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Trasylol 10 000 KIE/ml Infusionslösung - Zusammengefasste Informationen

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Trasylol 10 000 KIE/ml Infusionslösung

ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS

Trasylol® 10 000 KIE/ml Infusionslösung

2.  qualitative und quantitative zusammensetzung

Beim Wirkstoff Aprotinin handelt es sich um ein hoch gereinigtes natürliches Polypeptid aus 58 Aminosäuren, das aus Rinderlungen gewonnen wird. Jeder Milliliter Aprotinin-Lösung enthält 10.000 KIE (Kallikrein Inhibitor Einheiten), entsprechend ca. 1,4 mg Aprotinin/ml.

1 Flasche Trasylol zu 50 ml enthält konzentrierte Aprotinin-Lösung, entsprechend 500.000 KIE (Kallikrein Inhibitor Einheiten) in steriler und isotonischer Kochsalzlösung. 500.000 KIE (ca. 70mg Aprotinin) entsprechen 277,78 Ph. Eur. Einheiten.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3.    darreichungsform

Infusionslösung

Klare und farblose Lösung.

4.  klinische angaben

4.1  anwendungsgebiete

Aprotinin wird prophylaktisch zur Verringerung von Blutverlust und Bluttransfusionen eingesetzt bei erwachsenen Patienten mit hohem Blutungsrisiko im Verlauf einer isolierten Bypass-Operation mit extrakorporaler Zirkulation (d. h. einer aortokoronaren Bypass-Operation die nicht mit weiteren kardiovaskulären Eingriffen kombiniert ist).

Aprotinin sollte nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzens und der Risiken angewendet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Behandlungsal­ternativen zur Verfügung stehen (siehe Abschnitt 4.4 und 5.1).

4.2    dosierung und art der anwendung

Dosierung

Die Durchführung eines geeigneten Aprotinin-spezifischen IgG-Antikörpertests ist, falls verfügbar, vor einer Behandlung mit Aprotinin in Betracht zu ziehen (siehe Abschnitt 4.3).

Erwachsene:

Wegen des Risikos allergischer/a­naphylaktischer Reaktionen sollte bei allen Patienten die Gabe einer 1 ml Testdosis (10.000 KIE) mindestens 10 Minuten vor der Verabreichung der Restdosis erfolgen. Bei Ausbleiben einer Reaktion auf die 1 ml Testdosis kann die therapeutische Dosis gegeben werden. H1– und H2-Antagonisten sollten gegebenenfalls 15 Minuten vor Gabe der Aprotinin-Testdosis verabreicht werden. In jedem Fall soll die Einleitung von Standardnotfa­llmaßnahmen zur Behandlung allergischer und anaphylaktischer Reaktionen sofort möglich sein (siehe Abschnitt 4.4).

Die Initialdosis von 1–2 Millionen KIE wird langsam als intravenöse Injektion oder Infusion über 20–30 Minuten nach dem Einleiten der Narkose und vor der Sternotomie verabreicht. Weitere 1–2 Millionen KIE sollten in das Priming-Volumen der Herz-Lungen-Maschine gegeben werden. Zur Vermeidung physikalischer Inkompatibilitäten zwischen Aprotinin und Heparin bei der Zugabe zur Priming-Lösung der Pumpe muss jeder Wirkstoff während der Rezirkulation des Priming-Volumens

zugegeben werden, um eine ausreichende Verdünnung vor der Zugabe der anderen Komponente sicherzustellen.

Nach der initialen Bolusinfusion folgt eine Dauerinfusion von 250.000–500.000 KIE pro Stunde bis zum Operationsende.

Generell soll die Gesamtdosis pro Behandlung mit Aprotinin den Höchstwert von 7 Millionen KIE nicht überschreiten.

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern unter 18 Jahren ist nicht erwiesen.

Eingeschränkte Nierenfunktion

Vorhandene klinische Erfahrung deutet darauf hin, dass bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion keine spezielle Dosisanpassung notwendig ist.

Eingeschränkte Leberfunktion

Zur Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion liegen keine Daten vor.

Ältere Patienten

Aus der berichteten klinischen Erfahrung ergaben sich keine Hinweise auf unterschiedliche Reaktionen bei älteren Patienten.

Art der Anwendung

Aprotinin sollte über einen zentralvenösen Zugang infundiert werden. Es dürfen keine anderen Arzneimittel über denselben Zugang verabreicht werden. Bei Verwendung eines MultilumenZen­tralkatheters ist ein separater Katheter nicht erforderlich.

Aprotinin darf ausschließlich auf dem Rücken liegenden Patienten verabreicht werden und muss langsam (maximal 5–10 ml/min) als intravenöse Injektion oder als Kurzinfusion verabreicht werden.

4.3    gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.

Patienten mit einem positiven Aprotinin-spezifischen IgG-Antikörpertest haben bei Behandlung mit Aprotinin ein erhöhtes Risiko für anaphylaktische Reaktionen. Daher ist die Gabe von Aprotinin bei diesen Patienten kontraindiziert.

Falls vor der Behandlung kein Aprotinin-spezifischer IgG-Antikörpertest durchgeführt werden kann, ist die Gabe von Aprotinin bei Patienten mit Verdacht auf eine vorherige Exposition, einschließlich einer Exposition mit Fibrinklebern, während der letzten 12 Monate kontraindiziert.

4.4    besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung

Aprotinin darf nicht eingesetzt werden, wenn die CABG Operation mit einer anderen kardiovaskulären Operation zusammen durchgeführt wird, da das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Aprotinin bei anderen kardiovaskulären Eingriffen ungeklärt ist.

Laborüberwachung der Antikoagulation während der extrakorporalen Zirkulation

Aprotinin ist kein Heparin-ersetzendes Arzneimittel. Es ist wichtig, eine ausreichende Antikoagulation mit Heparin während der Therapie mit Aprotinin aufrechtzuerhalten.

Die partielle Thromboplastinzeit (PTT) und die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (APTT) sind ähnlich und werden bei hohen Heparindosen unmessbar. Daher sollten APTT und PTT bei Patienten, die sich einer Operation mit kardiopulmonalem Bypass unterziehen, nicht zur Überwachung der Antikoagulation mit Heparin verwendet werden.

Bei Patienten, die während einer Operation mit kardiopulmonalem Bypass mit Aprotinin behandelt werden, wird eine der folgenden Methoden zur Aufrechterhaltung einer angemessenen Antikoagulation empfohlen:

1. Um postoperative Gerinnungsstörungen und Blutungskompli­kationen bei herzchirurgischen Eingriffen mit kardiopulmonalem Bypass (CPB) zu reduzieren, sollte ein individuelles Heparin- und Protaminmanagement in Betracht gezogen werden. Das individuelle Heparinmanagement oder die Titration basiert auf computergestützten Dosierungssystemen für Heparin, Anti-Xa-Messungen oder Heparinmessungen im Blut zusätzlich zur Bestimmung der Aktivierten Gerinnungszeit (ACT). Die Anti-Xa-Messung und die Heparinmessung im Blut werden durch Aprotinin nicht beeinflusst und sollten entsprechend den Angaben des Testherstellers durchgeführt werden.

2. In Ermangelung individueller Dosierungshilfen für Heparin wird empfohlen, ACT-Tests in regelmäßigen Abständen auf der Grundlage institutioneller Protokolle durchzuführen und die Heparindosen entsprechend zu verabreichen. Die erforderliche Ziel-ACT ist abhängig von der Art des Aktivators und der verwendeten Ausrüstung. Bei mit Aprotinin behandelten Patienten sind während der Operation und in den Stunden nach der Operation Erhöhungen der KaolinACT und Celit-ACT zu erwarten. Bei Patienten, die während einer Operation mit kardiopulmonalem Bypass mit Aprotinin behandelt werden, wird eine minimale Celit-ACT von 750 Sekunden oder eine Kaolin-ACT von 480 Sekunden zur Aufrechterhaltung der Antikoagulation empfohlen, unabhängig von den Einflüssen der Hämodilution und Hypothermie. ACT-Tests mit einer Mischung von Aktivatoren sollten gemäß den Hinweisen des Testherstellers durchgeführt werden.

Protamin Management

Da der Protamin-Test bei mit Aprotinin behandelten Patienten durch Aprotinin nicht beeinflusst wird, sollte bei Aprotinin-behandelten Patienten die Neutralisierung des Heparins durch Protamin nach Beendigung der kardiopulmonalen Bypass-Operation gemäß den Angaben des Testherstellers erfolgen.

Transplantat-Konservierung

Aus dem Aprotinin-Infusionskatheter entnommenes Blut sollte nicht für die TransplantatKon­servierung verwendet werden.

Re-Exposition gegenüber Aprotinin

Die Anwendung von Aprotinin, insbesondere bei Patienten, die bereits in der Vergangenheit Aprotinin exponiert waren (einschließlich Aprotinin-haltiger Fibrinkleber), erfordert eine sorgfältige Abwägung von Risiken und Nutzen, da eine allergische Reaktion auftreten kann (siehe Abschnitte 4.3 und 4.8). Obwohl die meisten Fälle von Anaphylaxie nach Re-Exposition innerhalb der ersten 12 Monate auftreten, gibt es auch Einzelfallmeldungen über Anaphylaxie, die nach einer Re-Exposition nach mehr als 12 Monaten auftraten.

Die Einleitung von Standardnotfa­llmaßnahmen zur Behandlung allergischer/a­naphylaktischer Reaktionen soll während der Behandlung mit Aprotinin sofort möglich sein.

Beurteilung des Potentials für allergische Reaktionen

Alle Patienten, die mit Aprotinin behandelt werden, sollten zuerst eine Testdosis erhalten, um das Potential für allergische Reaktionen zu bestimmen (siehe Abschnitt 4.2). Die Gabe der Aprotinin-Testdosis soll ausschließlich erfolgen, wenn geeignete Einrichtungen und Ausstattungen für das Einleiten einer Akutbehandlung bei anaphylaktischen Reaktionen vorhanden sind.

Eingeschränkte Nierenfunktion

Ergebnisse früherer Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass durch Aprotinin Nierenfunktion­sstörungen ausgelöst werden können, insbesondere bei Patienten mit bereits bestehender Nierenfunktion­sstörung. Eine Analyse aller Placebo-kontrollierter Studien bei Patienten mit aortokoronarer Bypass-Operation (CABG) fand bei Patienten unter Aprotinin-Therapie eine

Erhöhung des Serum Kreatininwertes um >0,5 mg/dl in Bezug auf den Ausgangwert (siehe Abschnitt 5.1).

Ein Anstieg von Nierenversagen und Mortalität im Vergleich zu einer altersadjustierten historischen Kontrollgruppe wurde bei Aprotinin-Patienten, die bei extrakorporaler Zirkulation mit tief hypothermem Kreislaufstillstand an der Aorta thoracica operiert wurden, berichtet.

Vor der Anwendung von Aprotinin bei Patienten mit vorbestehender eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Patienten mit Risikofaktoren (z. B. gleichzeitige Behandlung mit Aminoglykosiden) ist daher eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung angezeigt.

Mortalität

Informationen aus randomisierten klinischen Studien zur Mortalität sind im Abschnitt 5.1 dargestellt.

Ein Zusammenhang zwischen der Anwendung von Aprotinin und einer erhöhten Mortalität wurde in einigen nicht-randomisierten Beobachtungsstudien berichtet (z. B. Mangano 2007, Schneeweiss 2008, Olenchock 2008, Shaw 2008), während in anderen nicht-randomisierten Studien ein solcher Zusammenhang nicht berichtet wurde (z. B. Karkouti 2006, Mangano 2006, Coleman 2007, Pagano 2008, Ngaage 2008, Karkouti 2009). In diesen Studien wurde Aprotinin vorwiegend an Patienten angewendet, die vor der Operation mehr Risikofaktoren für eine erhöhte Sterblichkeit aufwiesen als diejenigen in den anderen Behandlungsgruppen.

Die meisten Studien haben diese Ausgangsunter­schiede in den Risikofaktoren nicht angemessen berücksichtigt und der Einfluss dieser Faktoren auf die Ergebnisse ist nicht bekannt. Daher ist die Interpretation dieser Beobachtungsstudien limitiert und ein Zusammenhang zwischen Aprotinin-Anwendung und einer erhöhten Mortalität kann weder belegt noch widerlegt werden. Deshalb sollte Aprotinin nur gemäß Zulassung bei isolierten CABG nach sorgfältiger Abwägung der möglichen Risiken und Nutzen angewendet werden.

Fergusson et al publizierten im Jahr 2008 eine Datenanalyse zu einer randomisierten kontrollierten Studie, „Blood Conservation Using Antifibrinolytics in a Randomized Trial“ (BART), und berichteten über eine erhöhte Mortalitätsrate bei mit Aprotinin behandelten Patienten in Vergleich zu mit Tranexam- oder Aminocapronsäure behandelten Patienten. Aufgrund verschiedener methodischer Mängel konnten die Ergebnisse der BART-Studie jedoch keine sichere Aussage über kardiovaskuläre Risiken liefern.

4.5    wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen

Aprotinin hemmt dosisabhängig die Wirkung von Thrombolytika, z. B. Streptokinase, Urokinase und Alteplase (r-tPA). Bei Patienten, die aktive Thrombolytika erhalten, von denen bekannt ist, dass sie Zielstrukturen für Aprotinin sind, sollte der Gerinnung eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Aprotinin kann eine Nierenfunktion­sstörung auslösen, besonders bei Patienten

mit bereits bestehender Nierenfunktion­sstörung. Arzneimittel mit einem starken nephrotoxischen Potenzial (wie z. B. Aminoglykoside und Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems) sind ein Risikofaktor für Nierenfunktion­sstörung. Besondere Aufmerksamkeit sollte dem Schutz der Nieren gewidmet werden, wenn Patienten sowohl Aprotinin als auch anderen Arzneimitteln, die eine Nierenfunktion­sstörung auslösen können, ausgesetzt werden.

4.6    fertilität, schwangerschaft und stillzeit

Schwangerschaft

Es gibt keine adäquaten und kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Tierexperimentelle Studien ergaben keinerlei Hinweise auf eine teratogene oder andere embryotoxische Wirkung von Aprotinin.

Über den gesamten Zeitraum einer Schwangerschaft darf Aprotinin nur angewendet werden, wenn der potentielle Nutzen das potentielle Risiko rechtfertigt. Im Falle von schweren Nebenwirkungen (wie z. B. anaphylaktischen Reaktionen, Herzstillstand, usw.), die eine therapeutische Gegenmaßnahme erfordern, muss eine Schädigung des Feten in Betracht gezogen und daher in die Nutzen-RisikoBewertung einbezogen werden.

Stillzeit

Es ist unbekannt, ob Aprotinin in die Muttermilch übergeht. Da Aprotinin nach oraler Verabreichung jedoch nicht bioverfügbar ist, ist davon auszugehen, dass etwaige Arzneimittelmengen in der Muttermilch keine systemischen Wirkungen auf das gestillte Kind haben.

Fertilität

Es gibt keine adäquaten kontrollierten Studien zur Beurteilung des Einflusses von Aprotinin auf die männliche oder weibliche Fertilität.

4.7    auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen

Nicht zutreffend.

4.8    nebenwirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Die Sicherheit von Aprotinin wurde in mehr als 45 Phase-II- und Phase-III-Studien mit mehr als 3.800 Aprotinin-behandelten Patienten bewertet. Bei insgesamt 11 % der mit Aprotinin behandelten Patienten traten Nebenwirkungen auf. Die schwerwiegendste Nebenwirkung war der Myokardinfarkt. Die Sicherheit von Aprotinin wurde im Rahmen des NAPaR zwischen Februar 2016 und November 2020 überwacht. Bei den 6.682 erfassten Patienten lag die Rate der Nebenwirkungen bei 1,1 %.

Die Nebenwirkungen sollten im Rahmen des perioperativen Geschehens beurteilt werden.

Tabellarische Zusammenfassung der Nebenwirkungen

Unerwünschte Arzneimittelwir­kungen (UAW) basierend auf Daten aller Placebo-kontrollierten klinischen Studien mit Aprotinin sind nach der Häufigkeit gemäß CIOMS III Definition geordnet (Aprotinin n=3.817 und Placebo n=2.682; Stand: April 2005) und basierend auf Daten aus dem NAPaR werden in der nachstehenden Tabelle aufgeführt:

Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar

MedDRA StandardSyste­morganKlasse

Häufig

≥ 1/100 bis < 1/10

Gelegentlich

≥ 1/1.000 bis < 1/100

Selten

≥ 1/10.000 bis < 1/1.000

Sehr selten

< 1/10.000

Erkrankungen des

Immunsystems

Allergische

Reaktion

Anaphylaktische/ anaphylaktoide Reaktion

Anaphylaktischer Schock (möglicherweise lebensbedrohlich)

Erkrankungen des

Blutes und des Lymphsystems

Disseminierte intravasale Gerinnung Koagulopathie

Herzerkrankungen

Ischämische Herzkrankheit Koronararterieller Verschluß/ Thrombose Myokardinfarkt Perikarderguss

Gefäßerkrankungen

Thrombose, Embolischer Schlaganfall

Arterielle Thrombose (und ihre organspezifischen Manifestationen, die in lebenswichtigen Organen wie z. B. Niere, Lunge oder Gehirn auftreten können), Lungenembolie

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Oligurie, Akute Nierenschädigung, tubulo-renale Nekrose

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Reaktionen an der Injektions- und Infusionsstelle, (Thrombo-) phlebitis an der Infusionsstelle

Untersuchungen

Kreatinin im Blut erhöht

UAW resultierend aus Berichten nach der Markteinführung sind fettgedruckt und kursiv in

der Tabelle aufgelistet.

Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen

Allergische/a­naphylaktische Reaktionen treten bei Patienten mit Erstanwendung von Aprotinin selten auf. Bei wiederholter Anwendung kann die Häufigkeit von allergischen/a­naphylaktischen Reaktionen bis zu 5 % erreichen. Eine retrospektive Auswertung hat gezeigt, dass die Häufigkeit von allergischen/a­naphylaktischen Reaktionen nach Re-Exposition innerhalb von 6 Monaten nach der erstmaligen Anwendung erhöht ist (5,0 % bei Re-Exposition innerhalb von 6 Monaten und 0,9 % bei Re-Exposition nach mehr als 6 Monaten). Aufgrund der retrospektiven Auswertung ist anzunehmen, dass die Inzidenz schwerer anaphylaktischer Reaktionen weiter zunimmt, wenn Patienten innerhalb von 6 Monaten mehr als zweimal mit Aprotinin behandelt werden. Selbst wenn eine zweite Applikation symptomlos vertragen wurde, kann eine darauffolgende Verabreichung schwere allergische Reaktionen oder anaphylaktischen Schock auslösen, in sehr seltenen Fällen mit Todesfolge.

Symptome allergischer/a­naphylaktischer Reaktionen können beinhalten:

Atemwege:

Asthma (Bronchospasmus)

Herz- Kreislauf-System:

Hypotonie

Haut und Hautanhangsgebilde:

Pruritus, Hautausschlag, Urtikaria

Verdauungsapparat:

Übelkeit

Bei Auftreten allergischer Reaktionen während der Injektion oder Infusion soll die Applikation sofort abgebrochen werden. Standardnotfa­llmaßnahmen sind bei Bedarf einzuleiten, d. h.

Adrenalin/Epi­nephrin, Volumensubstitution und Kortikosteroide.

Herz- Kreislauf-System

In der gepoolten Analyse aller Placebo-kontrollierten klinischen Studien betrug die Häufigkeit des von den Prüfärzten berichteten Auftretens von Myokardinfarkten (MI) 5,8 % bei mit Aprotinin behandelten Patienten im Vergleich zu 4,8 % bei mit Placebo behandelten Patienten mit einem Unterschied von 0,98 % zwischen den Gruppen (Aprotinin n=3.817 und Placebo n=2.682; Stand April 2005).

In einigen Studien wurde eine tendenziell größere Häufigkeit für das Auftreten von MI in Verbindung mit Aprotinin beobachtet, wohingegen andere Studien eine geringere Häufigkeit im Vergleich zu Placebo gezeigt haben.

Mortalität

Der Zusammenhang zwischen Mortalitätsrisiko und Aprotinin-Anwendung ist in Abschnitt 4.4 beschrieben.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: anzuzeigen.

4.9  überdosierung

Ein spezifisches Antidot existiert nicht.

5.  pharmakologische eigenschaften

5.1    pharmakodynamische eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Antihämorrhagika, Proteinasehemmer, ATC Code: B02AB01

Aprotinin ist ein Breitspektrum-Proteinaseinhibitor mit antifibrinoly­tischen Eigenschaften. Durch Bildung reversibler stöchiometrisch zusammengesetzter Enzyminhibitor-Komplexe wirkt Aprotinin als Inhibitor von menschlichem Trypsin, Plasmin sowie von Plasma- und Gewebekallikrein und hemmt somit die Fibrinolyse.

Außerdem inhibiert es in der Vorphase der Gerinnung die Kontaktaktivierung, durch die sowohl die Koagulation eingeleitet als auch die Fibrinolyse begünstigt wird.

Daten aus dem globalen Pool Placebo-kontrollierter Studien zeigten bei Patienten mit aortokoronarer Bypass-Operation (CABG), dass die Inzidenz erhöhter Serum-Kreatininwerte >0,5 mg/dl über dem Ausgangswert mit 9,0 % (185/2.047) in der Therapiegruppe mit Aprotinin gemäß Dosierungsempfeh­lung statistisch höher lag als in der Placebo-Gruppe mit 6,6 % (129/1.957); die Odds-Ratio betrug 1,41 (1,12–1,79). In der Mehrzahl der Fälle waren die postoperativen Nierenfunktion­sstörungen nicht schwerwiegend und reversibel. Die Inzidenz erhöhter SerumKreatininwerte >2,0 mg/dl über den Ausgangswert war sowohl bei der Therapiegruppe mit Aprotinin gemäß Dosierungsempfeh­lung als auch bei der Placebo-Gruppe ähnlich (1,1 % vs. 0,8 %), mit einer Odds-Ratio von 1,16 (0,73–1,85) (siehe Abschnitt 4.4).

Die Krankenhausster­blichkeit in dem Pool randomisierter klinischer Studien ist in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst:

Krankenhausster­blichkeit in dem Pool randomisierter klinischer Studien (Population: Alle global rekrutierten CABG Patienten, die für die Sicherheitsanalyse valide sind)

Population

Volldosis Aprotinin

Placebo

Odds Ratio (95 % KI)

n/N

%

n/N

%

Alle CABG

65/2.249

2,9

55/2.164

2,5

1,09 (0,78; 1,52)

Erste CABG

36/1.819

2,0

39/1.785

2,2

0,92 (0,62; 1,38)

Wiederholte CABG

22/276

8,0

13/255

5,1

1,47 (0,75; 2,87)

Das Nordische Aprotinin-Patientenregister (NAPaR), eine multizentrische nichtinterven­tionelle Unbedenklichke­itsstudie nach der Zulassung mit aktiver Überwachung, hatte unter anderem zum Ziel, die Häufigkeit der Outcomes zur Sicherheit zu erfassen. Eine Untergruppe von 1.384 Patienten, die sich einer isolierten CABG (iCABG) unterzogen, wurde mit Aprotinin behandelt. Die In-HospitalMortalität betrug 1,3 % (95 % CI: 0,73 %, 1,96 %). Die Inzidenz von Myokardinfarkten und thromboembolischen Ereignissen (TEEs) lag bei 0,9 % (95 % CI: 0,39 %, 1,39 %) bzw. 2,5 % (95 % CI: 1,63 %, 3,28 %). Nierenfunktion­sstörungen (postoperativer Anstieg des Kreatininspiegels >0,5 mg/dL) und Nierenversagen (postoperativer Anstieg des Serumkreatinin­spiegels >2,0 mg/dL) wurden mit einer Inzidenz von 2,7 % (95 % CI: 1,82 %, 3,55 %) bzw. 0,15 % (95 % CI: 0,02 %, 0,54 %) beobachtet. Innerhalb von 24 Stunden nach dem Eingriff mussten 1,3 % (95 % KI: 0,73 %, 1,96 %) der Patienten wegen Blutungen erneut operiert werden. Beim Vergleich mit einer historischen Kontrolle aus der Literatur entsprachen die Ergebnisse des NAPaR im Wesentlichen dem bekannten Sicherheitsprofil von Aprotinin in der zugelassenen Indikation.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Nach intravenöser Injektion erfolgt eine rasche Verteilung von Aprotinin im gesamten extrazellulären Raum, die zu einem initialen Abfall der Aprotinin-Plasmakonzentration mit einer Halbwertszeit von 0,3–0,7 Stunden führt. Zu späteren Zeitpunkten (d. h. mehr als 5 Stunden nach Gabe) gibt es eine terminale Eliminationsphase mit einer Halbwertszeit von etwa 5–10 Stunden.

Die Plazenta ist wahrscheinlich nicht ganz undurchlässig für Aprotinin, die Permeation findet jedoch sehr langsam statt.

Metabolismus, Elimination und Exkretion

Der Abbau des Aprotininmoleküls zu kürzeren Peptiden oder Aminosäuren erfolgt durch lysosomale Aktivität in der Niere. Die renale Ausscheidung des aktiven Aprotinins beträgt beim Menschen weniger als 5 % der Dosis. Nach dem Erhalt einer Injektion von 131I-Aprotinin schieden gesunde Probanden innerhalb von 48 Stunden 25–40 % der markierten Substanz als Metaboliten mit dem Urin aus. Es handelte sich um inhibitorisch unwirksame Metaboliten.

Pharmakokinetische Studien bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz liegen nicht vor. Studien an Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ergaben keine klinisch signifikanten Unterschiede in der Pharmakokinetik oder im Nebenwirkungspro­fil. Eine spezielle Dosisanpassung ist nicht erforderlich.

5.3    präklinische daten zur sicherheit

Akute Toxizität

Bei Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen und Hunden verursachten schnell injizierte hohe Dosen (>150.000 KIE/kg) einen Blutdruckabfall unterschiedlicher Stärke, der aber schnell abklang.

Reproduktionsto­xizität

In Studien an Ratten verursachte eine tägliche i.v. Gabe von bis zu 80.000 KIE/kg keine maternale Toxizität, Embryotoxizität oder Fetotoxizität. Tägliche Dosen von bis zu 100.000 KIE/kg führten zu keiner Beeinträchtigung des Wachstums und der Entwicklung der Jungtiere und Dosen von 200.000 KIE/kg/Tag waren nicht teratogen. Tägliche i.v. Gaben von 100.000 KIE/kg bei Kaninchen lieferten keine Hinweise auf eine maternale Toxizität, Embryotoxizität, Fetotoxizität oder Teratogenität.

Mutagenitätspo­tential

Aprotinin zeigte keine mutagenen Eigenschaften im Salmonellen/Mi­krosom und B. subtilis DNS Schädigungstest.

6.  pharmazeutische angaben

6.1   liste der sonstigen bestandteile

Natriumchlorid,

Wasser für Injektionszwecke.

6.2    inkompatibilitäten

Trasylol ist grundsätzlich als inkompatibel mit anderen Arzneimitteln anzusehen.

Die Applikation in Mischinfusion muss vermieden werden.

Trasylol ist aber mit folgenden Lösungen kompatibel: Glucose 20 %, Hydroxethyl-Stärke und Ringer-Lactat für bis zu 6 Stunden nach Mischung.

6.3  dauer der haltbarkeit

3 Jahre.

6.4  besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung

Nicht über 25 °C lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

6.5    art und inhalt des behältnisses

Glasflaschen, farblos, Glas Typ 1 mit Gummiverschluss (Bromobutyl).

1 Flasche zu 50 ml enthält 500 000 KIE

6.6    besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise zur handhabung

Arzneimittelzu­bereitungen zur parenteralen Anwendung sollten vor der Anwendung visuell auf getrübten Inhalt oder Farbänderungen geprüft werden. Restlösungen dürfen nicht für eine spätere Verwendung aufbewahrt werden.

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.

7.    inhaber der zulassung

Nordic Group B.V.

Siriusdreef 41

2132 WT HOOFDDORP

Niederlande

Tel.: +31 (0) 35 5280 400

Mitvertrieb:

Nordic Pharma GmbH

Fraunhoferstr. 4

D-85737 Ismaning

Tel: 089–88969068–0

Fax: 089–88969068–91

E-Mail:

Hersteller:

Fresenius Kabi Österreich GmBH

Hafnerstrasse 36

8055 Graz

Österreich

8.  zulassungsnummer(n)

Zul.-Nr.: 34579.00.00

9.  datum der erteilung der zulassung/verlängerung der

Datum der Erteilung der Zulassung: 01. Juni 1999

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 20. Dezember 2011

10.    stand der information

Dezember 2023