Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Tamsulosin Holsten 0,4 mg Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung
1. bezeichnung des arzneimittels
Tamsulosin Holsten 0,4 mg Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung
2. qualitative und quantitative zusammensetzung
Eine Kapsel enthält als Wirkstoff Tamsulosinhydrochlorid 0,4 mg.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. darreichungsform
Hartkapsel mit veränderter Wirkstofffreisetzung
Orange-olivgrüne Kapsel. Die Kapsel enthält weiße bis cremefarbene Pellets.
4. klinische angaben
4.1 anwendungsgebiete
Behandlung von Symptomen des unteren Harntraktes in Zusammenhang mit einer benignen Prostatahyperplasie (BPH).
4.2 dosierung und art der anwendung
Zum Einnehmen
Dosierung
Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit leichter bis mäßiger Leberinsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich (siehe auch Abschnitt 4.3 Gegenanzeigen).
Kinder und Jugendliche
Für die Anwendung von Tamsulosin bei Kindern liegt keine relevante Indikation vor.
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Tamsulosin bei Kindern und Jugendlichen <18 Jahre wurde nicht bestimmt. Zurzeit vorliegende Daten werden in Abschnitt 5.1 beschrieben.
Art der Anwendung
Eine Kapsel täglich nach dem Frühstück oder nach der ersten Mahlzeit des Tages.
Die Kapsel muss unzerkaut geschluckt werden und darf nicht zerbrochen oder zerkleinert werden, weil das die veränderteWirkstoffabgabe des Medikaments beeinträchtigt..
4.3 gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff (einschließlich arzneimittelinduziertes Angioödem) oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
Eine orthostatische Hypotonie in der Anamnese Schwere Leberinsuffizienz
4.4 besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung
Wie bei anderen α1-Adrenozeptor-Antagonisten kann es in Einzelfällen während der Behandlung mit Tamsulosin zu einer Blutdrucksenkung kommen, was in seltenen Fällen zu einer Synkope führen kann. Bei den ersten Anzeichen einer orthostatischen Hypotonie (Schwindel, Schwächegefühl) sollte sich der Patient hinsetzen oder hinlegen, bis die Symptome abgeklungen sind.
Der Patient sollte vor Beginn der Therapie mit Tamsulosin untersucht werden, um andere Erkrankungen auszuschließen, welche dieselben Symptome wie eine gutartige Prostatahyperplasie hervorrufen können. Vor der Behandlung und anschließend in regelmäßigen Abständen sollte eine digitale rektale Untersuchung und, wenn erforderlich, die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) durchgeführt werden.
Besondere Vorsicht ist bei der Behandlung von Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance <10 ml/min) geboten, da die Anwendung bei diesen Patienten bislang nicht untersucht wurde.
Bei einigen Patienten, die mit Tamsulosin behandelt werden oder wurden, wurde bei Katarakt- und Glaukomoperationen das „Intraoperative Floppy Iris Syndrom“ (IFIS, einer Variante des Syndroms der engen Pupille – Small Pupil Syndrome) beobachtet. IFIS kann bei und nach der Operation das Komplikationsrisiko erhöhen.
Eine Unterbrechung der Behandlung mit Tamsulosin 1–2 Wochen vor einer Kataraktoperation ist in Einzelfällen hilfreich, allerdings wurde der Nutzen einer
Therapieunterbrechung noch nicht geklärt. IFIS wurde auch bei Patienten berichtet, die Tamsulosin längere Zeit vor der Kataraktoperation abgesetzt hatten.
Die Einleitung der Therapie mit Tamsulosin bei Patienten, die für eine Kataraktoperation vorgesehen sind, wird nicht empfohlen.
Bei der Vorbereitung der OP müssen der operierende Augenarzt und das OP-Team mit in Betracht ziehen, ob der Patient vor der geplanten Katarakt- oder Glaukomoperation mit Tamsulosin behandelt wird oder wurde, um geeignete Maßnahmen für ein Auftreten von IFIS während der OP treffen zu können.
Tamsulosin sollte bei Patienten mit einem PM-CYP2D6-Phänotyp (langsame Metabolisierer) nicht in Kombination mit starken CYP3A4-Hemmern gegeben werden.
Tamsulosin sollte in Kombination mit starken und mittleren CYP3A4-Hemmern vorsichtig angewendet werden (s. Abschnitt 4.5).
Sonstige Bestandteile
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro kapsul, das heißt es ist nahezu „natriumfrei“.
4.5 wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen
Wechselwirkungsstudien wurden nur bei Erwachsenen durchgeführt.
Bei gleichzeitiger Gabe von Tamsulosinhydrochlorid und Atenolol, Enalapril oder Theophyllin wurden keine Wechselwirkungen beobachtet. Die gleichzeitige Gabe von Cimetidin führt zu einem Anstieg der Tamsulosinspiegel im Plasma, wohingegen Furosemid eine Senkung bewirkt. Da jedoch die Spiegel im Normalbereich bleiben, ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich.
Weder Diazepam noch Propranolol, Trichlormethiazid, Chlormadinon, Amitriptylin, Diclofenac, Glibenclamid, Simvastatin oder Warfarin veränderten in vitro die freie Fraktion von Tamsulosin im menschlichen Plasma. Auch Tamsulosin verändert nicht die freien Fraktionen von Diazepam, Propranolol, Trichlormethiazid und Chlormadinon.
Diclofenac und Warfarin könnten hingegen die Eliminationsrate von Tamsulosin erhöhen.
Die gleichzeitige Gabe von Tamsulosinhydrochlorid mit starken CYP3A4-Hemmern kann zu erhöhter Aufnahme von Tamsulosinhydrochlorid führen. Die gleichzeitige Gabe mit Ketoconazol (einem bekannt starken CYP3A4-Hemmer) resultierte in einer
Erhöhung der Fläche unter der Plasmaspiegel-Zeit-Kurve (AUC) und des Spitzenplasmaspiegels (Cmax) um den Faktor 2,8 bzw. 2,2.
Tamsulosinhydrochlorid sollte bei Patienten mit einem PM-CYP2D6-Phänotyp (langsame Metabolisierer) nicht in Kombination mit starken CYP3A4-Hemmern gegeben werden.
Tamsulosinhydrochlorid sollte in Kombination mit starken und mittleren CYP3A4-Hemmern vorsichtig verabreicht werden.
Die gleichzeitige Gabe von Tamsulosinhydrochlorid mit Paroxetin, einem starken CYP2D6-Hemmer, führte zu einer Erhöhung des Spitzenplasmaspiegels (Cmax) und der Plasmaspiegel-Zeit-Kurve (AUC) um den Faktor 1,3 bzw. 1,6. Diese Erhöhungen gelten nicht als klinisch relevant.
Die gleichzeitige Gabe von anderen α1-Adrenorezeptorenantagonisten könnte eine blutdrucksenkende Wirkung haben.
4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit
Tamsulosin ist nicht zur Anwendung bei Frauen angezeigt.
Ejakulationsstörungen wurden sowohl in kurzzeitigen klinischen Studien als auch in klinischen Langzeitstudien mit Tamsulosin beobachtet. In der
Nachgenehmigungsphase wurden Ejakulationsstörungen, retrograde Ejakulation und Ausbleiben der Ejakulation berichtet.
4.7 auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von
Zur Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen wurden keine Studien durchgeführt. Patienten müssen jedoch beachten, dass es zu Schwindelanfällen kommen kann.
4.8 nebenwirkungen
4.9 überdosierung
Symptome
Eine Überdosierung von Tamsulosinhydrochlorid kann möglicherweise zu akuten Blutdruckabfallerscheinungen führen. Diese wurden bei verschiedenen Stufen der Überdosierung beobachtet.
Behandlung
Im Falle einer akuten Hypotonie nach einer Überdosierung sollte eine unterstützende Behandlung der kardiovaskulären Funktion erfolgen. Blutdruck und Herzfrequenz können durch Hinlegen des Patienten wieder normalisiert werden. Falls dies nicht ausreicht, können Volumenexpander und gegebenenfalls Vasopressoren gegeben werden. Die Nierenfunktion sollte überwacht und allgemeine unterstützende Maßnahmen durchgeführt werden.
Eine Dialyse ist sehr wahrscheinlich wenig hilfreich, da Tamsulosin zu einem sehr hohen Anteil an Plasmaproteine gebunden ist.
Um die Resorption zu verhindern, können Maßnahmen ergriffen werden, um Erbrechen herbeizuführen. Sofern größere Mengen geschluckt wurden, kann eine Magenspülung durchgeführt werden sowie Aktivkohle und ein osmotisch wirkendes Laxans (z. B. Natriumsulfat) gegeben werden
5.
5.1 pharmakodynamische eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: α1-Adrenozeptor-Antagonisten, ATC-Code: GO4C AO2.
Präparate werden ausschließlich für die Behandlung von Prostataerkrankungen eingesetzt.
Wirkmechanismus
Tamsulosin bindet selektiv und kompetitiv an postsynaptische α1-Adrenorezeptoren, vor allem an die Subtypen α1A und α1D. Es führt so zu einer Relaxation der glatten Muskulatur der Prostata und der Urethra.
Pharmakodynamische Wirkung
Tamsulosin erhöht die maximale Harnflussrate. Durch Entspannung der glatten Muskulatur von Prostata und Harnröhre wird die Obstruktion gelindert und die Entleerungssymptome verbessert.
Es verbessert auch die Speichersymptome, bei denen die Blaseninstabilität eine wichtige Rolle spielt.
Diese Verbesserungen der Entleerungs- und Speichersymptome werden während der Langzeittherapie aufrechterhalten. Die Notwendigkeit für eine operative Behandlung oder Katheterisierung verzögert sich dadurch signifikant.
α1-Adrenozeptor-Antagonisten können den Blutdruck durch Herabsetzen des peripheren Widerstandes senken. Bei Studien mit Tamsulosin wurde keine klinisch relevante Blutdrucksenkung beobachtet.
Kinder und Jugendliche
Eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Dosisfindungsstudie wurde mit Kindern mit neuropathischer Blase durchgeführt. Insgesamt wurden 161 Kinder (im Alter zwischen 2 und 16 Jahren) randomisiert und mit einem der drei Tamsulosin-Dosierungsbereiche (niedrig [0,001 bis 0,002 mg/kg], mittel [0,002 bis 0,004 mg/kg] und hoch [0,004 bis 0,008 mg/kg]) oder mit Placebo behandelt. Der primäre Endpunkt war die Senkung des Detrusor-Leak-Point-Pressure (DLPP) auf <40 cm H2O bei Patienten in zwei am selben Tag durchgeführten Untersuchungen. Sekundäre Endpunkte waren: Gegenwärtige Werte und prozentuale Veränderung des DetrusorLeak-Point-Pressure gegenüber dem Ausgangswert, Verbesserung bzw. Stabilisierung von Hydronephrose
und Hydroureter und Veränderung des Urinvolumens, welches durch Katheterisierung gewonnen wurde, wie auch der im Katheterisierungstagebuch verzeichneten Anzahl der Einnässungen zum Zeitpunkt der Katheterisierung. Weder für den primären noch für einen der drei sekundären Endpunkte wurden statistisch signifikante Unterschiede zwischen der Placebo-Gruppe und den drei Tamsulosin-Dosisgruppen gefunden. Für keinen der Dosierungsbereiche konnte ein Ansprechen beobachtet werden.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Tamsulosin wird aus dem Darmtrakt aufgenommen und ist fast gänzlich bioverfügbar. Die Resorption von Tamsulosin wird durch eine zuvor eingenommene Mahlzeit verlangsamt. Eine gleichmäßige Resorption kann vom Patienten gefördert werden, wenn Tamsulosin Holsten stets nach derselben Mahlzeit eingenommen wird. Tamsulosin weist eine lineare Kinetik auf.
Bei Einmalgabe von Tamsulosin nach einer Mahlzeit werden Spitzenkonzentrationen im Plasma nach etwa 6 Stunden erreicht. Steady State-Konzentrationen liegen bei Mehrfachgabe nach 5 Tagen vor; die Cmax ist etwa um zwei Drittel höher als nach Gabe einer Einzeldosis. Obwohl diese Beobachtung bei älteren Patienten gemacht wurde, ist ein ähnliches Ergebnis auch bei Jüngeren zu erwarten.
Die Plasmaspiegel zeigen nach einmaliger sowie auch nach mehrmaliger Gabe beträchtliche interindividuelle Schwankungen.
Verteilung
Bei Männern ist Tamsulosin zu ungefähr 99 % an Plasmaproteine gebunden und das Verteilungsvolumen ist gering (ungefähr 0,2 l/kg).
Biotransformation
Tamsulosin hat einen geringen First-pass-Effekt und wird nur langsam metabolisiert. Im Plasma liegt Tamsulosin überwiegend unverändert vor. Es wird in der Leber metabolisiert.
Bei Ratten führte Tamsulosin kaum zur Induktion mikrosomaler Leberenzyme.
Keiner der Metaboliten ist wirksamer als die Muttersubstanz.
Elimination
Tamsulosin und seine Metaboliten werden in erster Linie im Urin ausgeschieden, davon ungefähr 9 % der Dosis in unveränderter Form.
Nach einer Einzelgabe von Tamsulosin zusammen mit einer Mahlzeit und im SteadyState wurden Eliminationshalbwertszeiten von 10 bzw. 13 Stunden gemessen.
5.3 präklinische daten zur sicherheit
Toxizitätsstudien nach Einmalgabe und Mehrfachgabe wurden an Mäusen, Ratten und Hunden durchgeführt. Zusätzlich wurde die Reproduktionstoxizität bei Ratten, die Kanzerogenität bei Mäusen und Ratten und die Genotoxizität in vivo und in vitro untersucht.
Das allgemeine Toxizitätsprofil, wie man es nach hohen Dosen von Tamsulosin beobachtet, stimmt mit den bekannten pharmakologischen Wirkungen von α1-Adrenozeptor-Antagonisten überein.
Unter sehr hohen Dosen wurden bei Hunden Veränderungen im EKG beobachtet. Diese Reaktion wird jedoch nicht als klinisch relevant angesehen. Tamsulosin zeigte keine relevanten genotoxischen Eigenschaften.
Eine erhöhte Inzidenz an proliferativen Veränderungen der Brustdrüsen von weiblichen Ratten und Mäusen wurde berichtet. Diese Veränderungen, die wahrscheinlich auf eine Hyperprolaktinämie zurückzuführen sind und nur nach Gabe hoher Dosen auftraten, wurden als klinisch unbedeutend eingestuft.
6. pharmazeutische angaben
6.1 liste der sonstigen bestandteile
Kapselinhalt
Mikrokristalline Cellulose
Methylacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1) dispersion 30 prozent
Polysorbat 80
Natriumlaurylsulfat
Triethylcitrat
Talkum
Kapselhülle
Gelatine
Indigocarmin(E132)
Titandioxid (E171)
Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172)
Eisen(III)-oxid (E172)
Eisen(II,III)-oxid (E172)
6.2 inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 dauer der haltbarkeit
3 Jahre
6.4 besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung
Blisterpackungen: In der Originalverpackung aufbewahren.
Behälter: Das Behältnis fest verschlossen halten.
6.5 art und inhalt des behältnisses
Blisterpackungen (PVC/PE/PVDC-Aluminium) in Faltschachteln und HDPE-Behälter mit kindersicheren PP-Verschlüssen zu je 10, 14, 20, 28, 30, 50, 56, 60, 90, 100 oder 200 Kapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise zur
Keine besonderen Anforderungen.
7. inhaber der zulassung
Holsten Pharma GmbH
Hahnstraße 31–35
60528 Frankfurt am Main
Deutschland
8.
63241.00.00
9. datum der erteilung der zulassung/verlängerung der
ZULASSUNG
08–02–2006