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Amaryl 2 mg Tabletten - Zusammengefasste Informationen

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Amaryl 2 mg Tabletten

1.    Bezeichnung der Arzneimittel

Amaryl 1 mg

Amaryl 2 mg

Amaryl 3 mg

Wirkstoff: Glimepirid

2.    qualitative und quantitative zusammensetzung

1 Tablette Amaryl 1 mg enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil 1 mg Glimepirid.

1 Tablette Amaryl 2 mg enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil 2 mg Glimepirid.

1 Tablette Amaryl 3 mg enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil 3 mg Glimepirid.

Hilfsstoffe siehe unter 6.1.

3.    darreichungsform

Tablette.

Es handelt sich um Oblong-Tabletten mit beidseitiger Bruchrille.

Die Amaryl 1 mg-Tabletten sind 8 × 4 mm groß. Die anderen Amaryl-Tabletten sind 10 × 5 mm groß. Amaryl 1 mg-Tabletten sind rosa, Amaryl 2 mg-Tabletten grün und Amaryl 3 mg-Tabletten blassgelb.

4.    klinische angaben

Amaryl wird zur Behandlung bei Typ-2-Diabetes angewendet, wenn Diät, körperliche Aktivität und Gewichtsreduktion allein nicht ausreichen.

4.2    Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Basis einer erfolgreichen Diabetes-Behandlung sind eine adäquate Diät, regelmäßige körperliche Bewegung sowie regelmäßige Kontrollen der Blut- und Harnwerte. Ein Nichteinhalten der Diätvorschriften kann nicht mit Tabletten oder Insulin kompensiert werden.

Die Dosierung richtet sich nach den Ergebnissen der Blut- und Harnzuckerbes­timmungen.

Die Anfangsdosis beträgt 1 mg Glimepirid pro Tag. Bei ausreichender Stoffwechsele­instellung sollte diese Dosierung in der Therapie beibehalten werden.

Bei nicht zufriedenstellender Stoffwechsele­instellung sollte die Dosis entsprechend der glykämischen Situation schrittweise, in Intervallen von etwa 1 – 2 Wochen, auf 2, 3 oder 4 mg Glimepirid pro Tag erhöht werden.

Dosen von mehr als 4 mg Glimepirid pro Tag verbessern nur in Einzelfällen die Wirkung. Die empfohlene Maximaldosis beträgt 6 mg Glimepirid pro Tag.

Bei Patienten, bei denen keine ausreichende Stoffwechsele­instellung mit der maximalen Tagesdosis von Amaryl erzielt wird, kann erforderlichenfalls zusätzlich Insulin gegeben werden. Dabei wird unter Beibehaltung der Gli-mepirid-Dosierung die Insulin-Behandlung mit niedriger Dosis begonnen, die in Abhängigkeit von der angestrebten Stoffwechsele­instellung schrittweise erhöht wird. Die Kombinationsthe­rapie soll unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung begonnen werden.

Normalerweise ist eine tägliche Einmalgabe von Glimepirid ausreichend. Es wird eine Einnahme unmittelbar vor oder während des Frühstücks empfohlen bzw. — wenn nicht gefrühstückt wird — unmittelbar vor oder während der ersten Hauptmahlzeit.

Wurde die Einnahme einer Tablette vergessen, darf dies nicht durch eine Erhöhung der nächsten Dosis korrigiert werden.

Die Tabletten werden unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen.

Tritt bei einem Patienten, der 1 mg Glimepirid pro Tag erhält, eine Hypoglykämie auf, kann er vermutlich mit Diät alleine ausreichend eingestellt werden.

Während der Behandlung kann der Glimepirid-Bedarf fallen, da eine Verbesserung der Stoffwechsele­instellung mit einer erhöhten Insulin-Empfindlichkeit einhergeht. Um eine Hypoglykämie zu vermeiden, muss daher rechtzeitig eine Dosisreduktion oder Beendigung der Therapie erwogen werden. Eine Dosisanpassung kann auch notwendig sein, wenn sich das Gewicht des Patienten oder sein Lebensstil ändert oder andere Faktoren, die das Risiko einer Hypo- oder Hyperglykämie erhöhen.

Wechsel von anderen oralen Antidiabetika auf Amaryl

Ein Wechsel von anderen oralen Antidiabetika auf eine Therapie mit Amaryl ist grundsätzlich möglich. Bei einem Wechsel auf Amaryl müssen die Stärke und die Halbwertszeit der bisherigen Medikation beachtet werden. In einigen Fällen, insbesondere bei Antidiabetika mit einer langen Halbwertszeit (z.B. Chlorpropamid), ist eine Auswaschphase von wenigen Tagen ratsam, um das Risiko hypoglykämischer Reaktionen aufgrund des additiven Effekts zu vermindern. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 1 mg Glimepirid pro Tag.

Je nach Ansprechen des Patienten kann die Glimepirid-Dosis schrittweise erhöht werden, wie weiter oben beschrieben.

Wechsel von Insulin auf Amaryl

In Ausnahmefällen, in denen Typ-2-Diabetiker mit Insulin behandelt werden, kann ein Wechsel auf Amaryl angezeigt sein.

Der Wechsel soll unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung vorgenommen werden.

Eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion

Siehe unter „4.3 Gegenanze­igen“.

4.3    gegenanzeigen

Amaryl darf nicht eingenommen werden bei:

Insulinpflichtigem Diabetes; diabetischem Koma; Ketoazidose; schweren Nieren- oder Leberfunktion­sstörungen; Überempfindlichkeit gegenüber Glimepirid, anderen Sulfonylharns­toffen, Sulfonamiden oder einem der sonstigen Bestandteile der Tablette.

Bei schweren Nieren- oder Leberfunktion­sstörungen ist ein Wechsel auf Insulin erforderlich.

Amaryl darf nicht während Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.

4.4    Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Amaryl wird unmittelbar vor oder während einer Mahlzeit eingenommen.

Werden Mahlzeiten in unregelmäßigen Abständen eingenommen oder völlig ausgelassen, kann es während der Behandlung mit Amaryl zu einer Hypoglykämie kommen.

Mögliche Symptome einer Hypoglykämie sind z.B.: Kopfschmerzen, Heißhunger, Übelkeit, Erbrechen, Mattigkeit, Schläfrigkeit, Schlafstörungen, Unruhe, Aggressivität, Konzentration­sstörungen, vermindertes Reaktionsvermögen, Depression, Verwirrtheit, Sprach- und Sehstörungen, Aphasie, Tremor, Paresen, Empfindungsstörun­gen, Schwindel, Hilflosigkeit, Verlust der Selbstkontrolle, Delirium, zerebrale Krampfanfälle, Somnolenz und Bewusstlosigkeit bis einschließlich Koma, oberflächliche Atmung und Bradykardie.

Zusätzlich können Zeichen einer adrenergen Gegenregulation vorhanden sein wie z.B. Schwitzen, feuchtkalte Haut, Angst, Tachykardie, Hypertonie, Palpitationen, Angina pectoris und Herzrhythmusstörun­gen.

Das klinische Bild einer schweren Hypoglykämie kann dem eines Schlaganfalls gleichen. Die Symptome können durch sofortige Kohlenhydrat-(Zucker-)Aufnahme fast immer rasch beseitigt werden. Künstliche Süßstoffe zeigen keine Wirkung.

Von anderen Sulfonylharnstoffen ist bekannt, dass eine Hypoglykämie trotz zunächst erfolgreicher Gegenmaßnahmen wieder auftreten kann.

Eine schwere oder über einen längeren Zeitraum andauernde Hypoglykämie, die mit den üblichen Zuckerverabre­ichungen nur vorübergehend behoben werden kann, erfordert eine sofortige medizinische Behandlung, gelegentlich mit Krankenhausein­weisung.

Folgende Faktoren können eine Hypoglykämie begünstigen:

– mangelnde Bereitschaft oder (häufiger bei älteren Patienten) mangelnde Fähigkeit des Patienten zur Mitarbeit,

– Unterernährung, unregelmäßige oder ausgelassene Mahlzeiten bzw. Fastenperioden,

– Änderungen der Diät,

– Ungleichgewicht zwischen körperlicher Bewegung und Kohlenhydratau­fnahme,

– Alkoholkonsum, vor allem in Verbindung mit ausgelassenen Mahlzeiten,

– eingeschränkte Nierenfunktion,

– ernste Leberfunktion­sstörung,

– Überdosierung von Amaryl,

– bestimmte nicht-kompensierte Störungen des endokrinen Systems, die den Kohlenhydratstof­fwechsel oder den Gegenregulati­onsmechanismus einer Hypoglykämie beeinflussen (wie z. B. bei bestimmten Schilddrüsenfun­ktionsstörungen und bei Hypophysenvor­derlappen- oder Nebennierenrin­deninsuffizien­z),

– gleichzeitige Verabreichung bestimmter anderer Arzneimittel (siehe ,,4.5 Wechsel­wirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkun­gen‘‘).

Die Behandlung mit Amaryl erfordert regelmäßige Kontrollen der Blut- und Harnzuckerwerte. Zusätzlich wird die Bestimmung von glykosyliertem Hämoglobin empfohlen.

Regelmäßige Kontrollen der Leberfunktion und des Blutbildes (insbesondere Leukozyten und Thrombozyten) sind während der Behandlung mit Amaryl erforderlich.

In Stresssituationen (z.B. nach Unfällen, akuten chirurgischen Eingriffen, fieberhaften Infekten usw.) kann eine vorübergehende Umstellung auf Insulin angezeigt sein.

Es liegen keine Erfahrungen mit Amaryl bei Patienten mit schweren Leberfunktion­sstörungen oder bei Dialysepatienten vor. Bei Patienten mit schweren Nieren- oder Leberfunktion­sstörungen ist eine Umstellung auf Insulin angezeigt.

4.5    wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen

Wird Amaryl gleichzeitig mit bestimmten anderen Medikamenten angewendet, kann es zu einer unerwünschten Verstärkung oder Abschwächung der blutzuckersenkenden Wirkung von Amaryl kommen. Deshalb dürfen andere Medikamente nur mit Wissen (bzw. auf Verordnung) des Arztes angewendet werden.

Aufgrund der Erfahrungen mit Amaryl und anderen Sulfonylharnstoffen müssen die folgenden Wechselwirkungen erwähnt werden.

Eine Verstärkung der blutzuckersenkenden Wirkung, und damit in einigen Fällen eine Hypoglykämie, kann auftreten, wenn z.B. eines der folgenden Mittel genommen wird:

Phenylbutazon, Azapropazon und Oxyphenbutazon,

Insulin und orale Antidiabetika,

Metformin,

Salicylate und p-Aminosalicylsäure,

Anabolika und männliche Sexualhormone,

Chloramphenicol,

Antikoagulantien vom Cumarin-Typ,

Fenfluramin,

Fibrate,

ACE-Hemmer,

Fluoxetin,

Allopurinol,

Sympatholytika,

Cyclophosphamid, Tro- und Ifosfamid,

Sulfinpyrazon,

bestimmte langwirkende Sulfonamide,

Tetracycline,

MAO-Hemmer,

Chinolon-Antibiotika,

Probenecid,

Miconazol,

Pentoxifyllin (hochdosiert parenteral),

Tritoqualin.

Zu einer Abschwächung der blutzuckersenkenden Wirkung und damit zu erhöhten Blutzuckerspiegeln kann es kommen, wenn z.B. eines der folgenden Mittel genommen wird:

Östrogene und Gestagene,

Saluretika, Thiazide,

Schilddrüsenhor­mone, Glukokortikoide,

Phenothiazin-Derivate, Chlorpromazin,

Adrenalin und Sympathomimetika,

Nikotinsäure (in hohen Dosen) und Nikotinsäure-Derivate,

Laxanzien (bei Langzeitanwendung),

Phenytoin, Diazoxid,

Glukagon, Barbiturate und Rifampicin,

Azetazolamid.

H2-Antagonisten, Betablocker, Clonidin und Reserpin können entweder zu einer Verstärkung oder zu einer Abschwächung der blutzuckersenkenden Wirkung führen.

Unter dem Einfluss sympatholytisch wirkender Mittel wie Betablocker, Clonidin, Guanethidin und Reserpin können die Anzeichen einer adrenergen Hypoglykämie-Gegenregulation abgeschwächt sein oder fehlen.

Alkoholkonsum kann die blutzuckersenkende Wirkung von Glimepirid in unvorhersehbarer Weise verstärken oder abschwächen.

Glimepirid kann den Effekt von Cumarin-Derivaten entweder verstärken oder vermindern.

4.6    Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Amaryl ist während der Schwangerschaft kontraindiziert. Unter diesen Umständen ist eine Umstellung auf Insulin erforderlich. Patientinnen, die eine Schwangerschaft planen, müssen Ihren Arzt informieren.

Stillzeit

Da Sulfonylharnstoff-Derivate wie Glimepirid in die Muttermilch übergehen, darf Amaryl nicht von stillenden Müttern eingenommen werden.

4.7    auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und das bedienen von maschinen

Aufgrund einer Hypo- oder Hyperglykämie oder z.B. aufgrund von Sehstörungen kann die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit des Patienten herabgesetzt sein. Dies kann in Situationen, in denen diese Fähigkeiten von besonderer Bedeutung sind (z.B. beim Fahren eines Autos oder beim Bedienen von Maschinen), ein Risiko darstellen.

Den Patienten muss geraten werden, Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Hypoglykämien beim Führen von Kraftfahrzeugen zu treffen. Dies ist bei Patienten mit häufigen Hypoglykämie-Episoden oder verringerter oder fehlender Wahrnehmung von Hypoglykämie-Warnsymptomen besonders wichtig. In diesen Fällen sollte überlegt werden, ob das Führen eines Kraftfahrzeuges oder das Bedienen von Maschinen ratsam ist.

4.8    nebenwirkungen

Aufgrund der Erfahrungen mit Amaryl und anderen Sulfonylharnstoffen müssen die folgenden Nebenwirkungen erwähnt werden.

Immunsystem

Sehr selten können sich milde Überempfindlichke­itsreaktionen zu lebensbedrohlichen Zuständen mit Atemnot, Blutdruckabfall und manchmal Schock entwickeln. In sehr seltenen Fällen kann eine allergische Vaskulitis auftreten.

Eine Kreuzallergie zu anderen Sulfonylharns­toffen, Sulfonamiden oder verwandten Substanzen ist möglich.

Blut und lymphatisches System

Selten kommt es zu Blutbildverände­rungen während einer Therapie mit Amaryl. Mäßige bis schwere Thrombozytopenie, Leukopenie, Erythrozytopenie, Granulozytopenie, Agranulozytose, hämolytische Anämie und Panzytopenie können auftreten.

Sie sind im Allgemeinen nach Absetzen der Behandlung reversibel.

Metabolismus

In seltenen Fällen wurden hypoglykämische Reaktionen nach der Verabreichung von Amaryl beobachtet. Diese Reaktionen treten meistens sofort auf, können schwerwiegend verlaufen und sind nicht immer leicht zu beheben. Das Auftreten solcher Reaktionen hängt, genau wie bei anderen blutzuckersenkenden Therapien, von individuellen Faktoren wie Diät-Verhalten und Dosierung ab (siehe auch unter „4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).

Augen

Vorübergehende Sehstörungen können, insbesondere zu Beginn der Behandlung, durch Änderungen des Blutzuckerspiegels auftreten.

Gastrointesti­naltrakt

Gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Druck- oder Völlegefühl im Magen und Bauchschmerzen treten sehr selten auf und bedingen selten einen Abbruch der Therapie.

Hepato-biliäres System

Eine Erhöhung der Leberenzymwerte kann auftreten. Sehr selten sind Leberfunktion­sstörungen (z.B. mit Cholestase und Ikterus) und Leberentzündung bis hin zum Leberversagen möglich.

Haut und Subkutangewebe

Es können Überempfindlichke­itsreaktionen der Haut wie Juckreiz, Rash und Urtikaria auftreten. Sehr selten kann es zu einer Photosensibilität kommen.

Laborwerte

Eine Verringerung der Serum-Natriumkonzen­tration kann in sehr seltenen Fällen auftreten.

4.9    überdosierung

Nach Einnahme einer Überdosis kann eine Hypoglykämie auftreten, die 12 bis 72 Stunden anhalten und nach anfänglicher Besserung erneut auftreten kann. Die Symptome können in den ersten 24 Stunden nach der Einnahme noch fehlen. Im Allgemeinen wird eine stationäre Überwachung empfohlen. Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch können auftreten. Die Hypoglykämie kann generell von neurologischen Symptomen wie Unruhe, Tremor, Sehstörungen, Koordinationsstörun­gen, Schläfrigkeit, Koma und Krämpfen begleitet werden.

Die Behandlung besteht in erster Linie aus der Vermeidung der Resorption durch Induzieren von Erbrechen und anschließendem Trinken von Wasser oder Limonade mit Aktivkohle (Absorbens) und Natriumsulfat (Laxans). Falls große Mengen Amaryl eingenommen wurden, ist eine Magenspülung mit anschließender Gabe von Aktivkohle und Natriumsulfat angezeigt. Im Falle einer (schweren) Überdosierung ist eine intensivmedizi­nische Behandlung in einem Krankenhaus angezeigt. Beginnen Sie mit der Verabreichung von Glukose so rasch wie möglich, nötigenfalls mit einer i.v.-Bolus-Injektion von 50 ml einer 50 %igen Lösung, gefolgt von einer Infusion einer 10 %igen Lösung unter ständiger Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Die weitere Behandlung sollte entsprechend der Symptome erfolgen.

Besonders bei der Behandlung einer Hypoglykämie aufgrund einer versehentlichen Einnahme von Amaryl bei Kleinkindern und Kindern muss die Dosis der verabreichten Glukose sorgfältig überwacht werden, um das Auftreten einer gefährlichen Hyperglykämie zu vermeiden. Der Blutzuckerspiegel ist engmaschig zu kontrollieren.

5.    pharmakologische eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: orale Antidiabetika; Sulfonamide, Harnstoffderivate.

ATC-Code: A10B B12.

Glimepirid ist eine oral wirksame, blutzuckersenkende Substanz, die zur Gruppe der Sulfonylharnstoffe gehört. Es wird bei nicht-insulinpflichtigem Diabetes mellitus eingesetzt.

Glimepirid wirkt hauptsächlich durch die Stimulierung der Insulinfreisetzung aus den Beta-Zellen des Pankreas.

Wie bei anderen Sulfonylharnstoffen beruht dieser Effekt auf einer Verbesserung der Ansprechbarkeit der pankreatischen Beta-Zellen auf den physiologischen Glukosestimulus. Zusätzlich scheint Glimepirid ausgeprägte extrapankreatische Wirkungen zu haben, wie sie für andere Sulfonylharnstoffe auch angenommen werden.

Insulinfreiset­zung:

Sulfonylharnstoffe regulieren die Insulinsekretion durch Schließen der ATP-abhängigen Kaliumkanäle in der Betazellmembran. Das Schließen der Kaliumkanäle führt zu einer Depolarisation der Betazelle und damit —

durch Öffnen der Kalziumkanäle — zu einem verstärkten Einstrom von Kalzium in die Zelle.

Das führt zu einer Insulinfreisetzung durch Exozytose.

Glimepirid bindet mit einer hohen Austauschrate an ein Betazell-Membranprotein, das mit dem ATP-abhängigen Kaliumkanal in Verbindung steht, sich jedoch von der üblichen Sulfonylharnstoff-Bindungsstelle unterscheidet.

Extrapankreatische Aktivität

Extrapankreatische Wirkungen sind z.B. eine Verbesserung der Insulin-Empfindlichkeit des peripheren Gewebes sowie eine Verminderung der hepatischen Insulinaufnahme.

Die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die periphere Muskulatur und das Fettgewebe erfolgt über spezielle Transportproteine in der Zellmembran. Der Transport von Glukose in diese Gewebe ist der limitierende Faktor im Glukoseverbrauch. Glimepirid erhöht sehr rasch die Zahl aktiver Glukose-Transportmoleküle in den Plasmamembranen der Muskel- und Fettzellen, wodurch es zu einer Stimulierung der Glukoseaufnah­me kommt.

Glimepirid erhöht die Aktivität der Glykosyl-Phosphatidyli­nositol-spezifischen Phospholipase C, was mit der substanzinduzierten Lipo- und Glykogenese in isolierten Fett- und Muskelzellen im Zusammenhang stehen dürfte.

Glimepirid hemmt die hepatische Glukoseproduktion durch eine Erhöhung der intrazellulären Konzentration von Fructose-2,6-Biphosphat, das seinerseits die Gluconeogenese hem­mt.

Allgemeines

Bei Probanden beträgt die kleinste wirksame orale Dosis etwa 0,6 mg. Die Wirkung von Glimepirid ist dosisabhängig und reproduzierbar. Die physiologische Reaktion auf akute körperliche Bewegung, eine Verminderung der Insulinsekretion, bleibt unter Glimepirid erhalten.

Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Wirkung, gleichgültig ob das Arzneimittel 30 Minuten vor oder unmittelbar vor der Mahlzeit eingenommen wird. Bei Diabetikern kann eine gute Stoffwechsellage über 24 Stunden mit einer Einmalgabe erreicht werden.

Obwohl der Hydroxy-Metabolit von Glimepirid eine geringe, aber signifikante Senkung des Blutzuckerspiegels bei Probanden bewirkte, trägt dies nur im geringen Maß zur Gesamtwirkung des Arzneimittels bei.

Kombinationsthe­rapie mit Insulin

Daten zur Kombinationsthe­rapie mit Insulin liegen nur begrenzt vor. Bei Patienten, bei denen keine ausreichende Stoffwechsele­instellung mit der Maximaldosierung von Glimepirid erzielt wird, kann mit einer gleichzeitigen Insulin-Behandlung begonnen werden. In zwei Untersuchungen erzielte die Kombination die gleiche Verbesserung der Stoffwechsele­instellung wie Insulin alleine; jedoch war in der Kombinationsthe­rapie eine geringere durchschnittliche Insulin-Dosis erforderlich.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption: Die Bioverfügbarkeit von Glimepirid nach oraler Gabe ist vollständig. Nahrungsaufnahme hat keinen relevanten Einfluss auf die Resorption; lediglich die Resorptionsrate ist leicht verringert. Maximale Serumkonzentra­tionen (Cmax ) werden etwa 2,5 Stunden nach oraler Verabreichung erreicht (im Mittel 0,3 µg/ml bei wiederholter Gabe von 4 mg täglich) und es besteht eine lineare Beziehung zwischen Dosis und Cmax sowie AUC (Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve).

Verteilung: Glimepirid hat ein sehr kleines Verteilungsvolumen (ca. 8,8 Liter), das in etwa jenem von Albumin entspricht, eine hohe Proteinbindung (> 99 %) und eine niedrige Clearance-Rate (ca. 48 ml/min).

Bei Tieren geht Glimepirid in die Muttermilch über. Glimepirid ist plazentagängig. Im geringen Maße kann Gli-mepirid die Blut-Hirn-Schranke passieren.

Biotransformation und Eliminierung: Die mittlere Serumhalbwertszeit, die für die Serumkonzentration bei wiederholter Gabe von Bedeutung ist, beträgt etwa 5 bis 8 Stunden. Nach Einnahme hoher Dosen wurden etwas längere Halbwertszeiten beobachtet.

Nach einer Einzeldosis von radioaktiv markiertem Glimepirid wurden 58 % der Radioaktivität im Urin und 35 % in den Fäzes wiedergefunden. Im Urin wurde kein unveränderter Wirkstoff nachgewiesen. Zwei Metaboliten — die wahrscheinlich durch hepatischen Abbau entstehen — können im Urin und den Fäzes identifiziert werden: das Hydroxy- und das Carboxy-Derivat. Nach oraler Gabe von Glimepirid betrugen die Halbwertszeiten dieser Metaboliten 3 bis 6 bzw. 5 bis 6 Stunden.

Der Vergleich einer einzelnen mit wiederholten täglichen Einmalgaben ergab keine signifikanten Unterschiede der Pharmakokinetik und die intraindividuelle Schwankungsbreite war sehr gering. Es kam zu keiner relevanten Akkumulation.

Die pharmakokinetischen Daten waren bei Männern und Frauen ähnlich, ebenso bei älteren (oberhalb 65 Jahre) und jüngeren Patienten. Bei Patienten mit geringer Kreatinin-Clearance war ein Trend zu einer erhöhten Glimepi-rid-Clearance sowie zu verringerten durchschnittlichen Serumkonzentra­tionen zu beobachten, wahrscheinlich wegen einer rascheren Elimination aufgrund einer geringeren Proteinbindung. Die renale Ausscheidung der beiden Metaboliten war vermindert. Insgesamt muss bei diesen Patienten kein erhöhtes Akkumulationsrisiko angenommen werden.

Die Pharmakokinetik bei 5 nicht-diabetischen Patienten nach einer Gallenwegsoperation war ähnlich der bei gesunden Personen.

5.3    präklinische daten zur sicherheit

Die beobachteten präklinischen Effekte traten bei Expositionen auf, die ausreichend weit über der maximalen Exposition von Menschen liegen und eine geringe klinische Bedeutung haben, oder waren Ausdruck der pharmakodynamischen Wirkung (Hypoglykämie) des Wirkstoffs. Dieses Ergebnis beruht auf üblichen pharmakologischen Untersuchungen zur Sicherheit, Toxizität nach wiederholter Verabreichung, Genotoxizität, Karzinogenität und Reproduktionsto­xizität. Die bei den zuletzt genannten Untersuchungen (die Studien zur Embryotoxizität, Teratogenität und Entwicklungsto­xizität umfassen) beobachteten Nebenwirkungen wurden als Folge der hypoglykämischen Effekte des Wirkstoffs bei Schwangeren und Nachkommen eingestuft.

6.    pharmazeutische angaben

Laktose-Monohydrat; Poly(O-carboxymethyl)-Stärke, Natriumsalz; Magnesiumstearat; Polyvidon 25 000; mikrokristalline Cellulose.

Weiter als Farbstoffe:

Amaryl 1 mg: rotes Eisenoxid (E 172)

Amaryl 2 mg: gelbes Eisenoxid (E 172), Indigocarmin-Aluminium-Lack (E 132)

Amaryl 3 mg: gelbes Eisenoxid (E 172)

6.2    inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.

6.3    dauer der haltbarkeit

Wie im Bezugsland angegeben

6.4    besondere lagerungshinweise

Nicht über 25°C lagern.

6.5    art und inhalt des behältnisses

PVC/Aluminium-Blister.

30 Tabletten

60 Tabletten

120 Tabletten

Anstaltspackungen

6.6    Hinweise für die Handhabung

Keine speziellen Hinweise.

7.    Pharmazeutischer Unternehmer

Eurim-Pharm Arzneimittel GmbH

Am Gänslehen 4 – 6

83451 Piding

Tel.: 08651 / 704 – 0

8.    zulassungsnummern

Amaryl 1 mg: 52064.00.00

Amaryl 2 mg: 52064.01.00

Amaryl 3 mg: 52064.02.00

9. Datum der Zulassungen/Ver­längerung der Zulassungen 09.10.2001