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Alphanine 500 - Zusammengefasste Informationen

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Alphanine 500

1.    bezeichnung des arzneimittels

AlphaNine® 500, AlphaNine® 1000 , Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

2.   qualitative und quantitative zusammensetzung

Wirkstoff: Blutgerinnungsfak­tor IX vom Menschen

Jedes Fläschchen enthält 500 I.E. oder 1000 I.E. Blutgerinnungsfak­tor IX vom Menschen.

Nach Auflösung im beigepackten Lösungsmittel (10 ml Wasser für Injektionszwecke) enthält das Produkt ca. 50 I.E./ml bzw. 100 I.E./ml Blutgerinnungsfak­tor IX vom Menschen.

Die Bestimmung der Aktivität (I.E.) wird mittels des Ein-Stufen-Gerinnungstests gemäß Europäischem Arzneibuch durchgeführt. Die spezifische Aktivität von AlphaNine® beträgt mindestens 180 I.E. Blutgerinnungsfak­tor IX/mg Protein.

AlphaNine wird aus menschlichem Plasma hergestellt.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:

AlphaNine® enthält 1,3 bis 3 mmol Natrium pro 10 ml Lösung.

AlphaNine® enthält geringe Mengen Heparin.

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3.   darreichungsform

Trockensubstanz und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung

4.   klinische angaben

4.1    anwendungsgebiete

Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei Patienten mit Hämophilie B (angeborener Faktor-IX-Mangel).

4.2    dosierung und art der anwendung

Die Behandlung sollte unter Überwachung eines Arztes erfolgen, der Erfahrung in der Therapie von Hämophilie besitzt.

Kontrolle/Über­wachung der Behandlung

Während der Behandlung wird eine geeignete Bestimmung der Faktor-IX-Werte empfohlen, um die zu verabreichende Dosis und die Häufigkeit der Infusionen zu bestimmen. Einzelne Patienten können in ihrer Reaktion auf Faktor IX variieren und unterschiedliche Halbwertszeiten und Recoveries aufweisen. Die auf dem Körpergewicht basierende Dosis kann bei unter- oder übergewichtigen Patienten eine Anpassung erfordern. Insbesondere bei größeren chirurgischen Eingriffen ist eine genaue Überwachung der Substitutionsthe­rapie mittels Gerinnungsanalyse (Plasma-Faktor IX-Aktivität) unerlässlich.

Dosierung

Dosis und Dauer der Substitutionsthe­rapie sind von der Schwere des Faktor-IX-Mangels, vom Ort und Ausmaß der Blutung sowie vom klinischen Zustand des Patienten abhängig.

Die verabreichten Faktor-IX-Einheiten werden in Internationalen Einheiten (I.E.) angegeben, die vom aktuellen WHO-Standard für Faktor-IX-Produkte abgeleitet sind. Die Faktor-IX-

Aktivität im Plasma wird entweder als Prozentsatz (relativ zu normalem menschlichen Plasma) oder in Internationalen Einheiten (relativ zum Internationalen Standard für Faktor IX in Plasma) angegeben.

Eine Internationale Einheit (I.E.) Faktor IX entspricht der Faktor-IX-Aktivität in einem Milliliter normalem menschlichen Plasma.

Bedarfsbehandlung

Die Berechnung der benötigten Faktor-IX-Dosierung basiert auf der empirischen Beobachtung, dass eine Internationale Einheit (I.E.) Faktor IX pro kg Körpergewicht, die Faktor-IX-Aktivität im Plasma um 1,2 % – bezogen auf den Normalwert – anhebt.

Die benötigte Dosis wird mit folgender Formel ermittelt:

Erforderliche Einheiten (I.E.) = Körpergewicht (kg) x gewünschter F-IX-Anstieg (%) (I.E./dl) x 0,8

Die zu verabreichende Menge und die Häufigkeit der Anwendung sollten sich stets an der klinischen Wirksamkeit im Einzelfall orientieren.

Bei den folgenden Blutungsereignissen sollte die angegebene Faktor-IX-Aktivität im Plasma (in % des Normalwertes oder in I.E./dl) im betreffenden Zeitraum nicht unterschritten werden. Die folgende Tabelle dient zur Orientierung für die Dosierung bei Blutungsereignissen und chirurgischen Eingriffen:

Schwere der Blutung /

Art des chirurgischen Eingriffs

Erforderlicher F-IX-Plasmaspiegel (%) (I.E./dl)

Häufigkeit der Dosierung (Stunden) / Behandlungsdau­er (Tage)

Blutungen

Gelenkblutungen im

Frühstadium, Muskelblutungen, Blutungen im Mundbereich

Ausgeprägte Gelenkblutungen, Muskelblutungen oder Hämatome

20 – 40

30 – 60

Injektion alle 24 Stunden wiederholen; mindestens 1 Tag, bis die (durch Schmerzen erkennbare) Blutung sistiert bzw. Heilung erreicht ist.

Injektion alle 24 Stunden für 3 bis 4 Tage oder länger wiederholen, bis die Schmerzen und akuten Behinderungen beseitigt sind.

Lebensbedrohliche Blutungen

60 – 100

Injektion alle 8 bis 24 Stunden wiederholen, bis die Gefahr für den Patienten vorüber ist.

Chirurgische Eingriffe

Kleinere Eingriffe, einschließlich Zahnextraktion

Größere Eingriffe

30 – 60

80 – 100

(prä- und postoperativ)

Injektion alle 24 Stunden; mindestens 1 Tag, bis Wundheilung erreicht ist. Injektion alle 8 bis 24 Stunden wiederholen, bis ausreichende Wundheilung erreicht ist; dann für mindestens weitere 7 Tage einen Faktor-IX-Spiegel von 30 % bis 60 % (I.E./dl) aufrechterhalten.

Prophylaxe

Zur Langzeitprophylaxe von Blutungen bei Patienten mit schwerer Hämophilie B beträgt die übliche Dosierung 20 bis 40 I.E. Faktor IX pro kg Körpergewicht im Abstand von 3–4 Tagen. In manchen Fällen, besonders bei jüngeren Patienten, können kürzere Dosierungsinter­valle oder höhere Dosen erforderlich sein.

Kinder und Jugendliche

Die Sicherheit und Wirksamkeit von AlphaNine bei Kindern unter 6 Jahren ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Art der Anwendung

Intravenöse Anwendung.

Das Produkt soll intravenös mit einer maximalen Infusionsgeschwin­digkeit von 10 ml/min. verabreicht werden.

Anweisungen zur Rekonstitution des Arzneimittels vor der Verabreichung, siehe Abschnitt 6.6.

4.3    gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.

Aktuelle oder aus der Anamnese bekannte allergisch bedingte Thrombozytopenie auf Heparin (Heparin-assoziierte Thrombozytopenie Typ II).

4.4    besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung

Überempfindlichkeit

Allergische Überempfindlichke­itsreaktionen mit AlphaNine sind möglich.

Das Produkt enthält neben Faktor IX Spuren anderer humaner Proteine.

Wenn Symptome von Überempfindlichkeit auftreten, sollen die Patienten die Behandlung sofort abbrechen und ihren Arzt kontaktieren.

Die Patienten sollten über frühe Zeichen von Überempfindlichke­itsreaktionen, wie Ausschlag, generalisierte Urtikaria, Engegefühl in der Brust, Giemen, Hypotonie und Anaphylaxie informiert werden.

Beim Auftreten von Schocksymptomen, soll medizinische Standardbehandlung für Schocktherapie erfolgen.

Inhibitoren

Nach wiederholter Behandlung mit humanen Blutgerinnungsfak­tor-IX-Produkten sollten Patienten auf die Entwicklung neutralisierender Antikörper (Inhibitoren) hin untersucht werden, welche mittels biologischer Tests in Bethesda-Einheiten (BE) quantifiziert werden sollten.

Literaturberichten zufolge besteht eine Korrelation zwischen dem Auftreten von Faktor-IX-Inhibitoren und allergischen Reaktionen. Daher sollten Patienten, die allergische Reaktionen zeigen, auf die Anwesenheit eines Inhibitors untersucht werden. Es sei darauf hingewiesen, dass Patienten mit Faktor-IX-Inhibitoren ein erhöhtes Anaphylaxierisiko bei nachfolgender Exposition auf Faktor IX haben.

Aufgrund des Risikos allergischer Reaktionen durch Faktor-IX-Konzentrate sollten die erstmaligen Verabreichungen von Faktor IX gemäß der Beurteilung des behandelnden Arztes unter medizinischer Aufsicht erfolgen, damit eine korrekte medizinische Behandlung im Falle allergischer Reaktionen sichergestellt werden kann.

Thromboembolische Komplikationen

Da die Anwendung von Faktor-IX-Konzentraten historisch mit der Entstehung thromboembolischer Komplikationen in Zusammenhang gebracht wird (höheres Risiko bei so genannten „low purity“ Konzentraten), ist die Anwendung von Faktor-IX-Produkten bei Patienten mit Anzeichen von Fibrinolyse sowie bei Patienten mit disseminierter intravasaler Gerinnung (DIC) potenziell gefährlich. Wegen des möglichen Risikos thrombotischer Komplikationen sollte die Gabe dieses Produkts bei Patienten mit Leberschäden, bei Patienten

nach Operation, bei Neugeborenen oder bei Patienten mit Risiko für thrombotische Reaktionen oder Verbrauchskoa­gulopathie unter Vorsicht erfolgen. Die klinische Überwachung sollte daher entsprechende biologische Tests einschließen, um frühzeitig Anzeichen von Thrombose und Verbrauchskoa­gulopathie zu erkennen.

In den genannten Fällen sollte der Nutzen einer Behandlung mit AlphaNine® gegen das Risiko dieser Komplikationen abgewogen werden.

Kardiovaskuläre Ereignisse

Bei Patienten mit bestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren kann die Substitutionsbe­handlung mit FIX das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.

Katheterbedingte Komplikationen

Wenn ein zentraler Venenkatheter (ZVK) benötigt wird, sollte das Risiko ZVK-bedingter Komplikationen wie lokale Infektionen, Bakteriämie und Katheter-Thrombose in Betracht gezogen werden.

Standardmaßnahmen zur Verhütung von Infektionen durch Arzneimittel aus menschlichem Blut oder Plasma beinhalten die Auswahl der Spender, die Untersuchung der einzelnen Spenden und der Plasmapools auf spezifische Infektionsmarker und die Aufnahme von Herstellungsschrit­ten zur wirksamen Inaktivierung/E­liminierung von Viren. Trotz dieser Maßnahmen kann bei der Anwendung von Arzneimitteln, die aus menschlichem Blut oder Plasma hergestellt werden, die Möglichkeit der Übertragung einer Infektion nicht vollständig ausgeschlossen werden. Dies trifft auch für alle unbekannten oder neu auftauchenden Viren oder anderen Krankheitserre­ger zu.

Die durchgeführten Maßnahmen (Solvent-Detergent-Verfahren, Nanofiltration) werden bei umhüllten Viren, wie dem humanen Immundefizienzvirus (HIV), dem Hepatitis-B-Virus (HBV) und dem Hepatitis-C-Virus (HCV) als wirksam erachtet. Die Maßnahmen können von eingeschränktem Wert gegen nicht-umhüllte Viren wie das Hepatitis-A-Virus (HAV) und Parvovirus B19 sein. Eine Parvovirus-B19-Infektion kann schwerwiegende Folgen in der Schwangerschaft haben (fetale Infektion). Ebenfalls gefährdet sind Patienten mit Immunschwäche oder gesteigerter Erythropoese (z. B. bei hämolytischer Anämie).

Eine angemessene Impfung (Hepatitis A und Hepatitis B) sollte bei Patienten, die regelmäßig/wi­ederholt Faktor-IX-Produkte aus menschlichem Plasma erhalten, in Erwägung gezogen werden.

Es wird darauf hingewiesen, dass gemäß Transfusionsgesetz bei jeder Behandlung eines Patienten mit AlphaNine® der Produktname und die Chargenbezeichnung dokumentiert werden müssen, um eine Verbindung zwischen dem Patienten und den verwendeten Chargen sicherzustellen.

Kinder und Jugendliche

Die aufgeführten Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen gelten sowohl für Erwachsene also auch für Kinder.

Spezielle Warnhinweise für sonstige Bestandteile :

Dieses Arzneimittel enthält 29,9 bis 69 mg Natrium pro 10 ml Lösung entsprechend 1,49 bis 3,45 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung von 2 g.

AlphaNine® enthält geringe Mengen an Heparin. Heparin kann allergische Reaktionen hervorrufen und die Blutzellenzahl vermindern mit der Folge einer Blutgerinnungsstörun­g. Wenn bei Ihnen früher durch Heparin bedingte allergische Reaktionen aufgetreten sind, sollten Sie heparinhaltige Arzneimittel nicht anwenden.

4.5    wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen

Es sind keine Wechselwirkungen zwischen Blutgerinnungsfak­tor IX vom Menschen und anderen Arzneimitteln berichtet.

4.6    fertilität, schwangerschaft und stillzeit

Reproduktionsstu­dien bei Tieren wurden mit Faktor IX nicht durchgeführt. Aufgrund des seltenen Auftretens von Hämophilie B bei Frauen liegen keine Erfahrungen hinsichtlich der Anwendung von Faktor IX während Schwangerschaft oder Stillzeit vor. Faktor IX sollte deshalb während Schwangerschaft und Stillzeit nur bei eindeutiger Indikationsstellung angewendet werden.

4.7    auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen

AlphaNine® hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

4.8    nebenwirkungen

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Generell können bei Behandlung mit Blutgerinnungsfak­tor-IX-Konzentraten folgende Nebenwirkungen auftreten:

Überempfindlichkeit oder allergische Reaktionen (wie z.B. Quincke-Ödem, Brennen und Stechen an der Einstichstelle, Schüttelfrost, Hitzegefühl, generalisierte Urtikaria, Kopfschmerz, Quaddeln, Hypotonie, Lethargie, Übelkeit, Ruhelosigkeit, Tachykardie, Engegefühl in der Brust, Kribbeln, Erbrechen, Giemen) wurden selten beobachtet und können in einigen Fällen zu schwerer Anaphylaxie (mit Schock) fortschreiten. In einigen Fällen haben diese Reaktionen zu schwerer Anaphylaxie geführt und standen in engem zeitlichem Zusammenhang mit der Entwicklung von Faktor-IX-Inhibitoren (siehe auch 4.4).

Nach versuchter Immuntoleranzin­duktion wurde bei Hämophilie-B-Patienten mit Faktor-IX-Inhibitoren und einer Vorgeschichte allergischer Reaktionen ein nephrotisches Syndrom beobachtet.

In seltenen Fällen wurde Fieber beobachtet.

Patienten mit Hämophilie B können neutralisierende Antikörper (Hemmkörper, Inhibitoren) gegen Faktor IX entwickeln. Treten solche Hemmkörper auf, so manifestiert sich dies in einer ungenügenden klinischen Wirksamkeit. Es wird empfohlen, in diesen Fällen ein spezialisiertes Hämophilie-Zentrum zu kontaktieren.

Zurzeit liegen nicht genügend Informationen vor, um die Häufigkeit der Inhibitorentwic­klung im Zusammenhang mit AlphaNine® zu bestimmen.

Es besteht ein potenzielles Risiko für thromboembolische Episoden nach Verabreichung von Faktor-IX-Produkten, wobei dieses Risiko bei Zubereitungen mit geringerer Reinheit („low purity“) höher ist. Die Anwendung dieser low purity Faktor-IX-Produkte wurde mit dem Auftreten von Myokardinfarkten, disseminierter intravasaler Gerinnung, Venenthrombose und Lungenembolie in Zusammenhang gebracht. Die Anwendung eines hochreinen Faktor-IX-Präparates wie AlphaNine® wird nur selten mit Nebenwirkungen dieser Art in Verbindung gebracht.

Informationen zur Sicherheit hinsichtlich übertragbarer Krankheiten, siehe Abschnitt 4.4

Tabellarische Darstellung der Nebenwirkungen

Die Tabelle unten wurde gemäß MedDRA Systemorganklassen (SOC) und bevorzugtem Begriff) erstellt.

Den Häufigkeitsangaben wurden folgende Kategorien zugrunde gelegt: Sehr häufig: ≥ 1/10, häufig: ≥ 1/100 bis < 1/10, gelegentlich: ≥ 1/1.000 bis < 1/100, selten: ≥ 1/10.000 bis < 1/1.000, sehr selten: < 1/10.000, nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Innerhalb jeder Häufigkeitsgrup­pierung sind die unerwünschten Wirkungen nach abnehmendem Schweregrad aufgelistet.

MedDRA

Systemorganklasse

Nebenwirkung

Häufigkeit

Gefäßerkrankungen

Schwindel, Hypotonie, Ohnmacht

Selten

Erkrankungen des Nervensystems

Kopfschmerzen, Zittern

Selten

Erkrankungen des

Übelkeit, Erbrechen

Gelegentlich

Gastrointesti­naltrakts

Bauchschmerzen

Selten

Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen

Selten werden Heparin-Antikörper-vermittelte schwere Thrombozytopenien (Typ II) mit Thrombozytenwerten deutlich unter 100.000/µl oder einem schnellen Abfall auf weniger als 50% des Ausgangswertes beobachtet. Bei nicht Sensibilisierten beginnt der Thrombozytenabfall in der Regel 6–14 Tage nach Behandlungsbeginn, bei Sensibilisierten unter Umständen innerhalb von Stunden. Die schwere Form der Thrombozytopenie kann verbunden sein mit arteriellen und venösen Thrombosen/Throm­boembolien, Verbrauchskoa­gulopathie, evtl. Hautnekrosen an der Injektionsstelle, Petechien, Purpura und Meläna. Dabei kann die blutgerinnungshem­mende Wirkung des Heparins vermindert sein (Heparintoleranz).

In solchen Fällen ist AlphaNine® sofort abzusetzen. Der Patient muss darüber informiert werden, dass bei ihm auch in Zukunft keine heparinhaltigen Arzneimittel mehr angewendet werden dürfen.

Kontrollen der Thrombozytenzahlen sollen

– vor Beginn der Heparingabe

– am 1. Tag nach Beginn der Heparingabe

– anschließend während der ersten drei Wochen regelmäßig alle drei bei vier Tage erfolgen. Darüber hinaus wird eine Kontrolle der Thrombozytenzahl am Ende der Heparingabe empfohlen.

Kinder und Jugendliche

Häufigkeit, Art und Schwere der Nebenwirkungen bei Kindern sind vergleichbar mit denen bei Erwachsenen.

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Straße 51–59, 63225 Langen, Telefon +49 61 03 77 0, Telefax: +49 61 03 77 12 34, Website:anzuzeigen.

4.9    überdosierung

Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet.

5.   pharmakologische eigenschaften

5.1   pharmakodynamische eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Antihämorrhagika: Blutgerinnungsfak­tor IX ATC-Code: B02BD04.

Faktor IX ist ein einkettiges Glykoproteid mit einer Molekülmasse von ca. 68.000 Dalton. Es handelt sich um einen Vitamin-K-abhängigen Blutgerinnungsfak­tor, der in der Leber synthetisiert wird. Faktor IX wird durch Faktor XIa über den intrinsischen Gerinnungsweg und durch den Komplex aus Faktor VII und Gewebefaktor über den extrinsischen Gerinnungsweg aktiviert. Der aktivierte Faktor IX aktiviert in Kombination mit aktiviertem Faktor VIII den Faktor X. Aktivierter Faktor X wandelt dann Prothrombin in Thrombin um. Thrombin wiederum wandelt Fibrinogen in Fibrin um, und es bildet sich ein Gerinnsel. Hämophilie B ist eine geschlechtsge­bundene erbliche Störung der Blutgerinnung aufgrund eines zu niedrigen Faktor-IX-Spiegels, die zu starken Blutungen in Gelenken, Muskeln oder inneren Organen führt, entweder spontan oder in Folge eines Unfalls oder operativen Traumas. Durch die Substitutionsthe­rapie wird der Faktor-IX-Spiegel im Plasma erhöht, wodurch es zu einer vorübergehenden Korrektur des Faktor-IX-Mangels und der Blutungstenden­z kommt.

Kinder und Jugendliche

Es gibt unzureichende Daten aus klinischen Studien mit Kindern unter 6 Jahren.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

In einer randomisierten Doppelblind-Vergleichsstudie wurde die Pharmakokinetik von AlphaNine® (SD/virusfiltriert) mit dem nicht-virusfiltrierten Vorgängerprodukt verglichen. Faktor IX wurde so dosiert, dass bei den Hämophilie-B-Patienten (< 1 I.E. Faktor IX/dl) Spitzenkonzen­trationen im Plasma von ca. 50 Einheiten/dl erreicht wurden. 72 Stunden nach der Infusion wurden Blutproben entnommen. Die mittlere Halbwertszeit für AlphaNine® betrug 21,3 Stunden und die mittlere in vivo-Recovery betrug 58,8%. Nach Berücksichtigung der infundierten Dosis betrug die mittlere Fläche unter der Kurve (AUC = area under the curve) 1293,7 h.I.E./dl. Als Plasmahalbwertzeit (MRT = Mean Residence Time) für AlphaNine® wurden 28,14 Stunden berechnet, die Clearance betrug 3,27 dl/h.

Je nach Schweregrad der Blutung, Verletzung oder Gewebeschädigung kann sich die biologische Halbwertszeit verringern. Dies muss bei der Bestimmung der Dosierung in Betracht gezogen werden.

5.3    präklinische daten zur sicherheit

Der in AlphaNine® enthaltene humane Blutgerinnungsfak­tor IX ist ein normaler Bestandteil des menschlichen Plasmas und hat die gleiche Wirkung wie körpereigener Faktor IX. Einzeldosen, die um das Mehrfache höher sind als die in der Humanmedizin empfohlene Dosierung pro Kilogramm Körpergewicht, zeigen bei Versuchstieren im Labor keine toxische Wirkung.

Toxizitätsunter­suchungen mit Einzelgaben sind insofern gegenstandslos, als höhere Dosen zu Volumenüberlastung führen.

Die Thrombogenität von AlphaNine® in Tieren ist entscheidend niedriger als die von Faktor-IX-Komplexen. AlphaNine® zeigte im direkten Test mit dem Wessler-Rabbit-Stasis-Modell für Thrombogenität bei einer Dosierung von 200 I.E. Faktor IX/kg Körpergewicht keine Anzeichen von Thrombogenität.

Toxizitätsunter­suchungen nach mehrmaliger Verabreichung lassen sich im Tierversuch wegen des störenden Einflusses der dabei entstehenden Antikörper gegen heterologes Protein nicht durchführen.

Da sich aus der klinischen Verwendung kein Hinweis auf kanzerogene oder mutagene Auswirkungen von humanem Blutgerinnungsfak­tor IX ergibt, gelten experimentelle Studien, vor allem an heterologen Spezies, als nicht erforderlich.

6.   pharmazeutische angaben

6.1    liste der sonstigen bestandteile

D-Glucose, Heparin, Natriumchlorid, Natriumcitrat, Wasser für Injektionszwecke (Lösungsmittel).

6.2    inkompatibilitäten

Da keine Verträglichke­itsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Es sollte nur das mitgelieferte Infusionsset verwendet werden, da ein Therapieversagen auf Grund der Adsorption von Blutgerinnungsfak­tor IX an den Innenflächen einiger anderer Infusionssets auftreten kann.

6.3    dauer der haltbarkeit

3 Jahre.

6.4   besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung

Im Kühlschrank lagern (2°C – 8°C).

Nicht einfrieren. Die Flasche im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

6.5    art und inhalt des behältnisses

Glasflasche vom Typ I mit 500 oder 1000 I.E. Faktor IX (Trockensubstanz) und vorgefüllte Glasspritze vom Typ I mit 10 ml Wasser für Injektionszwecke (Lösungsmittel).

Beigefügte Medizinprodukte zur Rekonstitution und Verabreichung von AlphaNine® sind: Microfilter, Butterfly-Kanüle (Infusions-Set), Transferadapter, 2 Alkoholtupfer.

6.6    besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise zur handhabung

Nach Ablauf des auf dem Etikett angegebenen Verfalldatums darf AlphaNine® nicht mehr verwendet werden.

AlphaNine® enthält keine Konservierungsstof­fe und sollte daher unmittelbar nach der Rekonstitution verabreicht werden.

Bei der Rekonstitution und Verabreichung aseptische Techniken anwenden.

Nicht verwendete Lösung darf nicht zur späteren Anwendung aufbewahrt werden bzw. darf nicht im Kühlschrank gelagert werden.

Herstellung der Injektionslösung:

1. Produktflasche und Spritze auf Raumtemperatur bringen.

2. Den Plastikkolben in die Spritze mit dem Lösungsmittel eindrehen, wobei die Plastikmanschette in diesem Bereich unter keinen Umständen entfernt werden darf.

3. Folie von der Filterverpackung abziehen. Verschlusskappe von der Spritzenspitze entfernen und Spritze auf den Filter drehen.

4. Transferadapter aus der Verpackung nehmen und auf die Spritze mit dem Filter setzen.

5. Kunststoffdeckel von der Produktflasche entfernen und den Gummistopfen mit dem beigepackten Alkoholtupfer desinfizieren.

6. Spritze mit Filter und Transferadapter über die Produktflasche halten und den Gummistopfen mit der Kanüle des Transferadapters durchstechen.

7. Nun durch Drücken des Spritzenkolbens das gesamte Wasser für Injektionszwecke aus der Spritze in die Produktflasche überführen.

8. Spritze mit Produktflasche vorsichtig schwenken bis das Lyophilisat vollständig gelöst ist. Wie für jede parenterale Lösung gilt, dass sie nicht verwendet werden darf, wenn das Lyophilisat nicht vollständig aufgelöst ist oder Partikel sichtbar sind.

9. Spritze mit Filter kurz von der Produktflasche mit Transferadapter trennen, um das Vakuum zu entfernen.

10. Produktflasche mit aufgesetzter Spritze umdrehen und Lösung durch den Filter in die Spritze aufziehen.

11. Injektion­sstelle vorbereiten. Spritze vom Filter mit Adapter trennen. Beigepackte Butterfly-Kanüle aufsetzen, entlüften und Lösung intravenös injizieren.

Mit einer Infusionsgeschwin­digkeit von maximal 10 ml/min. verabreichen.

Das rekonstituierte Produkt sollte visuell auf Partikel und Verfärbung geprüft werden. Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen. Die Lösung sollte klar oder leicht opaleszent sein. Keine Lösungen verwenden, die trüb sind oder einen Bodensatz aufweisen.

7.    inhaber der zulassung

Grifols Deutschland GmbH

Colmarer Straße 22

60528 Frankfurt

Tel.: 069/660 593 100

Fax: 069/660 593 110

8.   zulassungsnummern

AlphaNine® 500: 6408.00.00

AlphaNine® 1000: 6408.01.00

9.   datum der erteilung der zulassung / verlängerung der

Datum der Erteilung der Zulassung: 17. Juli 1985

Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 07. November 2005

10.    stand der information

06/2021

11.   VERSCHREIBUNGSSTATUS / APOTHEKENPFLICHT

Verschreibungspflichtig