Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - selenase 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
1. bezeichnung des arzneimittels
selenase®100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen
selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
2. qualitative und quantitative zusammensetzung
selenase® 100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen
1 Trinkampulle mit 2 ml Lösung zum Einnehmen enthält:
100 µg Selen als Natriumselenit-Pentahydrat.
selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
1 ml der Lösung zum Einnehmen enthält 50 µg Selen als Natriumselenit-Pentahydrat..
1 Flasche mit 10 ml Flüssigkeit zum Einnehmen enthält:
500 µg Selen als Natriumselenit-Pentahydrat..
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. darreichungsform
Lösung zum Einnehmen
Klare, farblose Lösung
4.
4.1 anwendungsgebiete
Erwachsene:
Behandlung eines klinisch nachgewiesenen Selenmangels, der ernährungsmäßig nicht behoben werden kann.
4.2 dosierung und art der anwendung
Individuelle Dosierung.
Patienten mit klinisch nachgewiesenem Selenmangel, der ernährungsmäßig nicht behoben werden kann:
Täglich 100 µg Selen; zur kurzzeitigen Anwendung kann die tägliche Dosis auf bis zu 300 µg Selen erhöht werden, entsprechend
– 1 Trinkampulle bzw. bis zu 3 Trinkampullen selenase® 100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen
– 2 ml bzw. bis zu 6 ml selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
Die Behandlung sollte bis zur Normalisierung des Selenspiegels erfolgen. Eine regelmäßige Überprüfung des Selenspiegels in angemessenen Abständen sollte durchgeführt werden.
Plasmaselenkonzentrationen von 80 bis 120 µg/l (in Vollblut 100–140 µg/l) gelten beim Menschen als ausreichend.
Die Dauer der Anwendung bestimmt der behandelnde Arzt.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von selenase® bei Kindern unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.
Spezielle PopulationenDa die Dosierung anhand der Messung des tatsächlichen Selen-Blutspiegels des Patienten bestimmt wird, gibt es keine Empfehlungen für Dosisreduktionen für spezielle Patientengruppen, z. B. Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion.
Art der Anwendung Zum Einnehmen.
4.3 gegenanzeigen
– Überempfindlichkeit gegen Natriumselenit-Pentahydrat oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten
sonstigen Bestandteile
– Selenintoxikationen
4.4 besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung
Regelmäßige Überprüfung des Selenspiegels in geeigneten Abständen wird empfohlen.
selenase®100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 2 ml Trinkampulle, d. h. es ist nahezu „natriumfrei“.
selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
Dieses Arzneimittel enthält 35,70 mg Natrium pro Flasche mit 10 ml. Dies entspricht 1,8 % der für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung.
4.5 wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen
selenase® darf nicht mit Reduktionsmitteln wie z. B. Vitamin C gemischt werden, da dann eine Ausfällung von elementarem Selen auftreten kann. Elementares Selen ist in einem wässrigen Medium unlöslich und daher nicht bioverfügbar. selenase® und Vitamin C können jedoch zeitlich versetzt mit mindestens 1 Stunde Abstand eingenommen werden.
4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen nur begrenzte Daten über die Anwendung von Natriumselenit bei schwangeren Frauen vor. Tierversuche sind unzureichend.
Unter der Voraussetzung, dass es im Falle eines nachgewiesenen Selenmangels angewendet wird, werden keine unerwünschten Wirkungen von Natriumselenit auf die Schwangerschaft oder das ungeborene Kind erwartet.
Stillzeit
Selen geht in die Muttermilch über, aber bei therapeutischen Dosen von selenase® wird kein Effekt auf das zu stillende Neugeborene/Kind erwartet.
Fertilität
Zum Einfluss von Selen auf die Zeugungs- und Gebärfähigkeit liegen keine klinischen Daten vor.
4.7 auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen
selenase® hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 nebenwirkungen
Bisher nicht bekannt.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website:anzuzeigen.
4.9 überdosierung
Anzeichen einer akuten Überdosierung sind knoblauchartiger Atemgeruch, Müdigkeit, Übelkeit, Diarrhö und abdominelle Schmerzen. Bei chronischer Überdosierung kann das Nagel- und Haarwachstum beeinflusst werden und es kann zu peripheren Polyneuropathien kommen.
Die Blutspiegel müssen in angemessen Abstanden kontrolliert werden. Als Gegenmaßnahmen kommen forcierte Diurese oder hochdosierte Vitamin-C-Gaben in Frage. Bei extremer Überdosierung (1.000–10.000fache der normalen Dosis) kann versucht werden, das Selenit durch Dialyse zu eliminieren. Von der Verwendung von Dimercaprol ist abzuraten, da es die Toxizität von Selen steigert.
Es gibt keine Daten, ob Selen durch Aktivkohle adsorbiert wird.
5. pharmakologische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaftenPharmakotherapeutische Gruppe: Andere Mineralstoffe, Selen ATC-Code: A12CE02
Selen ist ein essentielles Spurenelement. In Nagetieren sind bisher 20 Selenoproteine identifiziert worden. Beim Menschen sind Glutathionperoxidase und das im Plasma vorhandene
Selenbindungsprotein Selenoprotein P nachgewiesen und isoliert worden. In beiden Proteinen liegt Selen proteingebunden in Form der Aminosäure Selenocystein vor. Im Tier wurde kürzlich die Typ I Iodthyronin-5'-deiodase als Selenenzym charakterisiert, das die Konversion vom Tetraiodthyronin (T4) zum aktiven Schilddrüsenhormon Triiodthyronin (T3) katalysiert.
Die selenhaltige Glutathionperoxidase ist Bestandteil des antioxidativen Schutzsystems der Säugetierzelle. In Gegenwart ausreichender Mengen an Substrat, d. h. reduziertem Glutathion, konvertiert die Glutathionperoxidase eine Vielzahl verschiedener Hydroperoxide zu entsprechenden Alkoholen. In zellulären oder subzellulären Modellsystemen wurde gezeigt, dass die Integrität zellulärer und subzellulärer Membranen entscheidend von der Intaktheit des GlutathionperoxidaseSystems abhängt. Synergistisches Wirken mit Vitamin E in verschiedenen Zellfraktionen wird postuliert, ist aber bisher nicht schlüssig nachgewiesen. Selen als Bestandteil der Glutathionperoxidase
kann die Lipidperoxidationsrate und daraus resultierende Membranschäden senken. Aber nicht alle Wirkungen von Selen lassen sich ausschließlich mit der Aktivität der Glutathionperoxidase erklären.
Die pathophysiologische Relevanz der selenabhängigen Reaktionen ist durch Untersuchungen des Selenmangels bei Mensch und Tier belegt: Die selenhaltige Glutathionperoxidase beeinflusst den Leukotrien-, Thromboxan- und Prostazyklinstoffwechsel. Selenmangel aktiviert und inaktiviert Reaktionen des Immunprozesses, insbesondere die unspezifischen, zellgebundenen und humoralen Reaktionen. Selenmangel beeinflusst die Aktivität einiger Leberenzyme. Selenmangel potenziert oxidativ oder chemisch induzierte Leberschäden sowie die Toxizität von Schwermetallen wie Quecksilber und Cadmium.
Selenmangel wird mit der Keshan-Krankheit, einer endemisch auftretenden Form der Kardiomyopathie, und der Kaschin-Beck-Krankheit, einer endemisch auftretenden Osteoarthropathie mit starker Verformung der Gelenke, in Verbindung gebracht.
Klinisch manifester Selenmangel wurde auch als Folge von lang andauernder parenteraler Ernährung und von unausgewogener Ernährung beobachtet. Kardiomyopathien und Myopathien werden am häufigsten beobachtet.
Ein Selenmangel kann durch einen erniedrigten Vollblut- oder Plasma-Selenspiegel und durch erniedrigte Glutathionperoxidase-Aktivitäten in Vollblut, Plasma oder Thrombozyten nachgewiesen werden.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
5.2 Pharmakokinetische EigenschaftenSelenit wird nach oraler Applikation vorwiegend aus dem Dünndarm resorbiert. Die intestinale Resorption von Natriumselenit ist nicht homöostatisch reguliert. Sie beträgt in Abhängigkeit von der Natriumselenit-Konzentration und von Begleitsubstanzen zwischen 44 % und 89 %, gelegentlich über 90 %. Die Aminosäure Cystein fördert die Natriumselenit-Resorption.
Natriumselenit wird nicht direkt in Proteine eingebaut. Im Blut wird der größte Teil des zugeführten Selens von den Erythrozyten aufgenommen und enzymatisch zu Selenwasserstoff reduziert.
Selenwasserstoff dient als zentraler Selenpool für die Ausscheidung und für den gezielten Einbau von Selen in Selenoproteine. Das reduzierte Selen wird an Plasmaproteine gebunden, die in die Leber und andere Organe wandern. Der von der Leber ausgehende plasmatische Sekundärtransport in die Glutathionperoxidase-synthetisierenden Zielgewebe geschieht wahrscheinlich in Form des Selenocystein-haltigen P-Selenoproteins.
Der weitere metabolische Verlauf der Selenoprotein-Biosynthese ist bisher nur in Prokaryonten bekannt. Selenocystein wird dann im Verlauf der Translation spezifisch in die Peptidketten der Glutathionperoxidase eingebaut.
Überschüssiger Selenwasserstoff wird über Methylselenol und Dimethylselenid zum Trimethylselenonium-Ion, dem hauptsächlichen Ausscheidungsprodukt, metabolisiert.
Die Gesamtmenge an Selen im menschlichen Körper liegt zwischen 4 mg und 20 mg. Die Ausscheidung von Selen erfolgt beim Menschen je nach applizierter Dosis über die Fäzes, über den Urin oder über die Lunge. In erster Linie wird Selen in Form des Trimethylselenonium-Ions renal ausgeschieden. Die Exkretion hängt vom Selenstatus ab.
Die Selenausscheidung nach intravenöser oder oraler Gabe läuft in drei Phasen ab. Nach oraler Gabe von 10 µg in Form von [75Se] Natriumselenit wurden in den ersten zwei Wochen 14–20 % der resorbierten Dosis an Selen über den Urin ausgeschieden, während praktisch keine Ausscheidung über die Lunge oder die Haut festgestellt werden konnte. Die Gesamtkörperretention von Selen nahm triphasisch ab mit einer Halbwertszeit von 0,7–1,2 Tagen in der 1. Phase, 7–11 Tagen in der 2. Phase und 96–144 Tagen in der 3. Phase. Die Selenkonzentration nahm in Leber, Herz und Plasma schneller
ab als im Skelettmuskel oder in den Knochen. Von einer intravenös verabreichten Dosis von [75Se] Natriumselenit wurden innerhalb der ersten 24 Stunden 12 % ausgeschieden. Weitere 40 % wurden mit einer biologischen Halbwertszeit von 20 Tagen eliminiert. Die Halbwertszeit der dritten Phase wurde mit 115 Tagen bestimmt.
Die Ausscheidung nach oraler und intravenöser Verabreichung einer physiologischen Dosis an [74Se] Natriumselenit wurde direkt verglichen: nach Gabe von 82 µg Selen in Form von Natriumselenit wurden 18 % der intravenösen Dosis und 12 % der oralen Dosis innerhalb der ersten 24 Stunden über die Nieren ausgeschieden, zusammen mit metabolisch ausgetauschtem Körper-Selen. Danach verläuft die Ausscheidung für beide Applikationsarten gleichartig. Die Ausscheidung von oral und parenteral appliziertem Natriumselenit ist bei gesunden Probanden vergleichbar.
5.3 präklinische daten zur sicherheit
Aus Veröffentlichungen zur akuten und chronischen Toxizität von Selen und Natriumselenit ergeben sich ähnliche schädliche Wirkungen, wie die bereits aus Erfahrung beim Menschen bekannten. Reproduktionstoxikologische Effekte wurden nur bei sehr hohen Dosen beobachtet und teratogene Effekte traten bei Säugetieren nur bei Dosen auf, die für die Mütter toxisch waren. Die Daten zur Mutagenität und Carcinogenität sind mit sowohl positiven als auch negativen Ergebnissen widersprüchlich, wobei schädliche Auswirkungen generell bei Konzentrationen oberhalb der normalen physiologischen Konzentrationen gefunden wurden.
6. pharmazeutische angaben
6.1 liste der sonstigen bestandteile
Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke, Salzsäure zur pH-Wert Einstellung.
6.2 inkompatibilitäten
selenase® darf nicht mit Reduktionsmitteln (z.B. Vitamin C) gemischt werden, siehe auch Abschnitt 4.5.
6.3 dauer der haltbarkeit
selenase® 100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen
3 Jahre
selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
30 Monate
Haltbarkeit nach dem Öffnen: 1 Woche
6.4 besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung
selenase® 100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen
Nicht über 25 °C lagern.
6.5 art und inhalt des behältnisses
selenase® 100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen, 2 ml
PE-LD Trinkampullen
10, 20, 60 oder 100 Trinkampullen mit 2 ml Lösung zum Einnehmen
selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen, 10 ml (entspr. 500 µg Selen)
PE-LD Flaschen mit Polypropylen-Drehverschluss und Messbecher
10, 20 oder 50 Flaschen mit 10 ml Lösung zum Einnehmen
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise zur handhabung keine besonderen anforderungen.
7. inhaber der zulassung
biosyn Arzneimittel GmbH
Schorndorfer Straße 32
Tel. (0711) 575 32 00
Fax (0711) 575 32 99
E-Mail:
8. zulassungsnummern
selenase® 100 Mikrogramm Lösung zum Einnehmen: 98698.00.00
selenase® 50 Mikrogramm/ml Lösung zum Einnehmen: 98699.00.00
9. datum der erteilung der zulassung
23.05.2017
10. stand der information
Juni 2021