Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Flecainid Zentiva 50 mg Tabletten
1. bezeichnung des arzneimitels
Flecainid Zentiva 50 mg Tabletten
2. qualitative und quantitative zusammensetzung
Jede Tablette enthält 50 mg Flecainidacetat.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. darreichungsform
Tablette
Weiße bis grauweiße, runde, bikonvexe Tabletten (Durchmesser etwa 6,5 mm) die auf einer Seite mit den Buchstaben auf einer Seite, „HP“ trennt, und auf der anderen Seite mit „183“ geprägt ist.
4. klinische angaben
4.1. anwendungsgebiete
Flecainid Zentiva ist angezeigt bei:
a) AV-Knoten-Reentry-Tachykardie; Arrhythmien in Zusammenhang mit Wolff-Parkinson-
White-Syndrom und ähnlichen Zuständen akzessorischer Leitungsbahnen.
b) Paroxysmale atriale Arrhythmien bei Patienten mit Symptomen einer eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit, wenn die Notwendigkeit einer Behandlung festgestellt wurde und keine linksventrikuläre Dysfunktion besteht (siehe Abschnitt 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Kürzlich aufgetretene Arrhythmien sprechen einfacher an.
c) Symptomatische anhaltende ventrikuläre Tachykardie.
d) Vorzeitige ventrikuläre Kontraktionen und/oder nicht-anhaltende ventrikuläre Tachykardie mit Symptomen einer eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit, wenn diese auf eine andere Therapie nicht ansprechen oder wenn eine andere Behandlung nicht vertragen wird.
Flecainid Zentiva kann nach einer mit anderen Mitteln erreichten Konversion für die Aufrechterhaltung eines normalen Rhythmus angewendet werden.
Flecainid Zentiva ist zur oralen Verabreichung.
4.2. dosierung und art der anwendung
Dosierung
Flecainid sollte in der Regel ,,einschleichend‘‘ dosiert werden; sogenannte ,,Loading-Dosierungen“ (schnelle Aufsättigungen) sind nicht zu empfehlen. Die nachstehenden Dosierungsangaben beziehen sich auf ein Körpergewicht um 70 kg. Die Hinweise zur Behandlung mit Flecainid sind zu beachten (siehe unten).
Supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen:
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 50 mg Flecainidacetat zweimal täglich (entsprechend 100 mg Flecainidacetat pro Tag).
Die durchschnittliche Dosierung beträgt 200 mg Flecainidacetat pro Tag. Bei Bedarf z. B. bei höherem Körpergewicht kann die Dosis auf maximal 300 mg Flecainidacetat pro Tag erhöht werden.
Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen:
Die empfohlene Anfangsdosis für eine rasche Kontrolle lebensbedrohlicher ventrikulärer Herzrhythmusstörungen beträgt bei Patienten um 70 kg Körpergewicht zweimal täglich 100 mg Flecainidaceatat (entsprechend 200 mg Flecainidacetat pro Tag).
Bei Bedarf kann diese Dosierung unter wiederholten EKG-Kontrollen schrittweise auf maximal zweimal täglich 150 mg Flecainidacetat (entsprechend 300 mg Flecainidacetat pro Tag) gesteigert werden. Für Patienten mit von 70 kg deutlich abweichendem Körpergewicht oder in Fällen, bei denen eine rasche Kontrolle der Arrhythmien erforderlich ist, kann die maximale Tagesdosis auf 400 mg gesteigert werden.
Die Erhöhung der Dosierung sollte nicht mehr als zweimal täglich 50 mg Flecainidacetat, entsprechend zweimal täglich betragen (entsprechend 100 mg Flecainidacetat pro Tag).
Dosierungserhöhungen sollten in der Regel jeweils frühestens nach 4 – 6 Tagen erfolgen. Bei Langzeitanwendung ist eventuell eine Dosisverminderung möglich.
Die nachstehenden Dosierungsangaben beziehen sich ebenfalls auf ein Körpergewicht um 70 kg.
Ältere Patienten:
Bei älteren Patienten sollte die Anfangsdosierung zweimal täglich 50 mg Flecainidacetat, (entsprechend 100 mg Flecainidacetat pro Tag) betragen, da die Ausscheidung vonFlecainid aus dem Plasma kann bei älteren Patienten reduziert sein. Dies muss berücksichtigt werden, wenn Dosisanpassungen vorgenommen werden. Bei Bedarf kann die Dosierung in Abständen von 4 – 6 Tagen um nicht mehr als zweimal täglich 50 mg Flecainidacetat auf maximal zweimal täglich 150 mg (entsprechend 300 mg Flecainidacetat pro Tag), gesteigert werden.
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 50 ml/ min/1,73 m2 bzw. Serum-Kreatinin > 1,5 mg/dl):
Bei diesen Patienten sollte die maximale Anfangsdosis 100 mg Flecainidacetat pro Tag betragen.
Wegen der Veränderung der Verstoffwechselung und Ausscheidung sollten Dosierungserhöhungen von Flecainid nicht früher als 6 – 8 Tagen erfolgen und um nicht mehr als zweimal täglich 50 mg Flecainidacetat (entsprechend 300 mg Flecainidacetat pro Tag) gesteigert werden.
Für solche Patienten sind eine häufige Kontrolle des Plasmaspiegels und häufige EKG- Kontrollen erforderlich.
Bei Langzeitanwendung ist eventuell eine Dosisverminderung möglich.
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion (klinisch manifest):
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion müssen streng überwacht werden und die Dosis darf 100 mg Flecainidacetat pro Tag nicht überschreiten.
Patienten unter Amiodaron- oder Cimetidin- Behandlung:
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Amiodaron und/oder Cimetidin sollte die Dosierung im Regelfall nicht mehr als zweimal täglich 100 mg Flecainidacetat (entsprechend 200 mg Flecainidacetat pro Tag) betragen.
Patienten mit Herzschrittmachern:
Werden Patienten mit Herzschrittmachern gleichzeitig mit Flecainid behandelt, sollte wegen einer möglichen Veränderung der Reizbildung (Erhöhung der endokardialen Reizschwelle) in der Regel nicht mehr als zweimal täglich 100 mg Flecainidacetat (entsprechend 200 mg Flecainidacetat pro Tag) angewendet werden.
Kinder:
Flecainidacetat wird bei Kindern unter 12 Jahren nicht empfohlen.
Behandlung bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen
Die Behandlung bei Patienten mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen auf Flecainid sollte unter stationären Bedingungen erfolgen.
Die Einstellung auf das Antiarrhythmikum bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen bedarf einer sorgfältigen kardiologischen Überwachung und darf nur bei Vorhandensein einer kardiologischen Notfallausrüstung sowie der Möglichkeit einer Monitorkontrolle erfolgen.
EKG-Kontrollen
Die Dosierung von Flecainid sollte bei allen Patienten durch wiederholte EKG- und Langzeit-EKG-Kontrollen ermittelt werden. Dies gilt bei Therapiebeginn, bei Dosierungsveränderungen und bei Überprüfung der Langzeittherapie.
Bei Patienten ohne Dosierungseinschränkung sind wegen der substanzeigenen Verstoffwechselung und Ausscheidung (siehe Abschnitt 5.2) volle Wirkeffekte nach ca. 4 Tagen zu erwarten (Steady-State-Verhältnisse). Bei Patienten mit Dosierungseinschränkungen kann die Dauer bis zum Erreichen von Steady- State-Verhältnissen jedoch bis zu 2 – 3 Wochen betragen.
Bei Therapiebeginn und insbesondere bei Dosierungserhöhungen sind anfangs EKG- Kontrollen im Abstand von 2 – 4 Tagen zu empfehlen. Bei Patienten mit eingeschränkter Leistung von Herz, Leberoder Niere (Herz-, Leber- oder Niereninsuffizienz) sollte wegen der möglicherweise verminderten Verstoffwechselung oder Ausscheidung von Flecainid darüber hinaus durch wiederholte EKG-Kontrollen in der 2. oder 3. Therapiewoche die individuelle Dosierung überprüft werden (Verlängerung der PQ- und QRS-Intervalle).
Zur Überprüfung der Langzeittherapie sollten in regelmäßigen Abständen EKG-Kontroll-untersuchungen vorgenommen werden (z. B. in Abständen von einem Monat mit Standard-EKG bzw. drei Monaten mit Langzeit-EKG und gegebenenfalls Belastungs-EKG). Bei Verschlechterung einzelner Parameter, z. B. Verlängerung der QRS-Zeit bzw. QT-Zeit um mehr als 25 % oder der PQ-Zeit um mehr als 50 % bzw. einer QT-Verlängerung auf mehr als 500 ms oder einer Zunahme der Anzahl oder des Schweregrades der Herzrhythmusstörungen, sollte eine Therapieüberprüfung erfolgen.
Wiederholte EKG-Kontrollen sollten auch zur Dosierungsüberprüfung bei gleichzeitiger Behandlung von Patienten mit Flecainid und Amiodaron oder Cimetidin eingesetzt werden.
Plasmaspiegelbestimmungen
Während der Behandlung mit Flecainid sollten zusätzlich zu den EKG-Kontrollen zur Therapieüberwachung bei der Dosierungsfindung und insbesondere bei Dosierungserhöhungen Flecainid-Plasmaspiegelbestimmungen als ergänzende Therapiekontrolle durchgeführt werden. Mit verhältnismäßig geringen Dosen werden therapeutisch wirksame Plasmaspiegel in der Regel bereits erreicht, wenn die Nierenleistung herabgesetzt ist (Kreatinin-Clearance < 50 ml/min/1,73 m² bzw. Serum-Kreatinin > 1, 5 mg/dl), oder wenn eine ausgeprägte Leberschädigung vorliegt, oder wenn die Patienten gleichzeitig mit Amiodaron und/oder Cimetidin behandelt werden. Bei der sonst üblichen Dosierung können in diesen Fällen zu hohe Plasmaspiegel resultieren.
Der therapeutische Flecainid-Plasmaspiegelbereich liegt unter Steady-State-Bedingungen (s. o.) zwischen 200 und 1000 ng/ml (wenn das Blut unmittelbar vor der Tabletteneinnahme abgenommen wird; sog. Nüchternwert). Wünschenswert sind Anpassungen bis 700 ng/ml im Steady-State. Bei Plasmaspiegeln über 700–1000 ng/ml besteht eine erhöhte Gefahr für Nebenwirkungen.
Beträgt bei Patienten mit Einschränkungen der Ausscheidungskapazität für Flecainid der Plasmaspiegelwert am Morgen des 3. Behandlungstages mehr als 400 ng/ml, ist die Dosis zu reduzieren.
Flecainid-Plasmaspiegelbestimmungen sind möglich mit der Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC).
Umstellung von intravenöser auf orale Therapie
Wegen der nahezu vollständigen oralen Bioverfügbarkeit von Flecainid ist eine Umstellung von der intravenösen Flecainid-Anwendung auf eine orale Flecainid-Anwendung ohne neue Dosisanpassung möglich. Im Regelfalle sollte zwischen der beendeten intravenösen Verabreichung und der ersten Tabletteneinnahme ein 8 – 12stündiger Abstand liegen. Da Flecainid ein enges therapeutisches Spektrum besitzt, ist eine engmaschige Überwachung bei der Umstellung erforderlich.
Die Tabletten sind während oder nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Die Dauer der Anwendung ist in der Regel unbegrenzt und richtet sich nach der klinischen Darstellung des Patienten.
4.3. gegenanzeigen
Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen und/oder eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (manifeste Herzinsuffizienz mit linksventrikulärem Auswurfvolumen geringer als 35 %) sollten aufgrund des erhöhten Risikos einer proarrhythmischen Wirkung nicht mit Flecainid behandelt werden. Zusätzlich darf Flecainid weiterhin nicht angewandt werden bei:
– Überempfindlichkeit (Allergie) gegen den Wirkstoff Flecainidacetat oder einen der sonstigen Bestandteile von Flecainid Zentiva,
– nach Myokardinfarkt, außer bei Patienten mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen,
– kardiogenem Schock,
– schwerer Bradykardie,
– SA-Blockade,
– AV-Block II. oder III. Grades sowie intraatrialen oder intraventrikulären Leitungsstörungen sowie Schenkelblock oder distalem Block, falls kein Herzschrittmacher implantiert ist,
– Sinusknotenstörung oder Bradykardie-Tachykardie-Syndrom, falls kein Herzschrittmacher implantiert ist,
– permanentem Vorhofflimmern,
– Patienten mit hämodynamisch wirksamem Herzklappenfehler,
– gleichzeitiger Anwendung von Antiarrhythmika der Klasse I,
– bekanntem Brugada-Syndrom.
4.4. besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung
Bei Beginn der Therapie mit Flecainid und im Falle von Dosisänderungen sollte sich der Patient unter EKG-und Plasmaspiegelkontrolle befinden.
Insbesondere wenn in Fällen von schweren Herz-, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen eine antiarrhythmische Therapie mit Flecainid erforderlich ist, oder aber wenn Patienten gleichzeitig mit Flecainid und Amiodaron bzw. Flecainid und Cimetidin behandelt werden, sollten die Anpassung der Therapie sowie die Dosisveränderung und die Langzeittherapie durch wiederholte EKG-Kontrollen und gleichzeitige Kontrolle des Flecainid-Plasmaspiegels erfolgen (siehe Abschnitt 4.2).
Eine Überwachung im Krankenhaus oder durch einen Spezialisten sollte ebenfalls erfolgen bei:
Patienten mit AV-reziproker-Tachykardie; Arrhythmien in Zusammenhang mit WPW-Syndrom (Wolff-Parkinson-White-Syndrom) und ähnliche Bedingungen mit akzessorischen Leitungsbahnen.
Paroxysmales Vorhofflimmern bei Patienten mit eingeschränkenden Symptomen.Störungen des Elektrolythaushalts sind vor der Anwendung von Flecainid auszugleichen. Hypokaliämie oder Hyperkaliämie können die Wirkungen von Antiarrhythmika der Klasse I beeinflussen. Bei Patienten, die Diuretika, Kortikosteroide oder Laxanzien einnehmen, kann es zu einer Hypokaliämie kommen.
Vor der Flecainidbehandlung sollten eine schwere Bradykardie und eine ausgeprägte Hypotonie medizinisch korrigiert werden.
Bei starker Beeinträchtigung der Herzleistung (Herzinsuffizienz NYHA III-IV bzw. LVEF kleiner 35 %) darf eine Behandlung lebensbedrohender ventrikulärer Herzrhythmusstörungen mit Flecainid nur dann erfolgen, wenn durch zusätzliche Anwendung von Medikamenten, die die Herzleistung steigern, ein Ausgleich (pharmazeutische Kompensation) durchgeführt worden ist.
Da die Plasmaelimination von Flecainid bei Patienten mit schwerer Einschränkung der Leber- und Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 35 ml/min/1,73 m2) erheblich verzögert sein kann, sollte Flecainid bei diesen Patienten nur nach kritischer Nutzen-Risiko Beeinträchtigung angewendet werden. Die Kontrolle der Plasmaspiegel wird bei diesen Patienten dringend empfohlen (siehe Abschnitt 4.2).
Es ist bekannt, dass Flecainid die endokardialen Reizschwellen des Schrittmachers erhöht, d. h. die endokardiale Reizempfindlichkeit senkt. Diese Wirkung ist reversibel und bei akuten endokardialen Reizschwellen ausgeprägter als bei chronischen.
Flecainid hat eine selektive Wirkung, die die Refraktärperiode der anterograden und insbesondere der retrograden Erregungsleitung verlängert. Bei den meisten Patienten zeigt sich diese Wirkung im EKG als Verbreiterung des QRS-Komplexes um 12 – 20 % und Verlängerung des QTc-Intervalls und folglich in einer nur geringfügigen Beeinflussung des JT-Intervalls. Es wurden
jedoch Verlängerungen des JT-Intervalls von bis zu 4 % beschrieben. Diese Wirkung ist jedoch weniger ausgeprägt als bei den Antiarrhythmika der Klasse Ia.
Flecainid sollte daher bei allen Patienten mit permanentem Herzschrittmacher oder temporären Herzschrittmacherelektroden mit Vorsicht angewendet, und an Patienten mit bestehender, schlecht eingestellter Reizschwelle oder nicht programmierbarem Schrittmacher sollte nur gegeben werden, wenn ein für Notfälle geeigneter Schrittmacherbereit steht.
Generell ist eine Verdoppelung der Impulsstärke oder der Spannung ausreichend, um die Schrittmacherfunktion wiederherzustellen. Es kann jedoch unter Flecainid-Therapie schwierig sein, zum Zeitpunkt der initialen Implantation ventrikuläre Reizschwellen von weniger als 1 Volt zu erzielen.
Die geringfügig negativ inotrope Wirkung von Flecainid könnte bei Patienten mit einer Prädisposition zur Herzinsuffizienz von Bedeutung sein. Schwierigkeiten bei der Defibrillation wurden vor allem bei vorbestehende Herzerkrankung mit Herzvergrößerung, Myokardinfarkt in der Vorgeschichte, arteriosklerotischen Herzerkrankungen und eine Herzinsuffizienz beschrieben.
Wie andere Antiarrhythmika kann auch Flecainid proarrhythmische Wirkungen zeigen, d.h. Schweregrad oder Frequenz einer bestehenden Arrhythmie können zunehmen (siehe Abschnitt 4.8). Flecainid sollte bei Patienten mit struktureller Herzerkrankung oder gestörter linksventrikulärer Funktion nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.8).
Flecainid sollte bei Patienten mit akutem Vorhofflimmern nach Herzoperation mit Vorsicht angewendet werden
Eine groß angelegte placebokontrollierte klinische Studie hat gezeigt, dass eine orale Flecainid-Therapie bei Patienten nach Myokardinfarkt und mit asymptomatischen Herzrhythmusstörungen die Mortalitätsrate und die Anzahl der Patienten mit nicht tödlichen verlaufendem Herzstillstand Vergleich zu Placebo um das 2,2fache erhöht.. In dieser Studie wurde eine noch höhere Mortalität unter Flecainid bei Patienten mit mehr als einem Myokardinfarkt beobachtet.
Ein Brugada-Syndrom kann durch die Behandlung mit Flecainid demaskiert werden. Im Falle von EKG-Veränderungen während der Behandlung mit Flecainid, die auf ein Brugada-Syndrom hindeuten könnten, sollte ein Absetzen der Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Die Eliminationsrate von Flecainid auf dem Plasma kann bei älteren Patienten verringert sein. Dies sollte beim Einstellen der Dosierung berücksichtigt werden.
Milchprodukte (Milch, Säuglingsnahrung und möglicherweise Joghurt) können die Absorption von Flecainid bei Kindern und Säuglingenverringern. Flecainid ist nicht zugelassen zur Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren, dennoch wurde über die eine Toxizität von Flecainid bei der Behandlung von Kindern, die ihre Milchaufnahme verringerten, berichtet, sowie bei Säuglingen, deren Ernährung von Milch- auf Dextroseprodukte umgestellt wurde.
Hinweis :
Bei der Anwendung von Flecainid ist zu berücksichtigen, dass bisher für kein Antiarrhythmikum der Klasse I nachgewiesen werden konnte, dass eine Behandlung der Herzrhythmus-störungen eine Lebensverlängerung bewirkt.
Diese Tabletten enthalten weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Tablette, d.h., es ist nahezu „natriumfrei“.
4.5. wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen mit diesem Arzneimittel müssen beachtet werden:
Flecainid sollte wegen des erhöhten Risikos für kardiale Nebenwirkungen nicht mit anderen Antiarrhythmika der Klasse I oder mit anderen Natriumkanalblockern angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3).
Die gleichzeitige Gabe von Flecainid und Antiarrhythmika anderer Klassen sollte nur dann erfolgen, wenn einen spürbaren therapeutischen Effekt zu verzeichnen ist, und erfordert eine engmaschige klinische Kontrolle und EKG-Überwachung.
Wegen möglicher additiver Effekte ist Vorsicht geboten bei gleichzeitiger Anwendung von Flecainid und Arzneimitteln mit negativ inotropen oder bradykarden Wirkungen sowie Arzneimitteln, die die atrioventrikuläre oder intraventrikuläre Erregungsleitung verlangsamen, wie Beta-Rezeptorenblocker, Calciumantagonisten vom Verapamiltyp, Digitalisglykoside oder Amiodaron. Diese Wechselwirkungen erfordern eine Dosisreduktion.
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Propranolol können die Plasmaspiegel von Flecainid um bis zu 20 %, die von Propranolol um bis zu 30 % ansteigen, so dass eine Dosisanpassung beider Substanzen erforderlich sein könnte.
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Digoxin kann der Digoxin-Plasmaspiegel um etwa 15 % – 25 % ansteigen, so dass die Digoxin-Wirkung klinisch durch wiederholte EKG-Untersuchungen oder gegebenenfalls durch Digoxin-Plasmaspiegeluntersuchungen kontrolliert werden sollte. Es wird empfohlen, bei digitalisierten Patienten die Digoxinplasmaspiegel frühestens 6 Stunden nach einer Digoxindosis zu bestimmen, vor oder nach der Gabe von Flecainid.
Bei Diuretika besteht ein Klasseneffekt aufgrund einer möglichen Hypokaliämie mit nachfolgender Kardiotoxizität.
Die gleichzeitige Gabe von oralen Antikoagulanzien ist möglich.
Es kann zu lebensbedrohlichen oder gar tödlichen Nebenwirkungen kommen, hervorgerufen durch erhöhte Plasmaspiegel aufgrund von Wechselwirkungen (siehe Abschnitt 4.9). Die gleichzeitige Gabe von Flecainid und Arzneimitteln, die ebenfalls durch Cytochrom P450 2D6 (CYP2D6) oder CYP2D6 metabolisiert werden oder dieses hemmen, kann zu einem verminderten Abbau und zu einem Anstieg des Flecainid-Plasmaspiegels führen.
Beispiele für Inhibitoren sind Antidepressiva, Antipsychotika, Propanolol, Ritonavir und einige Antihistaminika; bespiele für Induktoren sind Phenytoin; Phenobarbital oder Carbamazepin.
Enzym-Inhibitoren
Antiarrhythmika
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Amiodaron kann der Flecainid-Plasmaspiegel auf das Doppelte ansteigen, so dass die Flecainid-Dosisverminderung um bis zu 50 % erfolgen sollte (siehe Abschnitt 4.2).
Antihistaminika
Erhöhtes Risiko für ventrikuläre Arrhythmien bei gleichzeitiger Anwendung von Mizolastin und Terfenadin, die gleichzeitige Anwendung sollte vermieden werden.
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Cimetidin kann der Flecainid-Plasmaspiegel auf das Doppelte ansteigen, insbesondere dann, wenn die Nierenleistung eingeschränkt ist (renale Insuffizienz), so dass eine Flecainid-Dosisverminderung um bis zu 50 % erfolgen sollte (siehe Abschnitt 4.2).
Antivirale Substanzen
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Ritonavir kann der Flecainid-Plasmaspiegel ansteigen (erhöhtes Risiko für ventrikuläre Arrhythmien). Die gleichzeitige Anwendung sollte vermieden werden.
Antidepressiva
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Fluoxetin, Paroxetin oder Moclobemid kann der Flecainid-Plasmaspiegel ansteigen. Bei der gleichzeitigen Gabe von Flecainid und trizyklischen Antidepressiva besteht ein erhöhtes Risiko für Arrhythmien.
Antipsychotika
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Clozapin besteht ein erhöhtes Risiko für Arrhythmien.
Antimalariamittel
Chinin und Chinidin erhöhen die Plasmakonzentration von Flecainid.
Antimykotika
Terbinafin kann die Plasmakonzentration von Flecainid erhöhen.
Die gleichzeitige Gabe von Bupropion (Medikament zur Raucherentwöhnung), welches durch CYP2D6 metabolisiert wird, erfordert Vorsicht und sollte mit der geringsten möglichen Dosierung der Begleitmedikation erfolgen. Falls Bupropion einem Patienten, der bereits Flecainid erhält, zusätzlich gegeben wird, sollte die Notwendigkeit einer Dosisreduktion des original Medikation in Erwägung gezogen werden.
Enzym-Induktoren
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und bekannten Enzyminduktoren (wie Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin) kann die Elimination von Flecainid um bis zu 30 % ansteigen.
Bei gleichzeitiger Gabe von Flecainid und Aktivkohle (z. B. Kohlekompretten) sollte beachtet werden, dass in diesen Fällen die Resorption von Flecainid aus dem Darm und damit die Wirksamkeit von Flecainid beeinflusst werden könnte.
4.6 fertilität, schwangerschaft und stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine oder nur unzureichende Daten über die Anwendung von Flecainid beim Menschen in der Schwangerschaft vor.
In tierexperimentellen Studien wurde eine Reproduktionstoxizität festgestellt (siehe Abschnitt 5.3) Während der Schwangerschaft sollte Flecainid nur auf ausdrückliche Anweisung des Arztes angewendet werden, da Flecainid über die Placenta in den fetalen Kreislauf übertritt. Flecainid sollte in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Nutzen das Risiko überwiegt.
Stillzeit
Flecainid tritt beim Menschen in die Muttermilch über und erscheint in Konzentrationen, die denen im mütterlichen Blut entsprechen. Während der Einnahme von Flecainid sollte daher nicht gestillt werden. Die Plasmakonzentrationen, die bei einem stillenden Säugling erreicht werden, sind 5–10 mal niedriger als die therapeutischen Wirkstoffkonzentrationen. Obwohl das Risiko unerwünschter Wirkungen für den stillenden Säugling gering ist, sollte Flecainid während der Stillzeit nur angewendet werden, wenn der Nutzen die Risiken überwiegt.
Fertilität
Es liegen keine Humandaten zum Einfluss von Flecainid auf die Fertilität vor. In tierexperimentellen Untersuchungen zeigte Flecainid keinen Einfluss auf die Fertilität.
4.7. auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen
Durch das Auftreten visueller oder zentralnervöser Nebenwirkungen (z. B. Doppeltsehen und Müdigkeit) oder Schwindel kann das Reaktionsvermögen so weit beeinträchtigt werden, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt herabgesetzt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8. nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Schwindel und Sehstörungen, die bei ca. 15 % der Patienten auftraten. Diese Nebenwirkungen verschwinden bei Fortführung der Therapie meist nach wenigen Tagen oder können durch Dosisreduktion beseitigt werden.
Bei der Bewertung der Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zu Grunde gelegt: Sehr häufig (≥ 1/10); häufig (≥ 1/100 bis < 1/10); gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100); selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000); sehr selten (< 1/10.000); nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
| Systemorganklassen nach MedDRA | Häufigkeit | Unerwünschtes Ereignis |
| Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems | Gelegentlich | Leukozytopenien, Thrombozytopenien, Verminderung der Erythrozytenzahl. Diese Veränderungen sind normalerweise leicht. |
| Erkrankungen des Immunsystems | Sehr selten | Erhöhung antinukleärer Antikörper, mit oder ohne systemische Entzündungszeichen |
| Psychiatrische Erkrankungen | Häufig | Depression, Angstzustände, Schlaflosigkeit |
| Gelegentlich | Verwirrtheit, Amnesie, Halluzinationen | |
| Erkrankungen des Nervensystems | Sehr häufig | Schwindel (Gleichgewichtsstörungen), in der Regel vorübergehend |
| Häufig | Kopfschmerzen, Parästhesien, Hypästhesien, Ataxien, Synkope, Hautrötung (Flush), Vermehrtes Schwitzen, Zittern | |
| Gelegentlich | Dyskinesie, Muskelzucken, Periphere Neuropathie, Krampfanfälle | |
| Selten | Somnolenz | |
| Erkrankungen des Auges | Sehr häufig | Sehstörungen, z. B. Doppeltsehen, Schleiersehen, Sehunschärfe |
| Systemorganklassen nach MedDRA | Häufigkeit | Unerwünschtes Ereignis |
| Sehr selten | Hornhautablagerungen | |
| Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths | Häufig | Tinnitus |
| Selten | Drehschwindel | |
| Herzerkrankungen | Häufig | Proarrhythmische Wirkungen (insbesondere bei Patienten mit struktureller Herzkrankheit und/oder signifikanter Linksherzinsuffizienz, siehe 4.3 „Gegenanzeigen“). |
| Nicht bekannt | Herzstillstand, Schmerzen im Brustkorb, Hypotension, Myokardinfarkt, Palpitationen, atriale Tachykardien und eine Demaskierung eines bestehenden Brugada-Syndroms können auftreten. Dosisabhängige Verlängerungen des PR- und QRS-Intervalles und eine Änderung der SchrittmacherStimulationsschwelle können auftreten (siehe Abschnitt 4.4). | |
| Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums | Häufig | Atemnot |
| Selten | Interstitielle Pneumonitis | |
| Nicht bekannt | Lungenfibrose, Interstitielle Lungenerkrankung | |
| Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts | Häufig | Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verdauungsstörungen, Verstopfung |
| Gelegentlich | Mundtrockenheit, Geschmackstörungen, Abdominaler Schmerz, Appetitverminderung, Flatulenz | |
| Erkrankungen der Leber und der Galle | Selten | Erhöhte Leberenzymwerte, mit und ohne Gelbsucht |
| Nicht bekannt | Hepatische Dysfunktion | |
| Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes | Häufig | Hautausschlag |
| Gelegentlich | Allergische Hautreaktionen, Alopezie | |
| Selten | Schwere Urtikaria | |
| Sehr selten | Lichtempfindlichkeit | |
| Skelettmuskulatur, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen | Gelegentlich | Arthralgien, Myalgien (evtl. mit Fieber) |
| Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse | Gelegentlich | Impotenz |
| Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort | Häufig | Schwäche, Müdigkeit, Fieber, Ödeme |
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen:
Als Klasse-I-Antiarrhythmikum hat Flecainid proarrhythmische Wirkungen und kann neue Herzrhythmusstörungen auslösen oder bestehende Herzrhythmusstörungen verändern oder verstärken. Dies kann zu einer starken Beeinträchtigung der Herztätigkeit mit der möglichen Folge des Herzstillstandes führen. Bei Anwendung vor allem hoher Dosierungen von Flecainid besteht die Möglichkeit einer Zunahme der Herzrhythmusstörungen oder der Herzschlagfolge.
Das Auftreten sowohl ventrikulärer Arrhythmien als auch ventrikulärer Tachykardien wurde berichtet, z. B. Verstärkung ventrikulärer Extrasystolen, Frequenzanstieg frühzeitiger Ventrikelkontraktionen, Zunahme der Häufigkeit und des Schweregrades ventrikulärer Tachykardien, Kammerflimmern.
Bei Patienten mit Vorhofflattern kam es unter Flecainid zu 1 : 1-AV-Überleitung nach anfänglicher Verlangsamung der Vorhoftätigkeit und daraus resultierender Beschleunigung der Ventrikeltätigkeit. Leitungsstörungen können sich unter der Behandlung mit Flecainid verschlimmern. AV-Blockierungen (II. und III. Grades), Schenkelblock oder SA-Block wurden beobachtet. In diesen Fällen sollte die Behandlung mit Flecainid abgebrochen werden.
Eine Bradykardie oder ein Sinusarrest kann auftreten.
Die Behandlung mit Flecainid kann eine Herzinsuffizienz verursachen. Eine vorher unauffällige Herzinsuffizienz (latente Herzinsuffizienz, NYHA I) kann sich unter Flecainid verschlechtern (klinische Manifestation). In einem solchen Fall ist eine Dosisreduktion oder die zusätzliche Gabe von Medikamenten, die die Herzleistung steigern (medikamentöse Kompensation), erforderlich (siehe Abschnitt 4.2).
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: anzuzeigen.
4.9. überdosierung
Die Überdosierung von Flecainid stellt einen potenziell lebensbedrohenden medizinischen Notfall dar. Eine erhöhte Arzneimittelempfindlichkeit und Plasmaspiegel über dem therapeutischen Bereich könnten auch die Folge einer Arzneimittelwechselwirkung sein (siehe Abschnitt 4.5).
Die Symptome einer Flecainid-Überdosierung verlaufen in Abhängigkeit von der eingenommen Dosis, dem Zeitpunkt der Entgiftungsmaßnahmen und dem Funktionszustand des Myokards. Bei Überdosierungen können kardiale und extrakardiale Nebenwirkungen auftreten, die unter dem Abschnitt 4.8 aufgeführt sind. In Fällen schwerer Intoxikation, akzidentiell oder suizidal, können darüber hinaus Asystolie, Atemstillstand und eine akute Erhöhung der endokardialen Reizschwelle auftreten.
Für die Behandlung einer Flecainid-Überdosierung ist kein spezifisches Antidot bekannt.
Es ist keine Möglichkeit bekannt, Flecainid rasch aus dem Körper zu entfernen, aber eine forcierte saure Diurese kann theoretisch hilfreich sein (zur pH-Wert-abhängigen Elimination von Flecainid siehe Abschnitt 5.2).
Die Behandlung sollte folgende Maßnahmen einschließen:
Allgemeine Maßnahmen:
– Absetzen von Flecainid bzw. Dosisreduktion,
– Magenspülung und Entfernung nicht resorbierter Substanz aus dem Gastrointestinaltrakt; die gleichzeitige Instillation großer Mengen Aktivkohle kann im Darmlumen verbliebenes Flecainidacetat binden und eine weitere Resorption deutlich reduzieren,
– Symptomatische intensivmedizinische Maßnahmen.
Maßnahmen bei SA-Block und AV-Block II. oder III. Grades:
– Parasympatholyse durch Atropin bzw. Ipratropiumbromid. Sympathotonisierung durch Orciprenalin; gegebenenfalls Schrittmachertherapie.
Maßnahmen bei intraventrikulärer Blockbildung (Schenkelblockbildung):
– Dosisreduktion bzw. Absetzen von Flecainid, gegebenenfalls Schrittmachertherapie. Bei ausbleibendem Erfolg der Elektrostimulation durch Schrittmacher kann versucht werden, durch hohe Dosen von Orciprenalin die Ansprechbarkeit des Myokards zu verbessern.
Maßnahmen bei akuter kardialer Dekompensation, u. U. mit Blutdruckabfall:
– Absetzen von Flecainid, schnelle i.v.-Aufsättigung mit Herzglykosiden; bei bestehendem Lungenödem intravenöse Anwendung von Furosemid, Preload-Senkung durch hochdosierte Nitrat-Anwendung, falls erforderlich, Katecholamine (z. B. Adrenalin und/oder Dopamin/Dobutamin und/oder Isoproterenol). Zirkulationsunterstützung durch intraaortale Ballon-Pumpe kann versucht werden.
Spezifische Maßnahmen bei schweren Intoxikationen:
– Bei schwerer Hypotonie und Bradykardie (bei in der Regel bewusstlosen Patienten): Atropin 0,5 – 1 mg i.v., Adrenalin 0,5 – 1 mg i.v., evtl. Adrenalin-Dauertropf. Die Tropfgeschwindigkeit richtet sich nach der klinischen Wirkung; ggf. Parasympatholyse mit Atropin/Ipratropiumbromid; ggf. antibradykarde Schrittmacher-Stimulation.
– Bei zerebralen Krampfanfällen: z. B. Diazepam i.v., Sicherung der Atemwege, notfalls Intubation und kontrollierte Beatmung unter Relaxation (z. B. Pancuronium 2 – 6 mg).
Bei Kreislaufstillstand durch Asystolie oder Kammerflimmern:
– Basismaßnahmen der kardio-pulmonalen Reanimation (ABC-Regel):
– Atemwege frei machen bzw. Intubation.
– Beatmen, wenn möglich mit erhöhter Sauerstoffzufuhr.
– Circulation, d. h. externe Herzmassage (notfalls über mehrere Stunden!).
Adrenalin 0,5 – 1 mg i.v. bzw. mit 10 ml isotonischer Natriumchloridlösung verdünnt über Tubus intratracheal, sofern kein zentralvenöser herznaher Zugang liegt. Je nach klinischer Wirkung kann eine mehrfache Wiederholung der Adrenalin-Anwendung erfolgen.
– Bei Kammerflimmern: Defibrillation. Bei Refraktärität 5 – 15 mval Kaliumchlorid i.v. und anschließende erneute Defibrillation.
– Ist die Konversion einer malignen ventrikulären Tachykardie durch übliche Maßnahmen (s. o.) nicht durchführbar, ist auch der Versuch einer antitachykarden Schrittmacher-Stimulation gerechtfertigt (z. B. Overdrive-Suppression).
– Ausgleich der metabolischen Azidose mit Natriumbicarbonat 8,4 %ig, initial 1 ml/kg KG i.v., Wiederholung nach 15 Minuten.
– Versuch der Funktionsverbesserung von Herz und Niere durch Infusionen mit Zusatz von Katecholaminen (z. B. Adrenalin und/oder Dopamin/Dobutamin).
– Allgemein gilt für Klasse I-Antiarrhythmika, dass toxisch bedingte Störungen der Erregungsleitung durch intravenöse Zufuhr von konzentrierter Natriumionen-Lösung (ca. 100 mval Natriumchloridlösung i.v.) antagonistisch zu beeinflussen sind. Ein Serum-Natrium Spiegel von 145 bis 150 mval/l sollte nicht überschritten werden.
– Durch die Anwendung von 25 – 100 mg Dexamethason bzw. Betamethason i.v. und/oder Mannit- oder Sorbitlösung 40 %ig, 1 ml/kg KG i.v. kann eine Hirnödemprophylaxe bzw. -therapie versucht werden.
– Intravenöse Gabe von Lipidemulsionen oder Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) kann im Einzelfall in Betracht gezogen werden.
5. pharmakologische eigenschaften
5.1 pharmakodynamische eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiarrhythmikum der Klasse Ic, ATC-Code: C01BC04
Flecainidacetat ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ic mit negativ inotroper Wirkung. Es bindet an die Natriumkanäle der Muskelmembranen und führt dabei zu einer deutlichen Verlangsamung der kardialen Reizleitung und zur Suppression spontaner vorzeitiger Kammerkomplexe. Im Myokard bindet Flecainidacetat stark an schnelle Natriumkanäle und verlangsamt so die
Depolarisationsgeschwindigkeit; die Überleitung in Vorhof, AV-Knoten, Ventrikel und PurkinjeFasern ist vermindert. Der deutlichste Effekt zeigt sich an den Purkinje-Fasern
5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften
Verteilungsvolumen: 8,7 l/kg KG
pKa-Wert: 9,3
Flecainid wird rasch und nahezu vollständig resorbiert und besitzt eine Bioverfügbarkeit von 90 bis 95%.
Im Allgemeinen werden Steady-State-Bedingungen nach ca. 4 Tagen (entspricht ca. 5 Halbwertszeiten) erreicht. Bei Patienten mit Dosierungseinschränkungen (siehe Abschnitt 4.2) können wegen der damit einhergehenden Veränderung der Verstoffwechselung und Ausscheidung von Flecainid 6 – 8 Tage, in Ausnahmefällen bis zu 20 Tage bis zum Erreichen von Steady-State-Verhältnissen vergehen.
Maximale Flecainid-Plasmaspiegel (Peak-Werte) stellen sich etwa 3 Stunden (2 – 6 Stunden) nach oraler Applikation ein.
Die durchschnittliche Plasmahalbwertszeit bei herzkranken Patienten beträgt etwa 20 Stunden. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten, die erfolgreich mit Flecainid behandelt wurden, zeigten Nüchtern-Plasmaspiegel (Trough-Level) von 200 – 1000 ng/ml, abhängig von der gewählten Dosierung. Nach Erreichen von Steady-State-Bedingungen (nach ca. 4 Tagen) erhöht jede der verabreichten Einzeldosen den Flecainid-Plasmaspiegel-Peak-Wert um 35 – 40 % gegenüber den Nüchternwerten; in einem 12stündigen applikationsfreien Intervall reduzieren sich die Flecainid-Plasmaspiegel-Peak-Werte um 25 – 30 %.
Flecainid unterliegt keiner nennenswerten “First-Pass“-Metabolisierung in der Leber, jedoch einer deutlichen Sekundär-Metabolisierung. Die bisher nachgewiesenen Metaboliten zeigen keine oder nur geringe antiarrhythmische Wirksamkeit und rufen nach bisherigen Erkenntnissen keine Nebenwirkungen hervor. Flecainid und die bisher bekanntgewordenen Metaboliten (einschließlich konjugierter Verbindungen) werden nahezu vollständig über die Niere ausgeschieden; in der Fäzes werden lediglich 5 % Flecainid einschließlich der Metaboliten aufgefunden.
Untersuchungen haben ergeben, dass die Flecainid-Elimination abhängig vom pH-Wert des Urins ist. Bei einem Urin-pH-Wert von 4,4 – 5,4 werden ca. 45 % einer einmaligen Flecainid-Gabe innerhalb von 32 Stunden unverändert renal eliminiert; bei einem Urin-pH-Wert von 7,4 – 8,3 beträgt die
Eliminationsquote von nicht metabolisiertem Flecainid 7,4 %.
Zur Interaktion mit anderen Substanzen siehe Abschnitt 4.5.
Die Plasma-Eiweißbindung von Flecainid beträgt 32 – 47 % und ist unabhängig von der eingesetzten Dosis bzw. dem Flecainid-Plasmaspiegel. Der Plasmaspiegel an freiem Flecainid weist eine enge Korrelation zur verabreichten Dosis auf.
5.3. präklinische daten zur sicherheit
a) Akute Toxizität
Bei den Versuchen zur akuten Toxizität kam es zu Ataxie, Dyspnoe, Konvulsionen und präfinal zur Atemdepression.
b) Chronische Toxizität
Beim Hund verursachte Flecainid ab 5 mg/kg/die EKG-Veränderungen (Verlängerung des PQ-Intervalls, starke Zunahme des QRS-Komplexes, des QT-Intervalls, Zunahme der Amplitude der T-Welle, Veränderung der Schlagfrequenz, Verringerung der Kontraktionskraft, Überleitungsstörungen). Flecainid rief Erhöhungen von GPT im Blut (bei der Ratte ab 80 mg/kg/die, beim Hund ab 5 mg/kg/die) und Veränderungen des Gewichts von Herz und Leber hervor, ohne dass histologische Veränderungen in Herz und Leber beobachtet werden konnten.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Die mit Flecainid durchgeführten Mutagenitätstests (Ames-Test, Mouse-Lymphoma-Assay, Chromosomenmutationen im Knochenmark von Ratten) lieferten keine Hinweise auf eine mutagene Wirkung.
Anhand von Kanzerogenitätsstudien (orale Applikation von Flecainid in Dosierungen bis zu 60 mg/kg/die bei Mäusen über 18 Monate, bei Ratten über 24 Monate) ergaben sich keine Hinweise für ein tumorerzeugendes Potential von Flecainid.
d) Reproduktionstoxizität
Bei einem Kaninchenstamm kam es nach Flecainid zu Teratogenität und Embryotoxizität. Zur Festlegung eines Sicherheitsbereiches für diese Wirkung lagen nicht genügend Daten vor. Es kann jedoch festgestellt werden, dass diese Wirkungen bei anderen Kaninchenstämmen sowie Ratten und Mäusen nicht auftraten.
Tragzeitverlängerungen wurden bei Ratten bei einer Tagesdosis von 50 mg/kg beobachtet. Auswirkungen auf die Fertilität ergaben sich nicht.
6. pharmazeutische angaben
6.1. liste der sonstigen bestandteile
Mikrokristalline Cellulose (PH 101)
Mikrokristalline Cellulose (PH 102)
Croscarmellose-Natrium
Magnesiumstearat (Ph. Eur.) [pflanzlich]
6.2. inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 dauer der haltbarkeit
3 Jahre
6.4. besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5. art und inhalt des behältnisses
Blisterpackung
Alu-PVC/PVDC-Blisterpackungen mit 20, 50, 60 und 100 Tabletten.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6. besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung und sonstige hinweise zur handhabung
Nicht zutreffend
7. inhaber der zulassung
Zentiva Pharma GmbH
65927 Frankfurt am Main
Telefon: 0800 53 53 010
Telefax: 0800 53 53 011
8. zulassungsnummer
Zul.-Nr.: 2200920.00.00
9. datum der erteilung der zulassung
18. Dezember 2018
10. stand der information
Februar 2024