit manifestem oder latentem Diabetes mellitus (regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers)

– Patienten mit Gicht (regelmäßige Kontrolle der Harnsäure im Serum)

– Patienten mit einer Harnabflussbe­hinderung (z. B. bei Prostatahyper­plasie, Hydronephrose, Ureterstenose)

– Patienten mit Leberzirrhose und gleichzeitiger Nierenfunktion­seinschränkung

– Patienten mit Hypoproteinämie, z. B. bei nephrotischem Syndrom

– zerebrovaskulären Durchblutungsstörun­gen

– koronarer Herzkrankheit

Bei Patienten mit Miktionsstörungen (z. B. bei Patienten mit Prostatahyper­plasie) darf Piretanid nur angewendet werden, wenn für freien Harnabfluss gesorgt wird, da eine plötzlich einsetzende Harnflut zu einer Harnsperre mit Überdehnung der Blase führen kann.

Während einer langdauernden Therapie mit Piretanid sollten in regelmäßigen Abständen die Serumelektrolyte (insbesondere Kalium, Natrium, Kalzium, Magnesium, Chlorid und Bicarbonat), die Serumwerte von Kreatinin, Harnstoff und Harnsäure sowie die Glucosekonzen­tration im Serum kontrolliert werden.

Bei Kaliumverlusten (z. B. infolge von Erbrechen, Diarrhö, Laxanzienabusus) oder Kaliummangel infolge von Begleiterkrankungen (z. B. Leberzirrhose) ist eine kaliumreiche Kost oder medikamentöse Kaliumsubstitution angezeigt. Generell ist während der Behandlung eine kaliumreiche Kost (mageres Fleisch, Kartoffeln, Bananen, Tomaten, Spinat, Blumenkohl, getrocknete Früchte) bei mäßiger Kochsalzeinschränkung zu empfehlen.

Der durch verstärkte Urinausscheidung hervorgerufene Gewichtsverlust sollte unabhängig vom Ausmaß der Urinausscheidung 1 kg/Tag nicht überschreiten.

Beim nephrotischen Syndrom muss Piretanid wegen der Gefahr vermehrt auftretender Nebenwirkungen vorsichtig dosiert werden.

Üblicherweise ist bei älteren Patienten keine Dosisanpassung erforderlich, jedoch ist auf eine mögliche Einschränkung der Nierenfunktion zu achten.

Während der Behandlung mit Piretanid sollten die Patienten auf eine ausreichende Flüssigkeitsau­fnahme achten.

Die Anwendung des Arzneimittels Piretanid 3/6 – 1 A Pharma kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. Eine missbräuchliche Anwendung von Piretanid 3/6 – 1 A Pharma zu Dopingzwecken kann die Gesundheit gefährden.

4.5    wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen zwischen Piretanid und anderen Arzneimitteln sind zu beachten:

Antibiotika

Die nierenschädigende Wirkung bestimmter Antibiotika (z. B. Aminoglykoside, Cephalosporine, Polymyxine) sowie die gehörschädigende Wirkung von Aminoglykosiden (z. B. Kanamycin, Gentamicin, Tobramycin) kann bei gleichzeitiger Gabe von Piretanid verstärkt werden. Auftretende Hörstörungen können irreversibel sein. Die gleichzeitige Anwendung der vorgenannten Arzneimittel mit Piretanid sollte daher vermieden werden.

Cisplatin

Bei gleichzeitiger Anwendung von Cisplatin und Piretanid ist mit der Möglichkeit eines Hörschadens zu rechnen. Eine forcierte Diurese mit Piretanid in niedriger Dosierung im Anschluss an eine Cisplatinbehandlung darf nur während einer positiven Flüssigkeitsbilanz angewandt werden; andernfalls könnte es zu einer Verstärkung der Nephrotoxizität von Cisplatin kommen.

Diuretika und andere Arzneimittel mit blutdrucksenkender Wirkung

Die blutdrucksenkende Wirkung von Piretanid kann durch andere Diuretika, blutdrucksenkende Arzneimittel (z. B. Betarezeptoren­blocker), Nitrate, Barbiturate, Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva, Vasodilatatoren sowie durch Alkohol verstärkt werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Piretanid und anderen Diuretika kann es zu verstärkter Diurese und verstärktem Blutdruckabfall kommen.

ACE-Hemmer

Unter der Behandlung mit Piretanid besteht, insbesondere bei Patienten mit einem Flüssigkeits- oder Salzmangel, bei zusätzlicher Einnahme von ACE-Hemmern (z. B. Captopril, Enalapril) zu Behandlungsbeginn das Risiko eines massiven Blutdruckabfalls bis zum Schock sowie das Risiko einer Verschlechterung der Nierenfunktion, die selten zu einem akuten Nierenversagen führen kann. Eine Diuretikabehandlung sollte daher 2–3 Tage vor Beginn einer Therapie mit einem ACE-Hemmer abgesetzt werden, um die Möglichkeit einer Hypotonie zu Therapiebeginn zu vermindern.

Nichtsteroidale Antiphlogistika, Salicylate

Nichtsteroidale Antiphlogistika (z. B. Indometacin, Acetylsalicylsäure) können die antihypertensive und diuretische Wirkung von Piretanid abschwächen.

Bei der gleichzeitigen Therapie mit hoch dosierten Salicylaten kann die toxische Wirkung der Salicylate auf das zentrale Nervensystem durch Piretanid verstärkt werden.

Bei Patienten, die unter der Therapie mit Piretanid eine Hypovolämie entwickeln, kann die gleichzeitige Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistika ein akutes Nierenversagen auslösen.

Insulin, orale Antidiabetika, harnsäuresenkende Arzneimittel, Sympathomimetika

Die Wirkung von Insulin oder oralen Antidiabetika, harnsäuresenkenden Arzneimitteln sowie blutdruckerhöhenden Sympathomimetika (z. B. Epinephrin, Norepinephrin) kann bei gleichzeitiger Anwendung von Piretanid abgeschwächt sein. Bei diabetischer Stoffwechsellage kann eine Steigerung der Dosis gleichzeitig verabreichter Antidiabetika notwendig werden.

Herzwirksame Glykoside

Bei gleichzeitiger Behandlung mit herzwirksamen Glykosiden ist zu beachten, dass bei einer sich unter der Behandlung mit Piretanid entwickelnden Hypokaliämie und/oder Hypomagnesiämie die Empfindlichkeit des Myokards gegenüber herzwirksamen Glykosiden erhöht ist. Dadurch können Wirkungen und Nebenwirkungen der herzwirksamen Glykoside verstärkt werden. Es kann zu Herzrhythmusstörun­gen kommen.

Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern können

Es besteht ein erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörun­gen (Kammerarrhythmien inklusive Torsade de pointes) bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die ein Syndrom des verlängerten QT-Intervalls verursachen können (z. B. Terfenadin, einige Antiarrhythmika der Klassen I und III) und beim Vorliegen von Elektrolytstörun­gen.

Arzneimittel, die die Kaliumausscheidung erhöhen können

Bei gleichzeitiger Anwendung von Piretanid und Glukokortikoiden, ACTH, Carbenoxolon, Amphotericin B, kaliuretischen Diuretika oder Laxanzien sowie bei häufigem Genuss von Lakritze kann es zu verstärkten Kaliumverlusten mit dem Risiko einer Hypokaliämie kommen.

Lithium

Die gleichzeitige Gabe von Piretanid und Lithium kann über eine verminderte Lithiumausscheidung zu einer Verstärkung der kardio- und neurotoxischen Wirkung des Lithiums führen. Daher wird empfohlen, bei Patienten, die gleichzeitig mit Lithiumsalzen behandelt werden, den Lithiumspiegel sorgfältig zu überwachen.

Muskelrelaxanzien

Die Wirkung von Muskelrelaxanzien vom Curare-Typ kann durch Piretanid verstärkt oder verlängert werden. Für den Fall, dass Piretanid vor der Anwendung peripherer curareartiger Muskelrelaxanzien nicht abgesetzt werden kann, muss der Narkosearzt über die Behandlung mit Piretanid informiert werden.

Probenecid

Probenecid kann die Wirkung von Piretanid abschwächen.

4.6    fertilität, schwangerschaft und stillzeit

Für Piretanid liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf schädliche Auswirkungen auf die Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3).

Im ersten Trimenon einer Schwangerschaft darf Piretanid nicht angewendet werden. Zur Beurteilung der Sicherheit einer Anwendung in den späteren Phasen einer Schwangerschaft liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen vor.

Solange keine weiteren Daten verfügbar sind, darf Piretanid im zweiten und dritten Trimenon der Schwangerschaft nur kurzfristig bei zwingender Indikation verabreicht werden. Dabei darf nur die niedrigste wirksame Dosis eingesetzt werden.

Diuretika sind jedoch für die routinemäßige Therapie von Hypertonie und Ödemen in der Schwangerschaft nicht geeignet, da sie die Perfusion der Plazenta beeinträchtigen und damit das intrauterine Wachstum. Falls Piretanid bei Herz- oder Niereninsuffizienz der Schwangeren verabreicht werden muss, sind Elektrolyte und Hämatokrit zu überwachen und die Entwicklung eines

Oligohydramnions ist auszuschließen.

Stillzeit

Piretanid ist während der Stillzeit kontraindiziert, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Gegebenenfalls ist abzustillen.

4.7    auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen

Die Behandlung mit diesem Arzneimittel bedarf der regelmäßigen ärztlichen Kontrolle. Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.

4.8    nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben

Sehr häufig Häufig Gelegentlich Selten

Sehr selten

Nicht bekannt

(> 1/10)

(> 1/100 bis < 1/10)

(> 1/1.000 bis < 1/100)

(> 1/10.000 bis < 1/1.000)

(< 1/10.000)

(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Gelegentlich: Thrombozytopenie

Selten: Leukopenie

Häufigkeit nicht bekannt: Hämokonzentration

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich: allergische Reaktionen; diese können als Haut- und Schleimhautre­aktionen (siehe Nebenwirkungen bei „Haut und Unterhautzellge­webe“), selten als Vaskulitis, Blutbildverände­rungen (siehe Nebenwirkungen bei „Blut und Lymphsystem“) oder Arzneimittelfieber in Erscheinung treten.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Piretanid führt zu einer verstärkten Ausscheidung von Natrium und Chlorid und infolgedessen von Wasser. Auch die Ausscheidung anderer Elektrolyte (insbesondere Kalium, Kalzium und Magnesium) ist erhöht.

Häufig werden während einer Piretanid-Therapie als Folge der vermehrten Elektrolytaussche­idung Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt beobachtet. Daher sind regelmäßige Kontrollen der Serumelektrolyte (insbesondere Kalium, Natrium, Kalzium) angezeigt.

Die mögliche Entwicklung von Elektrolytstörungen wird durch zugrunde liegende Erkrankungen (z. B. Leberzirrhose, Herzinsuffizienz), Begleitmedikation (siehe Abschnitt 4.5) und Ernährung beeinflusst.

Infolge erhöhter renaler Natriumverluste kann es – insbesondere bei eingeschränkter Zufuhr von Natriumchlorid – zu einer Hyponatriämie mit entsprechender Symptomatik kommen. Häufig beobachtete Symptome eines Natriummangel­zustandes sind Apathie, Wadenkrämpfe, Appetitlosigkeit, Schwächegefühl, Schläfrigkeit, Erbrechen und Verwirrtheitszus­tände.

Insbesondere bei gleichzeitig verminderter Kaliumzufuhr und/oder erhöhten extrarenalen Kaliumverlusten (z. B. bei Erbrechen, chronischer Diarrhö, Laxanzienabusus) kann als Folge erhöhter renaler Kaliumverluste eine Hypokaliämie auftreten, die sich in neuromuskulärer (Muskelschwäche, Parästhesien, Paresen), intestinaler (Erbrechen, Obstipation, Meteorismus), renaler (Polyurie, Polydipsie) und kardialer (Reizbildungs- und Reizleitungsstörun­gen) Symptomatik äußern kann.

Schwere Kaliumverluste können zu einem paralytischen Ileus oder zu Bewusstseinsstörun­gen bis zum Koma führen. Außerdem kann ein durch andere Erkrankungen, z. B. der Leber, der Nebennierenrinde oder des Magen-Darm-Traktes, bedingter Kaliummangel verstärkt werden.

Erhöhte renale Kalzium- und Magnesiumverluste können zu einer Hypokalzämie bzw. Hypomagnesiämie führen. Dies kann sich z. B. in Form von neuromuskulärer Übererregbarkeit, Tetanie und Herzrhythmusstörun­gen äußern.

Dehydratation und Hypovolämie können besonders bei älteren Patienten auftreten.

Als Folge der Elektrolyt- und Flüssigkeitsver­luste unter Behandlung mit Piretanid kann sich eine metabolische Alkalose entwickeln bzw. eine bereits bestehende metabolische Alkalose verschlechtern.

Häufig kommt es unter Therapie mit Piretanid zu einer Hyperurikämie. Dies kann bei prädisponierten Patienten zu Gichtanfällen führen.

Unter Piretanid kann ein Anstieg des Cholesterins und der Triglyzeride im Serum auftreten.

Unter der Behandlung mit Piretanid kann es zu einer Verminderung der Glucosetoleranz und zu einer Hyperglykämie kommen. Dies kann bei Patienten mit manifestem Diabetes mellitus zu einer Verschlechterung der Stoffwechsellage führen. Ein latenter Diabetes mellitus kann manifest werden.

Gelegentlich kann es zu einem reversiblen Anstieg der harnpflichtigen Substanzen (Kreatinin, Harnstoff) im Blut kommen.

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Nicht bekannt: Hörstörungen, wie Tinnitus und Taubheit (manchmal irreversibel), wurden unter Schleifendiuretika berichtet.

Gefäßerkrankungen

Bei übermäßiger Diurese können Kreislaufbeschwer­den, insbesondere bei älteren Patienten, auftreten, die sich vor allem als Kopfschmerz, Schwindel, Sehstörungen, Mundtrockenheit und Durst, Hypotonie und orthostatische Regulationsstörun­gen äußern. Bei exzessiver Diurese kann es infolge von Dehydratation und Hypovolämie zum Kreislaufkollaps und zur Hämokonzentration kommen. Infolgedessen kann -insbesondere beim Vorliegen von Venenerkrankungen oder bei älteren Patienten – eine erhöhte Neigung zu Thrombosen auftreten.

Selten: Vaskulitis

Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes

Selten: Magen-Darm-Beschwerden, z. B. Übelkeit, Erbrechen, Verdauungsstörun­gen, Durchfall

Leber und Gallenerkrankungen

Sehr selten: akute Cholangitis mit intrahepatischer Cholestase, Erhöhung der Lebertransaminasen

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes

Gelegentlich: allergische Haut- und Schleimhautre­aktionen, z. B. Juckreiz, Hautausschlag, Nesselsucht (Urtikaria), makulopapulöse Exantheme und Enantheme, Erythema multiforme, Lichtüberempfin­dlichkeit der Haut (Photosensibilität)

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Unter Piretanid kann es vorübergehend zu einem Anstieg der Serumkonzentra­tionen von Kreatinin und Harnstoff kommen.

Symptome einer Harnabflussbe­hinderung (z. B. bei Prostatahyper­plasie, Hydronephrose, Ureterstenose) können durch Piretanid auftreten bzw. verschlechtert werden.

Es kann zur Harnsperre (Harnverhaltung) mit Sekundärkompli­kationen kommen.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Als Folge der Blutdrucksenkung kann es zu erektiler Impotenz kommen.

Allgemeine Erkrankungen

Selten: fieberhafte Zustände.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

Abt. Pharmakovigilanz

Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3

D-53175 Bonn

Website:

anzuzeigen.

4.9    überdosierung

Das klinische Bild bei akuter oder chronischer Überdosierung ist vom Ausmaß des Wasser- und Elektrolytverlustes abhängig. Überdosierung kann zu Hypotonie, orthostatischen Regulationsstörun­gen, Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hyponatriämie, Hypochlorämie) oder Alkalose führen. Bei stärkeren Flüssigkeitsver­lusten kann es zu ausgeprägter Hypovolämie, Dehydratation, Kreislaufkollaps und Hämokonzentration mit Thromboseneigung kommen. Bei raschen Wasser- und Elektrolytverlusten können delirante Zustandsbilder auftreten.

Durch plötzlich einsetzende Harnflut kann es (z. B. bei Patienten mit Prostatahyper­plasie) zu einer Harnsperre mit akuter Überdehnung der Blase kommen.

Therapiemaßnahmen bei Überdosierung

Bei Überdosierung oder Anzeichen einer Hypovolämie (Hypotonie, orthostatische Regulationsstörun­gen) muss die Behandlung mit Piretanid umgehend abgesetzt werden.

Bei nur kurze Zeit zurückliegender Einnahme kann durch Maßnahmen der primären Giftelimination (induziertes Erbrechen, Magenspülung) oder resorptionsmin­dernde Maßnahmen (medizinische Kohle) versucht werden, die systemische Aufnahme von Piretanid zu vermindern.

In schweren Fällen müssen unter intensivmedizi­nischen Bedingungen die vitalen Parameter überwacht sowie wiederholt Kontrollen des Wasser- und Elektrolythaushalts und des Säure-Basen-Haushalts durchgeführt und Abweichungen gegebenenfalls korrigiert werden. Gegebenenfalls sind auch Kontrollen

des Blutzuckers sowie der harnpflichtigen Substanzen angezeigt.

Bei Patienten mit Miktionsstörungen (z. B. Patienten mit Prostatahyperplasie oder mit Bewusstseinsstörun­gen) muss für freien Harnabfluss gesorgt werden.

Therapeutische Maßnahmen:

– Bei Hypovolämie und Hyponatriämie: Natrium- und Volumensubsti­tution.

– Bei Kreislaufkollaps: Schocklagerung, falls nötig Schocktherapie.

– Bei Hypokaliämie: Kaliumsubstitution bzw. bei gleichzeitiger metabolischer Azidose Substitution mit Kaliumhydrogen­carbonat.

5.     pharmakologische eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Diuretika, High-ceiling-Diuretika

ATC-Code: C03CA03

Piretanid ist ein Schleifendiure­tikum. Der Wirkmechanismus besteht in der Blockierung des Na+/K+/2Cl–Carriers im aufsteigenden Ast der Henle-Schleife. Auf diese Weise wird die Rückresorption von Natrium-und Chloridionen gehemmt. Die fraktionelle Natriumausscheidung kann dabei bis zu 35 % des glomerulär filtrierten Natriums betragen. Als Folge der erhöhten Natriumausscheidung kommt es sekundär durch osmotisch gebundenes Wasser zu einer verstärkten Harnausscheidung und zu einer Steigerung der distaltubulären K±Sekretion. Ebenfalls erhöht ist die Ausscheidung der Ca2± und Mg2±Ionen. Neben den Verlusten an vorgenannten Elektrolyten kann es zu einer verminderten Harnsäureaussche­idung und zu Störungen des Säure-Basen-Haushalts in Richtung metabolische Alkalose kommen.

Die antihypertensive Wirkung von Piretanid wird neben dem diuretischen Effekt auf die Normalisierung einer gestörten Elektrolytbalance zurückgeführt, hauptsächlich auf eine Reduktion der bei essenziellen Hypertonikern erhöhten Aktivität des freien Ca2+ in den Zellen der arteriellen Gefäßmuskulatur. Dadurch wird vermutlich die erhöhte Kontraktilität bzw. Ansprechbarkeit der Gefäße gegenüber körpereigenen pressorischen Substanzen, wie z. B. Katecholaminen, reduziert. Das Absinken des erhöhten Blutdrucks parallel zur intrazellulären Ca2±Aktivität (gemessen in Erythrozyten) nach Piretanid-Gabe spricht für einen solchen Zusammenhang.

Zudem bewirkt Piretanid prostaglandin­vermittelt und diureseunabhängig eine Zunahme der venösen Kapazität.

Während die diuretische Wirkung in der Regel schnell, d. h. innerhalb der ersten Stunde nach Einnahme, beginnt und nach 4 – 6 Stunden abgeklungen ist, stellt sich die blutdrucksenkende Wirkung langsam und schonend über 1 – 2 Wochen ein. Eine 24 Stunden anhaltende Blutdrucksenkung kann dann mit einer Einmalgabe pro Tag erreicht werden.

Unter Behandlung mit Piretanid bleiben glomeruläre Filtrationsrate und renaler Plasmafluss stabil.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Der Wirkstoff Piretanid von Piretanid 3/6 – 1 A Pharma wird nach oraler Gabe schnell resorbiert. Die maximale Serumkonzentration von Piretanid ist etwa 1 Stunde nach Einnahme erreicht. Die

Bioverfügbarkeit von Piretanid aus Piretanid 3/6 – 1 A Pharma beträgt 80–90 %. Es treten nur geringe inter- und intraindividuelle Schwankungen auf.

Verteilung

Die Serumproteinbindung von Piretanid beträgt etwa 90 %.

Biotransformation

Es werden wenige hydroxylierte Metaboliten als Konjugate in Urin und Faeces gefunden, Hauptmetabolit ist dabei ein Gamma-Aminobutanolderivat des Piretanids.

Elimination

Piretanid wird überwiegend unverändert ausgeschieden. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über die Nieren; bei Patienten mit normaler Nierenfunktion werden 40 bis 70 % einer gegebenen Dosis im Urin gefunden.

Die renale Ausscheidung geschieht in erster Linie über eine Sekretion in den proximalen Tubulus.

Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion beträgt die Eliminationshal­bwertszeit von Piretanid etwa 1–1,7 Stunden, bei Patienten mit Niereninsuffizienz bis zu 9 Stunden. Weder bei nierengesunden noch bei niereninsuffi­zienten Patienten wurde eine Kumulation beobachtet.

5.3    präklinische daten zur sicherheit

Die akute orale Toxizität war bei den getesteten Tierarten gering.

Aus den Ergebnissen der chronischen Tierversuche an Ratte, Hund und Affe geht hervor, dass Piretanid eine große therapeutische Breite besitzt.

Tumorerzeugendes und mutagenes Potenzial

Keine der an Mäusen und Ratten durchgeführten Untersuchungen zeigte einen Hinweis auf eine etwaige Kanzerogenität von Piretanid. Mutagenitätsun­tersuchungen in mehreren Systemen verliefen negativ.

Reproduktionstoxizität

Reproduktionsto­xikologische Untersuchungen wurden an Mäusen, Ratten und Kaninchen bei oraler und intravenöser Verabreichung von Piretanid durchgeführt. In diesen Untersuchungen ergab sich kein Anhalt für eine Beeinflussung der Fertilität oder der Gravidität, der fetalen und postnatalen Entwicklung der Feten.

6.     pharmazeutische angaben

Mikrokristalline Cellulose

Magnesiumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich]

Hochdisperses Siliciumdioxid

Vorverkleisterte Stärke (Maisstärke)

6.2    inkompatibilitäten

Nicht zutreffend

6.3    dauer der haltbarkeit

3 Jahre

6.4    besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung

In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

6.5    art und inhalt der behältnisse

Die Tabletten sind in Polyvinylchlorid/

Aluminiumblis­terpackungen verpackt und in eine Faltschachtel eingeschoben.

Piretanid 3 – 1 A Pharma

Packungen mit 50 und 100 Tabletten.

Piretanid 6 – 1 A Pharma

Packungen mit 20, 50 und 100 Tabletten.

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6    besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung

Keine besonderen Anforderungen

7.    inhaber der zulassungen

1 A Pharma GmbH

Industriestraße 18 83607 Holzkir­chen

Telefon: (08024) 908–3030

E-Mail:

8.    zulassungsnummern

Piretanid 3 – 1 A Pharma 56563.00.00

Piretanid 6 – 1 A Pharma 56563.01.00

9.    datum der erteilung der zulassungen/datum der verlängerung der zulassungen

Datum der Erteilung der Zulassungen:

22. August 2005

Datum der letzten Verlängerung der Zulassungen:

01. Juli 2013