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Krankheitsangststörung

Aktualisiert am: 22.02.2025

Übersicht

Krankheitsangst, auch Hypochondrie oder Gesundheitsangst genannt, bedeutet, dass Sie sich übermäßig Sorgen machen, dass Sie ernsthaft krank sind oder werden könnten. Vielleicht haben Sie keine körperlichen Symptome. Oder Sie glauben, dass normale Körperempfindungen oder geringfügige Symptome Anzeichen für eine schwere Krankheit sind, obwohl eine gründliche medizinische Untersuchung keine ernsthafte Erkrankung ergibt.

Es kann sein, dass Sie extreme Angst haben, dass Körperempfindungen wie Muskelzuckungen oder Müdigkeit mit einer bestimmten, schweren Krankheit zusammenhängen. Diese übermäßige Angst – und nicht das körperliche Symptom selbst – führt zu einer schweren Belastung, die Ihr Leben beeinträchtigen kan­n.

Krankheitsangst ist eine langfristige Erkrankung, deren Schweregrad schwanken kann. Sie kann mit zunehmendem Alter oder in Zeiten von Stress zunehmen. Eine psychologische Beratung (Psychotherapie) und manchmal auch Medikamente können jedoch helfen, Ihre Ängste zu lindern.

Hypochondrie

Das von der American Psychiatric Association herausgegebene Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) führt die Hypochondriasis – auch Hypochondrie genannt – nicht mehr als Diagnose auf. Stattdessen kann bei Menschen, bei denen zuvor Hypochondrie diagnostiziert wurde, eine krankheitsbedingte Angststörung diagnostiziert werden, bei der der Schwerpunkt der Angst und Sorge darauf liegt, dass unangenehme oder ungewöhnliche körperliche Empfindungen auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten.

Bei der somatischen Symptomstörung – einer verwandten Störung – steht dagegen die Beeinträchtigung durch körperliche Symptome wie Schmerzen oder Schwindel im Vordergrund, ohne dass die Sorge besteht, dass diese Symptome eine spezifische Krankheit darstellen.

Symptome

Zu den Symptomen der Krankheitsangststörung gehört die Beschäftigung mit der Vorstellung, dass man ernsthaft krank ist, und zwar aufgrund normaler Körperempfindungen (z. B. ein lauter Magen) oder geringfügiger Anzeichen (z. B. ein leichter Hautausschlag). Zu den Anzeichen und Symptomen können gehören:

  • Beschäftigung mit dem Gedanken, eine schwere Krankheit oder einen schweren Gesundheitszustand zu haben oder zu bekommen
  • Befürchtung, dass geringfügige Symptome oder Körperempfindungen auf eine schwere Krankheit hindeuten
  • Leichtes Erschrecken über Ihren Gesundheitszustand
  • Wenig oder keine Beruhigung durch Arztbesuche oder negative Testergebnisse
  • Übermäßige Sorge um eine bestimmte Krankheit oder Ihr Risiko, eine Krankheit zu entwickeln, weil sie in Ihrer Familie vorkommt
  • Sie haben so viel Angst vor möglichen Krankheiten, dass es Ihnen schwerfällt, zu funktionieren
  • Wiederholtes Überprüfen Ihres Körpers auf Anzeichen von Krankheit oder Beschwerden
  • Häufiges Aufsuchen von Arztterminen, um sich zu vergewissern – oder Vermeiden von medizinischer Versorgung aus Angst, dass eine schwere Krankheit diagnostiziert wird
  • Meiden von Menschen, Orten oder Aktivitäten aus Angst vor Gesundheitsrisiken
  • Ständiges Reden über Ihre Gesundheit und mögliche Krankheiten
  • Häufige Suche im Internet nach Ursachen von Symptomen oder möglichen Krankheiten

Wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten

Da die Symptome mit gesundheitlichen Problemen zusammenhängen können, ist es wichtig, dass Sie sich von Ihrem Hausarzt untersuchen lassen, wenn dies noch nicht geschehen ist. Wenn Ihr Arzt der Meinung ist, dass Sie an einer krankheitsbedingten Angststörung leiden, kann er Sie an einen Psychiater verweisen.

Pflege eines geliebten Menschen

Erhebliche gesundheitliche Ängste können für die Betroffenen eine echte Belastung darstellen, und Beruhigung ist nicht immer hilfreich. Manchmal kann die Beruhigung die Situation sogar noch verschlimmern. Das kann frustrierend sein und Familien und Beziehungen belasten. Ermutigen Sie Ihren Angehörigen, sich an einen Psychiater zu wenden, um zu lernen, wie man mit krankheitsbedingten Angstzuständen umgeht.

Verursacht

Die genaue Ursache einer krankheitsbedingten Angststörung ist nicht klar, aber diese Faktoren können eine Rolle spielen:

  • Überzeugungen. Möglicherweise fällt es Ihnen schwer, Unsicherheit über unangenehme oder ungewöhnliche Körperempfindungen zu ertragen. Dies könnte dazu führen, dass Sie alle Körperempfindungen als etwas Ernstes ansehen und nach Beweisen suchen, die bestätigen, dass Sie eine ernsthafte Krankheit haben.
  • Familie. Wenn Sie Eltern hatten, die sich zu viele Sorgen um ihre eigene oder Ihre Gesundheit gemacht haben, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Sie unter Gesundheitsangst leiden.
  • Frühere Erfahrungen. Vielleicht haben Sie in Ihrer Kindheit Erfahrungen mit schweren Krankheiten gemacht, so dass körperliche Empfindungen für Sie beängstigend sein können.

Risikofaktoren

Eine krankheitsbedingte Angststörung beginnt in der Regel im frühen oder mittleren Erwachsenenalter und kann sich mit zunehmendem Alter verschlimmern. Bei älteren Menschen kann sich die krankheitsbedingte Angst auf die Angst vor dem Verlust des Gedächtnisses konzentrieren.

Zu den Risikofaktoren für eine krankheitsbedingte Angststörung können gehören:

  • Eine Zeit großen Lebensstresses
  • Bedrohung durch eine schwere Krankheit, die sich als nicht schwerwiegend erweist
  • Missbrauch in der Kindheit
  • Eine schwere Krankheit in der Kindheit oder ein Elternteil mit einer schweren Krankheit
  • Persönlichkeit­smerkmale, z. B. die Neigung, sich Sorgen zu machen
  • Exzessive gesundheitsbezogene Internetnutzung

Komplikationen

Krankheitsangst kann mit einer Angststörung verbunden sein:

  • Beziehungs- oder Familienprobleme, weil übermäßiges Grübeln andere frustrieren kann
  • Arbeitsbedingte Leistungsprobleme oder übermäßige Abwesenheit
  • Probleme bei der Bewältigung des täglichen Lebens, die möglicherweise sogar zu einer Behinderung führen können
  • Finanzielle Probleme aufgrund übermäßiger Arztbesuche und Arztrechnungen
  • eine andere psychische Störung, z. B. eine somatische Symptomstörung, andere Angststörungen, Depressionen oder eine Persönlichkeit­sstörung

Prävention

Über die Vorbeugung von krankheitsbedingten Angstzuständen ist wenig bekannt, aber diese Vorschläge können helfen.

  • Wenn Sie unter Angstzuständen leiden, solltenSie so schnell wie möglich einen Fachmann aufsuchen, um zu verhindern, dass sich die Symptome verschlimmern und Ihre Lebensqualität beeinträchtigen.
  • Lernen Sie zu erkennen, wann Sie gestresst sind und wie sich dies auf Ihren Körper auswirkt – und wenden Sie regelmäßig Stressbewältigungs- und Entspannungstechni­ken an.
  • Halten Sie sich an Ihren Behandlungsplan, um Rückfälle oder eine Verschlimmerung der Symptome zu vermeiden.

Diagnose

Um eine Diagnose zu stellen, müssen Sie sich wahrscheinlich einer körperlichen Untersuchung unterziehen und alle Tests durchführen lassen, die Ihr Hausarzt empfiehlt. Ihr Arzt kann feststellen, ob bei Ihnen behandlungsbedürfti­ge Erkrankungen vorliegen, und er kann Grenzen für Labortests, bildgebende Verfahren und Überweisungen an Spezialisten festlegen.

Ihr Hausarzt kann Sie auch an eine psychiatrische Fachkraft verweisen. Er oder sie kann:

  • Führen Sie eine psychologische Beurteilung durch, um über Ihre Symptome, Stresssituationen, Ihre Familiengeschichte, Ängste oder Sorgen und die Art und Weise, wie Ihre Angst Ihr Leben negativ beeinflusst, zu sprechen.
  • Lassen Sie eine psychologische Selbsteinschätzung oder einen Fragebogen ausfüllen
  • Sie nach dem Konsum von Alkohol, Drogen oder anderen Substanzen fragen
  • Stellen Sie fest, ob Ihre Krankheitsbeses­senheit besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden kann, z. B. durch eine somatische Symptomstörung oder eine generalisierte Angststörung.

Behandlung

Ziel der Behandlung ist es, Ihnen dabei zu helfen, Ihre Ängste im Zusammenhang mit Ihrer Gesundheit zu bewältigen und Ihre Fähigkeit zu verbessern, im täglichen Leben zurechtzukommen. Psychotherapie – auch Gesprächstherapie genannt – kann bei krankheitsbedingten Angstzuständen hilfreich sein. Manchmal können auch Medikamente eingesetzt werden.

Psychotherapie

Da körperliche Empfindungen mit emotionaler Belastung und Gesundheitsangst zusammenhängen können, kann eine Psychotherapie – insbesondere eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) – eine wirksame Behandlung sein. Die kognitive Verhaltenstherapie hilft Ihnen, Fähigkeiten zur Bewältigung von Krankheitsängsten zu erlernen und andere Wege zu finden, mit Ihren Sorgen umzugehen, als übermäßige medizinische Tests oder die Vermeidung medizinischer Versorgung.

CBT kann Ihnen helfen:

  • Erkennen Sie Ihre Ängste und Überzeugungen im Zusammenhang mit einer schweren Krankheit
  • Lernen Sie eine andere Sichtweise auf Ihre Körperempfindungen, indem Sie daran arbeiten, nicht hilfreiche Gedanken zu ändern.
  • Werden Sie sich bewusst, wie Ihre Sorgen Sie und Ihr Verhalten beeinflussen
  • Ändern Sie die Art und Weise, wie Sie auf Ihre Körperempfindungen und Symptome reagieren
  • Erlernen von Fähigkeiten zur Bewältigung und Toleranz von Angst und Stress
  • Verringerung der Vermeidung von Situationen und Aktivitäten aufgrund körperlicher Empfindungen
  • Verringern Sie das Verhalten, Ihren Körper häufig auf Anzeichen von Krankheit zu untersuchen und immer wieder Bestätigung zu suchen
  • Verbesserung des täglichen Funktionierens zu Hause, am Arbeitsplatz, in Beziehungen und in sozialen Situationen
  • Behandlung anderer psychischer Störungen, wie z. B. Depressionen

Andere Therapien wie verhaltensori­entierte Stressbewältigung und Expositionstherapie können ebenfalls hilfreich sein.

Medikamente

Antidepressiva, wie z. B. selektive Serotonin-Wiederaufnahme­hemmer (SSRI), können bei der Behandlung von Angstzuständen helfen. Medikamente zur Behandlung von Stimmungs- oder Angststörungen, falls vorhanden, können ebenfalls helfen.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die medikamentösen Möglichkeiten und die möglichen Nebenwirkungen und Risiken.

Lebensstil und Hausmittel

Zusätzlich zur professionellen Behandlung einer Angststörung können diese Schritte zur Selbstfürsorge helfen:

  • Arbeiten Sie mit Ihrem Arzt zusammen. Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Hausarzt oder psychologischen Betreuer einen regelmäßigen Zeitplan für Besuche fest, um Ihre Anliegen zu besprechen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Besprechen Sie die Festlegung angemessener Grenzen für Tests, Bewertungen und Überweisungen an Spezialisten. Vermeiden Sie es, sich von mehreren Ärzten beraten zu lassen oder die Notaufnahme aufzusuchen, da dies die Koordinierung Ihrer Versorgung erschweren kann und Sie möglicherweise doppelten Tests unterzogen werden.
  • Üben Sie Stressbewältigung und Entspannungstechni­ken.Das Erlernen von Stressbewältigungs- und Entspannungsmet­hoden, wie z. B. der progressiven Muskelentspannung, kann helfen, Ängste abzubauen.
  • Werden Sie körperlich aktiv. Ein abgestuftes Aktivitätsprogramm kann sich beruhigend auf Ihre Stimmung auswirken, Ihre Ängste verringern und Ihre körperliche Leistungsfähigkeit verbessern.
  • Beteiligen Sie sich an Aktivitäten. Die Teilnahme an Ihrer Arbeit sowie an sozialen und familiären Aktivitäten kann Ihnen Unterstützung bieten.
  • Vermeiden Sie Alkohol und Freizeitdrogen. Der Konsum von Drogen kann Ihre Pflege erschweren. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, wenn Sie Hilfe beim Aufhören brauchen.
  • Vermeiden Sie es, im Internet nach möglichen Krankheiten zu suchen. Die riesige Menge an Gesundheitsin­formationen, die mit Ihrer Situation zu tun haben können oder auch nicht, kann Verwirrung und Ängste hervorrufen. Wenn Sie Symptome haben, die Sie beunruhigen, sprechen Sie bei Ihrem nächsten Termin mit Ihrem Hausarzt.

Vorbereitung auf Ihren Termin

Zusätzlich zu Ihrer medizinischen Untersuchung kann Ihr Hausarzt Sie zur Untersuchung und Behandlung an eine psychiatrische Fachkraft wie einen Psychiater oder Psychologen überweisen.

Hier finden Sie einige Informationen, die Ihnen bei der Vorbereitung auf Ihren Termin helfen und Ihnen zeigen, was Sie von Ihrem Hausarzt oder einer psychiatrischen Fachkraft erwarten können.

Was Sie tun können

  • Ihre Symptome, einschließlich des Zeitpunkts, zu dem sie zum ersten Mal auftraten, wie sie sich auf Ihr tägliches Leben auswirken und was Sie tun, um sie zu bewältigen
  • Wichtige persönliche Informationen, einschließlich traumatischer Ereignisse in Ihrer Vergangenheit und belastender wichtiger Ereignisse
  • Medizinische Informationen, einschließlich anderer körperlicher oder geistiger Beschwerden, die Sie haben
  • Medikamente, Vitamine, Kräuter und andere Nahrungsergänzun­gsmittel, die Sie einnehmen, sowie deren Dosierung
  • Fragen an Ihren Arzt

Bitten Sie, wenn möglich, ein vertrauenswürdiges Familienmitglied oder einen Freund, Sie zu Ihrem Termin zu begleiten, um Sie zu unterstützen und Ihnen zu helfen, sich an Informationen zu erinnern.

Zu den Fragen, die Sie Ihrer psychosozialen Fachkraft stellen sollten, gehören u. a:

  • Habe ich eine krankheitsbedingte Angststörung?
  • Welchen Behandlungsansatz empfehlen Sie?
  • Wäre eine Therapie in meinem Fall hilfreich?
  • Wenn Sie eine Therapie empfehlen, wie oft und wie lange werde ich sie brauchen?
  • Wenn Sie Medikamente empfehlen, gibt es mögliche Nebenwirkungen?
  • Wie lange muss ich die Medikamente einnehmen?
  • Wie werden Sie überwachen, ob meine Behandlung anschlägt?
  • Gibt es Maßnahmen, die ich selbst ergreifen kann, um meinen Zustand zu verbessern?
  • Gibt es Broschüren oder anderes gedrucktes Material, das ich erhalten kann? Welche Websites können Sie empfehlen?

Zögern Sie nicht, bei Ihrem Termin weitere Fragen zu stellen.

Was Sie von Ihrem Arzt erwarten können

Ihr Hausarzt oder eine psychiatrische Fachkraft kann Sie danach fragen:

  • Welche Symptome haben Sie, und wann sind sie zum ersten Mal aufgetreten?
  • Wie wirken sich Ihre Symptome auf Ihr Leben aus, z. B. in der Schule, bei der Arbeit und in persönlichen Beziehungen?
  • Wurde bei Ihnen oder einem Ihrer nahen Verwandten eine psychische Störung diagnostiziert?
  • Wurden bei Ihnen irgendwelche Krankheiten diagnostiziert?
  • Konsumieren Sie Alkohol oder Freizeitdrogen? Wie oft?
  • Treiben Sie regelmäßig Sport?

Ihr Hausarzt oder Ihre psychosoziale Fachkraft wird Ihnen je nach Ihren Antworten, Symptomen und Bedürfnissen zusätzliche Fragen stellen. Wenn Sie sich auf die Fragen vorbereiten und sie vorwegnehmen, können Sie die Zeit Ihres Termins optimal nutzen.

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