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Bicalutamid axcount 150 mg Filmtabletten - Zusammengefasste Informationen

ATC-Gruppe:

Dostupné balení:

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels - Bicalutamid axcount 150 mg Filmtabletten

FACHINFORMATION

1.    bezeichnung des arzneimittels

Bicalutamid axcount 150 mg Filmtabletten

2.    qualitative und quantitative zusammensetzung

Eine Filmtablette enthält 150 mg Bicalutamid als Wirkstoff.

Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung:

Enthält auch 188,0 mg Lactose-Monohydrat

Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.

3.    darreichungsform

Filmtablette

Weiße, runde, bikonvexe Filmtabletten mit Bruchrille

4.    klinische angaben

4.1    anwendungsgebiete

Bicalutamid axcount 150 mg Filmtabletten ist angezeigt entweder als alleinige Therapie oder als adjuvante Therapie zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom und hohem Progressionsrisiko (siehe Abschnitt 5.1).

Bicalutamid axcount 150 mg Filmtabletten sind auch angezeigt zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasierendem Prostatakarzinom, bei denen eine chirugische Kastration oder andere medizinische Intervention als nicht angemessen oder akzeptabel angesehen wird.

4.2    dosierung und art der anwendung

Männliche Erwachsene einschließlich ältere Patienten

Die Dosierung beträgt eine 150 mg Tablette, einmal täglich oral eingenommen.

Bicalutamid axcount 150 mg sollte kontinuierlich über mindestens 2 Jahre bzw. bis zu einer Progression der Erkrankung eingenommen werden.

Besondere Patientengruppen

Kinder und Jugendliche

Bicalutamid axcount 150 mg ist bei Kindern und Jugendlichen kontraindiziert.

Eingeschränkte Nierenfunktion

Bei Patienten mit Nierenfunktion­sstörungen ist keine Dosisanpassung erforderlich. Es bestehen keine Erfahrungen mit der Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit schweren Nierenfunktion­sstörungen (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) (siehe Abschnitt 4.4).

Eingeschränkte Leberfunktion

Bei Patienten mit leichten Leberfunktion­sstörungen ist keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit mäßigen bis schweren Leberfunktion­sstörungen kann es zu einer erhöhten Kumulation kommen (siehe Abschnitt 4.4.).

Art der Anwendung

Zum Einnehmen.

Die Tabletten sollten unzerkaut mit einem Glas Wasser eingenommen werden.

4.3    gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.

Bicalutamid axcount 150 mg ist bei Frauen, Kindern und Jugendlichen kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.6).

Die gleichzeitige Einnahme von Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid mit Bicalutamid ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5).

4.4    besondere warnhinweise und vorsichtsmaßnahmen für die anwendung

Die Einleitung der Behandlung sollte unter der direkten Aufsicht eines Spezialisten erfolgen. Bicalutamid wird weitgehend in der Leber metabolisiert. Daten deuten darauf hin, dass die Elimination von Bicalutamid bei Personen mit stark eingeschränkter Leberfunktion verlangsamt sein könnte, was zu einer erhöhten Kumulation von Bicalutamid führen könnte. Deswegen sollte Bicalutamid bei Patienten mit mäßigen bis schweren Leberfunktion­sstörungen mit Vorsicht angewendet werden.

Da die Möglichkeit von Leberveränderungen besteht, sollten regelmäßige Leberfunktionstests erwogen werden. Der Großteil dieser Veränderungen ist innerhalb der ersten 6 Monate einer Behandlung mit Bicalutamid zu erwarten.

Schwere Leberveränderungen und Leberversagen wurden selten während einer Bicalutamidbe­handlung beobachtet, und es wurden tödliche Verläufe berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Bei schwerwiegenden Leberveränderungen sollte die Behandlung mit Bicalutamid abgebrochen werden.

Bei Patienten mit einem objektiven Fortschreiten der Erkrankung mit erhöhten PSA-Werten sollte erwogen werden, die Behandlung mit Bicalutamid zu beenden.

Es wurde gezeigt, dass Bicalutamid Cytochrom P450 (CYP 3A4) hemmt. Daher ist bei gleichzeitiger Verabreichung mit Arzneimitteln, die vorwiegend durch CYP 3A4 metabolisiert werden, Vorsicht geboten (siehe Abschnitte 4.3 und 4.5).

In seltenen Fällen wurde bei Patienten, die Bicalutamid 150 mg einnahmen, eine Photosensitivität berichtet. Die Patienten sollten angewiesen werden, während der Behandlung mit Bicalutamid 150 mg eine direkte Exposition mit starkem Sonnenlicht oder UV-Licht zu vermeiden; die Verwendung von Sonnenschutzmitteln sollte in Erwägung gezogen werden. In Fällen einer anhaltenden und/oder schweren Photosensitivität sollte eine geeignete symptomatische Behandlung eingeleitet werden.

Da keine Erfahrungen zur Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit schweren

Nierenfunktion­sstörungen (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) vorliegen, sollte Bicalutamid bei diesen Patienten nur mit Vorsicht angewendet werden.

Bei Patienten mit Herzerkrankungen ist eine regelmäßige Überwachung der Herzfunktion ratsam.

Eine Androgendepri­vationstherapie kann das QT-Intervall verlängern.

Bei Patienten mit QT-Verlängerung in der Anamnese oder mit Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung sowie bei Patienten, die gleichzeitig Arzneimittel erhalten, die das QT-Intervall verlängern könnten (siehe Abschnitt 4.5) sollte der Arzt vor Beginn der Behandlung mit Bicalutamid das Nutzen-Risiko-Verhältnis einschließlich des Potenzials für Torsade de Pointes bewerten.

Eine Antiandrogenthe­rapie kann morphologische Veränderungen an Spermatozoen hervorrufen. Wenngleich die Wirkung von Bicalutamid auf die Spermienmorphologie nicht untersucht wurde und bei mit Bicalutamide behandelten Patienten keine solchen Veränderungen berichtet wurden, sollten die Patienten und/oder ihre Partner/innen während und 130 Tage nach der Behandlung mit Bicalutamid eine zuverlässige Empfängnisverhütung anwenden.

Eine Potenzierung der Effekte blutgerinnungshem­mender Arzneimittel vom Cumarintyp bei Patienten, die gleichzeitig Bicalutamid erhalten, kann zu einer Erhöhung der Prothrombinzeit (PT) und der International Normalised Ratio (INR) führen. Einige solcher Fälle waren mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden.

Eine engmaschige Überwachung der PT/INR wird daher empfohlen und eine Dosis-Anpassung des blutgerinnungshem­menden Arzneimittels sollte in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitte 4.5).

Wichtige Informationen über die sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels

Dieses Arzneimittel enthält Lactose. Patienten der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht anwenden.

Natrium

Bicalutamid 150 mg enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Filmtablette, d. h., es ist nahezu „natriumfrei“.

4.5    wechselwirkungen mit anderen arzneimitteln und sonstige wechselwirkungen

Da eine Androgen-Entzugstherapie das QT-Intervall verlängern kann, sollte die gleichzeitige Anwendung von Bicalutamid mit Arzneimitteln, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern oder möglicherweise Torsade de Pointes induzieren, sorgfältig abgeschätzt werden. Zu diesen Arzneimitteln gehören Antiarrhythmika der Klasse IA (z. B. Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III (z. B. Amiodaron, Sotalol, Dofetilid, Ibutilid) sowie Methadon, Moxifloxacin, Antipsychotika usw. (siehe Abschnitt 4.4).

In vitro- Studien haben gezeigt, dass R-Bicalutamid ein Inhibitor von CYP 3A4 ist, mit geringeren inhibitorischen Wirkungen auf die CYP 2C9, 2C19 und 2D6 Aktivität.

In klinischen Studien in Kombination mit Antipyrin als Marker für die Cytochrom P450 (CYP) Aktivität konnte kein Arzneimittelwechsel­wirkungspoten­zial mit Bicalutamid nachgewiesen werden. Die mittlere Midazolam-Exposition (AUC) war nach einer 28-tägigen gleichzeitigen Verabreichung mit Bicalutamid jedoch um bis zu 80 % erhöht. Für Arzneimittel mit einer engen therapeutischen Breite könnte eine solche Erhöhung relevant sein. Daher ist die gleichzeitige Verwendung von Terfenadin, Astemizol und Cisaprid kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3), und bei der gleichzeitigen Anwendung von Bicalutamid mit Verbindungen wie Ciclosporin und Kalziumkanal-Blocker ist Vorsicht geboten. Eine Dosisreduktion kann für diese Arzneimittel vor allem dann erforderlich sein, wenn Hinweise auf eine verstärkte oder unerwünschte Arzneimittelwirkung vorliegen. Für Ciclosporin wird empfohlen, die Plasmakonzentra­tionen und den klinischen Zustand nach Einleitung oder Beendigung einer Bicalutamid-Therapie engmaschig zu überwachen.

Bei der Verschreibung von Bicalutamid mit anderen Mitteln, die die Arzneimittelo­xidation hemmen könnten wie z.B. Cimetidin und Ketoconazol, ist Vorsicht geboten. Es könnte theoretisch zu erhöhten

Bicalutamid-Plasmakonzentra­tionen und somit zu einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen kommen.

In vitro -Studien haben gezeigt, dass Bicalutamid das Cumarin-Antikoagulans Warfarin von seinen Proteinbindun­gsstellen verdrängen kann. Es sind Fälle eines verstärkten Effektes von Warfarin und anderen blutgerinnungshem­menden Arzneimitteln vom Cumarintyp bekannt, wenn diese zusammen mit Bicalutamid angewendet werden. Daher wird empfohlen, bei der gleichzeitigen Anwendung von Bicalutamid und blutgerinnungshem­menden Arzneimitteln vom Cumarintyp die PTR/INR engmaschig zu überwachen und eine Dosisanpassung des blutgerinnungshem­menden Arzneimittels in Betracht zu ziehen (siehe Abschnitte 4.4 und 4.8).

Kinder und Jugendliche

Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen wurden nur bei Erwachsenen durchgeführt.

4.6    fertilität, schwangerschaft und stillzeit

Schwangerschaft

Bicalutamid ist bei Frauen kontraindiziert und darf Schwangeren und stillenden Müttern nicht verabreicht werden.

Stillzeit

Bicalutamid ist während der Stillzeit kontraindiziert.

Fertilität

In tierexperimentellen Untersuchungen wurde eine reversible Beeinträchtigung der männlichen Fertilität beobachtet (siehe Abschnitt 5.3). Ein Zeitraum verminderter Fruchtbarkeit bzw.

Unfruchtbarkeit beim Mann ist anzunehmen.

4.7    auswirkungen auf die verkehrstüchtigkeit und die fähigkeit zum bedienen von maschinen

Es ist unwahrscheinlich, dass Bicalutamid die Verkehrstüchtigkeit von Patienten und ihre Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt. Es sollte jedoch bedacht werden, dass es gelegentlich zu Somnolenz kommen kann. Betroffene Patienten sollten entsprechend vorsichtig sein.

4.8    nebenwirkungen

In diesem Abschnitt werden Nebenwirkungen wie folgt definiert: Sehr häufig (≥ 1/10); häufig

(≥ 1/100, < 1/10); gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100); selten (≥ 1/10.000, < 1/1.000); sehr selten

(< 1/10.000); nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Die pharmakologische Wirkung von Bicalutamid kann verschiedene unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Dies beinhaltet die folgenden:

Systemorganklasse

Häufigkeit

Ereignis

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Häufig

Anämie

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich

Überempfindlichke­it, Angioödem und Urtikaria

Stoffwechsel- und

Ernährungsstörungen

Häufig

Appetitlosigkeit

Psychiatrische Erkrankungen

Häufig

Verminderte Libido Depression

Erkrankungen des Nervensystems

Häufig

Schwindel Schläfrigkeit

Herzerkrankungen

Nicht bekannt

QT-Verlängerung (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5)

Gefäßerkrankungen

Häufig

Hitzewallungen

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Gelegentlich

Interstitielle Lungenerkrankung (über

Todesfälle wurde berichtet)3, Atemnot

Erkrankungen des

Gastrointesti­naltrakts

Häufig

Bauchschmerzen, Verstopfung, Dyspepsie,

Blähungen,

Übelkeit

Leber- und Gallenerkrankungen

Häufig

Hepatotoxizität, Gelbsucht, Hypertransami­nasämie, Cholestase, die selten schwerwiegend waren. Diese Änderungen waren häufig vorübergehend und verschwanden oder besserten sich bei fortgesetzter Behandlung bzw. Nach Absetzen der Therapie.

Selten

Leberversagen1 (über Todesfälle wurde berichtet). Eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte sollte daher in Betracht gezogen werden (siehe Abschnitt 4.4).

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellge­webes

Sehr häufig

Ausschlag (Rash)

Häufig

Alopezie

Hirsuitismus/Nachwach­sen von Haaren

Trockene Haut2

Pruritus

Selten

Photosensitivität

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Häufig

Hämaturie

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Sehr häufig

Spannungsgefühl der Brust, Gynäkomastie Der Großteil der Patienten, die Bicalutamid 150 mg als Monotherapie erhalten, entwickelt eine Gynäkomastie und/oder bekommt Brustschmerzen. In Studien wurden diese Symptome bei bis zu 5 % der Patienten als schwerwiegend erachtet. Die Gynäkomastie wird sich unter Umständen nach Abbruch der Therapie spontan nicht zurückbilden, insbesondere nach längerer Behandlung.

Häufig

Erektile Dysfunktion

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am

Verabreichungsort

Sehr häufig

Asthenie

Häufig

Thoraxschmerzen, Ödem

Untersuchungen

Häufig

Gewichtszunahme

Ereignis bei Patienten, die während der randomisierten Behandlungsphase im Bicalutamid -Arm der EPCStudien mit 150 mg behandelt wurden.

Erhöhte PTR/INR: Bei der Überwachung nach Markteinführung wurde über Wechselwirkungen von Cumarin-Antikoagulantien mit Bicalutamid berichtet (siehe Abschnitte 4.4 und 4.5).

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn; Website:

4.9    überdosierung

Es liegen keine Erfahrungen zur Überdosierung bei Menschen vor. Da Bicalutamid zu den Aniliden gehört, besteht das theoretische Risiko der Entwicklung einer Methämoglobinämie.

Methämoglobinämie wurde nach Überdosierung bei Tieren beobachtet. Dementsprechend kann ein Patient mit akuter Intoxikation zyanotisch sein.

Es gibt kein spezifisches Antidot; die Behandlung sollte symptomatisch erfolgen. Eine Dialyse ist unter Umständen nicht hilfreich, da Bicalutamid in hohem Maße an Proteine gebunden wird und nicht unverändert im Urin nachgewiesen wird. Eine allgemeine unterstützende Versorgung, einschließlich engmaschiger Überwachung der Vitalfunktion, ist angezeigt.

5.    pharmakologische eigenschaften

5.1    pharmakodynamische eigenschaften

Pharmakothera­peutische Gruppe: Hormonantagonisten und verwandte Mittel, Antiandrogene, ATC-Code: L02BB03

Wirkmechanismus

Bicalutamid ist ein nichtsteroidales Antiandrogen ohne weitere endokrine Aktivität. Es bindet sich an den Wildtyp- bzw. normalen Androgenrezeptor ohne eine Genexpression zu aktivieren, und hemmt somit den Androgenstimulus. Eine Regression von Prostatatumoren resultiert aus dieser Hemmung. Klinisch kann es in einer Untergruppe von Patienten nach Absetzen von Bicalutamid zu einem so genannten „Antiandrogen-Entzugssyndrom“ kommen.

Klinische Wirksamkeit und Sicherheit

Bicalutamid 150 mg wurde bei Patienten mit lokal begrenztem (T1-T2, N0 oder NX, M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0) nicht-metastasiertem Prostatakrebs in einer kombinierten Analyse von drei plazebokontro­llierten, doppelblinden Studien mit 8113 Patienten, denen Bicalutamid als unmittelbare Hormontherapie oder adjuvant zu radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (vor allem externe Strahlentherapie) verabreicht wurde untersucht. Bei einer medianen Nachbeobachtun­gsdauer von 9,7 Jahren trat bei 36,6 % bzw. 38,17 % aller mit Bicalutamid bzw. mit Plazebo behandelten Patienten eine objektive Krankheitspro­gression auf.

Eine Reduktion des Risikos einer objektiven Krankheitspro­gression wurde bei den meisten Patientengruppen beobachtet, jedoch war diese bei Patienten mit dem höchsten Progressionsrisiko am deutlichsten. Deshalb könnte der behandelnde Arzt entscheiden, dass die optimale Behandlungsstra­tegie für einen Patienten mit geringem Progressionsrisiko – insbesondere im

adjuvanten Settuing nach einer radikalen Prostatektomie – das Aufschieben der hormonalen Therapie bis zum Auftreten von Anzeichen einer Krankheitspro­gression ist.

Nach einer medianen Nachbeobachtun­gsdauer von 9,7 Jahren wurde bei einer Mortalität von 31,4 % (HR = 1,01; 95%-KI: 0,94 bis 1,09) kein Unterschied beim Gesamtüberleben beobachtet. Dennoch waren in explorativen Subgruppen-Analysen einige Tendenzen ersichtlich.

Die Daten hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens im Zeitverlauf (basierend auf Kaplan-Meier-Schätzern) bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst:

Tabelle 1: Anteil der Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Krankheitspro­gression im Zeitverlauf (nach Therapie-Subgruppen)

Analysepopulation

Behandlungsarm

Ereignisse (%) nach 3 Jahren

Ereignisse (%) nach 5 Jahren

Ereignisse (%) nach 7 Jahren

Ereignisse (%) nach 10 Jahren

Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) (n=657)

Bicalutamid 150 mg

19,7 %

36,3 %

52,1 %

73,2 %

Plazebo

39,8 %

59,7 %

70,7 %

79,1 %

Strahlentherapie (n=305)

Bicalutamid 150 mg

13,9 %

33,0 %

42,1 %

62,7 %

Plazebo

30,7 %

49,4 %

58,6 %

72,2 %

Radikale Prostatektomie (n=1719)

Bicalutamid 150 mg

7,5 %

14,4 %

19,8 %

29,9 %

Plazebo

11,7 %

19,4 %

23,2 %

30,9 %

Tabelle 2. Gesamtüberleben bei lokal fortgeschrittener Erkrankung nach Therapie-Subgruppen_

Analysepopulation

Behandlungsarm

Ereignisse (%) nach 3 Jahren

Ereignisse (%) nach 5 Jahren

Ereignisse (%) nach 7 Jahren

Ereignisse (%) nach 10 Jahren

Watchful Waiting (Beobachtendes Abwarten) (n=657)

Bicalutamid 150 mg

14,2 %

29,4 %

42,2 %

65,0 %

Plazebo

17,0 %

36,4 %

53,7 %

67,5 %

Strahlentherapie (n=305)

Bicalutamid 150 mg

8,2 %

20,9 %

30,0 %

48,5 %

Plazebo

12,6 %

23,1 %

38,1 %

53,3 %

Radikale Prostatektomie (n=1719)

Bicalutamid 150 mg

4,6 %

10,0 %

14,6 %

22,4 %

Plazebo

4,2 %

8,7 %

12,6 %

20,2 %

Bei Patienten mit lokal begrenzter Erkrankung und Bicalutamid-Monotherapie bestand kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben. Bei Patienten mit lokal begrenzter Erkrankung, die Bicalutamid als adjuvante Therapie nach Strahlentherapie (HR = 0,98; 95%-KI: 0,80 bis 1,20) oder radikaler Prostatektomie (HR = 1,03; 95%-KI: 0,85 bis 1,25) erhielten, konnte kein signifikanter Unterschied im Gesamtüberleben nachgewiesen werden. Bei Patienten mit lokal begrenzter Erkrankung, deren Behandlung ansonsten durch beobachtendes Abwarten erfolgt wäre, gab es im Vergleich zu Patienten mit Plazebo ebenfalls einen Trend zu einer verringerten Überlebensdauer

(HR = 1,15; 95%-KI: 1,00 bis 1,32). Vor diesem Hintergrund wird das Nutzen-Risiko-Profil für die Anwendung von Bicalutamid bei Patienten mit lokal begrenzter Erkrankung nicht als vorteilhaft erachtet.

In einem separaten Programm wurde die Wirksamkeit von Bicalutamid bei der Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht-metastasiertem Prostatakrebs, bei denen eine unmittelbare Kastration angezeigt war, in einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 480 zuvor unbehandelten Patienten mit nicht-metastasiertem (M0) Prostatakrebs nachgewiesen. Bei einer Mortalität von 56 % und einer medianen Nachbeobachtun­gsdauer von 6,3 Jahren bestand bei der Überlebensrate kein signifikanter Unterschied zwischen Bicalutamid und Kastration (Hazard Ratio = 1,05 [KI: 0,81 bis 1,36]). Allerdings war die Schlussfolgerung einer Äquivalenz der beiden Behandlungen statistisch nicht möglich.

In einer kombinierten Analyse von 2 Studien mit 805 zuvor unbehandelten Patienten mit metastasierter Erkrankung (M1) zeigte Bicalutamid bei einer Mortalität von 43 % eine im Vergleich zur Kastration geringere Wirksamkeit bei der Überlebensdauer (Hazard Ratio = 1,30 [KI: 1,04 bis 1,65]), mit einer zahlenmäßigen Differenz der berechneten Lebenserwartung von 42 Tagen (6 Wochen) bei einer medianen Überlebensdauer von 2 Jahren.

Bicalutamid ist ein Racemat, wobei seine antiandrogene Wirkung fast ausschließlich mit dem R-Enantiomer verbunden ist.

Kinder und Jugendliche

Es wurden keine Studien bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt (siehe Abschnitt 4.3 und 4.6)

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Bicalutamid wird nach oraler Verabreichung gut resorbiert. Es gibt keine Hinweise auf eine klinisch relevante Auswirkung von Nahrungsmitteln auf die Bioverfügbarkeit.

Bicalutamid liegt als Racemat, d. h. als Gemisch aus ®- bzw. (S)-Enantiomer vor. Beide Enantiomere unterscheiden sich deutlich in ihrer Pharmakokinetik:

Verteilung

Bicalutamid wird in hohem Maße an Protein gebunden (das Racemat zu 96 %, das ®-Enantiomer zu > 99 %) und weitgehend metabolisiert (Oxidation und Glukuronidierung). Seine Metaboliten werden zu annähernd gleichen Teilen über die Nieren und die Galle ausgeschieden.

Biotransformation

Das (S)-Enantiomer wird im Vergleich zum ®-Enantiomer schnell ausgeschieden, wobei letzteres eine Plasmaelimina­tionshalbwertsze­it von etwa 1 Woche hat.

Bei täglicher Verabreichung von Bicalutamid 150 mg kommt es zu einer etwa 10-fachen Anreicherung des ®-Enantiomers im Plasma, was auf seine lange Halbwertszeit zurückzuführen ist.

Die pharmakokinetischen Eigenschaften des ®-Enantiomers werden weder durch das Alter der Patienten noch durch Nierenfunktion­sstörungen oder leichte bis mittelschwere Neberfunktion­sstörungen beeinflusst. Es gibt Hinweise, dass bei Patienten mit schwerer Leberfunktion­sstörung das ®-Enantiomer langsamer eliminiert wird.

Steady-State-Plasmakonzentra­tionen des ®-Enantiomers von ca. 22 µg/ml werden bei der täglichen Verabreichung von 150 mg Bicalutamid beobachtet. Im Steady State macht das überwiegend aktive ®-Enantiomer 99 % der gesamten zirkulierenden Enantiomere aus.

Elimination

In einer klinischen Studie lag die mittlere R-Bicalutamid Konzentration im Sperma von Männern, die 150 mg Bicalutamid erhielten, bei 4,9 µg/ml. Die Menge an Bicalutamid, die während des Geschlechtsverkehrs potentiell auf den weiblichen Partner übertragen wird, ist gering und entspricht etwa 0,3 µg/kg. Dies liegt unter der Menge, die bei Labortieren erforderlich ist, um Veränderungen in der Nachkommenschaft hervorzurufen.

Besondere Patientengruppen

Die Pharmakokinetik des ®-Enantiomers ist unbeeinflusst von Faktoren wie Alter, Nierenfunktion­sstörungen oder leichter bis mäßiger Leberinsuffizienz. Es gibt Hinweise darauf, dass das ®-Enantiomer bei Patienten mit schwerwiegenden Leberfunktion­sstörungen langsamer aus dem Plasma eliminiert wird.

5.3    präklinische daten zur sicherheit

Bicalutamid ist ein wirksames Antiandrogen und im Tierversuch ein Induktor mischfunktioneller Oxidasen. Veränderungen am Zielorgan, einschließlich einer Tumorinduktion (Leydig-Zellen, Schilddrüse, Leber) bei Tieren, werden auf diese Wirkung zurückgeführt. Eine Enzyminduktion wurde beim Menschen nicht beobachtet, und keiner dieser Befunde wird für die Behandlung von Patienten mit Prostatakarzinom als relevant erachtet. Eine Atrophie der Hodenkanälchen ist ein vorhersehbarer Klasseneffekt der Antiandrogene und wurde bei allen untersuchten Spezies beobachtet.

Hodenatrophien waren 6 Monate nach einer 12-monatigen Toxizitätsunter­suchung bei wiederholter Verabreichung an Hunden vollständig reversibel, wobei die Wiederherstellung der Funktion in Reproduktionsstu­dien an Ratten 7 Wochen nach 11-wöchiger Behandlungsdauer offensichtlich war. Ein Zeitraum verminderter Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit beim Mann ist anzunehmen.

6.    pharmazeutische angaben

6.1    liste der sonstigen bestandteile

Tablettenkern

Lactose-Monohydrat

Povidon

Carboxymethylstärke-Natrium (Ph.Eur.)

Magnesiumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich]

Tablettenfilm

Opadry OY (bestehend aus Hypromellose, Titandioxid (E 171), Propylene glycol)

6.2    inkompatibilitäten

Keine

6.3    dauer der haltbarkeit

5 Jahre

6.4    besondere vorsichtsmaßnahmen für die aufbewahrung

Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedin­gungen erforderlich.

6.5    art und inhalt des behältnisses

PVC/PVDC/Alumi­niumblisterpac­kungen zu je 10, 14, 20, 28, 30, 40, 50, 56, 80, 84, 90, 100, 140, 200 oder 280 Tabletten.

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6    besondere vorsichtsmaßnahmen für die beseitigung

Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.

7.    inhaber der zulassung

axcount Generika GmbH

Max-Planck-Straße 36 d

61381 Friedrichsdorf

Deutschland

Telefon: 06172–17940–00

Telefax: 06172–17940–40

E-Mail:

8.    zulassungsnummer

93421.00.00

9.    datum der erteilung der zulassung

12.04.2016

10.    stand der information

Mai 2022

Das Medikament ist im ATC-Baum enthalten: