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Tolterodin Puren 1 mg Filmtabletten - Zusammengefasste Informationen

ATC-Gruppe:

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Tolterodin Puren 1 mg Filmtabletten

1.    Bezeichnung der Arzneimittel

Tolterodin Puren 1 mg Filmtabletten

Tolterodin Puren 2 mg Filmtabletten

2.    qualitative und quantitative zusammensetzung

Tolterodin Puren 1 mg Filmtabletten enthält 1 mg Tolterodin[(R,R)-tartrat], entsprechend 0,68 mg Tolterodin.

Tolterodin Puren 2 mg Filmtabletten enthält 2 mg Tolterodin[(R,R)-tartrat], entsprechend 1,37 mg Tolterodin.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3.    darreichungsform

Filmtablette

Tolterodin Puren 1 mg Filmtabletten sind weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten, mit einem Durchmesser von ca. 6,0 mm.

Tolterodin Puren 2 mg Filmtabletten sind weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten, mit Bruchkerbe auf einer Seite und einem Durchmesser von ca. 6,0 mm.

Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.

4.    klinische angaben

Symptomatische Behandlung von Dranginkontinenz und/oder Pollakisurie und imperativem Harndrang wie zum Beispiel bei Patienten mit Reizblase.

4.2    dosierung und art der anwendung

Dosierung

Erwachsene (inkl. ältere Patienten)

Die empfohlene Dosis ist zweimal täglich 2 mg. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder stark eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 30 ml/min) beträgt die empfohlene Dosis zweimal täglich 1 mg (siehe Abschnitt 4.4). Bei unangenehmen

Nebenwirkungen kann die Dosis von zweimal täglich 2 mg auf zweimal täglich 1 mg reduziert werden.

Die Wirkung der Behandlung sollte nach 2–3 Monaten erneut überprüft werden (siehe Abschnitt 5.1).

Kinder und Jugendliche

Die Wirksamkeit von Tolterodin Puren bei Kindern konnte bisher nicht nachgewiesen werden (siehe Abschnitt 5.1). Daher wird Tolterodin Puren für Kinder nicht empfohlen.

4.3    gegenanzeigen

Tolterodin ist kontraindiziert bei Patienten mit:

– Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile

– Harnretention

– unzureichend behandeltem Engwinkelglaukom

– Myasthenia gravis

– schwerer Colitis ulcerosa

– toxischem Megacolon[cFi].

4.4    besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung

Tolterodin soll mit Vorsicht eingesetzt werden bei Patienten mit:

– signifikanten obstruktiven Harnabflussstörun­gen verbunden mit dem Risiko der Harnretention

– obstruktiven Störungen des Gastrointesti­naltraktes, z. B. Pylorusstenose

– eingeschränkter Nierenfunktion (siehe Abschnitt 4.2)

– Lebererkrankung (siehe Abschnitte 4.2 und 5.2)

– autonomer Neuropathie

– Hiatushernie

– Risiko zu verminderter gastrointestinaler Motilität

Bei Mehrfachgabe von oralem, nicht-retardiertem Tolterodin in einer Tagesdosis von 4 mg (therapeutische Dosierung) und 8 mg (über therapeutischem Dosisbereich) zeigte sich eine Verlängerung des QTc-Intervalls (siehe Abschnitt 5.1). Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist unklar und ist von den beim jeweiligen Patienten vorliegenden Risikofaktoren und den individuellen Umständen abhängig.

Tolterodin sollte daher bei Patienten mit folgenden Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung mit Vorsicht angewendet werden:

angeborene oder dokumentierte erworbene QT-Verlängerung Elektrolytstörungen wie etwa Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypokalzämie Bradykardie relevante vorbestehende Herzerkrankungen (z. B. Kardiomyopathie, myokardiale Ischämie, Arrhythmien, dekompensierte Herzinsuffizienz) gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern wie etwa Antiarrhythmika der Klassen IA (z. B. Chinidin, Procainamid) und III (z. B. Amiodaron, Sotalol).

Dies gilt besonders bei Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren (siehe Abschnitt 5.1).

Eine gemeinsame Anwendung mit starken CYP3A4-Inhibitoren sollte vermieden werden (siehe Abschnitt 4.5).

Wie bei allen Therapien der Symptome von imperativem Harndrang und Dranginkontinenz sollen organische Ursachen für imperativen Harndrang und Pollakisurie vor der Therapie beachtet werden.

4.5    wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen

Die gleichzeitige systemische Behandlung mit potenten CYP3A4-Inhibitoren wie z. B. Makrolidantibiotika (z. B. Erythromycin und Clarithromycin), Antimykotika (z. B.

Ketoconazol und Itraconazol) und Antiproteasen wird aufgrund der erhöhten Tolterodinkon­zentration im Serum bei langsamen CYP2D6-Metabolisierern wegen des (daraus folgenden) Risikos der Überdosierung nicht empfohlen (siehe Abschnitt 4.4).

Die gleichzeitige Behandlung mit anderen Arzneimitteln mit antimuscarinischen Eigenschaften kann die therapeutische Wirkung und Nebenwirkungen verstärken.

Umgekehrt kann die therapeutische Wirkung von Tolterodin durch gleichzeitige Gabe von cholinergen Muscarin-Rezeptoragonisten vermindert werden.

Die Wirkung von Prokinetika wie Metoclopramid und Cisaprid kann durch Tolterodin vermindert werden.

Die gleichzeitige Gabe von Fluoxetin (ein starker Inhibitor von CYP2D6) bewirkt keine klinisch signifikante Wechselwirkung, da Tolterodin und sein CYP2D6-abhängiger Metabolit, 5-Hydroxymethyl­tolterodin, gleich wirksam sind.

Wechselwirkun­gsstudien zeigten keinen Hinweis auf Interaktionen mit Warfarin oder kombinierten oralen Kontrazeptiva (Ethinylestra­dioI/Levonorges­trel).

Eine klinische Studie hat gezeigt, dass Tolterodin kein metabolischer Inhibitor von CYP2D6, 2C19, 2C9, 3A4 oder 1A2 ist. Ein Plasmaspiegelan­stieg von Substanzen, die über diese Isoenzymsysteme metabolisiert werden, ist daher bei Kombination mit Tolterodin nicht zu erwarten.

4.6    fertilität, schwangerschaft und stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Tolterodin bei Schwangeren vor.

Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionsto­xizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Daher wird Tolterodin Puren während der Schwangerschaft nicht empfohlen.

Stillzeit

Es liegen keine Daten zur Ausscheidung von Tolterodin in die Muttermilch beim Menschen vor. Tolterodin sollte während der Stillzeit vermieden werden.

Fertilität

Tierexperimentelle Studien zeigen keine Wirkung von Tolterodin auf die Fruchtbarkeit (siehe Abschnitt 5.3). Daten am Menschen liegen nicht vor.

4.7    auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen

Da das Arzneimittel Akkommodation­sstörungen hervorrufen und die Reaktionszeit beeinflussen kann, sind negative Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen möglich.

4.8    nebenwirkungen

Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften kann Tolterodin leichte bis mäßige antimuscarinische Wirkungen wie Mundtrockenheit, Dyspepsie und trockene Augen verursachen.

Die folgende Tabelle gibt die Erfahrungen mit Tolterodin Puren aus klinischen Prüfungen und seit der Vermarktung wieder.

Die am häufigsten genannte Nebenwirkung war Mundtrockenheit bei 35 % der mit Tolterodin Filmtabletten und bei 10 % der mit Placebo behandelten Patienten.

Kopfschmerzen wurden ebenfalls sehr häufig beschrieben und traten bei 10,1 % der mit Tolterodin Filmtabletten und 7,4 % der mit Placebo behandelten Patienten auf.

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig (≥1/100 bis

<1/10)

Gelegentlich (≥1/1.000 bis <1/100)

Nicht bekannt (Häufigkeit aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Bronchitis

Erkrankungen des Immunsystems

Unspezifische Überempfindlichkeit

Anaphylaktoide Reaktionen

Psychiatrische Erkrankungen

Nervosität

Verwirrung, Halluzinationen

, Desorientierthei t

Erkrankungen des Nervensystems

Kopfschmerzen

Schwindel, Schläfrigkeit, Parästhesien

Beeinträchtigtes Erinnerungsvermögen

Augenerkrankungen

Trockene Augen, Sehstörungen (inkl. Akkomodationsstörun­gen)

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Vertigo

Herzerkrankungen

Palpitationen

Tachykardie, Herzinsuffizienz,

Arrhythmie

Gefäßerkrankungen

Flushing

Erkrankungen des

Gastrointesti­naltrakts

Trockener Mund

Dyspepsie, Verstopfung, Bauchschmerzen, Blähungen, Erbrechen, Diarrhoe

Gastroösophagealer Reflux

Erkrankungen der Haut und des

Unterhautzellge­webes

Trockene Haut

Angioödem

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Dysurie, Harnretention

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Müdigkeit, Schmerzen im Brustkorb, periphere Ödeme

Untersuchungen

Gewichtszunahme

Fälle einer Verstärkung der Symptome einer Demenz (z. B. Verwirrtheit, Desorientiertheit, Wahnvorstellungen) wurden bei Patienten, die zur Behandlung von Demenz Cholinesterase­hemmer einnahmen, nach Einleitung einer Therapie mit Tolterodin beschrieben.

Kinder und Jugendliche

Bei zwei pädiatrischen, randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppelblinden Phase-III-Studien über 12 Wochen, in die insgesamt 710 pädiatrische Patienten aufgenommen wurden, war der Prozentsatz der Patienten mit Harnwegsinfek­tionen, Diarrhoe und abnormalem Verhalten bei den mit Tolterodin behandelten Patienten höher als mit Placebo (Harnwegsinfek­tionen: Tolterodin 6,8 %, Placebo 3,6 %; Diarrhoe: Tolterodin 3,3 %, Placebo 0,9 %; abnormales Verhalten: Tolterodin 1,6 %, Placebo 0,4 %). (Siehe Abschnitt 5.1)

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: anzuzeigen.

4.9    überdosierung

Als höchste Einzeldosis wurde Probanden 12,8 mg Tolterodin[(R,R)-tartrat] verabreicht. Als schwerwiegendste Nebenwirkungen wurden daraufhin Akkommodation­sstörungen und Miktionsbeschwerden beobachtet.

Bei einer Überdosierung von Tolterodin sollte eine Magenspülung durchgeführt und Aktivkohle verabreicht werden. Die Symptome sollen folgendermaßen behandelt werden:

schwere anticholinerge Symptome des ZNS (z. B. Halluzinationen, schwere Erregungszustände): Verabreichung von Physostigmin Krampfanfälle oder starke Erregung: Verabreichung von Benzodiazepinen respiratorische Insuffizienz: künstliche Beatmung Tachykardie: Verabreichung von Betablockern Harnretention: Katheterisierung Mydriasis: Behandlung mit pilocarpinhaltigen Augentropfen und/oder Unterbringung des Patienten in einem dunklen Raum

Eine Verlängerung des QT-Intervalls wurde bei 4-tägiger Anwendung in einer Gesamttagesdosis von 8 mg nicht-retardiertem Tolterodin (das Doppelte der empfohlenen Tagesdosis für die nicht-retardierte Darreichungsform; entspricht dem Dreifachen der maximalen Plasmakonzentration mit der retardierten Darreichungsform) beobachtet. Im Falle einer Überdosierung von Tolterodin sollten allgemeine unterstützende Maßnahmen zur Behandlung einer QT-Verlängerung angewandt werden.

5.    pharmakologische eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Urologische Spasmolytika

ATC-Code: G04BD07

Tolterodin ist ein kompetitiver, spezifischer Muscarinrezep­torantagonist mit einer höheren Selektivität in vivo für die Harnblase im Vergleich zu den Speicheldrüsen. Einer der Tolterodinmeta­boliten (5-Hydroxymethyl-Derivat) gleicht in seiner pharmakologischen Wirkung der Ausgangssubstanz. Dieser Metabolit trägt bei schnellen Metabolisierern wesentlich zum therapeutischen Effekt bei (siehe Abschnitt 5.2).

Ein Wirkungseintritt kann innerhalb von 4 Wochen erwartet werden.

Wirkung von zweimal täglich 2 mg Tolterodin nach 4 bzw.12 Wochen versus Placebo (zusammengefasste Daten). Absolute und prozentuelle Veränderungen bezogen auf den Ausgangswert.

Zielgröße/ Parameter

Studien über 4 Wochen

Studien über 12 Wochen

Tolterodin 2× 2 mg/ Tag

Placebo

Statistische Signifikanz vs.

Placebo

Tolterodin 2× 2 mg/ Tag

Placebo

Statistische Signifikanz vs.

Placebo

Anzahl der Miktionen in 24 Stunden

– 1,6

(- 14%) n=392

– 0,9

(- 8%) n=189

– 2,3

(- 20%) n=354

– 1,4

(- 12%) n=176

Anzahl der

Inkontinenzepisoden

– 1,3

(- 38%)

– 1,0

(- 26%)

n.s.

– 1,6

(- 47%)

– 1,1

(- 32%)

in 24 Stunden

n=288

n=151

n=299

n=145

Mittleres Volumen pro Miktion (ml)

+ 25

(+ 17%) n=385

+ 12

(+ 8%) n=185

+ 35

(+ 22%) n=354

+ 10

(+ 6%) n=176

Anzahl d. Patienten mit kleinen od. geringen Blasenbeschwerden nach der Behandlung (%)

16% n=394

7% n=190

19% n=356

15%) n=177

n.s.

n.s. = nicht signifikant; * = p < 0,05; ** = p < 0,01; *** = p < 0,001

Die Wirkung von Tolterodin wurde bei Patienten untersucht, die bei Studieneintritt anhand einer urodynamischen Bewertung überprüft und anhand ihrer urodynamischen Ergebnisse einer urodynamisch positiven (motorischer Harndrang) oder einer urodynamisch negativen (sensorischer Harndrang) Gruppe zugeteilt wurden. Innerhalb jeder der beiden Gruppen wurden die Patienten für Tolterodin oder Placebo randomisiert. Die Studie konnte keinen überzeugenden Nachweis dafür erbringen, dass Tolterodin bei Patienten mit sensorischem Harndrang eine gegenüber Placebo verbesserte Wirkung hatte.

Die klinischen Wirkungen von Tolterodin auf das QT-Intervall wurden anhand von EKGs bei mehr als 600 behandelten Patienten untersucht, und zwar einschließlich älterer Patienten und Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen. Zwischen Placebo und der Behandlungsgruppe unterschieden sich die Änderungen in den QT-Intervallen nicht signifikant voneinander.

Die Wirkung von Tolterodin auf die QT-Verlängerung wurde bei 48 gesunden männlichen und weiblichen Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren weiterführend untersucht. Die Probanden erhielten nicht-retardiertes Tolterodin in einer Dosis von 2 mg und 4 mg zweimal täglich. Die Ergebnisse (Fridericia-korrigiert) zum Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration von Tolterodin (1 Stunde) zeigten eine mittlere Verlängerung der QTc-lntervalle von 5,0 und 11,8 msec mit einer Tolterodin-Dosis von 2 mg bzw. 4 mg zweimal täglich und um 19,3 msec. mit Moxifloxacin (400 mg), das als aktive interne Kontrolle diente. Anhand eines pharmakokinetis­chen/pharmako­dynamischen Modells konnte geschätzt werden, dass die QTc-Verlängerungen bei Personen mit langsamer Metabolisierung (Personen mit CYP2D6-Mangel), die mit 2 mg Tolterodin zweimal täglich behandelt wurden, mit jenen bei Personen mit schneller Metabolisierung, die mit 4 mg zweimal täglich behandelt wurden, vergleichbar waren. Mit beiden Dosen von Tolterodin wurde bei keinem Probanden, ungeachtet seines individuellen Metabolismus, ein Wert von 500 msec für das absolute QTcF oder von 60 msec für die Veränderung gegenüber Baseline beobachtet, wobei diese beiden Werte als Grenzwerte gelten, bei deren Überschreitung Anlass zu Besorgnis besteht.

Kinder und Jugendliche

Die Wirksamkeit bei pädiatrischen Patienten wurde bisher nicht nachgewiesen. Es wurden zwei pädiatrische, randomisierte, Placebo-kontrollierte, doppelblinde Phase-III-Studien über 12 Wochen mit Tolterodin-Retardkapseln durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 710 pädiatrische Patienten (486 mit Tolterodin und 224 mit Placebo) im Alter

von 5–10 Jahren mit Pollakisurie oder Dranginkontinenz untersucht. In keiner der beiden Studien wurden signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der Veränderung in der Gesamtzahl der Inkontinenzepisoden pro Woche beobachtet.

(Siehe Abschnitt 4.8).

5.2

Pharmakokinetische Eigenschaften

Darreichungsspe­zifische pharmakokinetische Eigenschaften:

Tolterodin wird schnell resorbiert. Sowohl Tolterodin als auch der 5-Hydroxymethyl-Metabolit erreichen maximale Serumkonzentra­tionen nach 1–3 Stunden. Die Halbwertszeit von Tolterodin liegt bei Einnahme von Filmtabletten bei schneller Metabolisierung bei 2–3 Stunden, bei langsamer Metabolisierung (CYP2D6-Mangel) bei 10 Stunden. Steady-State-Konzentrationen werden innerhalb von 2 Tagen nach Einnahme der Filmtabletten erreicht.

Nahrung beeinflusst bei schnellen Metabolisierern die Exposition gegenüber ungebundenem Tolterodin und dem aktiven 5-Hydroxymethyl-Metaboliten nicht, obwohl die Tolterodinspiegel bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme ansteigen. Bei langsamen Metabolisierern sind ebenso keine relevanten klinischen Änderungen zu erwarten.

Resorption

Nach oraler Einnahme unterliegt Tolterodin dem durch CYP2D6 katalysierten First-PassEffekt in der Leber und wird zu dem equipotenten Hauptmetaboliten (5-Hydroxymethyl-Derivat) abgebaut.

Die absolute Bioverfügbarkeit von Tolterodin beträgt 17 % bei schnellen Metabolisierern (Mehrzahl der Patienten) und 65 % bei langsamen Metabolisierern (CYP2D6-Mangel).

Verteilung

Tolterodin und der 5-Hydroxymethyl-Metabolit werden vor allem an saure α1-Glykoproteine (Orosomucoide) gebunden. Die ungebundenen Anteile betragen 3,7 % bzw. 36 %. Das Verteilungsvolumen von Tolterodin beträgt 113 Liter.

Elimination

Tolterodin wird nach oraler Einnahme überwiegend in der Leber metabolisiert. Der primäre Metabolismus wird durch das polymorphe Enzym CYP2D6 initiiert und führt zur Bildung des 5-Hydroxymethyl-Metaboliten. Durch weitere Verstoffwechslung entstehen 5-Carboxylsäure- und N-dealkylierte 5-Carboxylsäure-Metaboliten, die etwa 51 % bzw. 29 % der im Urin nachgewiesenen Metaboliten ausmachen. Ein Anteil von ca. 7 % der Bevölkerung hat einen Mangel an CYP2D6. Der Metabolismus bei diesen Personen (langsame Metabolisierer) verläuft über Dealkylierung über CYP3A4 zu N-dealkyliertem Tolterodin, welches klinisch nicht wirksam ist. Die übrige Bevölkerung wird als schnelle Metabolisierer bezeichnet. Die systemische Clearance von Tolterodin im Serum beträgt bei schnellen Metabolisierern ca. 30 I/Stunde. Bei langsamen Metabolisierern führt die reduzierte Clearance zu signifikant höheren Tolterodinkon­zentrationen (ca. 7-fach) im Serum und geringfügigen Konzentrationen des 5-Hydroxymethyl-Metaboliten.

Der 5-Hydroxymethyl-Metabolit ist pharmakologisch aktiv und genauso wirksam wie Tolterodin.

Durch das unterschiedliche Proteinbindun­gsverhalten von Tolterodin und dem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten ist die Konzentration von ungebundenem Tolterodin (AUC) bei langsamen Metabolisierern mit der Gesamtmenge des ungebundenen Tolterodins und des 5-Hydroxymethyl-Metaboliten bei Patienten mit CYP2D6-Aktivität bei gleicher

Dosierung vergleichbar. Sicherheit, Verträglichkeit und klinische Wirksamkeit der Substanz sind unabhängig vom Phänotyp vergleichbar.

Radioaktiv markiertes [14C]-Tolterodin wird zu ungefähr 77 % im Urin und zu 17 % mit den Faeces ausgeschieden. Weniger als 1 % der Dosis wird als unveränderte Substanz und ca. 4 % als 5-Hydroxymethyl-Metabolit ausgeschieden. Der carboxylierte Metabolit sowie der entsprechende dealkylierte Metabolit machen ca. 51 % bzw. 29 % der im Urin nachgewiesenen Metaboliten aus.

Linearität/Nicht-Linearität

Die Pharmakokinetik ist im therapeutischen Dosierungsbereich linear.

Spezielle Patientengruppen

Eingeschränkte Leberfunktion

Bei Patienten mit Leberzirrhose findet man eine ca. zweifach höhere Konzentration an ungebundenem Tolterodin und dem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4).

Eingeschränkte Nierenfunktion

Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Inulin-Clearance GFR < 30 ml/min) ist die mittlere Konzentration an ungebundenem Tolterodin und seinem 5-Hydroxymethyl-Metaboliten verdoppelt. Die Plasmaspiegel anderer Metaboliten sind bei diesen Patienten stark erhöht (bis zum 12-Fachen). Die klinische Relevanz der erhöhten Konzentrationen dieser Metaboliten ist unbekannt. Es liegen keine Daten für leichte bis mittlere Nierenfunktion­sstörungen vor (siehe Abschnitte 4.2 und 4.4).

Kinder und Jugendliche

Die Exposition mit dem Wirkstoff pro mg Dosis ist bei Erwachsenen und Jugendlichen ähnlich. Die mittlere Exposition mit dem Wirkstoff pro mg Dosis ist bei Kindern im Alter von 5–10 Jahren ca. um das 2-Fache höher als bei Erwachsenen (siehe Abschnitte 4.2 und 5.1).

5.3 präklinische daten zur sicherheit

Toxizitäts-, Genotoxizitäts-, Kanzerogenitäts- und sicherheitsphar­makologische Studien zeigten keine klinisch relevanten Wirkungen mit Ausnahme von denen, die mit der pharmakologischen Wirkung des Arzneimittels in Verbindung stehen.

Reproduktionsstu­dien wurden an Mäusen und Kaninchen durchgeführt.

Tolterodin zeigte keine Auswirkung auf die Fertilität oder Reproduktionsfun­ktion der Maus. Embryoletalität und Missbildungen wurden erst bei Plasmaspiegeln (Cmax bzw. AUC) beobachtet, die 20– bzw. 7-fach höher waren, als die, die bei behandelten Patienten gefunden werden.

Bei Kaninchen wurden keine Missbildungen beobachtet, auch wenn die Studien mit 20-bzw. 3-fach höheren Plasmaspiegeln (Cmax bzw. AUC) durchgeführt wurden, als die, die bei behandelten Patienten zu erwarten sind.

Sowohl Tolterodin als auch die beim Menschen vorkommenden aktiven Metaboliten verlängern die Dauer des Aktionspotenzials (90 % Repolarisation) in den Purkinje-

Fasern des Hundes (14–75-fache therapeutische Konzentrationen) und blockieren in geklonten hERG-Kanälen (human ether-ago-go-related gene) den K±Strom (0,5–26,1fache therapeutische Konzentrationen). Nach Verabreichung von Tolterodin und den beim Menschen vorkommenden Metaboliten (3,1–61,0-fache therapeutische Konzentrationen) wurde bei Hunden eine Verlängerung des QT-Intervalls beobachtet. Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist nicht bekannt.

6.    pharmazeutische angaben

Tablettenkern:

Mikrokristalline Cellulose

Calciumhydrogen­phosphat-Dihydrat

Carboxymethylstärke-Natrium (Typ B) (Ph.Eur.)

Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich]

Hochdisperses Siliciumdioxid

Tablettenüberzug:

Opadry white 20A28334 bestehend aus:

Hyprolose

Hypromellose

Talkum

Titandioxid (E171)

6.2    inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3    dauer der haltbarkeit

3 Jahre

6.4    besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung

Für diese Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich.

6.5    art und inhalt des behältnisses

Tolterodin Puren 1 mg und 2 mg Filmtabletten sind in transparenten PVCI PEI PVDCI A­luminium-Blisterpackungen verpackt.

Packungsgrößen:

Tolterodin Puren Filmtabletten sind in Blisterpackungen mit 30, 50 und 100 Filmtabletten erhältlich.

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6    besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.

7.    inhaber der zulassungen

PUREN Pharma GmbH & Co. KG

Willy-Brandt-Allee 2

81829 München

Telefon: 089/558909 – 0

Telefax: 089/558909 – 240

8.    zulassungsnummern

81679.00.00

81680.00.00

9.    datum der erteilung der zulassungen/verlängerung der zulassungen

Datum der Erteilung der Zulassungen: 14.02.2012

Datum der letzten Verlängerung der Zulassungen: 15.07.2016

10.    stand der information

07/2018

Das Medikament ist im ATC-Baum enthalten: