Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Thrombozytapheresekonzentrat/MD (inline-leukozytendepletiert)
1. Identifizierung des Arzneimittels
Thrombozytapheresekonzentrat / MD (inline-leukozytendepletiert)
- Stoffgruppe
zelluläre Blutzubereitung
2. anwendungsgebiete
2. anwendungsgebieteDie Gabe von Thrombozytenkonzentraten ist indiziert zur Behandlung einer Blutungsneigung, bedingt durch eine schwere Thrombozytopenie infolge thrombozytärer Bildungsstörungen, im Notfall auch bei Umsatzstörungen, jedoch nicht bei einer niedrigen Thrombozytenzahl allein. Damit durch die Zufuhr von Plättchen eine Besserung der thrombozytär bedingten Blutungsneigung zu erwarten ist, sollte vor der Behandlung zunächst deren Ursache abgeklärt werden.
3. Informationen zur Anwendung
Eine absolute Kontraindikation für Thrombozytentransfusionen gibt es nicht. Bei potentiellen Empfängern eines Stammzelltransplantates (Knochenmark, periphere Stammzellen, Nabelschnurblut), z.B. bei Patienten mit aplastischen Anämien, Leukämien etc., ist die Gabe von Thrombozytenkonzentraten des Transplantatspenders und seiner Blutsverwandten vor der Transplantation unbedingt zu vermeiden.
Relative Kontraindikationen sind u.a. die Anwendung bei
– bekannten Allergien des Empfängers gegen humane Plasmaproteine,
– bekannten Immunthrombozytopenien,
– posttransfusioneller Purpura,
– heparininduzierter Thrombozytopenie,
– kongenitalen Thrombozytenfunktionsstörungen, wie Thrombasthenie Glanzmann oder Bernard-Soulier-Syndrom.
- Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Thrombozytenkonzentrate sind in der Regel AB0-kompatibel über ein Transfusionsgerät mit Standardfilter der Porengröße 170 bis 230 µm zu transfundieren.
Beim Refraktärzustand gegenüber Thrombozytentransfusionen aufgrund einer Alloimmunisierung gegen Antigene des HLA- und ggf. HPA-Systems sind nach Möglichkeit HLA-Klasse-I-kompatible und ggf. HPA-kompatible Thrombozytenkonzentrate zu transfundieren. Die Transfusionsgeschwindigkeit muss dem klinischen Zustand des Patienten angepasst werden.
Bei neonataler Transfusion sollte sorgfältig auf Anzeichen einer Zitratintoxikation geachtet und die Transfusionsgeschwindigkeit dem klinischen Zustand angepasst werden.
Zur Vermeidung einer Graft-versus-Host-Reaktion müssen folgenden, besonders gefährdeten Patienten ausschließlich mit mindestens 25 Gy bestrahlte Thrombozytenkonzentrate transfundiert werden:
– Frühgeborenen (bis zur Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche)
– Neugeborenen bei Verdacht auf Immundefizienz,
– Neugeborenen bei postpartaler Austauschtransfusion*
– Patienten bei allogener Transplantation hämatopoetischer Stammzellen (aus peripherem Blut, Knochenmark oder Nabelschnurblut)
– Patienten 7 – 14 Tage vor autologer Stammzellentnahme
– Patienten bei autologer Stammzelltransplantation (bis ca. drei Monate nach Transplantation)
– Patienten mit schwerem Immundefektsyndrom oder mit AIDS
– Patienten mit M. Hodgkin (alle Stadien)
– Patienten bei Therapie mit Purin-Analoga (z.B. Fludarabin, Cladrabin, Deoxycoformycin)
– Patienten bei Therapie mit Anti-T-Lymphozyten-Antikörpern (z.B. Alemtuzumab, ATG/ALG)
– Patienten bei Hochdosis-Chemotherapie mit oder ohne Ganzkörperbestrahlung, Patienten mit Leukämien, malignen Lymphomen, soliden Tumoren
nicht gesicherte Indikationen
Zur Vermeidung einer CMV-Infektion sollten folgenden, besonders gefährdeten Patienten Anti-CMV-Antikörper-negative Thrombozytenkonzentrate transfundiert werden:
– Frühgeborenen
– Empfängern eines allogenen Stammzellpräparates
– Empfängern mit schweren angeborenen Immundefekten (SCID)
– CMV-negativen, HIV-infizierten Patienten
– CMV-negativen, schwangeren Frauen
– stillenden Müttern von Frühgeborenen
(siehe auch „Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie)“)
- wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln, soweit sie die wirkungsweise des arzneimittels beeinflussen können und hauptinkompatibilitäten
Durch Medikamente, die die Thrombozytenfunktion beeinflussen, kann die Wirkung von Thrombozytenkonzentraten vermindert bzw. aufgehoben werden. Wegen der Gefahr von Gerinnselbildungen dürfen kalziumhaltige Lösungen nicht gleichzeitig in demselben Schlauchsystem gegeben werden. Die Beimischung von Medikamenten zum Thrombozytenkonzentrat ist nicht zulässig.
Bei Rh (D) – negativen Kindern und Frauen im gebärfähigen Alter ist wegen der praktisch in allen Thrombozytenkonzentraten vorhandenen Kontamination mit Erythrozyten die Transfusion von Thrombozytenkonzentraten Rh (D)-positiver Spender mit Ausnahme von lebensbedrohlichen Situationen unbedingt zu vermeiden. Die Transfusion von Thrombozytenkonzentraten Rh (D)-positiver Spender in Rh (D)-negative Patienten läßt sich wegen des Mangels an Rh (D)-negativem Blut nicht immer vermeiden, sollte nach Möglichkeit aber nur in Betracht gezogen werden, wenn es sich um Männer oder um Frauen im nicht gebärfähigen Alter handelt. In solchen Fällen ist stets eine serologische Nachuntersuchung 2 bis 4 Monate nach Transfusion zur Feststellung eventuell gebildeter Anti-D-Antikörper durchzuführen.
Schwangerschaft und Stillzeit: CMV-negativen Schwangeren und stillenden Müttern von Frühgeborenen sollten Anti-CMV-Antikörper-negative Thrombozytenkonzentrate transfundiert werden.
Frühgeborene sollten Anti-CMV-Antikörper-negative und bestrahlte Thrombozytenkonzentrate transfundiert werden.
Bei Patienten mit schweren angeborenen Immundefekten (SCID), Empfängern eines allogenen Stammzellpräparates und CMV-negative, HIV-infizierte Patienten sollten Anti-CMV-Antikörper-negative und bestrahlte Erythrozytenkonzentrate transfundiert werden.
Auswirkung auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen: Nach der Transfusion von Thrombozytenkonzentraten sollte eine Ruhepause von mindestens 1/2 Stunde eingehalten werden.
sind nicht angeordnet.
4. Hinweise zur ordnungsgemäßen Anwendung
Die Dosierung der Thrombozyten ist abhängig vom klinischen Zustand und der Thrombozytenzahl des Patienten.
Der Thrombozytenbedarf für die initiale Behandlung eines normalgewichtigen Erwachsenen ohne weitere Komplikationen beträgt mindestens 2×1011 Thrombozyten, entsprechend einer Standardpackung. Eine Überwachung der Therapie, z.B. durch Bestimmung der Thrombozytenzahl oder der Blutungszeit beim Patienten, ist unerlässlich.
zur i. v. Infusion
nach Indikationsstellung
- Dauer der Behandlung
nach Indikationsstellung
- überdosierung
Eine Gefahr der Überdosierung besteht bei Erwachsenen nicht.
- Notfallmaßnahmen
Treten Unverträglichkeiten auf, so ist die Transfusion unverzüglich abzubrechen, der Venenzugang jedoch offenzuhalten und eine Behandlung, der Schwere der Symptome gemäß, nach den aktuellen Regeln der Notfalltherapie einzuleiten.
5. nebenwirkungen
– Unverträglichkeitsreaktionen (z.B. urtikarielle Hautreaktionen, posttransfusionelle Purpura und andere anaphylaktoide Reaktionen)
– Transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI)
– anaphylaktische Reaktionen bei Empfängern mit angeborenem IgA-Mangel
– Mikrozirkulationsstörungen durch aggregierende Thrombozyten bei massiver Transfusion
– Immunisierung des Empfängers gegen thrombozytäre und nicht-thrombozytäre Antigene
– Obwohl HLA-bedingte Unverträglichkeiten stark verringert sind, können febrile Transfusionsreaktionen in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit der Transfusion auftreten.
– Graft-versus-Host Reaktion bei immunsupprimierten Patienten nach Übertragung proliferationsfähiger Lymphozyten
– Bei Neugeborenen sind bei schneller Transfusion Herz-Kreislaufreaktionen infolge von Citratintoxikationen möglich.
– Das Risiko einer bakteriellen Kontamination lässt sich nicht mit letzter Sicherheit ausschließen.
– Bei der Anwendung von aus menschlichem Blut hergestellten Arzneimitteln ist die Übertragung von Infektionskrankheiten durch Übertragung von Erregern – auch bislang unbekannter Natur – nicht völlig auszuschließen. Dies gilt z.B. für Hepatitiden, seltener für das erworbene Immundefektsyndrom (AIDS).
– Im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland wurde über Einzelfälle berichtet, in denen bei Empfängern von Transfusionen, deren Spender später an der varianten Creutzfeldt-Jakob Krankheit (vCJK) erkrankten, ebenfalls der „Erreger“ (so genannte Prionen) nachgewiesen wurde. Bei der vCJK handelt es sich um eine in Deutschland bislang nicht beobachtete Erkrankung, die durch den Verzehr von bestimmten Nahrungsmitteln aus BSE-kranken Rindern erworben werden kann.
6. pharmakologische eigenschaften
6. pharmakologische eigenschaftenDie wirksamen Bestandteile von Thrombozytenkonzentraten sind morphologisch und funktionell intakte Thrombozyten, welche die zellulären Bestandteile des Hämostasesystems darstellen. Die Hämostaseaktivität der funktionell intakten Thrombozyten ist sofort nach der Transfusion gegeben. Die Funktionsfähigkeit und mittlere Überlebenszeit der Thrombozyten nimmt mit der Lagerungsdauer ab. Durch die Leukozytendepletion auf < 1 × 106 Leukozyten pro Standardpackung wird das Risiko einer Immunisierung gegen humane leukozytäre Alloantigene (HLA) stark vermindert.
7. Weitere Hinweise
Das Thrombozytapheresekonzentrat / MD (inline-leukozytendepletiert) ist 5 Tage bei 22+ 2°C unter gleichmäßiger Agitation haltbar. Nach Ablauf des Verfalldatums darf das Thrombozytenkonzentrat nicht mehr verwendet werden. Nach Unterbrechung der o.g. Lagerbedingungen ist das Thrombozytenkonzentrat unverzüglich zu transfundieren. Eine durch das Transfusionsbesteck geöffnete Konserve muß unverzüglich verbraucht werden.
Unmittelbar vor der Transfusion muß jedes Thrombozytenkonzentrat einer optischen Qualitätsprüfung unterzogen werden, auffällige Thrombozytenkonzentrate (z.B. fehlendes „Swirling-Phänomen“, erkennbare Aggregatbildung) dürfen nicht verwendet werden.
Human-Thrombozyten aus einer einzelnen Apheresespende
2,0 × 1011 bis 4,0 × 1011 Thrombozyten / Standardpackung
bezogen auf 1 ml : Human-Plasma 0,75 – 0,87 ml
ACD-A Stabilisatorlösung * 0,13 – 0,25 ml
Restzellzahlen : Human-Leukozyten < 1,0 × 10 6 / Standardpackung
Human-Erythrozyten < 3,0 × 10 9 / Standardpackung
* 100 ml acd-a stabilisatorlösung enthalten (pharm.eur.):
Natriumcitrat 2H2O-Dihydrat 2,20g, Citronensäure-Monohydrat 0,80g, Glucose-Monohydrat 2,45g, Aqua ad iniectabilia ad 100,0 ml
200 bis 300 ml Suspension im Kunststoffbeutel mit CE-Zertifikat
- angaben zum pharmazeutischen unternehmer/inhaber der zulassung
Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg
- Angaben zum Hersteller, der das Fertigarzneimittel für das Inverkehrbringen freigegeben hat
Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie mit Blutbank
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg
- zulassungsnummer
PEI.H.03254.01.1
08.08.2007
Verschreibungspflichtig